De/Vision - Berlin

13.10.2007 | 08:12

07.10.2007, Columbia Club

Fast wäre das letzte Konzert der "Noob"-Tour von DE/VISION zur Katastrophe geworden - ausgerechnet an diesem Sonntagabend im Berliner Columbia Club muss der Laptop von Thomas Adams Probleme bereiten. Dabei fing alles so entspannt an: Gegen 20 Uhr spielten INTUITION und versuchten, mit ihrer Mischung aus Pop, Electro und Alternative die zahlreichen Besucher zu animieren.

Nach ihnen geben MICHIGAN ihr Bestes. Die Schweden spielen einen Sound aus Electro und Indie. Sänger Peter Ehn versucht während der eher trägen Show, das Publikum vor allem mit seinen Blicken und seinem Gesang für sich zu gewinnen: Eindringliche, fast schon ernste Blicke schweifen durch die Menge. Dabei bewegt sich Peter ein wenig hin und her, schnappt sich das Mikrofon und versucht, all seine Kraft in seine Stimme zu legen. Doch mit ihrem smoothen Sound passen MICHIGAN gut zum Hauptakt des heutigen Abends, DE/VISION. Ein wenig melancholisch wird es dann, als Peter über den "Beautiful Jewel" singt, aber schön. Seine Animationsversuche gelingen jedoch nicht so recht: Nur die "Come on"-Rufe klappen - das Publikum klatscht mit, zumindest für einen kurzen Moment. Etwas härter wird es zu Beginn von 'Hang On', einem Song vom aktuellen Album "Pulse Of Pain". Nach ihrem letzten Song für ihren Auftritt, 'The Nomad' verabschieden sich MICHIGAN. So richtig begeistern konnten sie aber nicht, denn ihre Songs klangen alle recht ähnlich. Doch was soll's: DE/VISION spielen gleich.

Dann ist die Umbaupause auch vorbei und die Synthie-Pop-Band DE/VISION betritt endlich die Bühne. Im Hintergrund leuchten verschiedene Formen in unterschiedlichsten Farben und bilden die Silhouetten der Bandmitglieder besonders im abgeschwächten Licht gut ab. Doch all das gleicht nicht dem sexy Hüftschwung von Sänger Steffen Keth, der an diesem Abend sehr gut gelaunt gewirkt und gelegentlich auf der Bühne rumhüpft und -tänzelt. Doch auch den Fans merkt man ihre Freude an, egal ob neuere Songs, wie 'Obsolete', oder ältere, wie 'Addicted', gespielt werden. Enthusiastischer wird es dann, als Steffen die Zeilen "I wanna be free" vertont. Voller Leidenschaft greift er sich beim Refrain des 'Freedom'-Songs an die Brust. Die Stimmung ist mittlerweile schon auf einem Höhepunkt und fleißig wird mitgesungen. Steffen will die Fans deshalb den Refrain alleine zu Ende singen lassen, doch das ist wohl für die meisten zu spontan. Aber das ist kein Problem. Der Song und die Vertonung sind toll und mitreißend. Danach kommen bereits erste "Ausziehen"-Rufe. "Ok, Moment", antwortet Thomas am Keyboard. Gespannt schauen die Fans nach vorn: Zieht sich Steffen Keth jetzt wirklich aus? Nein, ganz im Gegenteil, denn Thomas kündigt ein kleines Computerproblem an, das schnell gelöst sein sollte. Zur Überbrückung geht es mit der Akustikgitarre weiter. Die kurze musikalische Einlage gefällt, und so wollen manche mehr: "Unplugged"-Rufe folgen. Aber kein Wunder, so gefühlvoll wie Steffen den Song vertont, währenddessen beginnt Thomas am Laptop zu verzweifeln. "Everybody needs a little perfection" - wie wahr, und dabei habe so ein "Ding" viel Geld gekostet. "Die Hütte ist voll, es wird mitgefilmt und alles geht schief", meint Sänger Steffen. Doch er nimmt es locker und auch die Fans können sich eher über die kleine Panne amüsieren. Doch Steffen weiß, woran es liegt: "Das sind die Zigaretten. Ich hab's dir doch gleich gesagt", meint er zu Thomas, der sich währenddessen schon die nächste angezündet hat. Aber die "scheiß PC-Musik" macht noch immer Probleme: "Thomas hat sich wohl zu viele Pornos runtergeladen", erklärt Steffen dem Publikum den Grund für die Panne noch einmal. Da Steffen wohl kein guter Witze-Erzähler sei, stellt er währenddessen einen Fan vor, der heute sein 50. Konzert von DE/VISION besucht. Doch die "dramatische Situation", auf die die Band nicht eingestellt war, ist noch immer da, und so wird kurzerhand entschieden, dass es eine Pause von zehn Minuten geben soll. Genug Zeit, um zur Bar zu gehen und sich ein neues Getränk zu gönnen. Dann geht es auch endlich weiter: Genauso enthusiastisch wie zu Beginn hüpft Steffen über die Bühne. Mit 'What You Deserve' vom aktuellen Album "Noob" wird es dann auch etwas härter, elektronisch. Doch auch 'Live Is Suffering' und 'Nine Lives' kommen beim Publikum gut an. Doch mit Steffen als Entertainer auch kein Wunder. Er vermittelt viel Freude an den Songs, die zu den Fans überschwingt. Zum Abschluss gibt es noch 'Love Will Find A Way'. Das Publikum singt fleißig mit und dann verabschieden sich DE/VISION. Zumindest zum ersten Mal, denn das Publikum singt den Song einfach weiter, bis die Jungs wiederkommen und eine erste Zugabe spielen. Doch die genügt nicht, eine zweite Zugabe muss her. Gerne würden die Fans noch mehr hören, aber auch dieser Auftritt muss zu Ende gehen. Erfreulicherweise gibt es gegenüber vom Columbia Club noch eine After-Show-Party, um mit den Jungs noch ein wenig weiter zu feiern. Schön war es - und das nächste Album und damit die nächste Tour kommen sicherlich.

Redakteur:
Franziska Böhl

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