AVENGED SEVENFOLD - Hamburg

30.11.2010 | 20:52

16.11.2010, Markthalle

Die Nummer eins aus den Staaten endlich zurück!

Von null auf eins in die US-Charts – und keiner weiß es. Zumindest hat man in Deutschland das Gefühl, dass neun von zehn Menschen beim Namen AVENGED SEVENFOLD nur ein fragendes "Was?" einfällt. Sünder! Wer sich wirklich für Musik interessiert, sollte über diese Band zumindest schon einmal gestolpert sein, erlangten sie ihren Erfolg schließlich nicht über Nacht, sondern eroberten die Herzen Schritt für Schritt. Dass diese nicht nur Teenies, sondern auch Rockern gehören, verdanken sie ihrem aktuellen Werk "Nightmare", welches die Kalifornier merklich gereifter und erwachsener zeigt. Doch es gab nicht nur eitel Sonnenschein. Kurz vor den Aufnahmen zu "Nightmare" verstarb ihr langjähriger Weggefährte The Rev an einer Überdosis Tabletten und Alkohol. Das Schlagzeug stand nun leer. Das Ende schien nah, bis die Sensation perfekt war und The Revs Lieblingsdrummer Mike Portnoy (ehemals DREAM THEATER) die Stöcke in die Hand nahm.

Deutschland-Gigs sind rar gesät, daher war der 16. November schon seit Monaten fett im Kalender markiert. Nach einem triumphalen Gig in Köln eine Woche zuvor treibt es das Quintett endlich in die Stadt der Sünde nach Hamburg. Und wer weiß, dass AVENGED SEVENFOLD in den USA die großen Hallen vollmachen, der freut sich besonders auf diesen intimen Gig in der kleinen Markthalle. Denn sollte einmal die Erfolgswelle nach Deutschland schwappen, werden wir diese Band nie wieder in solch gemütlicher Atmosphäre erleben. Obwohl gemütlich Auslegungssache ist, wenn man bedenkt, dass die Markthalle seit Monaten ausverkauft ist und es im Inneren keine Klimaanlage gibt. Es wird heiß.

Bevor A7X die Puppen tanzen lassen, dürfen HYPROGLOW den Abend beginnen. Mit einem starken und intensiven Gig können die Essener Core-Rocker die Besucher für sich begeistern. Fragt sich nur, warum die Combo zwar schon für Bands wie ANTHRAX oder LIFE OF AGONY eröffnet hat, aber noch keinen Plattenvertrag besitzt.

Das Astra klimpert im Becher, das Shirt ist gekauft, nun kann die Show beginnen. Nachdem das Licht erlischt, ertönt zur Freude der alten Fans (alle ab 25) 'The Sound Of Silence' (SIMON & GARFUNKEL). Luft holen, noch einmal kurz stretchen und die Ohren freimachen. Denn nun ist es mit der Stille vorbei.

Als die Glocken von 'Nightmare' erklingen, tönt eine Schreiurgewalt durch die Markthalle. Die Jungs erklimmen die Bühne, und ab geht der wilde Ritt. Als Fronter M. Shadows im typischen Outfit die Bühne betritt, kennt Hamburg kein Halten mehr. Die Gitarren setzen ein, und die Fans stehen Kopf. Von null auf jetzt nimmt die Temperatur um fünfzig Grad zu und der Moshpit ungeahnte Größen an. Was für ein Beginn! Übersong und Überstimmung – "Your fucking nightmare" schreit es aus tausend Kehlen. Ohne Pause geht es sofort zum nächsten Kracher über: 'Critical Acclaim'. Ähnlich impulsiv, jedoch ist in den kurzen Hip-Hop-Momenten ein Schmunzeln nicht zu vermeiden.

M. Shadows post wie ein Weltmeister, während die Saitenfraktion fast schon unterkühlt ihren Job erledigt. Wobei man immer mal wieder einen kurzen Ausbruch erkennen kann. Wenn schon früh ein BH Richtung Synyster Gates fliegt, kann sich dieser eines kurzen Lächelns nicht erwehren.

Endlich werden die ersten Worte an das Publikum gerichtet. M. Shadows begrüßt Hamburg und fragt, wer zum ersten Mal auf einem A7X-Konzert sei. Fast 75 Prozent aller Hände gehen hoch. Eine ganze Menge, findet der Fronter auch und begrüßt alle Frischlinge mit 'Welcome To The Family'. "Interesting place", kommentiert M. Shadows die an ein Amphitheater erinnernde Markthalle und gibt zu, dass er sich gerade schrecklich klein vorkommt.

Erneut ertönen lautstarke "SEVENFOLD!"-Rufe, bevor mit 'Beast And The Harlot' etwas weiter in die Vergangenheit gegangen wird. Das tut der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil, der Anteil an Crowdsurfern war noch nicht höher.

Nun wird es auch musikalisch wieder Old School, denn 'Buried Alive' ist eine 1A-METALLLICA-Verbeugung und eines der vielen Highlights der aktuellen Scheibe. Und wem Mike Portnoy bisher noch nicht aufgefallen ist, der sieht ihn spätestens jetzt. Zum großen Finale erlischt das Licht, und nur der Ausnahmedrummer strahlt im schönsten Schein. Sauber!

M. Shadows richtet seine Worte nun wieder an die Fans und erinnert an The Rev, der nicht nur ihr bester Freund, sondern auch ein ganz besonderer Schlagzeuger war. Nur durch die Hilfe vieler Freunde und der Fans konnten sie diese schwere Zeit überstehen – und durch Mike Portnoy, der schon immer einen besonderen Platz im Herzen The Revs hatte. Dies wird von den Fans mit einem gigantischen Applaus bedacht, obwohl man sich fragt, ob das überwiegend junge Publikum überhaupt weiß, welch Großmeister hinter der Schießbude sitzt. Passend zu diesen melancholischen Worten stimmt die Band die emotionale Ballade 'So Far Away' an. Gänsehaut prasselt auf die Besucher, und ein Meer aus Feuerzeugen überzieht die Markthalle.

Es bleibt hochmelodisch, denn 'Afterlife' besticht auch live mit seinem charmanten Pop-Charme, bevor mit 'God Hates Us' der laut M. Shadows perfekte Song für diese enge Location ertönt. Nicht für alle, denn die hohen Temperaturen sind nicht jedermanns Geschmack, so dass ein junger Hüpfer mal eben direkt aus dem Moshpit herausrennt und neben der POWERMETAL.de-Crew an die Wand kotzt. Lecker! Dazu servieren uns A7X 'Bat Country' (oder eben 'Puke Country').

Mit 'Almost Easy' und den lauten "I'm not insane!"-Rufen endet nach etwas über einer Stunde der reguläre Part der Show. Die Fans sehen ziemlich durchnässt und zerstört aus, doch da geht noch mehr. Für die Überballade 'Seize The Day' sowie den obligatorischen Rauswerfer 'Unholy Confessions' werden noch mal alle Energiereserven angezapft. Feierabend!



Fazit: starke Songs, starke Show. Wenn man bedenkt, welche Hits ausgelassen wurden, kann einem angst und bange werden. In so kleinem Rahmen wird man die Band auch in Deutschland nie wieder sehen.

Besten Dank für die wunderbaren Bilder geht an Christin Kersten.

Setlist AVENGED SEVENFOLD:
01. Nightmare
02. Critical Acclaim
03. Welcome To The Family
04. Beast And The Harlot
05. Buried Alive
06. So Far Away
07. Afterlife
08. God Hates Us
09. Bat Country
10. Almost Easy
----
11. Seize The Day
12. Unholy Confessions

Redakteur:
Enrico Ahlig

Login

Neu registrieren