VULTURE: Interview mit Stefan Castevet

18.05.2021 | 14:28

VULTURE ist nicht erst seit dem formidablen Zweitwerk "Ghastly Waves & Battered Graves" in aller Speed- und Thrash-Metal-Munde. Die Jungs aus Nordrhein-Westfalen spannen gekonnt den Bogen zwischen nostalgischem 1980er-Jahre-Charme und der Vehemenz der Neuzeit. Mit "Dealin' Death" steht Album Nummer drei in den Startlöchern und wir schnappten uns einmal Herrn Castevet und durchlöcherten ihn mit Fragen zum aktuellen Rundumschlag. Doch lest selbst, was der gute Stefan zu sagen hatte.

Moin Stefan, vielen Dank für deine Zeit! Wie ist die Lage bei VULTURE? Wie geht es euch?

Wir sind zum Glück alle gesund und munter. Das ist ja gar nicht mal so selbstverständlich. Wir sind so weit alle von gesundheitlichen oder sonst welchen Folgen verschont geblieben. Darum sind wir dankbar.

Das ist gut! Nun, viel Zeit lasst ihr jedenfalls nicht verstreichen, denn euer letztes Album ist gerade einmal zwei Jährchen alt. Gib mir doch ein kleines Update, was seit der Veröffentlichung von "Ghastly Waves & Battered Graves" so passiert ist?

Ganz viel und gar nichts. Wir haben nach Veröffentlichung für unser Gefühl Milliarden von Konzerten gespielt und sind ziemlich platt und k.o. aus 2019 rausgekommen. Nichtsdestotrotz hatten wir nebenbei die ganze Zeit weiter an Songs gearbeitet und konnten dann im April direkt "Dealin' Death" aufnehmen. Mit dem Zeitfenster hatten wir enormes Glück. Und jetzt warten wir seit einem Jahr nichtstuend auf den Release, haha.

Damit steht euer sogenanntes "Make it or break it"-Album, also Scheibe Nummer drei, in den Startlöchern. Wie empfindest du persönlich die Wichtigkeit eines dritten Albums?

Vor dem zweiten hatte ich weitaus mehr Angst. Da haben wir alles total zerdacht und wollten uns mit all den Riffs, Melodien und Changes ein Stück weit etwas beweisen. "Dealin' Death" ist jetzt fast schon eine Trotzreaktion darauf. Viel mehr on-point und catchier. Ich bin total zufrieden. Jetzt bin ich gespannt, wie es ankommt. Alles was wir bislang zu den Singles gehört haben, war durchweg positiv. Heimlich war ich da natürlich auch erleichtert, haha.

Auch im Hinblick auf die 2019er Scheibe: Mit welcher Zielsetzung oder welchen Forderungen an euch selbst seid ihr an die Arbeiten zu "Dealin' Death" herangetreten?

Mehr Musik aus Fan-Perspektive und weniger Wert auf Pseudo-Musikalität setzen. Zwischen dem, was wir selber gerne hören und "Ghastly Waves..." ist eine große Diskrepanz. An das Thema wollten wir mit dem Album ran. Man freut sich ja nun mal über einen geilen Chorus und sich in einem Mittelpart zu verlieren muss nicht immer unbedingt notwendig oder geil sein. Alles ist jetzt eine Spur direkter und kerniger, sowohl musikalisch als auch soundmäßig.

Ziemlich erstaunlich ist, dass ich die Platte trotzdem als abwechslungsreicher empfinde. Wie empfindest du das?

Ja, geil! Genau so sollte das Album funktionieren. Das freut mich sehr. Ich empfinde das nämlich genauso. Die Songs in sich sind simpler, aber ich glaub man bleibt dadurch mit dem Ohr viel näher dran am Gesamtkonzept und hört dann verschiedene Nuancen und Ideen auch viel deutlicher raus.

Vielleicht liegt das auch am noch etwas kräftigeren Sound, obwohl ich die Produktion der letzten Scheiben auch schon ziemlich gelungen fand. Doch worin liegen die Unterschiede zwischen den Produktionen bei Marco Brinkmann im Hellforge Studio und der aktuellen, die ihr genau wo und bei wem aufgenommen habt?

Diesmal haben wir auf ihn gehört. Ich werde nicht vergessen, wie beim Mixen der "Ghastly"-Scheibe auf mein Geheiß hin sämtliche Delay- und Reverb-Fader unter Kopfschütteln nach oben gezogen wurden. Solche genialen Einfälle habe ich diesmal für mich behalten. Das tut uns gut, haha!

Generell brettern die Songs immens gut durch Mark und Bein - speziell 'Malicious Souls', 'Star-Crossed City' und der Titeltrack haben es mir angetan. Stecken spezielle Stories oder Konzepte hinter 'Multitudes Of Terror', 'Flee The Phantom' oder anderen Stücken auf "Dealin' Death"?

In 'Flee The Phantom' geht es um "Belphegor - Das Phantom des Louvre", ziemlich käsige, uralte Krimi-Serie, aber cooles Feeling. In 'Dealin' Death' geht es um die Poe-Verfilmung "The Pit And The Pendulum". 'Multitudes Of Terror' soll ein altbackener, bewusst halbgarer Ausflug in die Gedankenwelt eines Schizophrenen sein. Viele haben uns jetzt gefragt, ob es da um diese ganzen Aluhut-Idioten geht. Erschreckenderweise nicht.

Wir haben bereits von vielen Bands gehört, dass ihnen der Fokus auf die Alben inmitten der Corona-Situation ein wenig in die Karten gespielt hat. Wie war das bei euch? Gab es in den Vorbereitungen zur neuen Scheibe irgendwelche pandemiebedingten Probleme oder lief alles halbwegs wie am Schnürchen?

Ne, wir hatten ja das Glück, dass alles schon vorher fertig war. Der einzige Effekt war, dass sich die Wartezeit diesmal noch länger angefühlt hat.

Sehr gut! Auch grandios finde ich eure bisherigen Artworks in bester EXCITER- und RAZOR-Manier: erst Guillotine, dann Messer und nun die Axt. Hat sich das eher zufällig ergeben oder mit welchen Waffen kann man künftig noch auf VULTURE-Artworks rechnen?

Haha, eher zufällig, aber jetzt ist es wohl ein bisschen zum Gesamtkonzept geworden. Ich weiß gar nicht, was es noch so für das nächste Album geben könnte. Etwas noch größeres als dieses Pendel wird echt schwer!

Euch hat mit Metal Blade ein sehr renommiertes Label unter Vertrag. Worin liegen deiner Meinung nach denn die Vorteile an solch einer Zusammenarbeit eventuell auch im Vergleich zu High Roller Records, bei denen ihr vor einigen Jahren noch zu Hause wart.

Direkt vergleichen möchte ich das nicht. Kleinere Labels haben natürlich mit einem kurzen Dienstweg viele Vorteile, dafür aber natürlich auch weniger Reichweite bzw. nicht so einen professionell durchgestylten Promo-Apparat. Wir haben uns bei High Roller wohl gefühlt und sind jetzt mit Metal Blade mindestens genauso happy. Wir haben uns über das Angebot damals sehr gefreut und finden es natürlich total scharf, auf dem Label zu sein, das den ersten METALLICA-Song und die ganzen SLAYER-Scheiben und Co. veröffentlicht hat. Ich denke, wir passen, trotz unserer musikalischen Angekauztheit, gut rein.

Musik und Artwork hätten auch schon in den 1980er Jahren Berge versetzen können. Mit wieviel Nostalgie und Romantik (im Sinne vom nostalgischen Denken an eine andere Zeit) steckt denn in "Dealin' Death"?

Klar ist unsere ganze Ästhetik total 80's-like. Nichtsdestotrotz schreiben wir ja unsere Lieder mit unseren Riffs. Ob die Einflüsse dazu aus den 80ern kommen, ist dabei ja fast schon zweitrangig. Nostalgisch sind wir nicht wirklich. Aber Fans sind wir; Fans guter Mucke und vor allem von gutem Speed und/oder Thrash Metal. Und einfluss-mäßig ist da aus unserer Sichtweise die "Reign In Blood" vielleicht nicht der Startschuss für Thrash Metal, sondern eher die Ziellinie. Wir finden es spannend zu gucken, wie die damals überhaupt auf die Idee kamen, eine "Kill 'Em All" oder die "Bonded By Blood" zu schreiben. Da ziehen wir viel Freude und viel Kreativität heraus.

Wie wird es nach der Veröffentlichung eures Drittalbums weitergehen? Was ist geplant und könnt ihr den 2-Jahres-Rhythmus eurer Alben sogar aufrecht erhalten?

Ich hoffe, dass es irgendwann wieder normal weitergeht. Jetzt gerade bin ich sehr zum Ärger der anderen schon wieder sehr kreativ, haha. Die ersten drei neuen Songs wurden schon aufgenommen. In zwei Jahren haben wir doch locker ein Album fertig, wieder! Bis dahin wollen wir so viele Shows spielen wie es möglich ist. Vielleicht nochmal touren? Who knows!

Stefan, damit wäre ich mit meinen Fragen auch durch und möchte mich noch einmal vielmals bei euch für eure Zeit bedanken. Euch alles Gute mit diesem bockstarken Album. Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Danke dir! Hat Spaß gemacht! Bleibt gesund und verantwortungsbewusst, während ihr euch unser neues Album kauft und abends vor dem Schlafengehen nochmal an Paul Baloff denkt.

Redakteur:
Marcel Rapp

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