VANISHING POINT: Interview mit Chris

19.04.2005 | 18:41

VANISHING POINT haben sich mit nur zwei Alben ("In Thought", "Tangled In Dream") einen ziemlich gefestigten Ruf in der melodischen Metalszene erspielen können. Es folgten unter anderem ein Gig auf dem Wacken Open Air und eine Tour mit GAMMA RAY, auf der dieser Ruf auch mit den Livequalitäten der Band gefestigt werden konnte. Fünf Jahre sind seither ins Land gezogen, bevor die Jungs heuer mit "Embrace The Silence" aus den Puschen kommen. Einmal mehr bieten die Australier darauf blitzsauberen Metal für alle Melodieverliebten unter uns. Grund genug mal nachzufragen, warum es zum einen solang dauerte, die neue Scheibe in die Läden zu bringen, zum anderen, wie die anschließende Planung aussehen wird. Gitarrist Chris stand Rede und Antwort.

Alex:
Hey Chris, wie sieht's aus bei euch?

Chris:
Hi Alex, uns geht es derzeit einfach sehr gut. Wir haben bislang sehr positives Feeback von der internationalen Presse erhalten und auch sonst wurden unsere Erwartungen in Bahnen gelenkt, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht erhofft hätten.

Alex:
Seid ihr denn zufrieden mit dem Ergebnis, das ihr auf "Embrace The Silence" erzielt habt?

Chris:
Absolut! Wir haben sehr hart an dieser Scheibe gearbeitet und sind sehr zufrieden damit, dass viele Menschen, die das Album bereits hörten, unserer Meinung sind.

Alex:
Ihr habt ja in Deutschland bereits auf dem Wacken Open Air gespielt und zudem auf der letzten GAMMA RAY-Tour eröffnet. Was haltet ihr von Deutschland als Metalnation?

Chris:
Deutschland ist einfach unglaublich, wenn man das Land nüchtern als Markt für Heavy Metal betrachtet. Es ist erfrischend, ein Land zu wissen, das eine richtige Szene in seinem Rücken hat. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Stippvisiten in Deutschland deutlich verstärken wollen. Als wir in Wacken waren, aber auch auf den Touren mit GAMMA RAY und SONATA ARCTICA, wurde uns bewusst, dass Deutschland ein wahres Mekka für Heavy Metal ist. Ihr habt so viele geile Festivals und viele deutsche Metalacts rollen die weltweiten Charts von hinten auf. Es ist extrem positiv, dass in Deutschland eine so große Akzeptanz für diese Art von Musik herrscht. Wir hatten wirklich eine sehr schöne Zeit in Deutschland und in Europa, so dass wir dieses Feeling noch sehr, sehr oft genießen wollen (lacht).

Alex:
Kommen wir mal auf Australien zu sprechen. Wie sieht es da mit der Metalszene aus?

Chris:
Es ist zwar überwiegend Underground, aber die Szene wächst und wächst. Wir haben bei uns eigentlich auch alle Sparten des Metal, von Melodic über Death und Black und auch viele Bands, die wirklich Beachtung verdienen. Ich nenne da jetzt nur mal DAYSEND, DUNGEON, CRIMSON FIRE, ALCHEMIST, ANARION, CHALICE und so weiter. Wir haben hier unten auch einige Festivals am Start, zum Beispiel das Metal For The Brain, das von vielen Metalfans wahrgenommen wird, da es eine riesige Chance ist, einen Haufen guter Acts an einem Tag zu sehen. Außerdem müssen wir nicht extra 1000 km fahren und unser Land verlassen um diese Chance zu bekommen. Das ist hier unten sowieso nicht so einfach, da du acht Stunden am Stück auf der Autobahn fahren kannst, ohne auch nur einmal am Lenkrad zu drehen (lacht). Kurzum: Wir haben eine kleine, feine und recht gesunde Szene und ihr werdet noch einiges aus dieser Szene zu hören bekommen...

Alex:
Was würdest du sagen, sind eure Haupteinflüsse für die Musik von VANISHING POINT?

Chris:
Harte Frage! Ich denke, primär leiten sich die Zutaten VANISHING POINTs von Bands wie QUEENSRYCHE, IRON MAIDEN, HELLOWEEN, JUDAS PRIEST, PARADISE LOST etc. ab. Faktisch lieben wir so viele Sachen, möchten aber nicht wie eine Kopie klingen. Wir sind eigentlich sehr open minded und öffnen uns allem, was gut und knackig klingt, während wir komponieren. Es ist also auch ein Stück Situationsfrage.

Alex:
Strittig ist bei der Fachpresse die Genrebezeichnung in Sachen VANISHING POINT. Manch einer sagt Power Metal dazu, dann gibt es viele, die euch als Progressive Metal sehen. Ich persönlich höre jede Menge Melodic Rock und AOR raus, auch wenn ihr die Zutaten natürlich metallischer aufpoliert. Wie siehst du das?

Chris:
Ich denke, wir haben ein wenig von all diesen Genres inne. Wir selbst sehen uns als Melodic Metal, nicht mehr und auch nicht weniger. Wir schreiben unsere Musik immer als Band, nie als Einzelperson. Wir haben alle unsere eigenen Meinungen und die können bislang mächtig differieren. Wir haben aber auch einen Masterplan, der uns alle glücklich macht und das ist der, die Songs so catchy, wie es nur irgend geht, zu gestalten. Dabei ist es völlig egal, ob der Song jetzt zu heavy oder einfach nicht heavy genug ist. Wir folgen dem flow, ganz einfach!
Ich persönlich bin ein großer Death-Metal-Fan. Genauso mag ich aber auch zeitweise AOR, sowie die meisten Metalstile. An einem Tag knie ich vor DEATHs "Human" nieder, am nächsten tue ich dasselbe bei WHITESNAKE. Schlussendlich sind wir eigentlich sehr glücklich darüber, dass die Leute so unterschiedliche Blickwinkel zum Thema VANISHING POINT besitzen. Das heißt nämlich auch, dass die Fans jener Genres auch mit der Musik VANISHING POINTs klarkommen.

Alex:
Was sind denn jetzt genau die Unterschiede zwischen dem 2000er Album "Tangled In Dream" und "Embrace The Silence"?

Chris:
Der größte Unterschied dürfte wohl der sein, dass wir in der Zeitspanne mächtig sowohl als Musiker als auch als Individuen gewachsen sind. Ich denke, das hat auf natürlichem Weg dazu beigetragen, dass die neue Scheibe einen Tick heavier ausgefallen ist als "Tangled In Dream". Wir haben natürlich immer noch dieses Melodic-Element, das die Menschen sofort mit unserem Bandnamen in Verbindung setzen. Es ist aber gleich geblieben, dass jeder von uns absolut zufrieden mit den Ergebnissen ist, sei es nun "Tangled In Dream" oder "Embrace The Silence". Egal ob jetzt zwei Kopien oder 20 Millionen über die Ladentheke gehen. Ich weiß also, und das ist ein wirklich gutes Gefühl, dass ich in zwanzig Jahren zurückblicken kann und voller Zufriedenheit an "Embrace The Silence" denke.

Alex:
So soll es auch sein, Chris! Warum lagen jetzt aber am Ende ganze fünf Jahre zwischen den beiden Veröffentlichungen?

Chris:
Ah ja, gute Frage! Da kamen einige Faktoren zusammen. Wir kamen von der Europatour zurück und unser Keyboarder Danny verließ die Band. Wir versuchten im Anschluss jemanden zu finden, der zum einen sein Instrument versteht und zum anderen mit unserer Ansicht und Zielsetzung von Musik übereinstimmt. Wir haben einige dunkle Tage durchschritten bevor wir letzten Endes doch wieder Licht am Ende des Tunnels sahen. Wir gingen während dieser sehr langen Zeitspanne mehr oder weniger unsere eigenen Wege. Des Weiteren versuchten wir natürlich das bestmögliche Album zu schreiben, das zur Zeit für uns realisierbar ist. Es war sozusagen eine Art Katharsis, denn es spielten einige negative Faktoren in VANISHING POINT hinein und es war nur zu natürlich, diese auch in die Musik einfließen zu lassen. Zuletzt dauerte es auch eine Weile, eine neue Heimat für VANISHING POINT zu finden. Wir hatten einige Offerten und nun sind wir sehr glücklich mit unserer Wahl, bei Dockyard gelandet zu sein.

Alex:
Kommen wir noch mal zum Album zurück. Wovon handeln eure Lyrics?

Chris:
Von dem, was wir fühlen und was uns situativ als Individuen bewegt. Es ist ein guter Weg sich auszudrücken, wenn du im richtigen Moment in der richtigen Situation die Worte nicht finden kannst. Es ist eine Art Aufbereitung vergangener Momente. Wir schreiben über das, was uns bewegt, was uns glücklich macht und was uns tierisch anpisst.

Alex:
Das Coverartwork ist auch sehr gelungen. Wer hat da Hand angelegt?

Chris:
Oh, danke für das Kompliment, Alex! Unser Kumpel Michael, der auch das Artwork für "Tangled In Dream" angefertigt hat, hat auch diesmal das Artwork beigetragen. Er ist verdammt talentiert und wir würden am liebsten alle Ideen, die er zu VANISHING POINT beiträgt, realisieren (lacht). Es war verdammt hart, sich zwischen all den genialen Ideen zu entscheiden. Letzten Endes haben wir aber, denke ich, die richtige Entscheidung getroffen, da das Cover sowohl etwas fantastisches als auch realistisches an sich hat.

Alex:
Ihr seid ja gerade auf Promotour in Europa. Ist eine Gastspielreise in Sicht?

Chris:
Noch nicht. Wir wollen natürlich nach Europa kommen. Es hängt aber davon ab, wie das Album läuft und ob uns die Menschen überhaupt sehen wollen (lacht). Wir haben im Zusammenhang mit Europa so viele fantastische Erinnerungen, haben viele nette Menschen getroffen und sehr schöne Plätze gesehen. Ich hoffe nicht, dass es das letzte Mal gewesen ist.

Alex:
Ist es für euch als Australier nicht besonders schwer, den europäischen Markt zu knacken?

Chris:
Es kann sehr schwer sein, weil die Entfernung so groß ist. Wenn du aber an dich und deine Sache glaubst, erledigt sich die Frage von selbst. Wenn du ein gutes Team und ein starkes Label im Rücken hast, dass sich für dich und deine Vision einsetzt, kann alles passieren. Wir haben in der Zeit unseres Bestehens viel Resonanz von Fans aus aller Welt erhalten, die uns unbedingt sehen wollen. Die Chance, weit rumzukommen, scheint also durchaus vorhanden zu sein. Wir werden sehen! Wichtig ist uns auf jeden Fall, ein starkes Netzwerk hinter uns zu wissen.

Alex:
Chris, danke für die Zeit, die du dir für uns genommen hast! Hast du noch etwas, was du unseren Lesern mit auf den Weg geben willst?

Chris:
Klar! Danke an alle, die sich die Zeit genommen haben, dieses Interview komplett zu lesen (lacht). Ich danke jedem Deutschen, der VANISHING POINT unterstützt hat und auch weiterhin unterstützen wird. Wir hoffen, dass wir in eurer Nachbarschaft in Kürze ein oder vielleicht auch drei Bierchen trinken können und das ihr unsere neue Scheibe mögt.

Alex:
Machs gut und grüß mir deine Bandkollegen!

Chris:
Danke für die Arbeit, die ihr für den Metal und in diesem Fall für VANISHING POINT leistet. Respekt für den Zeitaufwand und den riesigen Support, den ihr aufbringt.
Keep up the great work!!!
All the best... Chris

Redakteur:
Alex Straka

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