UNLOVED: Interview mit MR

08.12.2006 | 17:45

UNLOVED aus Leipzig haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Erst kam ihre viel gelobte EP "Killersongs" heraus, dann verabschiedeten sich Bassist und die seit den Anfangszeiten in der Band spielende Keyboarderin. Dazu bekamen sie erst einen Vertrag bei Black Lotus Records - jedoch ging der Firma kurz darauf das Geld aus und UNLOVED waren wieder ohne Deal. Wie also weiter bei der Band, die für ihre progressive Gitarrenmusik und die fantastische Stimme ihrer Sängerin Shya nicht nur bei Powermetal.de bejubelt wurde? Dies fragte Henri Kramer den UNLOVED-Gitarristen "MR".

Henri:
Euer Stil heißt "Brombeer-Rock". Was bedeutet Brombeer-Rock für euch zur Zeit?

MR:
Zur Zeit bedeutet es ein Stück weit Freiheit, nämlich, sich nicht mehr groß rechtfertigen oder erklären zu müssen. Okay, erklären müssen wir Brombeer-Rock durchaus, aber da wir den Begriff aus Rezensionen übernommen haben, können wir unverkrampfter damit umgehen, als wenn wir uns selbst ein Wort ausdenken würden oder gar versuchten unsere Musik in gängige Schubladen zu pressen. Letztendlich beschäftigt sich wohl kaum ein Musiker mit der eigenen Genrebezeichnung. Wir können beim Aufkommen von Fragen dazu jeweils aus dem Bauch heraus assoziieren und haben gleichzeitig ein interessantes optisches Leitmotiv mit hohem Wiedererkennungswert.

Henri:
Arbeitet ihr aktuell an neuen Stücken, in welche Richtung wollt ihr sie klingen lassen?

MR:
Ja, tatsächlich haben wir diesen Monat die heiße Phase der Vorproduktion für einen Longplayer gestartet. Wir müssen das ja leider nebenberuflich auf die Reihe bekommen, weswegen wir uns einen straffen Plan gesetzt haben. Ziel ist es im Sommer ins Studio zu gehen. Wie die Stücke am Ende klingen werden, das wissen wir noch nicht. Aber das bisherige Material knüpft sehr stark an den Habitus von "Killersongs" an und wird sicherlich wieder einige Genres ausloten, die auch für uns Neuland sind. Alles in allem klingt es derzeit sehr tanzbar und energiegeladen. Es ist aber noch völlig offen.

Henri:
Eure langjährige Keyboarderin Rika ist ausgestiegen: Wie tief ist der Einschnitt und habt ihr bereits Ersatz?

MR:
Die Entwicklung hatte sich eigentlich schon während der Vorproduktion von "Killersongs" angedeutet. Es gab verschiedene Ansichten, deren Lösung wir ganz demokratisch vor uns hergeschoben haben. Resultat war, dass dann im Studio Rika eigentlich sehr oft übergangen wurde. Einige wirklich fantastische Elemente machen ihre Fußstapfen auf "Killersongs" aus, aber praktisch gesehen ist ihr Einfluss sehr stark zurückgegangen. Dass sie nun die Band verlassen hat, war sicherlich für Außenstehende eine große Überraschung, für alle Beteiligten jedoch nicht. Übrigens ist es das Gleiche mit unserem Bassisten gewesen. Da war auch die Zeit im Studio der Katalysator, nur ging es da eben viel schneller, da die Bindung nicht so tief war. Felix war ein Jahr bei UNLOVED, Rika hat die Band praktisch von Anbeginn begleitet. Für Felix haben wir mit Tschacke einen passenden Ersatz gefunden, der praktisch schon immer zum Umfeld gehört hat. Ersatz für Rika zu finden, der in unseren Mikrokosmos passt, ist da schon schwieriger. Derzeit kommt die ganze Elektrosache vom Band. Wir sind aber offen für Bewerbungen, haha.

Henri:
Ihr hattet zwischenzeitlich einen Deal bei Black Lotus Records, der aber wegen der Pleite der Plattenfirma dann doch nicht geklappt hat. Habt ihr inzwischen neue Angebote?

MR:
Diese Sache hat uns emotional und finanziell zurückgeworfen. Wir hatten zwar noch ein paar Angebote, aber durch den sehr guten Deal mit Black Lotus sind wir natürlich wählerisch geworden. Wir wissen, was wir wert sind. Das ist die gute Seite, die wir dem abgewinnen können. Wir machen jedenfalls jetzt erst einmal die Platte auf eigene Faust und sehen uns parallel nach Finanzierungsmöglichkeiten um, damit sie auch veröffentlicht werden kann.

Henri:
Du und Shya seid Studenten in Leipzig - wie klappt das mit der Musik nebenbei?

MR:
Momentan versuche ich wieder, mein Politikstudium ernster zu nehmen. Es ist wirklich sehr interessant, aber die Musik ist leider gleichfalls ein Vollzeitjob und irgendwo muss man Kompromisse eingehen. Shya und ich haben das bislang immer zugunsten der Musik getan, die man wohl deswegen als unser Lebenswerk bezeichnen kann. Zum Präkariat zählt man so oder so.

Henri:
Ihr habt ja jetzt schon ein paar Konzerte mit "Killersongs" gehabt. Am 16. Januar 2007 spielt ihr wieder einmal in der Leipziger Moritzbastei. Welche Art von Show darf man da erwarten?

MR:
Momentan touren wir für "Killersongs", deswegen liegt das dramaturgische Gewicht auf den Liedern dieser Platte. Für diese haben wir aber livetauglichere Bühnenfassungen arrangiert, da die Platte wohl eher etwas fürs Wohnzimmer ist. Wir spielen aber auch noch die alten Kracher von "My Way To Run" und gelegentlich mal ein unveröffentlichtes Stück aus dem Fundus. Neu ist, dass wir verstärkt mit Percussion auftreten. Wir haben da mit Christin eine Musikerin gefunden, mit der wir uns sehr wohl fühlen. Überhaupt waren wir noch nie so gutgelaunt und extrovertiert bei Konzerten wie in diesem Jahr. Rock'n'Roll! Unsere Shoe-Gazer-Phase ist vorbei, haha.

Redakteur:
Henri Kramer

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