TROLLFEST: Interview mit Eirik Renton

31.01.2009 | 20:59

Die trinkfesten TROLLFEST haben einen ganz eigenen Humor. Das zeigt sich nicht nur in ihrer Musik: Von norwegischer Humppa, einer explodierenden Teufelsente und dem Wahnsinn, aus den "Herr der Ringe"-Filmen auch noch ein Buch zu machen.

Schräge Pseudonyme dürfen bei dieser Bande natürlich auch bei keinem der Mitglieder fehlen. Der Mann hinter dem treffenden Namen "TrollBANK", Schlagzeuger Eirik Renton, steht zum neuen Album "Villanden" Rede und Antwort.

Carsten:
Lass mich raten: Ihr seid alle ganz große FINNTROLL-Fans. Oder seid ihr neidisch, dass ihr nicht als erste die Idee mit dem Humppa-Metal hattet?

Eirik:
Wir sind kein bisschen neidisch. Weder hatten wir die Idee von Rock, Metal, Folkmusik und Humppa, noch sie. Musik ist ein altes Phänomen. Davon ist jeder ein Produkt, der Musik macht.

Carsten:
Es macht sogar den Eindruck, als wenn ihr noch tiefer in diesem Humppa-Stil verwurzelt seid als FINNTROLL. Ihr benutzt sogar Mandolinen und Banjos.

Eirik:
Yeah, wahrscheinlich nutzen wir sogar mehr akustische und bizarre Instrumente als sie. In unseren ersten Bandjahren waren wir mehr von ihnen inspiriert, aber bei den vergangenen zwei Alben haben wir unseren eigenen Sound ausgebaut. Und ich denke, der ist ziemlich weit weg von dem, was FINNTROLL machen.

Carsten:
Was auch an den osteuropäischen Chören liegt, die ihr einbaut. Wie entstand diese Idee?

Eirik:
Wir sind wirklich aufrichtig an Musik interessiert. Wir denken, jedes kulturelle, musikalische Erbe ist interessant, und sei es tibetanisch oder norwegisch. Und ich denke, Volksmusik ist die persönlichste, reellste und reichhaltigste Musikform. Wir haben viele nordische Folkmelodien gespielt. Und wir haben beispielsweise auf dem "Brakebein"-Album auch schon mit jamaikanischer Musik experimentiert. Als wir mit den Aufnahmen zum "Villanden"-Album begannen, dachten wir, dass osteuropäische Musik das verrückteste Zeug ist, das wir gehört haben. Also haben wir versucht, Elemente dieser Musik zu benutzen. Wir wurden dabei auch von der verrückten norwegischen Band FARMERS MARKET inspiriert, die uns dieser reichhaltigen Seite der Musik näher gebracht hat. Jeder, der an Musik interessiert ist, sollte diese Band anchecken!

Carsten:
Seid ihr eigentlich große "Herr der Ringe"-Fans?

Eirik:
Ich mochte den Film, aber ich denke, diese ganze "Herr der Ringe"-Hysterie ist aus dem Verhältnis geraten. Ich habe jetzt gesehen, dass die sogar ein Buch daraus gemacht haben. Verrückt!

Carsten:
Ist klar! Und wie wichtig ist diese ganze Troll-Sache für euch persönlich?

Eirik:
Das ist für uns wichtig, weil wir mit alten norwegischen Märchenbüchern und Volksmärchen über Trolle und andere Kreaturen aufgewachsen sind. Es ist ein Teil unserer heidnischen, kulturellen Tradition. Die sehr wichtig ist, wie ich denke.

Carsten:
Wer schreibt bei euch eigentlich die Texte und wie kamt ihr darauf, verschiedene Sprachen zu eurer eigenen Trollsprache zu vereinen?

Eirik:
Unser Sänger schreibt die meisten Texte, manchmal mit der Hilfe unseres Bassisten. Deutsch ist eine sehr böse Sprache, also wollten wir sie in unserer Musik benutzen. Aber unser Deutsch ist so schlecht, dass wir uns für ein sehr spontanes Deutsch entscheiden mussten. Wenn wir das deutsche Wort kennen, benutzen wir es. Ansonsten benutzen wir das norwegische Wort.

Carsten:
Das merkt man. Bei einigen eurer schrägen Songtitel musste ich doch schmunzeln.

Eirik:
Ich glaube, einige der anderen hatten ein paar Deutschstunden in der Schule. Aber ich schätze, es ist ein eher armes Wissen. Aber unser Akkordeonspieler Mankow ist sehr aktiv mit seinem Norwegisch-Deutsch-Wörterbuch, wenn wir in Deutschland spielen.

Carsten:
Wie muss ich mir denn eine Show von euch vorstellen?

Eirik:
Stell dir sieben Leute auf der Bühne vor, Akkordeon, Saxophon, Banjos, Barbecue, gemischt mit Blastbeats, Geschrei, hysterischen Gitarren und viel Alkohol. Die Leute in der ersten Reihe können einige alkoholische Geschenke erwarten. Keine Show wird wie die andere sein, wir werden unsere Fans also nie enttäuschen.

Carsten:
Erscheint euer Maskottchen, diese bösartige Comic-Ente, denn auch auf der Bühne?

Eirik:
Wir planen eine Show, inspiriert von IRON MAIDEN. Eine gigantische Ente, gefüllt mit Jägermeister, soll hinter der Bühne hervorkommen, über das Publikum fliegen und schließlich explodieren. Die Fans können also viel Jägermeister abbekommen, indem sie einfach den Mund öffnen.

Carsten:
Lecker. Ich steh aber mehr auf Tequila. Spielt ihr eigentlich auch in anderen Bands?

Eirik:
Wir haben alle noch viele Bands. Zu viele, um sie zu aufzuzählen. Aber wir sind alle musikalische Schizos, also spielen wir alles von Avantgarde bis zu Extreme Metal.

Carsten:
Da ihr gern zu feiern scheint: Wenn es einen offiziellen Metwein von TROLLFEST gäbe, wie würde der schmecken? Oder trinkt ihr lieber Bier?

Eirik:
Also ich persönlich bevorzuge Bier, aber ein offizieller TROLLFEST-Met klingt nach einer guten Idee. Er müsste aus der Ader des norwegischen "Suttungs Mjød" sein. (Der Name eines mystischen Getränks, das Leute zu Poeten oder weisen Menschen werden ließ. - Anm. d. Verf.) Das ist der Met, der uns dabei half, unsere Musik zu definieren.

Carsten:
Noch zum Schluss: Was war der letzte gute Witz, den du gehört hast?

Eirik:
Der letzte gute Witz war das Konzept unseres Sängers für das nächste TROLLFEST-Album, mit dessen Aufnahmen wir hoffentlich schon im Sommer beginnen. Ich kann dir also nicht viel darüber verraten. Aber wenn es rauskommt, wirst du darüber genauso lachen wie jeder andere, der sich für unsere Musik interessiert!

Redakteur:
Carsten Praeg

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