TO-MERA: Interview mit Lee

20.09.2006 | 12:46

Es ist immer wieder schön, etwas mehr über neuere Bands zu erfahren. Das gilt natürlich auch für TO-MERA, die ihr Debütalbum "Trancendental" nun veröffentlichten und zeigen, dass Progressive Metal durchaus auch anders als sonst klingen kann. Bassist Lee Barrett war so nett, mir einige Fragen per Mail zu beantworten.

Ricarda:
Kannst du kurz die Bandgeschichte zusammenfassen? Wie ihr euch gefunden habt usw.

Lee:
Nun, Julie hat versucht, die Band direkt nachdem sie WITHOUT FACE verlassen hat, zu starten. Zuerst hat sie mit Musikern, die in Ungarn wohnten, zusammengearbeitet (darunter auch Akos Pirisi, der auf "Transcendental" Drums spielt), aber irgendwie hat es nie so richtig funktioniert. Julie ist dann nach England gezogen, und hat dann mit mir angefangen, die Band zu gründen. Nach einer sechsmonatigen Suche nach anderen Musikern haben wir dann Tom MacLean gefunden, und das war der Wendepunkt für die Band. Tom war voller Enthusiasmus und toller Ideen, und seitdem er dabei ist, ist alles ziemlich schnell gelaufen.

Ricarda:
Wie habt ihr euren Plattenvertrag bekommen?

Lee:
Eigentlich haben wir unser Demo an viele Labels geschickt. Wir hatten viele positive Antworten, uns wurden insgesamt vier Plattenverträge angeboten. Aber Candlelight schien uns als beste Möglichkeit, weil der Sitz auch in England ist, und soweit war die Entscheidung eine wirklich gute. Mit den Leuten dort kann man einfach zusammenarbeiten, und sie wollen auch, dass TO-MERA ein Erfolg wird.

Ricarda:
Was bedeutet euer Bandname? Wie seid ihr darauf gekommen?

Lee:
Julie hat sich bereits am Anfang für diesen Namen entschieden. Sie liebt es, über Ägyptologie zu lesen und TO-MERA basiert auf dem, was die Ägypter Ägypten nannten, bevor es Ägypten hieß.

Ricarda:
Der Opener unterscheidet sich stark vom Rest des Albums. Was ist die Idee hinter dem Stück?

Lee:
Es basiert auf einem traditionellen ungarischen Folk-Song (Julie ist Ungarin), und dieser wurde dann in einem netten Intro verarbeitet, Piano und Drums wurden hinzugefügt bis es dann schließlich komplett war. Wir haben das Stück nie richtig geprobt, also wurden viele Ideen hinzugefügt, als wir es aufnahmen.

Ricarda:
Wie ist der Songwriting-Prozess in der Band? Ist es eine demokratische Entscheidung oder eher die Aufgabe einer Person? Wie sieht's bei den Lyrics aus?

Lee:
Julie schreibt zuerst die Lyrics, und die Stimmung und einzelnen Teile des Songs werden durch die Wortlaute entschieden. Ich glaube, es ist etwas anders, weil viele Bands oft erst die Musik schreiben, aber für uns ist es einfacher so. Tom und Hugo haben die meiste Musik geschrieben, und ich habe die schnelleren Parts beigesteuert. Akos hat uns sehr bei den Rhythmen geholfen. Die Band ist eigentlich eine Demokratie; wenn es Teile gibt, die die Mehrheit nicht mag, dann bleiben sie auch nicht, und wir beenden niemals einen Song, ohne dass auch alle damit zufrieden sind.

Ricarda:
Woher nehmt ihr eure Inspiration? Nur aus dem Privatleben oder auch von Büchern, Filmen usw.?

Lee:
Ich glaube, Julie schöpft viel Inspiration aus ihrem Privatleben und von den Problemen, mit denen jeder Mensch, der sich mit der inneren Aufruhr im Leben beschäftigt, konfrontiert ist. Diese unbeantworteten Fragen, die einen wirklich in den Wahnsinn treiben, wenn man sich erlaubt, zu hart darüber nachzudenken, haha. Es gibt aber auch einen Song, 'Parfum', der basiert auf dem großartigen Buch von Patrick Süßkind.

Ricarda:
Über welches Thema würdet ihr nie einen Song schreiben?

Lee:
Ich glaube, es gibt viele Sachen, die für uns nicht von großem Interesse sind. Politik gehört gehört auf alle Fälle dazu. Wir sind Musiker, keine Prediger.

Ricarda:
In vielen Songs kann man jazz-ähnliche Passgen finden. Wie ist es dazu gekommen?

Lee:
Tom hat Jazz-Gitare an einer der besten Schulen Englands studiert. Er spielt Jazz genauso gerne wie Metal. Ich glaube, für ihn war es sehr wichtig, diese anderen Einflüsse in die Songs einzubauen und zu versuchen, ob man traditionellen Jazz mit härterem Kram kombinieren kann.

Ricarda:
Julies Stimme erinnert manchmal an Amy Lee von EVANESCENCE. Hat euch die Band inspiriert?

Lee:
Ich persönlich muss sagen, dass ich den Vergleich nicht höre. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir keine Inspiration von EVANESCENCE oder einer anderen Metal-Band mit einer Frontfrau gezogen haben. Außer vielleicht ein wenig von THE GATHERING (aber nur Julie ist ein Fan). Wir haben nie wirklich Bands wie NIGHTWISH oder LACUNA COIL gehört, also sind alle möglichen Ähnlichkeiten eher zufällig.

Ricarda:
Welche Bands beeinflussen euch denn?

Lee:
SYMPHONY X, DREAM THEATER, SIKTH, OPETH, DILLINGER ESCAPE PLAN, BIOMECHANICAL, MESHUGGAH, EPHEL DUATH, BAL-SAGOTH.

Ricarda:
Was unterscheidet TO-MERA von den anderen Bands aus dem Genre?

Lee:
Ich glaube, wir unterscheiden uns dadurch, dass wir keine Einflüsse einer anderen Metal-Band mit einer Frontfrau haben. Es ist glaube ich unvermeidlich, dass wir mit diesen Bands verglichen werden, aber wir bevorzugen es, uns als eine Progessive Band zu sehen, die eben nun mal eine weibliche Stimme an den Vocals hat, anstatt uns als Teil von etwas zu sehen, das gerade offensichtlich ein großer Trend ist.

Ricarda:
Das Cover von eurem Album finde ich sehr schön. Wer hat es entworfen und gibt es eine Geschichte dahinter?

Lee:
Ein Israeli mit dem Namen Eliran Kantor hat es entworfen. Wir haben ihn gefunden, nachdem er uns durch unsere Myspace-Seite kontaktierte. Er hat zuerst unsere offizielle Webpage entworfen, und es hat uns so gut gefallen, dass wir uns entschlossen, ein ähnliches Konzept auch für das Artwork des Albums zu verwenden. Es ist eher ein lockeres Konzept, fast abstrakt, aber es ist in etwa ein historischer Blick auf Landschaften, und wie Zeit und Technologie die Erde verändert haben. Man schaut sich also ein Bild an, aber verschiedene Sektionen des Bildes zeigen verschiedene Zeiten in der Evolution der Landschaft. Ich hoffe, das macht Sinn, haha.

Ricarda:
Habt ihr bereits Pläne für eine Tour?

Lee:
Außerhalb von UK ist bisher noch nichts arrangiert, aber wir versuchen unser Bestes. Wir wollen mit TO-MERA wirklich so hart wie möglich arbeiten, so dass wir das noch viele Jahre fortsetzen können.

Ricarda:
Danke für deine Zeit.

Lee:
Vielen Dank für das Interview. Das wissen wir sehr zu schätzen.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

Login

Neu registrieren