T&N: Interview mit Jeff Pilson

09.12.2012 | 17:56

Die ehemaligen DOKKEN-Mitglieder Jeff Pilson und George Lynch haben eine neue Band T&N gegründet, die im Oktober ihr Debütalbum "Slave To The Empire" vorgelegt hat. Bassist und Neu-Sänger Jeff Pilson erzählt im Interview mit POWERMETAL.de über die Band und ihren Bezug zu DOKKEN, Musik und Texte des Albums und hat auch Neues über FOREIGNER in petto.

Die Mitglieder von T&N sind oder waren bei DOKKEN. Der Name T&N bezieht sich auf das DOKKEN-Album "Tooth And Nail". Außerdem habt ihr fünf alte Lieder von DOKKEN auf eurem Album "Slave To The Empire" neu aufgenommen. Warum dieser starke Rückgriff auf eure frühere Band?

Also, wir betrachten das vom Standpunkt "warum nicht?". Wir stehen sehr darauf, neue Musik zu machen, aber wir hängen auch an unserem Herkommen. Denn das alles macht uns aus. Außerdem ist es ehrlich gegenüber dem Publikum.


Ist T&N als einmaliges Projekt oder als dauerhafte Band geplant?

Als dauerhaftes Bandprojekt. Ich bin nach wie vor bei FOREIGNER, und George macht verschiedene weitere Sachen, aber wir sind immer gerne zusammen kreativ. Und wir werden hoffentlich immer Platten aufnehmen.


Rockfans kennen dich als Bassisten der erwähnten Bands DOKKEN und FOREIGNER. Für T&N spielst du auch andere Instrumente und singst bei den neuen Stücken sogar die Hauptstimme. Kannst du die Entwicklung zu deinen neuen Aufgaben beschreiben?

Das kam ganz natürlich. Ich singe sehr gerne, und George und ich machen gerne Musik, die ich singe. Das haben wir schon 2003 auf unserer LYNCH/PILSON-Platte "Wicked Underground" gemacht. Aber die neue Geschichte bot einen Weg, das näher am DOKKEN-Rockstil zu tun. Bei uns stimmt die Chemie beim Arbeiten hervorragend, und ich finde, er holt das beste aus meinem Gesang raus.





Die meisten DOKKEN-Neueinspielungen werden von Gastsängern gesungen, darunter Tim "Ripper" Owens (YNGWIE MALMSTEEN, ex-JUDAS PRIEST, ICED EARTH), Doug Pinnick (KING'S X) und Sebastian Bach (SKID ROW). Wie kam der Kontakt zu diesen Künstlern zustande?

Wir wollten einfach Burschen finden, von denen wir wissen, dass sie großartige Sänger sind, und von denen wir glauben, dass sie dem DOKKEN-Material gerecht werden können. Glücklicherweise waren sie alle in der Lage dazu. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen.


Einige der neuen Nummern, z.B. 'Sweet Unknown' oder 'Rhythmn Of The Soul', klingen eher düster. Dann gibt es einen gewissen sinfonischen Sound etwa bei 'When Eagles Die'. Erzähle bitte etwas über das musikalische Konzept eures eigenen Materials.

Musikalisch wollten wir die Freiheit haben, dahin zu gehen, wohin uns unsere Kreativität auch immer führte. 'Sweet Unknown' wurde an dem Abend geschrieben, als Jani Lane von WARRANT starb, und handelt vom Tod, also ist es natürlich düster. 'Rhythmn Of The Soul' halte ich persönlich nicht für allzu düster, George würde vermutlich sagen: Es ist zu leichtgewichtig!

Unser textliches Konzept aber war, uns in weiten Teilen mit der Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Welt auseinander zu setzen. Das ist etwas, worüber wir das Bedürfnis hatten, uns zu äußern. Viele Leute leiden, und wenige Leute haben viel mehr Macht und Wohlstand, als sie jemals brauchen werden. Das scheint nicht richtig oder fair zu sein. Viele der Lieder, besonders 'When Eagles Die', handeln davon.


Zu den Aussagen des Albums habe ich auch noch eine Frage. Aber bleiben wir noch einen Moment bei der Musik: Gegen Ende von "Slave To The Empire" fallen Stücke wie 'Mind Control' oder 'Access Denied' auf, die moderner klingen. Kannst du etwas über diese Lieder sagen?

Beide sind in Zusammenarbeit mit anderen entstanden. Zu 'Mind Control' wurde die Melodie für den Chorus von Keith St. John und die Melodie für den Pre-Chorus von Oni Logan geschrieben, weil dieses Lied ursprünglich für LYNCH MOB geplant war. Als wir dann entschieden, eine eigene Platte als T&N zu machen, schrieb ich den Text neu, behielt einige Melodien, fügte andere hinzu, und das Stück wurde, wie es nun ist. Ich bin unsicher, ob ich es als modern betrachten soll, aber auf jeden Fall als interessanten Mix.

'Access Denied' war eines der Stücke, für die das, was ich als Chorus hatte, nicht so gut war. Also baten wir Brian Tichy, der die neuen Stücke eingetrommelt hat, ein paar Ideen beizusteuern. Daraus entstand das Lied, wie wir es jetzt haben. Und ja, hier stimme ich voll zu, es ist irgendwie modern. Ich glaube, es ist die härtere Eigenart, die es etwas moderner macht. George und ich sind Fans vieler neuerer Metalbands, vielleicht zeigt sich etwas von diesem Einfluss in dem Stück.


Im Booklet ist der Satz "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht" zu lesen. Das ist ironischerweise ein Zitat des Dramatikers Berthold Brecht, der selber ein Propagandist der kommunistischen Unrechts- und Terrorideologie war. Außerdem finden sich Liedtitel wie 'Slave To The Empire' und 'Mind Control'. Du hast vorhin schon etwas zu den Texten gesagt. Wollt ihr eine politische Aussage mit dem Album abgeben?

Eher eine humanistische als eine politische Aussage. Wir sind unbedingt Kapitalisten und wollen schon deshalb keinen falschen Eindruck erwecken. Aber wir sehen Ungerechtigkeit um uns herum und finden, dass es Zeit ist, dass die Leute anfangen, darüber zu reden. Wenn die Leute die Dinge nicht in die eigene Hand nehmen, wird ihnen alles entgleiten. Die Menschen müssen sich darüber bewusst und willens sein, für ihre Ideale einzustehen, welche das auch immer sein mögen. Aber es liegt im Wesen der Kräfte der Mächtigen, immer zu versuchen, die Macht aus den Händen der vielen zu nehmen. Dann wird's gefährlich.


Hast du ein Lieblingslied auf dem Album?

Wahrscheinlich 'When Eagles Die'. Ich fühlte mich gereinigt, nachdem wir es geschrieben hatten.


Werden wir T&N in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch live sehen können?

Wir hoffen es sehr, vermutlich aber nicht bis zur nächsten Platte irgendwann im neuen Jahr.


Beim Thema Livemusik möchte ich dich wie alle meine Interviewpartner nach deinen Lieblings-Livealben im Rock fragen.

Ich liebe die "Yessongs", "Raunch 'n' Roll Live" von BLACK OAK ARKANSAS und DEEP PURPLEs "Made In Japan".


Zum Abschluss eine Frage zu deiner anderen Band FOREIGNER. Ich finde, dass Mick Jones mit dir am Bass, Kelly Hansen als Sänger und den anderen die beste Besetzung seit Langem zusammen hat. Hast du interessante Neuigkeiten über FOREIGNER für unsere Leser? Vielleicht ein neues Album?

Jede Menge Konzerte in diesem Jahr, eine ziemlich aufregende Packagetour im Sommer und möglicherweise die Veröffentlichung der Unplugged-Liveshow, die wir gerade im Grammy Museum in Los Angeles gespielt haben. Es war magisch, also glaube ich, das wird wahrscheinlich im nächsten Jahr herauskommen.


Danke für das Interview und viel Erfolg.

Dank dir auch und für alle: Keep Rockin'!!!

Redakteur:
Stefan Kayser

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