TENSIDE: Interview mit Frontmann Daniel

07.02.2024 | 23:05

"Come Alive Dying" ist nicht nur ein Schwergewicht an Titel, sondern auch ein musikalisches Brett vor dem Herrn. Hier haben sich die Jungs von TENSIDE mächtig ins Zeug gelegt und dem Voranschreiten der Doomsday-Clock den passenden Soundtrack geliefert. Darum haben wir uns mit Daniel, Gitarrist und Sänger der Münchner, zusammengesetzt und mit ihm über den Entstehungsprozess, Melodic Death Metal, DARKEST HOUR, "Foregone" und selbstverständlich die neuen TENSIDE-Songs gesprochen.

Hallo Daniel, wie geht's euch?
Hey Marcel, aktuell ist viel los zum Album Release unseres neuen Albums "Come Alive Dying" aber die Stimmung ist super und wir freuen uns, endlich wieder richtig loszulegen.

Die vergangene Platte ist knappe vier Jahre alt. Mögt ihr mir ein kleines Update geben, was in der Zwischenzeit bei TENSIDE passiert ist und wie es sich für euch angefühlt hat, nach der coronabedingten Live-Zwangspause wieder auf den Bühnen zu stehen?
Yes, da hast du recht! Um ganz ehrlich zu sein waren die letzten Jahre wegen der Corona-Zwangspause nicht gerade leicht als Band, vor allem auch weil unser letztes Album "Glamour & Gloom" genau in der ersten Lockdown-Woche released wurde und sich dann natürlich durch Corona erst einmal alle Live-Aktivitäten auch erledigt hatten. Dennoch war es umso geiler als wir dann 2022 wieder spielen konnten und die Tour nachgeholt haben sowie ein paar Festival-Auftritte absolvieren durften. Aber so richtig losgehen tut es eigentlich erst jetzt wieder, zum Start mit unserem neuen Album und da wir echt super gerne live spielen, freuen wir uns auf ein tolles Jahr 2024.

Auf der Doomsday Clock ist es 90 Sekunden vor 12 – wie weit hat der momentane Stand der metaphorischen Weltuntergangsuhr das Songwriting eurer neuen Scheibe oder euch selbst beeinflusst?
Die äußeren Umstände wirken auf mich als Mensch und Songwriter, gerade, wenn es um meine Lyrics geht, auf jeden Fall ein. Man macht sich auf jeden Fall sehr viele Gedanken und beschäftigt sich damit, insbesondere Themen wie der Klimawandel, die schlimme Kriegssituation oder generell unsere Zeit, die sehr im Umbruch steht, sind alles Themen die mich persönlich sehr beeinflusst haben und thematisch auf unserem neuen Album textlich verarbeitet wurden.

Ich habe "Come Alive Dying" gehört und bin ob der Wucht und dichten Atmosphäre sehr beeindruckt. Scheinbar spielend einfach balanciert ihr zwischen Modern-/Nu-Metal und melodischem Death Metal hin und her. Wie steht ihr zu der Schubladeneinordnung?
Für uns als Band ist es so, dass wir uns ungern musikalisch wiederholen wollen. Ein Album zu machen, ist auch eine gewisse Challenge, und man will sich als Musiker und Songwriter ja auch stetig weiterentwickeln. Dementsprechend haben wir viel ausprobiert und viel Zeit in jeden einzelnen Song gesteckt, um alles entsprechend auszuarbeiten und ein Album zu kreieren, das auch eine gewisse Bandbreite musikalisch mit sich bringt. Ich glaube, so richtig passen wir da eh in keine Schublade, und das wollen wir auch gar nicht. Für uns zählt am meisten, einen eigenständigen Sound als Band zu kreieren.

Der Titel des neuen Brechers ist unheimlich stark. Magst du den Ausdruck "Come Alive Dying" auch mit dem Hintergrund der neuen Songs etwas ausführen, auch weshalb ihr ihn gewählt habt?
Danke, das freut mich zu hören. Generell ist es so, dass ich persönlich einfach durch eine sehr düstere Zeit gegangen bin, als wir die Platte geschrieben haben. Dazu kam noch Corona und diese gesamte Endzeit-Stimmung. Während Corona habe ich dann noch meinen Dad verloren und für mich persönlich war das eine ganz crazy düstere Zeit, die vom Tod geprägt war. Dennoch ist es so, dass durch Tod ja auch neues Leben eingehaucht wird. Wir befinden uns alle in einem stetigen Veränderungsprozess, nichts ist mehr so, wie es einmal war und das ist ein zentrales Thema auf "Come Alive Dying". Manchmal müssen alte Dinge sterben, damit neue, starke Dinge nachkommen können.

Ich fand euren Vorgänger "Glamour & Gloom" schon richtig gewaltig. Worin liegen eurer Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen dem 2020er Album und dem kommenden Album?
Ich denke, im Vergleich ist es einfach so, dass wir auf dem neuen Album jetzt einfach noch viel mehr ins Detail gegangen sind, noch mehr ausprobiert haben und musikalische viel breiter aufgestellt sind, gerade was die Variation und den Sound angeht.

Vor allem 'Pitch & Gold' überrascht mit tollen Synthies und dem gewissen Hang an Melancholie. Was veranlasste euch dazu, diesen zumindest leicht untypischen TENSIDE-Track aufzunehmen?
Ich glaube, einfach genau deswegen, hehe. Weil es einfach eine untypische Nummer für TENSIDE ist und der Reiz da war, etwas Neues auszuprobieren und es sich einfach richtig und gut angefühlt hat. Wir machen Musik für niemand anderen außer uns selbst, wenn das am Ende dann auch noch anderen gefällt, ist das für uns als Band eine schöne Sache, über die wir uns safe freuen.

Bei 'Impending Doom' werdet ihr von John Blakemore Henry unterstützt. Wie kam die Kooperation mit dem DARKEST HOUR-Fronter zustande?
John ist von LA nach München gezogen, da er hier geheiratet hat. Ein gemeinsamer Bekannter hatte uns gefragt, ob wir zufällig Platz in unserem Studio / Proberaum haben, weil ein Kumpel, der neu in der Stadt, ist einen Raum sucht und da stand dann John vor der Tür. Wir hatten vor Jahren bereits mal ein paar Shows mit DARKEST HOUR gemeinsam gespielt und sind selbst Fans der Band. Als wir im Prozess zum Album waren und John bereits bei uns im Studio eingezogen war, ist das Ganze dann ganz automatisch passiert und wir haben Vocals mit ihm für den Song aufgenommen.

Mit 'Vengeance' spannt ihr einen tollen Bogen zum Opener 'Come Alive Dying'. Wie stehen diese beiden Tracks zueinander?
Beides sind die perfekten Tracks für das Album als Opener und Abschluss Song. 'Come Alive Dying' ist der Opener, der den Mood des ganzen Albums wunderbar einleitet in eine düstere Phase, während 'Vengeance' für Vergeltung und einen Befreiungsschlag sorgt.

Für diesen voluminösen Sound habt ihr mit Joseph McQueen und Ted Jensen zusammengearbeitet. Wie kam die Kollaboration zustande und was macht die Arbeit mit diesen Sound-Experten aus?
Ich bin viel in USA unterwegs, beziehungsweise seit meinem Jugend-Alter sehr viel dort. Ich wollte schon immer eine Platte in Amerika mixen und mastern lassen, einfach weil ich ein großer Fan von diesem voluminösen US-Metal-Sound bin. Die Wahl fiel auf Joseph McQueen für den Mix, der bereits für den Sound von Bands wie BURY TOMORROW, BAD WOLVES und FROM ASHES TO NEW zuständig war. Wir wurden über einen gemeinsamen Bekannten einander vorgestellt und haben dann mal mit einem Song zum Ausprobieren gestartet und das Ergebnis war sofort super. So haben wir die ganze Platte mit ihm in L.A. gemischt und durften anschließend bei Ted Jensen in Nashville die Platte mastern lassen und das hat dem Albumsound technisch dann noch den letzten Schliff gegeben. Wir sind jedenfalls super happy mit dem Sound unseres neuen Albums.

Was hält 2024 für TENSIDE noch bereit? Was steht für dieses Jahr auf eurer Band-To-Do-Liste?
Eine ganze Menge und vor allem jede Menge Konzerte und Festivals. Wir werden in Kürze auch einige weitere Termine online ankündigen.

Denke ich an Melodic Death Metal, denke ich an SOILWORK und IN FLAMES. Speziell "Foregone" hat es vielen älteren Fans angetan. Wie hat dir das Album gefallen?
SOILWORK wie auch IN FLAMES sind beide absolute Mega-Bands! Wir sind große Fans und es gibt jede Menge Top-Songs und Alben von diesen beiden schwedischen Helden. "Foregone" ist ein Spitzen-Album und ich durfte IN FLAMES das letzte Mal beim Summer Breeze 2023 live sehen und war mal wieder schwer begeistert.

Daniel, vielen Dank für Rede und Antwort. Ich wünsche euch alles Gute mit diesem starken Album auf der Habenseite. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Vielen Dank, jederzeit gerne und Merci für das Interview. Checkt unser neues Album "Come Alive Dying" aus. Wir sehen uns auf Tour.


Fotocredits: Severin Schweiger

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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