SHAKRA: Interview mit Mark Fox

29.09.2005 | 22:20

"Bei Sex sag ich nicht nein"

Obgleich sie bislang für jedes ihrer vier Studioalben von der Presse mit Lobeshymnen überschüttet wurden, galten SHAKRA in der Hard-Rock-Welt bislang als Geheimtipp. Mit ihrem neuen Silberling "Fall" könnte den Schweizern nun endlich der große Durchbruch bevorstehen - wenn sie sich bis dahin nicht endgültig zerstritten haben.

Mark Fox ist entspannt. Ganz in schwarz gehüllt, sitzt der 25-jährige Sänger im Bochumer Club "Matrix" und hat dabei weitaus mehr Ähnlichkeit mit ein Gruftie, als mit einem Rocker.
Sein Gesicht ist noch immer das eines Jungen, lediglich ein wenig Bartflaum sprießt zaghaft über der Lippe. Die grünen Augen funkeln geheimnisvoll in der Dunkelheit, während Mark Fox von seiner großen Leidenschaft, der Schweizer Mundart, erzählt. Sprache ist dem aus dem Kanton Bern stammenden Sänger wichtig. Bei SHAKRA kann er das nicht immer so ausleben. Dafür sei die Musik zu simpel, man müsse eher darauf achten, dass die Wörter gut klingen. Schließlich "ist die Stimme eine Art Musikinstrument". Trotzdem versucht er hin und wieder eine Message in seinen Songs zu transportieren. Wie jüngst bei 'Chains Of Temptation', einem Anti-Drogen-Song. "In letzter Zeit ist das Thema Drogen in den Medien wieder ziemlich in den Hintergrund gerückt. Das wollte ich ändern. Schließlich hat man als Musiker schon ein wenig die Möglichkeit, die Leute zu beeinflussen."
Anti-Drogen-Song hin oder her, so genau nimmt es Mark Fox, der übrigens mit richtigem Namen Markus Fuchs heißt ("auf Englisch würde der Name blöd klingen"), damit nun auch wieder nicht. "Es kommt immer auf die Drogen an. Gegen weiche habe ich gar nichts einzuwenden. Ich bin ja selbst auch ein Genussmensch. Ich rauche und trinke. Aber eben nicht um betrunken zu werden, sondern weil es mir einfach schmeckt. Mit dem Sex verhält es sich da ähnlich. Wenn ich Sex haben kann, sage ich nicht "nein". Da wäre ich ja schön blöd", sagt er in fließendem Hochdeutsch und zieht an seiner Zigarette. Doch über allem Genuss scheint bei Mark der Ehrgeiz zu stehen, sein Musikerdasein zur Profession zu machen. Schon im Alter von drei Jahren sang er Stücke von ALBANO und ROMINA POWER nach. Dabei hielt ihm seine Mutter kurzer Hand ein Mikrofon vor der Mund und nahm das Geträllere ihres Dreikäsehochs auf. Mit sieben Jahren kaufte sich der junge Markus dann seine erste eigene Gitarre, bevor er sich mit zwölf der Schweizer Mundart, einer Variante des Pop/Rock zuwandte. Erst als Teenanger lernte er Bands wie AC/DC, GUNS'N'ROSES, BON JOVI oder MÖTLEY CRÜE kennen. Und von da an "war nichts mehr so wie vorher, ich wusste genau, das will ich auch machen". Zu dieser Zeit formierte er auch seine erste Band, doch das Line-Up wechselte ständig. Zu SHAKRA kam Mark erst 2003, als deren Sänger Peter die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen hatte. Dabei war es keineswegs so, dass man sich kannte. Über den Manager der Band, einem guten Bekannten und Mentor Marks wurde der Kontakt hergestellt. Mark bekam die bis dato veröffentlichten CDs der Band und war begeistert. "Ich habe zwei, drei Songs eine Woche lang geübt, bevor ich zum Vorsingen gegangen bin und muss gestehen, ich hatte ganz schön Muffensausen. Schließlich gefiel mir das Material und der Sänger war wirklich verdammt gut."

Zu "Rising" konnte Mark, abgesehen von einer Ballade, nicht mehr allzu viel beisteuern. Die Platte war weitgehend im Kasten. Dass es zu einer weiteren Albumveröffentlichung kommen würde, daran haben die Jungs letztes Jahr fast nicht mehr geglaubt. Zu groß schienen die persönlichen Differenzen. Ohne Rücksicht auf Verluste trug man sich gegenseitig vor, was einen an dem anderen störte. Bald war das Klima so vergiftet, dass man sich erst mal aus dem Weg ging. Vollkommen gelöst scheinen die Probleme auch heute noch nicht zu sein, doch zumindest hat man eingesehen, dass es schade wäre, ein derart erfolgreiches Projekt zu frühzeitig zu beerdigen und näherte sich langsam wieder aneinander an. "Trotzdem haben wir uns nicht an einen Tisch gesetzt und über die Dinge geredet. Sondern, die Leute, die ein Problem miteinander haben, trafen sich privat um die Angelegenheit zu bereinigen." Das funktionierte zumindest soweit, dass es möglich war, innerhalb eines Jahres "Fall" aufzunehmen. Der Albumtitel, der übersetzt sowohl "Herbst" als auch "Niedergang" bedeutet, soll dabei noch mal auf die Probleme der Bandmitglieder untereinander hinweisen. Gleichzeitig ist er das Pendant zum letzten Albumtitel.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Titel nicht doch noch zur "self-fulfilling-prophecy" wird. Es wäre schade drum.

Redakteur:
Manuela Liefländer

Login

Neu registrieren