SCORNGRAIN: Interview mit TwentynineA

01.01.1970 | 01:00

Die Finnen SCORNGRAIN dürften bislang nur eingefleischten Skandinavien-Maniacs bekannt sein, da die Nordeuropäer bis jetzt nur in ihrem Heimatland Erfolge verbuchen konnten. Hierzulande soll sich selbiger mit der Veröffentlichung der Debütscheibe "Cyberwarmachine" einstellen, die wohl im weitesten Sinne mit dem Begriff Cyber Thrash beschrieben werden kann. Mein Gesprächspartner und Sänger TwentynineA sieht das ähnlich: "Wir kombinieren Elemente des Industrial mit Thrash-Riffs. Die Musik ist sehr gradlinig und bleibt jederzeit einfach zu hören und eingängig. Das zeigt sich vor allem bei unseren Gigs, bei denen wir unsere wahren Stärken ausspielen können. Auf der Bühne sind wir zu Hause." Erhöhte Gigzahlen dürften bereits herausgesprungen sein, da das Album in Finnland schon einige Zeit erhältlich ist. "Wir haben die Scheibe Ende 2003 aufgenommen und sie ist in Finnland seit diesem Frühling draußen. Die Erwartungen wurden seither nicht enttäuscht, da das Feedback überwiegend wohlwollend ausgefallen ist und sich die Spielmöglichkeiten vervielfacht haben." Dabei ist diese Art von Musik in Finnland eigentlich eher selten anzutreffen. In einer Nation, in der immer noch überwiegend der traditionell melodische Power Metal das Sagen hat. "Keine Ahnung, wie wir schlussendlich auf diesen Stil gekommen sind. Drummer Eniac und Gitarrist Dr. Mike haben ein paar wüste Sounds programmiert und einfach brachiale Riffs dazu gebraten. Danach ging die Chose an mich und SCORNGRAIN war geboren. Ich finde, dass unsere Musik sehr schwer zu kategorisieren ist. Sie entzieht sich sogar bewusst irgendwelchen Schubladen. Mag sein, dass ich in meiner Aussage nicht besonders objektiv bin, was man von mir als Bandmitglied auch nicht unbedingt erwarten kann. Dennoch bin ich der Meinung, dass man unseren Sound mit keiner anderen Band vergleichen kann. Er ist eigenständig, wobei der letztendliche Entscheid über Originalität immer im Auge des Betrachters liegt. Naja, ich bin jedenfalls glücklich darüber, einige sehr frische Elemente in unserer Musik zu haben."

Dabei lagen die Anfänge SCORNGRAINs wie so oft in den wirren Gedanken wüst experimentierender Groß-Teenager. "Es begann alles, als Eniac und Dr. Mike in die selbe Ecke zogen, in der ich studierte. Eines Abends trafen wir uns in einer Kneipe und sie erzählten mir von ihrer Musik. Einige Zeit später erhielt ich Demos von ihnen, auf denen wirklich verdammt krankes Zeug enthalten war. Sie benötigten ein paar Gesangsspuren und so ging ich ins Studio um ein paar blutige Schreie vom Stapel zu lassen. Das Demo wurde ziemlich cool, da der Sound sehr dreckig ausfiel. Irgendwann kontaktierten uns Dynamic Arts Records, mit der Absicht, uns unter Vertrag zu nehmen. Wir spielten dann "Cyberwarmachine" in den Mediaworks Studios ein, was denke ich die perfekte Wahl für den Sound unseres Debüts war." Absolut, kann man doch kaum mehr Druck im Audioformat entwickeln. Druck, dem man sich in irgendeiner Erwartungshaltung nicht unterworfen sieht. "Bislang haben wir nur das finnische Feedback, da "Cyberwarmachine" innerhalb Rest-Europas erst kürzlich erschienen ist. Wir hoffen allerdings, dass auch da unser Material ankommen wird. Wir sind nämlich ganz heiß darauf eine Tour zu spielen. Das Feedback, was wir bisher haben, ist mehr als in Ordnung. Und auch wenn es manchmal nicht positiv ist, reagieren die Leute wenigstens auf unsere Musik. Das ist uns am allerwichtigsten. Und ein Review mit Aussagen wie 'horrible Scheiße' oder 'nix Besonderes' haben wir bislang noch nicht gesehen."

Das ist aufbauend für eine Band, die sich für die Verwirklichung ihres Traumes einige Schwierigkeiten aufhalst, wie mir TwentynineA etwas klagend verrät. "Momentan leben wir alle an verschiedenen Enden Finnlands, was es nicht immer einfach macht Songs zu schreiben. Üblicherweise komponieren die beiden anderen die Riffs, dann treffen wir uns hier und da im Proberaum um an den Vocals zu feilen. Gott sei Dank zocken wir im Moment sehr viele Gigs, so dass wir sehr gut aufeinander eingespielt sind. In Zukunft wollen wir aber in regelmäßigen Abständen im Proberaum zusammenkommen, um gemeinsam an den Arrangements der Tracks zu feilen." Die Texte schreibt allerdings der Sänger komplett selber. "Die Lyrics gehen voll auf meine Kosten. Es handelt sich dabei um fiktive Stories über eine mögliche maschinelle Weltherrschaft. Ich lege meinen Gesang dabei wie ein weiteres Instrument an und akzentuiere mit der Rhythmik, was diese maschinelle Grundthematik noch weiter forcieren soll. Darin steckt jede Menge Wut und Zorn und ich bin überglücklich, wenn man beides heraushören kann. Für die nächste Produktion habe ich mir aber vorgenommen, mehr Melodien einfließen zu lassen um das Ganze nicht zu sehr in die Monotonie abgleiten zu lassen." Eine Monotonie, die gerade auf Grund ihrer Verbissenheit lange im Gedächtnis bleibt. "Genau das wollen wir ja eigentlich erreichen. Wir wollen den Menschen eine gute Zeit bieten. Und wir wollen für sie live spielen. Allerdings machen wir nicht Musik, damit sie irgendwem gefällt. Wir machen ausschließlich Musik, die uns gefällt. Wenn wir mit ihr ein paar andere Menschen von uns überzeugen können, ist das der größte Erfolg, den ich mir für diese Band vorstellen kann." Schnell zufrieden zu stellen, der Mann. Doch die Erwartungen an den Europa-Release von "Cyberwarmachine" sind dann doch etwas höher angesiedelt. "Eine Tour sollte schon rausspringen. Wir hoffen, dass die Promotionarbeit unseres Labels belohnt wird und sich einige Kopien der Scheibe verkaufen werden. Zunächst mal ist es aber wichtig, dass die Menschen den Namen SCORNGRAIN kennen. Dynamic Arts Records leisten dahingehend fabelhafte Arbeit und wir sind ihnen für die Chance, die sie uns gaben, sehr dankbar."

Mit der Qualität von "Cyberwarmachine" sollte eine ordentliche Verkaufszahl auf jeden Fall im Bereich des Möglichen liegen, was auch einige Deutschland-Gigs wahrscheinlich macht. "Definitiv! Es existieren zwar keine konkreten Pläne, aber wir versuchen Plätze auf deutschen Festivals zu ergattern." Dann erwartet uns laut TwentynineA folgendes Szenario: "Der erstklassige Livesound eines irreparablen musikalischen Schlages in die Magengrube. Und der verwunschenste, schwerste und zerstörerischste Klumpen Metall, den ihr seit langem gehört habt." Na dann Prost Mahlzeit! Klingt sehr vollmundig, revidiert sich aber, wenn der Sänger mit einem Augenzwinkern anfügt: "Einfach Heavy Metal, zu dem man die Rübe schüttelt, bis sie blutet." Weitere Infos gibt’s auf der Bandpage http://www.scorngrain.com zu saugen.

Redakteur:
Alex Straka

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