SATUREYE: Interview mit Henke

01.01.1970 | 01:00

MERCILESS-Frontpapst Rogga scheint bei seiner Hauptband nicht wirklich ausgelastet zu sein und ihm scheint es ebenso nach alten Thrash-Metal-Sounds zu dürsten. Anders ist sein Sideprojekt SATUREYE und deren neuer Output "When Flesh And Divinity Collide" nicht zu erklären, das dermaßen in die Achtziger-Thrash-Kerbe drischt, das man sich unsanft in der Zeit zurück geprügelt fühlt. Leichte Death-Metal-Anleihen und teils hardcore-lastiges Geplärre lockern die explosive Mixtur angenehm auf und so liegt mir mit besagtem Scheibchen ein leckerer Happen Extrem Metal auf dem Tisch, dem man nicht nur über seine Anlage Gehör verschaffen sollte. Zu einer kleinen Unterredung stand Drummer Henke Gewehr bei Fuß.

"Die Band gibt es jetzt seit Anfang 2000, als Rogga uns besuchte, um ein paar Demo-Gastvocals von Gitarrist Norskens und meiner damaligen Band, ENTROPY, einzusingen. Das Teil wurde so gut, dass wir beschlossen, die Zusammenarbeit mit Rogga fortzuführen. ENTROPY wurde zu Grabe getragen. Wir schrieben in der Folge einige Songs, fanden aber keinen geeigneten Bassisten. Anfang 2001 fragten wir schließlich Jocke, einen alten Freund Roggas, und er sagte Gott sei Dank zu. In dieser Konstellation trümmerten wir unser erstes Demo "Silvery Souls" ein, das von Schwedens größtem Online-Mag Close-Up zum Demo des Jahres gekürt wurde. Im Anschluss zeigten einige Labels Interesse, doch Offerten blieben komischerweise aus. In den folgenden Jahren spielten wir Gig um Gig und schrieben weiter wie die Verrückten, was in drei weiteren Demos resultierte. Die Reviews waren so gut, dass sich schließlich ein Label erbarmen musste. Karmageddon Music traf dieses Schicksal. Wir unterschrieben Ende 2003." Bleibt die Frage, ob Rogga nun festes Mitglied bei SATUREYE oder ob die Band nur ein weiterer Spielplatz neben den großen MERCILESS ist. "Definitiv nicht," stellt der entschlossene Fellgerber fest. "Rogga ist festes Mitglied der Band und seit jeher Mitentscheidungsträger. Außerdem liegen MERCILESS zur Zeit sowieso auf Eis." Das werden einige Metalheads nicht so gerne hören.

Nach so vielen Demos muss die Band absolut fit ins Studio getingelt sein und dürfte einen großen Erfahrungsschatz mit in Selbiges genommen haben. "Klar, haha. Es war entspannter als du denkst. Wir haben "Where Flesh And Divinity Collides" in unserem Proberaum produziert und gemixt, wobei sich die ganze Band am Produktionsprozess beteiligte. Einzig die Vocals haben wir in Norskens Elternhaus aufgenommen. Wir genossen die Gastfreundschaft und blieben ein ganzes Wochenende, haha. Rogga war sehr angetan von der relaxten Stimmung und das kann man denke ich auch seiner Performance auf der Scheibe anhören." Der voluminöse Brüllkoffer hat wirklich eine hervorragende Leistung hingelegt, die aber weniger nach Entspannung, sondern eher vermehrt nach tierisch angepisst klingt. "So muss es sein," lacht Henke. "Wir machen sehr aggressive und harte Musik, die ich aber selber nur schwer beschreiben kann. Musiker sollten nicht ihre eigene Mucke rezensieren, da jede Objektivität fehlen wird. Aber 'aggressiv und hart' kann sogar ich uns voller Objektivität bescheinigen. Das ist unüberhörbar, haha." Auf jeden Fall, wobei bei aller Aggressivität und Härte vor allem die achtzigerlastigen und doppelläufigen Thrashklampfen herausstechen, die nach sehr viel Songwriter-Fokus auf der Sechssaitingen schließen lassen. Henke verneint. "Nicht unbedingt. Wir alle schreiben und komponieren und sind in den Songwriting-Prozess involviert. Die Klampfenarrangements stammen dabei von Norskens und mir. Die Entstehung der Songs verläuft aber auf demokratischer Basis, auf der jeder das gleiche Mitspracherecht hat. Lediglich die Lyrics kommen komplett von Rogga."

Auf das etwas zwielichtige internationale Pressefeedback angesprochen, reagiert der Schwede ausgesprochen locker. "Ja, das Presseecho ist tatsächlich sehr zwiespältig. Es gibt Rezensenten, die uns mit THE HAUNTED vergleichen, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Es ist wichtig für die Leserschaft, dass Rezensenten eine Scheibe mit anderen, bekannten Platten vergleichen. Es ist aber frustrierend, wenn manchmal gerade dadurch ein falscher Eindruck entsteht und ein falsches Bild einer Band vermittelt wird. Häufig wird auch eine zu rezensierende Platte nur einmal gehört und direkt ein Review verfasst. Es ist aber nun mal erwiesen, und das weißt du selber, dass Platten mit der Zeit wachsen können." Tja, das Problem kenne ich nur zu gut. Ich selbst habe auch schon oft verglichen und war mir nicht immer hundertprozentig sicher, ob dieser Vergleich auch gut und vor allem zutreffend und aussagekräftig ist. Ein Dilemma! "Ich denke, es ist besser, man schreibt einfach, ob man eine Scheibe gut oder scheiße findet und begründet das Ganze kurz," antwortet Henke knapp. "So urteile ich, wenn ich eine neue Scheibe höre. Nicht links oder rechts. Nur gut oder scheiße. Außerdem denke ich schon, dass wir ein gewisses Maß an Originalität vorweisen können. Nimm als Beispiel 'Nothing Is Forever', ein Song, den ich in seinen Strukturen mit keinem mir bekannten Track vergleichen könnte."

Wirklich schlecht fallen die Rezensionen auch nicht aus. Zumindest habe ich noch keinen Verriss gelesen. Fragt sich, wie die Plattenfirma und die Band gedenkt, die Scheibe vernünftig zu promoten? Touren steht laut Henke jedenfalls nicht zur Debatte. "Zur Zeit sieht es da mau aus. Wir suchen derzeit fieberhaft nach einer gescheiten Booking Agentur, die uns eine kleine Gastspielreise auf die Beine stellt. Es wäre wirklich geil nach Deutschland zu kommen." Lauscht man der Musik STAUREYEs, kann man sich schon denken, was einen auf einem Gig der Schweden erwartet. Dresche, und das vom Allerfeinsten! "Es ist schwer sich zu beurteilen, da wir uns ja beim Performen nicht selbst bestaunen können. Jedoch solltet ihr wissen, dass wir dem aggressiven Potenzial der Scheibe noch mal eine ganz gehörige Portion Wut hinzuaddieren. Und das alles feuern wir dann auf das Publikum ab. Die volle Metal-Attacke," lacht der Drummer.

Eine Attacke, die schon bald aufs Neue geblasen werden soll. Auf die Zukunft der Band angesprochen, wird es Henke jedenfalls richtig warm ums Herz. "Vier neue Songs sind bereits fix und fertig und wir haben massig Ideen auf Halde liegen. Wir versuchen nächstes Jahr einige Festivalslots zu ergattern und haben vor, Ende 2005 das nächste Album anzugehen." Was hoffentlich nicht wieder unberechtigt an der großen Masse vorbeigeht, wie die Thrash-Harke "When Flesh And Divinity Collide", der ich fette Promotion durch Festivalgigs herzlichst wünsche.

Redakteur:
Alex Straka

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