SARALEE: Interview mit Joonas

22.08.2006 | 13:59

Gothic-Rockbands gibt es in Finnland wie Sand am Meer. Die meisten davon kann man getrost irgnorieren, kopieren sie doch nur dreist Vorreiter-Bands wie HIM ohne Eigenständigkeit vorzuweisen. Doch ab und zu gibt es auch Bands, die durchaus Potenzial vorweisen, denen man Erfolg wünscht. SARALEE ist so eine Band. Und da die sechs Jungs noch am Anfang ihrer Karriere stehen und gerade ihr Debütalbum "Darkness Between" veröffentlicht haben, bot sich ein Gespräch an. Sänger Joonas lud mich zu einem kleinen Festival in seine Heimatstadt Jyväskylä ein und stellte sich dort meinen Fragen.

Ricarda:
Ihr habt gerade euer Debütalbum herausgebracht und seid in Deutschland und auch hier noch echte Newcomer. Könntest du vielleicht etwas über die Bandgeschichte erzählen?

Joonas:
Wir spielen seit 1997, damals hatten wir noch einen finnischen Namen. Dann änderten wir den Namen zu RESTLESS, und dann 2003 als Kimberly in die Band kam, mussten wir den Bandnamen wieder ändern, weil es einfach zu viele Bands mit dem Namen RESTLESS gab. Juha hat dann den Namen SARALEE vorgeschlagen und den haben wir genommen. Hört sich cool an und ist auch einfach zu merken.

Ricarda:
Es gibt keine tiefere Bedeutung des Namens?

Joonas:
Nein, eigentlich nicht. Er beschreibt unsere Musik, genau wie das Album-Cover unsere Musik beschreibt. Es ist schön, mysteriös und auch ein wenig furchteinflößend.

Ricarda:
Euer Album klingt sehr finnisch. Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Joonas:
Natürlich die großen finnischen Bands: HIM, THE 69 EYES, ENTWINE... ENTWINE sind wirklich sehr gut. Und CHARON. Diese Bands mag ich gerne. Und dann natürlich Bands, die mich gesanglich beeinflussen. Es ist ziemlich lustig, weil ich singe die ganze Zeit eigentlich ziemlich tief, aber ich mag Sänger wie Sebastian Bach oder Steven Tyler. Aber ich mag auch Peter Steele von TYPE O NEGATIVE. Also ist es eher ein Mix aus Einflüssen.

Ricarda:
Wann habt ihr denn euren Plattenvertrag bekommen?

Joonas:
Unser Schlagzeuger hatte Kontakte zu einem Plattenlabel. Er arbeitet bei einem Metal-Magazin und er hatte außerdem eine andere Band bei diesem Label. Das Label vertreibt zwar meistens Extreme-Metal-Bands (lacht), aber sie wollten mit uns etwas Neues versuchen. Den Vertrag haben wir dann letzten Herbst bekommen, also etwas weniger als ein Jahr her.

Ricarda:
Glaubst du, ihr hattet es ein wenig schwerer, einen Plattenvertrag zu bekommen, weil ihr nicht aus Helsinki, sondern aus Jyväskylä seid?

Joonas:
Ja, das glaube ich schon. Es ist leichter einen Plattenvertrag in Helsinki zu bekommen. Die Musikindustrie dort ist auch ziemlich klein, aber stark. Und irgendwer kennt immer irgendwen. In Jyväskylä ist das nicht der Fall, hier gibt es fast gar nichts.

Ricarda:
Ihr habt das Lied 'Dance' vorab als eine Single ausgekoppelt. Warum habt ihr euch für dieses Lied entschieden?

Joonas:
Das haben wir nicht, das hat die Plattenfirma entschieden (lacht). Sie haben sich das Lied angehört und entschieden, dass es das beste Lied ist, das das Image von SARALEE wiedergibt. Das Lied hat sanfte Stellen, aber auch einige rockigere Elemente, es ist eigentlich ein sehr einfacher Song, der gut ins Ohr geht.

Ricarda:
Wie alt warst du, als du angefangen hast zu singen?

Joonas:
Hm, ich glaube, es war vielleicht 1997...

Ricarda:
Also nicht als Kind in einem Chor oder so?

Joonas:
Ich war in einem Chor, aber habe da nicht solo gesungen.

Ricarda:
Warum hast du dann angefangen, solo zu singen?

Joonas:
Ich wollte einfach. Zuvor war ich Gitarrist, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das mein Ding ist. Wenn ich auf der Bühne stand, wußte ich gar nicht so richtig, was ich machen sollte (lacht). Also habe ich einfach gespielt, und damals habe ich auch schon angefangen zu singen. Aber es ist viel einfacher, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Kimberly kam in die Band, um mich an der Gitarre abzulösen. Danach hatte ich die Möglichkeit einfach nur zu singen. Das war toll.

Ricarda:
Hast du Gesangsunterricht genommen?

Joonas:
Nein, ich trainere mich selbst.

Ricarda:
Wie machst du das? Hast du da spezielle Aufwärmübungen bevor du auf die Bühne gehst?

Joonas:
Nein, eigentlich nicht (lacht). Ich gehe einfach auf die Bühne und singe. Ich sollte viel mehr üben und meine Stimme trainieren, aber irgendwie mache ich das nicht.

Ricarda:
Ok, du hast bereits erwähnt, dass du Gitarre spielst. Auch noch andere Instrumente?

Joonas:
Ja, Bass natürlich und ein wenig Schlagzeug. Und dann auch noch ein wenig Keyboard.

Ricarda:
Wann hast du gemerkt, dass Musik eine richtige Karriere für dich sein könnte und nicht nur ein Hobby?

Joonas:
Ich wollte schon als ich klein war, dass Musik sowohl mein Hobby als auch meine Arbeit ist. Aber richtig realisiert habe ich es glaube ich, als wir endlich unseren Plattenvertrag hatten. Dann habe ich wirklich darüber nachgedacht und beschlossen, wirklich 100% zu geben und zu versuchen, dass ich von der Musik leben kann.

Ricarda:
Weißt du, was aus dir geworden wäre, wenn es nicht geklappt hätte?

Joonas:
Vielleicht ein Journalist oder etwas im Multimedia-Bereich. Ich studieren nebenbei noch Multimedia-Communication hier in Jyväskylä, das kann dann auch sehr hilfreich im Musikbusiness sein. Ich kann meiner Band dann etwas in dem Bereich helfen.

Ricarda:
Wie ist der Songwriting-Prozess bei euch in der Band? Schreibst du die Lieder?

Joonas:
Ich schreibe die meisten von unseren Liedern. Kimberly hat auch zwei Lieder geschrieben, eines auf unserem letzten Demo und dann auf dem Album das Lied 'Like Dreamers'. Aber normalerweise bringe ich die Lieder mit zu unseren Proben, und dann denken wir gemeinsam darüber nach und probieren ein paar Sachen aus. Aber die Texte schreibe ich.

Ricarda:
Woher holst du deine Inspiration für die Texte?

Joonas:
Am meisten wahrscheinlich aus meinem persönlichen Leben und auch aus Filmen und Büchern. Aber auch andere Geschichten, eigentlich fast alles. Was mich zum Nachdenken anregt, wird auch in der Musik reflektiert.

Ricarda:
Die finnische Musikszene ist recht klein und alle scheinen so freundlich zueinander zu sein, keiner sagt etwas schlechtes über eine andere Band. Daher hab ich mich gewundert, ob es wirklich kein Konkurrenzdenken gibt?

Joonas:
Ja, das gibt es schon. Aber in der Öffentlichkeit sagt keiner etwas schlechtes über eine andere Band. Hinter den Kulissen gibt es natürlich auch Konkurrenz. Aber es ist nicht so schlimm, ich kann mich noch freuen, wenn eine andere Band einen Plattenvetrag bekommt. Es gibt so viele gute Bands in Finnland, auch viele kleinere gute Bands. Ich mag Bands, die ihre Musik von Herzen machen und nicht mit den großen Plattenfirmen, die sie toll aussehen lassen und sie in ein großes Studio mit einem Hit-Produzenten setzen. Egal welche Musikrichtung, ich mag Leute, die ihre Musik selbst machen.

Ricarda:
Wie findest du, dass LORDI den Eurovision gewonnen hat?

Joonas:
(lacht) Ja, das war wirklich toll. Ich bin kein großer Fan von der Musik von LORDI, aber ich glaube, sie haben die Augen einiger Leute geöffnet. Beim Eurovision Song Contest waren 20 Länder mit Mädchen, die in kurzen Tops und kurzen Röcken umhergehüpft sind. Und natürlich bekommt die finnische Musik-Szene jetzt viel Publicity, das ist immer gut.

Ricarda:
Bist du nervös bevor du auf die Bühne gehst?

Joonas:
Manchmal, wenn es ein größeres Konzert ist. Heute bin ich nicht so nervös, wir spielen in unserer Heimatstadt. Ich hoffe nur, es kommen noch ein paar mehr Leute (lacht).

Ricarda:
Habt ihr ein Ritual mit der Band vor einem Konzert?

Joonas:
Ja, wir tun unsere Hände übereinander und dann schreien wir etwas Dummes (lacht).

Ricarda:
Ok, dann die letzte Frage. Habt ihr schon Pläne, auch im Ausland zu touren?

Joonas:
Ja, es gibt ein paar Pläne und ich hoffe, dass wir nächsten Frühling in Europa touren können. Ich weiß noch nicht, ob es eine eigene Tour sein wird oder als eine Vorband. Unser Manager versucht, etwas zu organisieren, sucht nach guten Locations und versucht natürlich Geld für die Tour aufzutreiben.

Ricarda:
Gut, das wär's dann auch schon. Dankeschön.

Joonas:
Ich danke dir.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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