RAMA: Aus der Hölle ins Paradies

03.08.2019 | 07:36

Unverhofft kommt oft. So hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde, als die Promo des aktuellen Albums "Everything Is One" von RAMA zur Rezension bei mir landete. Innerhalb kürzester Zeit hat es die Platte dann bei mir in die Dauerrotation geschafft. Ich habe mit Effe alias FatK - dem Mastermind der noch recht jungen italienischen Band - über seine Musik, seine persönliche Vergangenheit und die Zukunft sprechen können.

Hallo Effe. Wie du sicher weißt - falls du denn mein Review gelesen hast - hat euer Album wirklich Eindruck bei mir hinterlassen. Ich gehe aber mal davon aus, dass die meisten unserer Leser noch keinen Kontakt zu eurer Musik hatten und daher auch nicht wissen, wie RAMA klingt. Was würdest du sagen, welche Art von Musik ihr spielt? Habt ihr Künstler, die euch besonders inspiriert oder beeinflusst haben und mit welcher anderen Band könnte man euch vergleichen?

Hi Daniel. Als allererstes möchte ich mich erst einmal für dieses Interview und die Zeit, die du dir dafür nimmst, bedanken. Natürlich habe ich dein Review gelesen und ich kann einfach nur sagen, dass wir als Band froh über deine Worte sind. Wir haben alle unterschiedliche musikalische Einflüsse, die von klassischem Desert Rock über Grunge, Metal und Post Rock bis hin zum Punk reichen. Aber diese Liste könnte man auch endlos weiter führen, sodass wir uns auch nicht mit anderen Bands vergleichen wollen und einfach unseren eigenen Sound kreieren. All diese Einflüsse verschmelzen ganz natürlich - und manchmal auch schmerzlich - miteinander und daher sagen wir uns einfach, dass wir unsere eigene Musik so gut machen möchten, wie es geht. In der Band kennen wir uns schon seit Kindertagen, da wir alle in der selben Stadt aufgewachsen sind. Wir sind also ein bisschen wie eine Familie, was es leider auch nicht immer ganz einfach macht, das, was jeder von uns mit in die Band bringt, auch zu einer Einheit zusammenzufügen. Aber wie du in deinem Review schon richtig gesagt hast, touchieren wir einige Stilrichtungen; es sollte also für jeden etwas dabei sein, der sich von den genannten Musikstilen angesprochen fühlt.

Geht es anderen Leuten mit eurem Album genauso wie mir? Wie sind die bisherigen Reaktionen?

So wie wir es bisher mitbekommen haben, scheint "Everything Is One" durchweg ziemlich positiv bei den Leuten anzukommen. Aber zumindest für mich persönlich ist die wahre Intention, mit unserer Musik eine Art Erbe zu hinterlassen, und dieser Job ist im Prinzip schon dann erfüllt, wenn das auch nur eine einzelne Person verstanden hat.

Dann würde ich sagen, dass ihr einen sehr guten Job gemacht habt. Aber mal abgesehen von deiner persönlichen Intention: Wovon handeln die Songs auf der Platte? Textlich geht es ja unter anderem um Dämonen, Erschöpfung und Einsamkeit, aber dessen ungeachtet ist das gesamtheitliche "Feeling" des Albums in meinen Ohren doch durchaus sehr positiv. Wie passt das zusammen?

Ich fühle mich ein bisschen wie mein Landsmann Dante Alighieri zu Beginn seiner Göttlichen Komödie. Es ist eine lange Reise, aus der Hölle heraus und zu dir selbst zu finden. Sie kann zwar schmerzhaft sein, aber es ist ein Schmerz, der auch sehr befreiend sein kann, wenn du es zulässt. Dunkelheit kann vom Licht zerstört werden und wenn du das Licht spürst, dann weißt du, dass du am richtigen Ort bist.

Also hast du im Prinzip Inferno und Purgatorio schon hinter dir gelassen und bist auf dem Weg ins Paradies, um einmal bei Dante zu bleiben?

Am liebsten würde ich diese Farage irgendwann einmal mit einem Buch beantworten. Ich war lange Zeit an einem Ort, an dem niemand sein möchte; ich würde es tatsächlich als Hölle bezeichnen. Irgendwann kam ich zurückgekrochen und habe das alles hinter mir lassen können. Ob das Licht, welches ich nun sehe, tatsächlich das Paradies ist, kann ich nicht sagen. Aber was ich dir sagen kann, ist, dass die Hölle wie ein Lehrer für mich war. Man könnte sagen, sie ist eine Art Chance ... aber vielleicht kommt später mal der Zeipunkt, das noch ausführlicher zu diskutieren.

Puh, das klingt alles nicht ganz ohne. Um so schöner, dass du deiner persönlichen Hölle offenbar erfolgreich entkommen konntest. Doch zurück zur Musik: Ich bin wirklich ein kleines bisschen verliebt in die Art und Weise des Gesangs auf dem Album und in die Tatsache, dass er oftmals zweistimmig arrangiert ist. Ab und zu bekomme ich davon tatsächlich Gänsehaut und ertappe mich dabei, selbst noch eine weitere Melodielinie dazu zu singen, wenn ich in der richtigen Stimmung bin. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Vocals in dieser Form umzusetzen? Habt ihr damit eine Art Alleinstellungsmerkmal für RAMA geschaffen?

Ja, sicherlich haben wir das. Die Idee kam mir bei der Meditation. Ich habe an einem Kurs teilgenommen und wir haben gemeinsam das "Hare Krishna"-Mantra rezitiert. Auch ich hatte da eine Gänsehaut, weil sich aus den einzelnen Stimmen der Leute eine gemeinsame Stimme gebildet hat; gewissermaßen als Summe aller einzelnen. Von da an wusste ich, dass ich das gerne in der Band umsetzen möchte.

Na klar, darauf hätte ich irgendwie auch selbst kommen können. Ist es nicht auch so, dass nicht nur Krishna, sondern auch Rama mit diesem Mantra beschwört werden soll? Das wäre dann ja auch eine ziemlich logische Erklärung für euren Bandnamen. Lebst du selbst oder ihr als Band denn nach dem hinduistischen Glauben?

Genau daher stammt unser Bandname, das ist richtig. Ich habe die Meditation und noch viele weitere Dinge vor einigen Jahren von meinem Hindu-Mentor gelernt und ich habe sofort irgendetwas Kraftvolles im Zusammenhang mit Rama gespürt. Niemand von uns lebt tatsächlich nach diesem Glauben, aber unsere Musik ist stets eine Art Echo von dem, was in mir drin ist, und ich versuche, es kontinuierlich mit der Band in etwas Hörbares umzusetzen.

Dann will ich mal hoffen, dass dir und euch das auch weiterhin so gut gelingt, wie mit dieser Platte! Gibt es Pläne, das Album in Europa und auch in Deutschland mit einer Tour zu promoten?

Unser hoch gestecktes Ziel ist es, ausgehend von Europa irgendwann einmal überall zu spielen, aber im Moment befindet sich noch alles in der Planungsphase, also kann ich dir leider noch nichts Konkretes dazu sagen. Einmal haben wir bereits in Deutschland ein Konzert gespielt (2016 als Support für TUBER in Leonberg bei Stuttgart - Anm. d. Red.) und es hat uns einen Riesenspaß gemacht. Die deutschen Metalheads sind tolle Leute und wir hoffen, schon bald wieder bei euch spielen zu können!

Diese Hoffnung teile ich auf jeden Fall! Eure erste selbstbetitelte EP ist ja schon fast ausverkauft. Plant ihr einen Re-Release, oder sollte man lieber schnell sein?

Geplant ist vorerst nichts, also lieber schnell zugreifen. Natürlich kann es trotzdem sein, dass es später eine Wiederveröffentlichung geben wird. Ich möchte zum Abschluss noch einmal Danke sagen für die Chance, die du uns mit diesem Interview gegeben hast. Ich bin der Meinung, dass es ist sehr wichtig ist, auch mal darüber zu sprechen, was sich hinter der Musik verbirgt.

 

Anspieltipp aus "Everything Is One": 'Between The Ashes Of Silence'

Webshop für EP und Album: Bandcamp

Redakteur:
Daniel Lindhorst

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