PÄTH, SASCHA: Interview mit Sascha Päth

01.01.1970 | 01:00

Mit den Produktionen von u.A. RHAPSODY und KAMELOT hat sich der Wolfsburger Produzent Sascha Päth einen Namen gemacht. Nachdem nun "Karma" von KAMELOT im Kasten ist und bevor es an die Aufnahme von der nächsten RHAPSODY Scheibe geht bekam ich die Möglichkeit, ihn selbst zu seiner Arbeit, seinem Selbstverständnis als Produzent und seinen Ambitionen als Musiker zu befragen.

Georg:
Was mich grundlegend interessiert, wie siehst du die Aufgabe eines Produzenten?

Sascha:
Also an sich gibt es ja den Produzenten und den Toningenieur. Aber ich mache beides. Ein Produzent ist eher so etwas wie ein Regisseur beim Film. Im Prinzip die künstlerische Leitung. Die Arbeit eines Produzenten beim Film z.B. unterscheidet sich da grundlegend von der eines Produzenten im Musikbusiness. Es ist mehr eine künstlerische Leitung. Es geht dann oft mit einer Vorproduktion los, bei der man entscheidet was für Songs überhaupt aufgenommen werden, man arbeitet an den Arrangements der Songs. Dazu trifft man sich auch oft im Proberaum. Bei der Aufnahme geht es dann auch darum zu entscheiden, was ist gut, was bleibt drauf, was kann man noch zusätzlich machen, was muß man ändern. Sozusagen eine künstlerische Leitung die halt den Überblick behält.

Georg:
Und was ist dann die Arbeit des Toningenieurs?

Sascha:
Früher war es oftmals so, und bei Pop-Produktionen gibt es das auch noch. Da sagt der Produzent "mach mal dies, mach mal das" und der Toningenieur führt das dann aus. Der Toningenieur übernimmt dann sozusagen die technische Seite. Im Hard Rock Bereich ist es eigentlich üblich daß man beides macht. Man sitzt halt da nimmt auf, stellt die Sounds ein und mischt.

Georg:
Und in welchem Verhältnis stehst du dann zu Miro?

Sascha:
Also erstmal ist er ein Freund von mir und wir haben halt irgendwann angefangen die Sachen zusammen zu machen. Es hängt halt immer von der Produktion ab. Manchmal teilen wir die Produktion in der Mitte durch. Zum Beispiel mach ich dann die Drums, er den Gesang. Wenn es dann zum Mix geht macht er noch so Keyboard Arrangements und ich mische. Jetzt gerade mischt er aber eine Platte und ich mache was anderes. Wir machen eigentlich beide alles und schauen was halt für die jeweilige Produktion am besten passt. Er macht halt viel so Keyboardsachen und Arrangements.

Georg:
War es ein Traum von Dir, Produzent zu werden?

Sascha:
Nö überhaupt nicht, das hat sich so ergeben. Ich war durch HEAVENS GATE früher einfach oft im Studio. Und es gibt dann so Leute wie mich, die sich dafür auch interessieren. Das fängt dann damit an, daß man zu Hause Demos aufnimmt, geht dann im Studio weiter, wenn man im Studio die Maschinen bedient wenn der Produzent mal nicht da ist. Und so geht das dann weiter. Irgendwann hat mich Charly Bauernfeind gefragt ob ich bei einer Produktion einspringen kann, weil er nach Amerika mußte. Ich sagte dann "ich kann". Konnte ich natürlich nicht, aber gemacht hab ich es trotzdem und es hat gut geklappt. Und direkt danach habe ich die erste ANGRA produziert und das ging dann immer so weiter. Irgendwann haben sich die Wege von Charly und mir getrennt.

Früher hab ich eigentlich das gemacht was Miro jetzt macht und jetzt ist es eher umgekehrt.

Georg:
Machst du nur so melodic Metal Alben?

Sascha:
Nein, ich mach auch Rock und Pop, aber wenn du in einem Genre Erfolg hast, kommen natürlich alle aus der Richtung, von daher mache ich schon viele Metal Sachen. Gerade machen Miro und ich und noch jemand ein deutsches Projekt namens HYPER CHILD. Ich mache dort die Gitarren, Miro die Keyboards und dann gibt es halt noch einen Hauptproduzent der den Rest macht. Die waren auch gerade in den Charts und machen so Poprock.

Georg:
Aber es hat schon immer was mit Rock zu tun?

Sascha:
Ja also so Dance wäre nichts für mich.

Georg:
Nun, "The Spell" auf dem neuen Album "Karma" von KAMELOT ist schon ein sehr modernes Intro...

Sascha:
Ja, aber das ist auch okay, ich bin halt kein Dance Produzent weil ich diese Musik nicht nachvollziehen kann. Wenn es zu elektronisch wird ist es nicht mein Ding. Es ist da auch nicht alles Scheiße, aber es ist so, daß ich mehr auf richtige Musik oder live Musik stehe.

Georg:
Spielst du noch in einer Band?

Sascha:
Ja, bis vor kurzem ja noch bei HEAVENS GATE. Und jetzt mache ich mit dem ANGRA SÄNGER Andre Matos ein Projekt namens VIRGO. Die Platte wird im September herauskommen. Das ist auch kein Metal mehr so Rock.

Georg:
Also stellst du die Live Aktivitäten nicht ein.

Sascha:
Nein, ich hoffe eher, daß es mehr denn je wird. Hängt natürlich davon ab wie es läuft, aber ich möchte schon mehr machen und es läuft auch schon ganz gut an.

Georg:
Da wir gerade schon bei KAMELOT waren, warum sind da 7 Minuten Überhang am Ende. Roy meinte ich müsste da dich fragen?

Sascha:
(lacht ungläubig) Mich fragen??? Das war doch deren Idee, sie fanden es witzig, wenn da 5555 steht wenn man die Platte einlegt, da es das 5. Album ist. Aber das war nicht meine Idee. Das hätte ich sicher nicht gemacht, das macht ja nur zusätzlich Arbeit.

Georg:
Vor einiger Zeit hatte ich auch Piet Sielk interviewt und er meinte, der Einfluss eines Produzenten hinge sehr von der Band ab. BLIND GUARDIAN würden keinen mehr brauchen, weil sie so genaue Vorstellungen haben, was sie machen wollen.

Sascha:
Ja, mit den Bands, mit denen ich arbeite ist es schon so, daß sie zu mir kommen, weil sie mit mir zusammen arbeiten wollen. Ich meine auch RHAPSODY haben sehr genaue Vorstellungen was sie machen wollen, aber wenn es ums Ausarbeiten geht überlassen sie schon viel uns. Sie machen z.B. die Keyboards sehr genau aber brauchen in anderen Bereichen Unterstützung. Ich meine ich dränge mich da nicht auf, aber in der Regel wollen die Bands ja diese Unterstützung.

Georg:
Hast du eine Lieblingsproduktion?

Sascha:
Och, das kann ich nicht sagen. Es gibt so viele Sachen die Spass gemacht haben und die man gerne macht. Gerade RHAPSODY und KAMELOT sind ja inzwischen auch Freunde geworden.

Georg:
Die neue KAMELOT finde ich auch sehr stark. Die RHAPSODY hatte mir zu wenig barocke Elemente, ich finde die Band hat zu sehr ihre Identität verloren, die sie vorher einzigartig machte.

Sascha:
Was aber größtenteils auch positiv angekommen ist, aber ich denke der Trend geht wieder andersrum, die nächste wird wieder etwas extremer. Natürlich nur für die Leute, die mit der Musik was anfangen können. Es ist halt auch so, je mehr man so was macht, umso umständlicher wird das Ganze auch.

Georg:
Ja, die Live Aktivitäten leiden dann natürlich darunter.

Sascha:
Wenn du sie schon Live gesehen hast, wirst du das ja wissen. Es ist live halt fast gar nicht umzusetzen. Und wenn dann nur mit extremster technischer Unterstützung. Oder man lässt halt die Hälfte weg. Aber das wollen die Fans wiederum auch nicht.

Georg:
Nun, ich habe sie ja nur hier in Stuttgart gesehen, aber es kam nur Matsch aus den Boxen. Da wäre weniger eher mehr gewesen.

Sascha:
Also ehrlich gesagt, ich möchte das live auch nicht mischen müssen. Das ist im Studio schon sehr schwierig. Und da sollte man schon live drüber nachdenken etwas wegzulassen, aber andererseits ist das alles ja auch wichtig für die Songs und dann fällt die Entscheidung natürlich schwer. Bei ANGRA haben wir das auch so gemacht. Auf den ersten Platten hatten wir sehr dicke Arangements und später haben sie das gegen einen Keyboarder ausgetauscht. Aber ich denke RHAPSODY werden das nicht machen.

Georg:
Hörst du das auch gerne, was du produzierst?

Sascha:
Also wenn ich ehrlich bin höre ich das überhaupt nicht. Also privat höre ich keinen Metal. Ich arbeite schon den ganzen Tag damit und ich höre auf der Arbeit auch viele andere Produktionen an. Aber privat höre ich mir lieber ältere Sachen, wie Queen an. Heavy Metal ist da schon etwas stressiger, wenn du den ganzen Tag verzerrte Gitarren gehört hast, dann hörst du abends lieber was ruhigeres.

Georg:
Was hast du in der nächsten Zeit Metalmäßig in Planung?

Sascha:
Also gerade sind da zwei Sachen. Wie schon angesprochen hat Miro gerade eine Produktion übernommen. Das ist ein brasilianisches Projekt mit 15 Bands und da werde ich auch noch ein paar Sachen mischen. Dann mache ich gerade noch HELLOIFE aus Holland und nächste Woche stehen RHAPSODY schon vor der Tür um das nächste Album aufzunehmen. Und dann werde ich für VIRGO noch auf Promotour gehen. Im Herbst kommen dann noch Luca Turilli, Alex Staropoli mit ihren Soloalben.

Georg:
Du hast ja sicher auch einen eng gesteckten Zeitrahmen.

Sascha:
Ja, wenn ich mit der einen Band fertig bin steht meistens schon die nächste da. Manchmal müssen die auch ein oder zwei Tage warten bis ich mit ihnen anfangen kann.

Georg:
Und dann wird es schwierig wenn KAMELOT einen Monat überziehen.

Sascha:
Das hat mich auch so umgeworfen. Deswegen macht Miro auch den anderen Mix, weil ich es auch nicht geschafft habe. Ich bin jetzt total im Zeitverzug deswegen. Ursprünglich hatte ich schon 2 Wochen eingeplant. Das mache ich ja sonst gar nicht. Aber das hat nicht gereicht. Wir haben einfach mehr dran gemacht als geplant war, aber es hat sich auch gelohnt. Aber das kostet halt Zeit.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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