PARKWAY DRIVE: Interview mit Winston McCall

10.12.2012 | 07:59

PARKWAY DRIVE sind eine der erfolgreichsten Metalcore-Acts der Welt. Mit "Atlas" haben sie gerade ihr viertes Album veröffentlicht, welches erneut einschlug wie eine Bombe. POWERMETAL.de spricht mit Sänger Winston McCall über die Entstehung des Fulllength, das Tourleben und was sonst so im Camp PARKWAY DRIVE passiert.

So, "Atlas" ist mittlerweile veröffentlicht. Wie denkst du mit etwas Abstand über das Album?

McCall: Ich mag es, hahaha. Es ist so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. Es war eine ziemlich schwere Aufgabe unsere Vorstellungen umzusetzen. Wir wollten bestimmte Sachen realisieren und bestimmte Sounds kreieren. Ich glaube, dass dies unser einziges Album war, wo wir nicht wussten, wie das Ergebnis am Ende klingen wird.

Der Vorgänger "Deep Blue" war eine ziemlich erfolgreiche Platte überall auf der Welt. Habt ihr irgendwelchen Druck wegen des Erfolgs gespürt?

Nun, da war kein wirklicher Druck. Wir verspüren eigentlich nie irgendwelchen Druck. Viel eher war es eher inspirierend, denn dieses Mal wollten wir einige Überraschungen parat haben. Zur gleichen Zeit sollte es aber auch nach PARKWAY DRIVE klingen. Für uns war es also eher so, dass wir etwas am Sound verändern wollten, ohne uns selber zu sehr zu verändern. Es gibt Songs auf dem Album, so hast du uns noch nie vorher gehört.

Dieses Mal hört man sogar Akustikgitarren und weiblichen Gesang. Woher habt ihr diese Ideen?

Also wir hatten keine wirkliche Idee Akustikgitarren zu verwenden. Wir benutzen ganz am Anfang immer Akustikgitarren und wollten dann auch den melodischen Aspekt der Band mehr herausarbeiten. Wir haben überlegt, ob wir cleane Gitarren benutzen oder direkt Akustikgitarren und Jeff (Ling, Gitarrist - Anm. d. V.) spielt eh viel auf der Akustischen und so kam es dazu, dass wir die Gitarren auf diese Weise aufgenommen haben. Bei den anderen Ideen war es so, dass wir uns vorher keine Grenzen gesetzt haben, alles ist sozusagen möglich. Die weiblichen Vocals sind übrigens zwei Kerle und zwei Frauen, die einfach nur verdammt gut miteinander harmonieren. Bei den Streichern hingegen hatten wir nur ganz grobe Ideen, als wir das Studio betraten. Auf den Demos hörst du davon noch gar nichts, haha.

 

Wann und wo habt ihr die Songs geschrieben? Ihr wart nahezu konstant auf Tour.

Stimmt. Die Songs wurden auf den Touren oder dazwischen geschrieben. Wir haben sogar ziemlich schnell nach der Veröffentlichung von "Deep Blue" angefangen, an neuem Material zu arbeiten. Es hat uns ziemlich viel Spaß bereitet "Deep Blue" aufzunehmen, sodass wir in der richtigen Stimmung waren schnell wieder an Neuem zu arbeiten.

 

Matt Hyde hat "Atlas" produziert. Er ist euer bisher dritter Produzent. Wieso habt ihr schon wieder einen Personalwechsel vorgenommen?

Auf jedem Album wollen wir einen anderen Sound als zuvor. Es war also eine durchdachte Entscheidung und wir haben nach den richtigen Leuten für diese Platte gesucht, denn der Sound sollte sich von "Deep Blue" unterscheiden. Wir wollten einen bestimmten Sound, besonders weil dieses Mal viele neue Elemente dazu kamen. Es sollte nich der crunchy und aggressive Sound vom letzten Album sein, sondern eine etwas klarere Produktion.

 

Was war Matts Einfluss auf die Songs?

Er hat uns bei Ideen geholfen. Normal gehen wir ins Studio und die Songs sind komplett. Dieses Mal haben wir jemanden gestattet seinen Input dazuzusteuern. Das waren keine großen Veränderungen. Matt hat ein Gespür für Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine Note von hier nach dort zu verschieben und so etwas. Allerdings war er eine riesige Unterstützung bei den Streichern, Keyboards und Hörnern. Ohne ihn hätte das ganze Zeug nicht ansatzweise so gut geklungen, wie es jetzt klingt.

 

Mir erscheint "Atlas" weniger düster und melodischer als "Deep Blue"...

Nein, da wiederspreche ich! Zwar ist "Atlas" melodischer und wir wollten auch, dass die Songs insgesamt melodischer sind, denn, wenn du die ganze Zeit ins Gesicht geschlagen wirst, kommt die Härte nicht mehr wirklich heraus. Durch die melodischeren Songs wirken die harten Parts auch härter. Bei "Deep Blue" hingegen war die Produktion schon leicht düsterer und aggressiver als bei "Atlas".

 

Welche Themen behandeln die Lyrics?

Das unterscheidet sich. Die Lyrics wurden zur gleichen Zeit wie die Musik geschrieben. Es geht um politische, soziale aber auch persönliche Themen. Jeder Song behandelt etwas anderes, während bei "Deep Blue" sich ein Konzept von Anfang bis Ende zieht.

 

Was hat es mit dem Titel "Atlas" auf sich?

Der bezieht sich auf die Zeit, in der wir das Album geschrieben haben. Die Songs wurden überall auf der Welt geschrieben. Wir haben in 42 verschiedenen Ländern für "Deep Blue" getourt. Es geht aber auch um die Welt ansich. Ich denke es ist eine schwere Zeit um zu leben mit all den Problemen überall wie Krieg und Armut.

 

PARKWAY DRIVE ist eine Band, die immer noch Metal-Riffs in ihrer Musik hat. Welche Bands beeinflussen euch? Und wie siehst du die aktuelle Metalcore-Szene, die eigentlich nur noch auf Breakdowns und Pop-Punk-Refrains setzt?

Komischerweise beeinflussen uns keine anderen Bands bei den harten Parts. Es geht uns darum Musik zu schreiben, die wir selber gerne hören würden. Ich würde sagen, dass das harte Zeug eher von uns selber beeinflusst ist. Allerdings nicht von wegen "Wir haben das und das gemacht, lass uns das noch mal machen, das war cool!", sondern Jeff spielt uns etwas vor und dann entscheiden wir, ob wir daran weiter arbeiten oder nicht. Die melodischen Parts hingegen sind eher von klassischer Musik beeinflusst oder auch von Rockbands wie den DIRE STRAITS. In der heutigen Szene ist es so wie bei allem, was populär wird. Es gibt ein paar Bands, die etwas vormachen und viele anderen machen es nach. Mittlerweile ist "Metalcore" schon fast ein Schimpfwort geworden. Aber es ist viel neues daraus entstanden wie Deathcore. Die Leute wollen diese Musik also immer noch hören. Aber es sind keine Metalheads, die ein paar Breakdowns einbauen wie früher. Heute kommen auf jede gute Band hundert andere, die total gleich klingen.

 

Wie groß ist der Anteil der Metal-Fans an euerem heutigen Erfolg?

Riesig! Klar, wir mögen Metal, sind selber aber keine wirklichen Metalheads, um ehrlich zu sein. Die Metal-Fans unter unseren Fans sind aber die, die uns am treusten sind, da sie sich nicht groß für den neusten Trend interessieren. In der Metalszene achten die Leute eher auf die Musik als auf das, was gerade angesagt ist.

 

Wie ist es für euch vor so vielen Leuten zu spielen? Als ich euch das erste Mal sah habt ihr noch um 12 Uhr Mittags auf dem Pressure Festival gespielt und heute spielt ihr Shows vor 2000, 3000 Kids.

Es ist absolut verrückt. Oberhausen heute ist die größte Show, die wir außerhalb von Australien spielen. Es ist seltsam, haha. Es ist großartig, dass uns Leute hier in Europa so sehr unterstützen.

 

Wo tourt ihr denn am liebsten und wo am wenigsten?

Abgesehen von den Shows, denn die sind überall wirklich gut, ist es hart in den USA zu touren. Die Distanz zwischen den einzelnen Shows ist riesig und die Clubs ähneln sich oft sehr. Manchmal denke ich, dass wir gerade erst in diesem Club gespielt haben obwohl es eine komplett andere Stadt ist. Das ist etwas ermüdend auf Dauer. In Europa touren wir aber sehr gerne. Die Leute hier haben uns immer sehr gut behandelt und unsere Fanbase ist immer gewachsen, da man hier nicht sehr auf den nächsten Trend achtet.

 

Was mögt ihr eigentlich am liebsten: Festivals, große Hallen oder kleine Clubs?

Wir mögen alles. Wir haben auf riesigen Festivals gespielt und in kleinen Clubs. Das macht uns alles großen Spaß. Als wir neulich in Süd-Ost-Asien waren haben wir wieder in kleinen Clubs gespielt, was ziemlich schweißtreibend war. Manchmal denke ich mir aber auch, dass ich gerne wieder öfters die kleinen Shows spielen würde, weil man da einfach ganz nah an den Fans ist.

 

Ihr seid bekanntliche alle passionierte Surfer. Könnt ihr dem Hobby auf Tour überhaupt nach gehen?

Nein, leider nicht immer. Aber alle zwei Jahre oder so touren wir zu Hause in Australien und spielen nur in tollen Surfstellen. Wir haben dann alle unsere Boards und Equipment dabei. Das ist immer eine tolle Sache. Sonst müssen wir Glück haben. Zum Beispiel haben wir einmal in der Donau in München gesurft, was ziemlich cool war. (Er meint wahrscheinlich die Welle am Eisbach - PK)

 

Abschließende Frage: Habt ihr schon Pläne für das nächste Jahr?

Wir werden für Festivals wieder kommen, aber ich kann dir noch nicht sagen, welche das sein werden. Und dann steht auch noch eine neue US-Tour an. Viel mehr haben wir noch gar nicht geplant, haha.

Redakteur:
Sebastian Berning

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