NOCTURNAL RITES: Interview mit Nils Eriksson

01.01.1970 | 01:00

Die NOCTURNAL RITES sind schon ein paar Jahre im Geschäft und haben sich mittlerweile als feste Größe im skandinavischen Power Metal etabliert. Mit "New World Messiah" veröffentlichten sie gerade ihr bis dato stärksten Album, das kommerziell erfolgreichere Acts wie HAMMERFALL ganz schön alt aussehen lässt. Meine Fragen beantwortete Bassist und Bandkopf Nils Eriksson.

Peter:
Gratulation zu einem weiteren starken Album. Wie sind denn die Reaktionen auf "New World Messiah" bisher?

Nils:
Es ist einfach unglaublich. Ich denke, dass wir bisher noch kein Album hatten, das von der Presse so abgefeiert wurde. Entsprechend sind wir alle sehr glücklich im Augenblick.

Peter:
Seit eurem zweiten Album "Tales Of Mystery and Imagination" nehmen euch die Presse und auch die Fans zwar wahr und auch die Fanbasis wächst permanent, aber dennoch seid ihr immer noch mehr eine Art Insidertip und nicht so erfolgreich wie z.B. HAMMERFALL. Macht dir das was aus?

Nils:
Erfolg ist immer schön, aber der Hauptgrund für uns Musik zu machen, ist einfach Spaß. Spaß ist die treibende Kraft hinter der Band und wenn wir aus irgendeinem Grund den Spaß verlören, würden wir aufhören. Es gibt einfach nichts Besseres als auf die Bühne zu gehen und die eigenen Songs zu spielen und dabei zu sehen, wie die Leute mitsingen und ebenfalls Spaß haben. Klar, wir würden es lieben, mehr Platten zu verkaufen. Und um ganz ehrlich zu sein, wir tun es auch. Wir sind bisher mit jedem Album ein Stückchen größer geworden und es sieht definitiv gut aus für "New World Messiah".

Peter:
Meiner Meinung nach sind die Hauptunterschiede zwischen euch und Bands wie HAMMERFALL Johnnys kräftige Vocals und die bratenden Gitarren, die gerne mal an US-Metal-Bands erinnern. Denkst du, dass dies die Gründe sind, warum auch Oldschool-Fans NOCTURNAL RITES mögen?

Nils:
Keine Ahnung. Aber ich stimme dir zu, dass Johnny eine unglaubliche Stimme hat. Er singt als würde er jedes Wort so meinen und ist so leidenschaftlich. Mit Johnny im Studio aufzunehmen, macht so viel Spaß und er bringt eine weitere Dimension in unsere Songs. Und harte Gitarren... sollte nicht jede Band harte Gitarren haben? (Ja, aber der ganze Plüsch aus Schweden hat sie eben nicht. – d. Verf.)
Ganz ehrlich, wir denken nicht viel darüber nach oder analysieren, wie wir im Studio klingen. Wir konzentrieren uns einfach darauf gut zu spielen und sorgen dafür, dass wir das Studio mit einem guten Resultat verlassen. Ich meine, wir klingen wie wir klingen, weil wir es selbst so mögen. Und die Stärke unserer Band ist, dass wir unseren Weg verfolgen. Wir schauen nie zurück auf vergangene Alben oder recyceln unsere alten Songs. Wir lieben es Songs zu schreiben und kreativ zu sein. Und ich hoffe inständig, dass wir uns weiter entwickeln und immer interessantere Musik machen.

Peter:
Eure Texte sind traditionell, aber eben nicht voller Klischees. Etwas, was ich sehr schätze. Was sind eure Inspirationsquellen für die Texte, und kannst du eine kurze Beschreibung der Texte von "New World Messiah" geben?

Nils:
Oh, danke schön. Die Inspiration kommt meistens von den Songs selbst und natürlich von der Welt da draußen. Ich hole mir meine Ideen nicht aus Filmen oder Büchern. Wenn der Song sich aggressiv oder wütend anfühlt, sollten die Texte auch so klingen. Die Texte auf diesem Album unterscheiden sich sehr stark von einander. Es ist eine Menge passiert zwischen "Shadowland" und dem neuen Album. Leute ziehen wegen Religion in den Krieg, töten für den Krieg, ziehen in den Krieg ohne ersichtlichen Grund und so weiter. Die Welt wird immer kälter und das kann einen schon nachdenklich machen. Einige Songs sind über die derzeitige Situation in der Welt, andere wieder mehr über Personen oder abgefahrene Träume. Ich hatte schon immer eine Faszination für Träume und Leute, die verrück werden und eine natürliche Verbindung fühlten mit diesen Träumen. Auch darum drehen sich einige Texte.

Peter:
Warum habt ihr diesmal in den Finnvox Studios aufgenommen?

Nils:
Das Finnvox hat eine lange Liste von großartig klingenden Alben und wir dachten einfach, dass es Zeit wäre, es auch mal dort zu versuchen. Und wir haben es nicht bereut, sind wir doch mit einem wirklich gut produzierten Album dort wieder raus gekommen. Zudem war es schön nach Finnland zu gehen.

Peter:
Ihr werdet EDGUY auf ihrer Tour begleiten. Was erwartet ihr von der Tour?

Nils:
Das wird definitiv die Tour des Jahres. Drei unglaubliche Bands, die ihren eigenen, einzigartigen Sound haben und wirklich coole Alben veröffentlicht haben. Es kann nicht weniger als unglaublich werden.

Peter:
Und was können die Fans erwarten?

Nils:
Wie immer, wenn wir spielen – Wahnsinn. Nichts anderes. Live zu spielen, ist unser Leben und ich denke, dass das auf die Fans überspringt. Glaub mir, es gibt kein großartigeres Gefühl als auf der Bühne zu stehen. Ich liebe es einfach und wir haben so viel Spaß. Davon abgesehen können sie einige neue Songs von "New World Messiah" erwarten, genauso wie einige von den alten Alben.

Peter:
Was war denn der bisher peinlichste Moment auf Tour?

Nils:
Nun, ich bin froh sagen zu können, dass wir bisher nur wenige Zwischenfälle hatten, wenn wir live gespielt haben. Klar, ich bin manchmal auf die Pedale von jemandem getrampelt und habe das Programm verändert oder habe mich selbst entkabelt oder bin auf der Bühne gestolpert... Der übliche Kram halt – aber nichts wirklich Peinliches. Diese Dinge passieren eben immer mal wieder und sind Teil unserer Erfahrung und bringen einfach noch mehr Spaß auf die Bühne.

Peter:
Ihr seid jetzt seit mehr als 10 Jahren im Business. Habt ihr eure Ziele in der Zeit erreicht? Hattet ihr überhaupt Ziele, als ihr angefangen habt?

Nils:
Die Band begann irgendwann 1990, es sind also schon 14 Jahre, um genau zu sein. Nächstes Jahr feiern wir unser zehntes Jahr als 'recording artists'. Ich denke, die Ziele, die man als Band hat, verändern sich mit der Zeit. Als wir unser ersten Album aufgenommen hatten, waren wir auf einem kleinen Label und wir fanden es wirklich cool, ein Album veröffentlich zu haben. Wenn jemand es auch noch gekauft hat, war das schon ein großer Bonus. Als wir unser zweites Album veröffentlichten, waren wir bei Century Media und begannen ein bisschen zu touren. Das war alles eine ganz neue Erfahrung für uns und wir hatten einfach so viel Spaß. Um so größer man wird, desto höhere Ziele setzt man sich. Wir hatten keinen 10-Jahres-Plan als wir unser erstes Album veröffentlichten, deshalb kann ich auch nicht sagen, ob wir unsere Ziele erreicht haben. Aber was ich sagen kann, ist, dass es zehn unglaubliche Jahre mit einer Menge Spaß waren. Es verdreht einem manchmal ganz schön den Kopf, wenn man daran denkt, dass die Songs, die man in seinem kleinen Keller geschrieben hat, in CD-Playern auf der ganzen Welt landen.

Peter:
Wo werdet ihr deiner Meinung nach in zehn Jahren sein?

Nils:
Wir werden größer sein als die ROLLING STONES, die Stadien werden ausverkauft sein und natürlich sind wir unglaublich reich. Haha, ich habe absolut keine Ahnung. Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen. Es ist nicht nötig sich einen 10-Jahres-Plan zu machen, denn dann erreicht man vielleicht seine Ziele nicht. Bei der Musik geht es nur darum Spaß zu haben und das zu tun, was man liebt.

Peter:
Was wäre Dein Traumbilling auf einem Festival?

Nils:
Wir, HAMMERFALL, EDGUY, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, QUEENSRYCHE, DOKKEN und KISS. Ich bin sicher, wir hätten eine Menge Spaß. Und die Fans auch.

Peter:
Wenn du eine All-Star-Band starten könntest, wenn würdest du einladen?

Nils:
Es wäre eine Band nur mit Sängern. Ich, Rob Halford, Geoff Tate und Jorn Lande. Mein Mikro wäre natürlich stumm geschaltet, aber es wäre eine interessante Boyband.

Peter:
In der Tat!
Nils, vielen Dank für das Interview.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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