MISTELTEIN: Interview mit Karagat

01.01.1970 | 01:00

Man hatte mich ja bereits vorgewarnt: Der Bassist und Growling Vocalist Angus alias Karagat der schwedischen Newcomer-Blackmetaller MISTELTEIN sollte nicht der gesprächigste Interviewpartner sein - und so kam es dann auch. Quantitativ gesehen war dem etwas verschüchtert wirkenden Hühnen wirklich nicht viel zu entlocken, dafür konnte ich aber interessante Backgroundinfos zum aktuellen Album "Devine. Desecrate. Complete." und der momentanen Tour mit GOD DETHRONED (auf der NIGHT IN GALES ursprünglich Headliner waren) in Erfahrung bringen.

Freya:
Hmm, der Tourbus sieht ja nicht gerade einladend aus - hier lebt ihr also während der ganzen Tour...

Karagat:
Ja, und das mit 16 Leuten. Aber vorher, als NIGHT IN GALES noch dabei waren, wars noch schlimmer. Da waren wir fast 20 und das war definitiv zu eng. Jetzt ist es eigentlich okay.

Freya:
Bitte? NIGHT IN GALES sind nicht mehr dabei?

Karagat:
Nein, ihr (jetzt Ex-) Label Massacre Records hat ihnen den Toursupport nicht bezahlt und aus eigener Tasche konnten sie das alles nicht finanzieren. Das ist wirklich schade und auch sehr enttäuschend... andererseits sind sie dadurch endlich von dem Label weggekommen.

Freya:
Da werden sich ja sicherlich viele ärgern, die extra wegen dem heute geplanten Headliner anreisen. Doch nun erstmal zu euch: Ich habe im Internet eine Seite gefunden, auf der MISTELTEIN mit "Mistelzweig" übersetzt wurde. Das ist doch sicherlich falsch, oder?

Karagat:
Ja, der Name kommt aus der nordischen Mythologie und es ist der Names des Bogens, der den Sonnengott Baldur tötete. Aber unglücklicherweise machen viele Leute diesen Fehler, das würde wohl wirklich nicht zu unserer Band passen (lacht).

Freya:
Euer neues Album heisst "Devine. Desecrate. Complete." Was soll uns der Titel sagen und warum habt ihr ihn gewählt?

Karagat:
Unser neuer Gitarrist Mishrak hat ihn ausgewählt und ich weiß leider nicht, woher er die Idee hatte, und er ist leider auch nicht mit auf dieser Tour und kann es deshalb auch nicht erklären. Ich kann den Sinn, der dahinter steht, leider auch nicht erklären, aber ich finde ihn ziemlich cool.

Freya:
Das ist ja schade. Warum ist er nicht dabei?

Karagat:
Er ist ja auch der neue Keyboarder bei einer anderen Band und die waren bis zum 17.10. im Studio. Da er die Termine für die Aufnahmen eher wusste als die Tourtermine, hat er eben denen den Vorzug gegeben.

Freya:
Ihr werdet gerne mit CRADLE OF FILTH und EMPEROR verglichen. Kannst du da mitgehen?

Karagat:
Das Einzige an unserer Musik, dass man mit CRADLE OF FILTH vergleichen kann, sind sicherlich die vocal arrangements, also die screaming und pitch vocals, die wir verwenden. Sonst sehe ich da eigentlich wenig Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Bands. Mit EMPEROR gibt es da schon mehr Ähnlichkeit; ganz besonders merkt man das daran, dass wir ziemlich ähnliche musikalische Arrangements verwenden, die ziemlich viel Atmosphäre verbreiten.

Freya:
Kannst du mir etwas über die Texte auf dem Album erzählen? Gibt es sowas wie ein Thema, das das gesamte Werk bestimmt?

Karagat:
Also die Texte habe ich zusammen mit unserem Gitarristen Nagrinn geschrieben. Auf unserem ersten Album "Rape In Rapture" geht es hauptsächlich um Themen, die sich um die Natur drehen. Die Texte auf diesem Album sind sehr viel kälter und es finden sich sehr viele heidnische Themen darauf wieder. Und vor allem geht es sehr häufig um sexuellen Missbrauch. Wir sind also schon ziemlich böse (grinst).

Freya:
Wie verliefen denn die Aufnahmen im Studio?

Karagat:
Zunächst war alles richtig gut. Zum Ende hin wurde es dann ziemlich stressig, aber das ist ja normal. Eigentlich verlief alles ganz ruhig.

Freya:
Seid ihr eigentlich mit eurem Label zufrieden? Ich hörte, es gab massive Verzögerungen was die Veröffentlichung eurer ersten Scheibe angeht.

Karagat:
Oh ja! Wir haben es im Sommer ´99 aufgenommen und veröffentlicht wurde es im Herbst 2000. Das war wirklich nicht gut. Von dem Punkt aus gesehen waren wir wirklich nicht sehr zufrieden. Für dieses Album haben sie allerdings dann eine Menge getan: Wir haben die Tour und genug Geld für das Studio bekommen - jetzt sind wir wirklich sehr zufrieden.

Freya:
Warum hat die Veröffentlichung damals so lange gedauert?

Karagat:
Ich habe da auch nur Gerüchte gehört, aber es wird erzählt, dass einige bei MNW in die falschen Geschäfte investiert haben und somit 20 (schwedische) Millionen verloren haben.

Freya:
Wenn man sich das aktuelle Cover ansieht, fällt auf, dass ihr nicht mehr das gewohnte Bandlogo, sondern Computerschrift benutzt. Seid ihr zufrieden mit dem Coverartwork?

Karagat:
Ja, wir dachten, dass es für dieses Cover passender wäre, eine Computerschrift zu benutzen, aber wir werden auf keinen Fall aufhören, ein Logo zu benutzen - es wird auf dem nächsten Album auch wieder auftauchen. Dieses Cover hat ein Freund von uns entworfen, der auch schon das letzte verantwortet hat. Wir haben ihn eigentlich gar nicht dafür ausgewählt, aber das ist eine lange Geschichte. Wir haben in der Band überlegt, wie das neue Cover aussehen soll und haben ihm dann einige Vorschläge gemacht. Er mochte allerdings keinen davon und hat etwas absolut anderes gemacht. Wir hatten gerade die Master CD produziert und er hat das Artwork eingeschickt. Wir dachten: Oh je, was ist das denn, aber wir hatten so wenig Zeit, dass wir keine Möglichkeit mehr hatten, es zu ändern. Wir haben zwar noch versucht, eine neue Frontpage zu bekommen, aber die kam leider einen Tag zu spät an.

Freya:
Es kommt in letzter Zeit oft vor, dass Black Metal mit politischen Richtungen in Verbindung gebracht wird. Was hälst Du davon?

Karagat:
Oh, that sucks (stöhnt). Wir haben absolut nichts mit irgendwelchen politischen Richtungen zu tun. Black Metal hat einfach nichts mit politischen Ansichten zu tun. Black Metal enthält satanistische Botschaften, und sobald politische verwandt werden, ist es einfach kein Black Metal mehr.

Freya:
Wie ist die Stimmung auf der Tour? Gibt es nach jedem Gig eine große Party?

Karagat:
Anfangs war die Stimmung mies, da NIGHT IN GALES ja wie gesagt ihr Geld nicht bekommen haben und da haben sie ihren Ärger über ihr Label auch an anderen ausgelassen, aber das war nicht ihr Fehler - sie konnten ja nichts dafür. Jetzt ist alles okay. Unsere Plattenfirmen haben gezahlt und alles läuft bestens.

Freya:
Noch seid ihr ja eine Weile auf Tour. Kannst du schon absehen, was wir danach von euch erwarten dürfen?

Karagat:
Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr ein paar mehr Gigs in Skandinavien machen können. Vielleicht machen wir auch wieder was mit DARK FUNERAL zusammen. Wir waren ja ihr Support auf den Release-Gigs für das neue Album.

Freya:
Ich bedanke mich für das Interview und wünsche euch viel Spaß beim Auftritt heute Abend. Die letzten Worte an unsere Leser gehören wie üblich dir.

Karagat:
Das ist aber hart jetzt (überlegt). Okay, ich freue mich, euch auf der Tour zu sehen und ich hoffe, ihr mögt unsere Alben


Gothicparadise.de - Freya

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