MALADIE: Interview mit Frontmann Björn

09.12.2022 | 11:22

Die Band MALADIE begleite ich bereits seit ihren Anfangstagen und bin stets aufs Neue von dieser dichten Atmosphäre und der schier unfassbaren Abwechslung begeistert wie auch fasziniert. Frontmann Björn Koppler hat mit "Wound Of Gods" ein neues Album am Start und lange zehn Jahre nach unserem letzten Interview packten wir uns den Mastermind erneut und fühlten ihm ob der Hintergründe dieses höchstspannenden Albums und der generellen Arbeit bei MALADIE auf den Zahn.

Grüß dich Björn. Vielen Dank für dieses Interview – wie geht es dir und der MALADIE-Familie?

Hallo Marcel, ich habe zu danken für deine Anfrage und den damit verbundenen Support. Ich denke, man kann sagen, dass es uns soweit ganz gut geht. Es gab in letzter Zeit so einige unschöne Dinge in meinem Privatleben, die passiert sind, aber davon lassen wir uns nicht aus der Bahn werfen. Ansonsten sind wir wie immer sehr beschäftigt. Bis auf Hauke und mich sind ja alle noch in anderen Bands zugange. Ich widme mich in der Hinsicht mittlerweile aber ausschließlich MALADIE. Was zwar nicht ausschließt, dass ich in Zukunft vielleicht doch nochmal was anderes nebenher mache, aber geplant ist da auf lange Sicht nichts.

Stolze zehn Jahre nach unserem letzten Interview ist es also mal wieder an der Zeit. Erst im Dezember des vergangenen Jahres erschien euer letztes Album "The Sick Is Dead – Long Live The Sick". Magst du mir ein kurzes Update geben, was in der Zwischenzeit im Hause MALADIE passiert ist?

Zehn Jahre? Heilige Scheiße, wie die Zeit vergeht. Letztes Jahr war ich noch 32 Jahre alt und dieses Jahr bin ich plötzlich 43 Jahre alt geworden. Mir ist schon Angst und Bange, was beim nächsten Jahrestag meiner Geburt passiert... Aber Blödsinn mal beiseite. Dass das schon zehn Jahre her ist, hätte ich nie gedacht. Ja, wir haben einiges veröffentlicht seit dem letzten Interview, haha. Wir waren nicht faul. Anderweitig passiert ist bei MALADIE aber ansonsten nicht viel. Die Band ist an Mitgliedern geschrumpft. Beim letzten Album waren wir nur noch zu dritt. Auf "...Symptoms III..." zu viert. Auf dem neuen Album aber wieder zu fünft. Aber es kamen keine neuen Gesichter mehr hinzu, die involvierten Musiker sind gefixt, auch wenn sie nicht auf jeder Veröffentlichung zu hören sind, und das fühlt sich ziemlich gut an, da wir so sehr unkompliziert und professionell zusammenarbeiten können. So ist die Qualität ihrer Beiträge immer abzusehen und das ist ein sehr beruhigendes Gefühl.

Dir und euch geht kaum die Inspiration aus, oder? Seit einigen Jahren schlagen hochklassige MALADIE-Alben und die "…Symptoms…"-EPs in regelmäßigen Abständen ein. Woher nimmst du auch heutzutage die Inspiration für neue Musik?

Ja, das stimmt, mir geht die Inspiration nie aus. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und auch wenn ich mittlerweile sehr tiefenentspannt bin, lassen mich viele Dinge, die passieren, natürlich nicht kalt. In der Familie, im Freundeskreis, aber auch auf der ganzen Welt passieren Sachen, die einen immer wieder am Kragen packen und durchschütteln. Sowas inspiriert Künstler natürlich immer. Ansonsten hat sich bei meiner Arbeitsweise bezüglich MALADIE eigentlich nichts geändert. Meistens habe ich kleine Ideen, nehme dann in den meisten Fällen eine meiner Gitarren in die Hand und lass mich einfach gehen. So entsteht dann in relativ kurzer Zeit recht viel Material und wenn ich das Gefühl habe, dass es für eine Veröffentlichung reicht, bremse ich mich, höre auf und gebe das Zeug an die Jungs weiter, damit sie ihre Parts einspielen können. Ich nehme beim Komponieren auch direkt schon final auf. Also Gitarren, Bass und Schlagzeug. Zusätzliche Instrumente spiele ich nur zum Teil ein, bevor meine Bandmitglieder dran sind. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen haben sie so etwas mehr Luft, um sich zu entfalten, wenn ihnen was Zusätzliches einfällt, andererseits kann ich so das Ganze auch etwas sacken lassen und dann mit einem etwas frischeren Geist nochmal schauen, wo ich noch was ergänzen könnte. Aber zurück zur Frage: Inspiration gibt es immer. Manchmal reicht ein Blick in den eigenen Geist, in die eigene Seele, oder ganz profan aus dem Fenster und manchmal muss mehr passieren... Und das tut es bekanntlich ja leider zu dieser Zeit besonders.

Stets, wenn ich neue Alben von MALADIE höre, kann ich in eine komplett andere Welt eintauchen. Eine Welt, die eine komplett eigene Richtung einschlägt, mit keiner anderen vergleichbar ist und mich auf eine sehr abenteuerliche Reise mitnimmt. Mit welcher Intention schreibst du Stücke für MALADIE oder generell Musik? Hat sich dahingehend irgendetwas in den letzten Jahren geändert?

Das hört man sehr gerne, denn das ist es meiner Meinung nach, was Musik können muss. Sie muss einen entführen können. In eine andere Welt werfen, die mal schön und besinnlich sein kann, aber auch mal roh und schmerzhaft. Aber so sehr ich so etwas schätze, ist das nie geplant. Ich setze mich nicht hin und denke: "Hm, wie könnte ich die Hörer denn jetzt wieder aus ihrer Welt reißen?". Vielmehr ist es so, dass ich beim Komponieren automatisch selbst in eine andere Welt abdrifte. Oft fällt es mir dann tatsächlich recht schwer, wieder in die "reale" Welt zurückzukommen. Da vergehen dann plötzlich gerne mal zehn Stunden und mehr, ohne dass ich es merke. Ich erschrecke dann oftmals selbst, wenn ich auf die Uhr gucke. Aber auch wenn ich dann fertig bin, kreisen meine Gedanken noch lange um diese andere Welt. Das raubt mir dann leider auch ziemlich oft den Schlaf. Und meine Freundin könnte dir auch so einiges erzählen, da sie wohl dann auch schon mal was zu mir sagt, und ich es gar nicht mitbekomme. Ansonsten muss ich aber komponieren und aufnehmen, da sich die Ideen sammeln und stauen, bis ich im Kreis renne, das kann schon ziemlich störend – für mich selbst – werden und droht, mich noch weiter in den Wahnsinn zu treiben. Ich brauche dann einfach das Ventil im Studio. Aber ich möchte und kann das auch gar nicht ändern, denn genau so entsteht Musik für MALADIE und das macht uns auch aus. In der Hinsicht hat sich also seit Beginn nichts geändert, auch wenn mir durch ein eigenes Studio vieles natürlich leichter fällt. Was allerdings neu ist: Meine Partnerin Wiebke ist zum zweiten Mal als Gastsängerin dabei. So etwas gab es vorher nicht; die Gäste waren jeweils nur auf einer Veröffentlichung zu hören. Sie ergänzt unsere Musik auf eine sehr schöne, eigenständige und doch subtile Weise, sodass wir das sehr wahrscheinlich auch weiterhin so handhaben werden.

Nun steht mit "Wound Of Gods" das nunmehr sechste MALADIE-Studioalbum in den Startlöchern, das zweite nach dem Vorgänger, das ihr nicht mit Punkten im Albumtitel versehen habt. Zufall oder gibt es dafür Hintergründe?

Nein, das ist kein Zufall. "The Sick Is Dead – Long Live The Sick" stellt etwas dar, das man als Anfang eines zweiten Kapitels bezeichnen kann. Meinetwegen auch als einen zweiten Band, wenn man alles davor als einen eigenständigen Band sehen möchte. Ich hatte einfach das Gefühl, dass das erste Kapitel mit "...Symptoms III..." zu Ende erzählt ist. "...Symptoms III..." war eine sehr schmerzhafte Erfahrung und als diese EP endlich veröffentlicht war, hat sich das irgendwie wie ein Befreiungsschlag angefühlt und ich konnte mehr oder weniger frisch weitermachen. Auch wenn jede Veröffentlichung von MALADIE irgendwie anders klingt, kann man diese Befreiung an "The Sick Is Dead – Long Live The Sick" auch sehr gut hören, finde ich. Ob man dieses Album jetzt als eigenes Kapitel oder als Anfang eines neuen bezeichnet, überlasse ich den Hörern. Wir werden aber unbeirrt weiter unseren Weg gehen. Und der ist ja zum Glück sehr ausladend, wodurch wir nie auf ein bestimmtes Genre festgelegt sind. MALADIE ist halt einfach MALADIE. Immer anders und trotzdem irgendwie unverkennbar... Für mich persönlich befinden wir uns aber weiterhin im selben Buch.

Einmal mehr fasziniert mich auch der Albumtitel per se, deine Theorie also, dass selbst Götter verwundbar sind? Was genau verwundet Götter?

Hm, das ist keine einfache Frage. Ich meine das, wie so vieles in meinen Texten, eher metaphorisch. Manch seelische Wunden können einem so sehr zusetzen, dass man denkt, es zerreißt einen. So sehr, dass selbst Götter, die von vielen ja als besonders stark angesehen werden, sie nicht ertragen könnten. Anderseits verhalten und sehen sich selbst ja zu viele Menschen selbst wie Götter und werden dann ziemlich überrascht, wenn sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Das zeigt ihnen dann, wenn auch oft leider nur kurzfristig, dass sie eben doch mehr als verwundbar sind und sie sich nicht alles erlauben können. Des Weiteren könnte man es auch einfach als simple Blasphemie verstehen. Vom ersten Album an habe ich den Leuten immer wieder vor Augen geführt, wie falsch und schwach ihre Götter sind. Egal, was sie als Gott bezeichnen. Vom Märchen der Christen, über den eigenen Gottkomplex, bis zum Kapitalismus kann man da nach Belieben sehr vieles einsetzen. Das überlasse ich jedem selbst. Aber wenn es etwas gibt, das mich immer noch wütend macht, nach all den Jahren, ist es immer noch Vergötterung und die damit einhergehenden Entschuldigungen und lachhaften Erklärungen für alles und jeden...

Worin liegen musikalisch die Unterschiede zwischen dem "Sick"-Album und der neuen Scheibe?

Nun, die offensichtlichsten Unterschiede liegen darin, dass "The Sick Is Dead..." das wohl mit Abstand roheste und direkteste Album von MALADIE ist. Das ist schon sehr punkig, und an vielen Ecken kommt einem ein ausgestreckter Mittelfinger entgegen. Da ist schon viel Wut und Rotz drin. Aber natürlich auch gemäßigtere, depressivere Songs, wie etwa 'My Soul, Old'. Solche Sachen sind wohl einfach fest verankert in mir drin, und MALADIE wird immer eine sehr emotionale Angelegenheit bleiben. Das neue Album ist wieder etwas anders ausgefallen. Hauke ist wieder voll mit dabei, auf dem letzten Album war er ja ausnahmsweise nicht zu hören. Auch Kevin hat wieder das ein und andere Gitarrensolo beigesteuert, was einem Song und Album ja immer eine ordentliche Portion an Gewürz beifügt. Es passiert wieder viel mehr auf "Wound Of Gods", jedoch ohne, dass es in die doch sehr progressive Richtung geht, wie es eher bei "...Still..." war. Im Gegenteil, es sind ein paar sehr einfach aufgebaute Stücke auf dem neuen Album, wie man es bei MALADIE eher selten hört. Ein weiterer Unterschied ist der, dass es das erste Material ist, das nicht schon einige Jahre auf dem Buckel hat, haha. Dieses Album habe ich tatsächlich in diesem Jahr geschrieben und aufgenommen. Aktueller habt ihr es von mir noch nicht bekommen.

An vielen Stellen lese ich oftmals die Bezeichnung "Plague Metal", wenn über MALADIE gesprochen wird. Ist das die etwas einfachere Lösung, Progressive Black-, Death- und Avantgarde Metal zusammenzufassen oder was steckt dahinter?

Im Prinzip kann man das so sagen. Der Begriff Plague Metal war nie besonders ernst gemeint von uns. Aber wenn man sich uns mal anhört, fällt es wohl sehr schwer uns in eine Schublade zu stecken, oder? Klar, irgendwie ist die Wurzel Black Metal, aber wenn ich an Black Metal denke, dann kommen mir automatsch als erstes "A Blaze In The Northern Sky", "Under A Funeral Moon", "In The Nightside Eclipse" oder, wenn es was Neueres sein sollte, dann Bands wie AKHLYS, DEATHSPELL OMEGA und FUNERAL MIST in den Sinn. Klingt MALADIE so? Kein bisschen. Sind wir eine Death-Metal-Band? Nö. Auch wenn ein paar deutlich hörbare Einflüsse naturbedingt bei unserer Vergangenheit natürlich nicht von der Hand zu weisen sind. Denkt man an Progressive Metal, kommen einem eher Bands wie DREAM THEATER, THRESHOLD usw. in den Sinn... Avantgarde? VED BUENS ENDE, IMPERIAL TRIUMPHANT usw., aber wir klingen wie keine dieser Bands. Also ist es schon recht schwer, uns zu kategorisieren. Und das macht eigentlich auch gar nichts. Aber da unsere Musik immer irgendwie krank klingt, Krankheit ja auch der Name und schon fast konzeptartig ein großes Thema bei uns ist, passt der Begriff Plague Metal doch eigentlich hervorragend, und ich muss zugeben, mittlerweile freue ich mich jedes Mal, wenn ich irgendwo lese, dass MALADIE Plague Metal spielt, hehe. Also, ja, wir sind eine Plague-Metal-Band. Um nicht zu sagen, DIE Plague-Metal-Band überhaupt, hehe.

Erneut überraschen Instrumente wie Saxophon, Hammondorgel oder Flöten. Allesamt Instrumente, die auch du selbst einspielst oder hast du dir dafür Hilfe gesucht? Worin genau liegen die Reize, diese Instrumente in den MALADIE-Metal einzubauen?

Wir haben mit Hauke unseren eigenen Saxophonisten. Er ist ziemlich genau zehn Jahre festes Bandmitglied. Das Saxophon ist sein Metier, denn auch wenn ich das Instrument sehr mag, kann ich es nicht spielen und habe es ehrlich gesagt auch noch nie probiert. Auf dem neuen Album hat er aber auch Querflöte und Didgeridoo gespielt, und in Zukunft werden wir das sicher auch öfter einbauen, da ich diese Instrumente sehr schätze und sie MALADIE nochmal eine neue Note verleihen. Ansonsten spiele ich mittlerweile alles selbst. Ein eigenes Studio eröffnet einem da unglaublich viele neue Mittel und Wege. Als ich für die Aufnahmen noch in andere Studios musste, war für sowas keine Zeit, da ich da eher improvisiere als fest geplante Notenfolgen einzuspielen. Nun kann ich aber jederzeit Ideen ausprobieren und das ist ein unglaublich befreiendes Gefühl. Wieso das jetzt "genre-fremde" Instrumente sind, kann ich dir ehrlich gesagt gar nicht genau sagen. Das passiert ziemlich spontan und ich finde, dass so etwas die ganze Chose sehr auflockern kann. Und spannend(er) macht das unsere Musik ebenfalls, wie ich finde und auch von Fans immer wieder mal mitgeteilt bekomme. Da wird es in Zukunft sicher noch so einige Überraschungen geben, auch wenn es da, wie immer, keine konkreten Planungen gibt. Das wird einfach passieren.

Songs wie 'Eternity Denied' und 'Of Hanged Mankind' oder 'A Fool's Joy' und 'Defiled Yet Bright' könnten unterschiedlicher nicht sein, obwohl sie immer die typische MALADIE-Handschrift tragen. Wie wichtig ist dir generell das Thema Abwechslung?

Puh, gute Frage. Ich würde nicht mal sagen, dass mir Abwechslung wichtig ist. Da wir uns bei MALADIE keinerlei Grenzen setzen, ist es kein Wunder, dass wir auch recht abwechslungsreich klingen. Sätze wie "Das klingt aber nicht nach MALADIE..." oder "Oh, kann ich das wirklich so bringen? Ist das noch Metal?" gab es bei uns nie und wird es bei uns auch nie geben. MALADIE ist ein Freigeist, und das ist auch das einzig Wahre so. Grenzen begrenzen und ich lasse mich nur sehr ungern begrenzen. Dadurch und aber auch dadurch, dass ich mich beim Schreiben einfach gehen lasse, kommt diese Abwechslung automatisch. Aber ja, irgendwie klingt am Ende doch alles wieder nach MALADIE. Und auch das finde ich super. So kommt keine Langeweile auf und wir bleiben uns trotzdem treu.

Worin liegen deiner Meinung nach die Freuden eines Narren und Dummkopfes?

'A Fool's Joy' ist ein ziemlich direkter und sogar recht oberflächlicher Text. Ich hatte dabei unter anderem die Menschheit im Kopf, wie sie die letzten Jahrhunderte gelebt hat und es zum Großteil einfach weiterhin tut. Es geht darum, dass vieles einfach gemacht wird, ohne dass die Konsequenzen bedacht, erkannt oder bewusst ignoriert und in Kauf genommen werden. Man muss ja nur mal beichten gehen und alles ist wieder gut. Unter anderem hatte ich da auch die, viel zu späte, Bekanntwerdung der unzähligen Missbräuche in der Kirche im Sinn. Wenn ihr Gott etwas dagegen hätte, würde er es ja nicht zulassen. Vorsichtshalber wird aber nochmal gebeichtet und gebetet, damit auch ja alles sicher ist. Konsequenzen? Ach was... Uns fliegt der Planet um die Ohren und es gibt immer noch Leute, die sich den zweiten und dritten SUV in die Garage stellen, die von Berlin nach Hamburg fliegen, einfach, weil sie es sich leisten können und es so schön bequem ist, die zum Frühstück immer noch ein Schnitzelbrötchen "brauchen" usw. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich denke, du weißt, was ich meine. Das sind für mich die Freuden eines Narren... Auch die immer stärker werdende politische Rechte in Europa und der ganzen Welt ist ein passendes Thema für Narren und Dummköpfe. Viele Leute wissen gar nicht, was das bedeutet. Sie freuen sich erstmal, dass ihre Xenophobie, ihr Egoismus und ihr extrem eingegrenzter Intellekt so viel Anklang findet, ohne sich auch nur ansatzweise der Konsequenzen bewusst zu sein. Nicht, dass man das in der Schule gelernt hat und die Nachwirkungen solcher Zeiten immer noch, zu Recht, spürbar sind. Unerträglich, das alles. Da kann man nur froh sein, dass es noch genug Menschen gibt, die dagegenhalten.

Auch stecken einige Paradoxons in den Titeln – 'Defiled Yet Bright' oder 'Dying Immortality' fallen auf Anhieb auf. Ist das deine Art zu sagen, dass es kein Schwarz-Weiß-Sein gibt, sondern jede Medaille auch eine Kehrseite hat?

Nicht ganz, denn manchmal gibt es tatsächlich nur Schwarz und/oder Weiß. In vielerlei Hinsicht. Das mit den zwei Seiten der Medaille kommt eher hin. Wo es Schatten gibt, gibt es immer auch Licht. Und andersrum. Bei MALADIE geht es seit jeher auch darum, sich zu erneuern, sich zu befreien, den Mut zu finden, einen Neuanfang zu starten, etwas Schreckliches zu nutzen, um daran zu wachsen, die Energie, möge sie sich noch so vernichtend anfühlen, aufzunehmen, umzukehren und für sich selbst zu nutzen. Manchmal scheint das unmöglich zu sein, aber das ist es meistens nicht. Man muss nur die Kraft und den Mut finden, die in einem begraben sind. Man muss manchmal nur sehr tief graben.

Das Artwork ist wahnsinnig toll. Wer hat es entworfen und wie steht es in Verbindung zu den einzelnen Songs auf "Wound Of Gods"?

Das Artwork hat wieder Giannis Nakos/Remedy Design entworfen, der sich seit "... The Grand Aversion..." für unsere Cover verantwortlich zeichnet und ja, es ist großartig. Ich könnte nicht zufriedener sein. Giannis hat da komplett freie Hand. Er kennt meine Musik und Texte und nutzt diese, um diese unglaublich schönen und doch bizarren Artworks zu malen. Er geht da wohl sehr ähnlich vor wie ich. Er lässt sich einfach gehen. Nicht nur daher passt er auch so gut zu MALADIE, und ich sehe ihn mittlerweile schon als ein weiteres Bandmitglied – auch wenn er das bisher noch nicht weiß, hehe. Ich bin sehr gespannt, was aus unserer Zusammenarbeit noch entspringen wird. Das wird groß. Den Bezug zu den einzelnen Songs kann jeder für sich finden, da möchte ich niemanden an die Hand nehmen. Aber sowohl als Ganzes, wie auch in einzelnen Details wird das Album sowie einzelne Songs repräsentiert. Es ergänzt die Musik einfach perfekt und ich bin sehr dankbar, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.

Wie wird es mit der "…Symptoms…"-Reihe weitergehen? Oder wurde sie mit dem dritten Teil im letzten Jahr beendet?

Nach dem, was ich vorhin sagte, könnte man annehmen, dass diese Reihe abgeschlossen ist. Aber das denke ich nicht. Krankheit hat immer Symptome und ich sehe keinen Grund, warum ich diese nicht auch separat benennen sollte. An Material wird es nicht mangeln. Also ja, es wird weitere "...Symptoms..."-Teile geben.

Und wie wird es generell in den kommenden Monaten mit MALADIE weitergehen?

Nun, ich würde gerne behaupten, dass wir uns komplett auf die Promo zu "Wound Of Gods" konzentrieren, aber das wäre gelogen, denn um ehrlich zu sein, habe ich bereits damit angefangen, das nächste Album aufzunehmen. Gitarren, Bass und Schlagzeug habe ich für die Hälfte schon im Kasten. Das werde ich auch in absehbarer Zeit recht schnell fertigstellen. Dann dürfen die anderen sich an die Arbeit machen. Außerdem habe ich schon anderes Material aufgenommen, bei dem nur noch der Gesang fehlt. Das könnte eine neue Beschreibung gewisser Symptome werden, mal sehen, hehe. Aber ich greife vor. Ich freue mich jetzt erstmal sehr auf die Veröffentlichung von "Wound Of Gods" und bin wie immer sehr gespannt, was unsere Fans zu dem Album sagen werden. Daran hat sich auch nach 30 Jahren des Musizierens nichts geändert. Ich bin immer noch so aufgeregt vor der Veröffentlichung, wie beim allerersten Demo, an dem ich beteiligt war.

Lieber Björn, damit wäre ich mit meinen Fragen auch durch – vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Was möchtest du noch an unsere Leser richten?

Wie schon am Anfang erwähnt, habe ich zu danken. Den Lesern möchte ich nur viel Spaß und viele spannende Stunden der Realitätsflucht wünschen.
Und: Lasst euch den Weg von Luzifer erleuchten. Wie auch immer ein Luzifer sich in eurer Welt definiert...

Redakteur:
Marcel Rapp

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