MADDER MORTEM: Interview mit Agnete M. Kirkevaag

01.01.1970 | 01:00

Zur Zeit touren die norwegischen Newcomer MADDER MORTEM zusammen mit VINTERSORG, TRISTANIA und ROTTING CHRIST durch Deutschland und Europa. Bei ihrem Zwischenstopp in Zwickau hatte ich nach dem Auftritt die Gelegenheit, eine halbe Stunde lang mit Sängerin Agnete M. Kirkevaag im Tourbus zu plaudern. Nach einer Dusche, fröhlich und sichtlich erleichtert, eine gute Show hingelegt zu haben, stand mir die sympathische Frontfrau Rede und Antwort.

Freya:
Was bedeutet euer Bandname MADDER MORTEM?

Agnete:
Wörtlich übersetzt würde es "red death" heißen. Madder ist eine dunkelrote Farbe, ungefähr so wie diese wunderschönen Vorhänge in diesem Bus (lacht) und Mortem ist das lateinische Wort für Tod. Aber ich sehe es wie das Ying-Yang Prinzip: Einerseits ist da die Ausstrahlung der Farbe Rot - sie ist die Farbe des Lebens und der Leidenschaft und eben sehr energiegeladen, und der Tod ist dann das absolute Gegenteil, der das ausgleicht.

Freya:
Zu Beginn eurer Bandgeschichte gab es sehr viele Besetzungswechsel. Habt ihr jetzt das perfekte Line-Up gefunden?

Agnete:
Das hoffe ich doch (lacht). Ich denke, das Line- Up ist sehr gut, aber man riskiert natürlich immer einen Wechsel, wenn zum Beispiel jemand aufgrund seiner Ausbildung wegziehen muss. Dann muss man natürlich die Band für die Arbeit aufgeben, aber ich hoffe, wir können diese Besetzung so aufrechterhalten. Das sind schon richtig tolle Jungs (lacht).

Freya:
Und warum gab es so viele Wechsel am Anfang?

Agnete:
Das war auch wegen der Ausbildung. Seit unserem ersten Album mussten wir drei Mitglieder ersetzen. Sie sind alle über 700km weit weggezogen um zu studieren und das geht dann natürlich nicht mehr. Das ist sehr schade, aber sowas passiert.

Freya:
Es gibt viele Beschreibungen eurer Musik: Einige nennen es Dark-Metal, andere Gothic-Metal. Wie würdet ihr sie nennen und beschreiben?

Agnete:
Wir nennen es Metal (lacht). Wir versuchen von dem Schubladendenken wegzukommen. Das klappt natürlich nicht, weil die meisten Journalisten, die unsere Sachen besprechen, eine bestimmte Richtung haben wollen. Aber ich denke, wir machen Metal und packen einfach alles da rein, was wir mögen. Deshalb variiert unser Stil auch von Platte zu Platte. Ich habe keinen Namen dafür. Vielleicht Madder Metal (lacht).

Freya:
Wird eure Musik von anderen Stilen oder Bands beeinflusst?

Agnete:
Ich glaube, wir werden von allem beeinflusst. Alle Bandmitglieder und ich natürlich auch hören alles, von Country, normalem Rock-Pop, klassischer Musik, Jazz bis hin zu elektronischer Musik. Das ganze Spektrum eben. Wir werden von allem, was wir hören, beeinflusst. Das ist so, wenn du Musik machst, dann nimmst du die Summe von allem, was du persönlich bist, von den Erfahrungen, die du gemacht hast, von dem, was du gelesen und gesehen hast und eben auch der Musik, die du gehört hast und bringst es in dieses kleine klassische CD-Format (lacht).

Freya:
Euer aktuelles Album heißt "All Flesh Is Grass". Kannst du mir die Bedeutung des Titels erklären? Warum habt ihr ihn gewählt?

Agnete:
Wir haben ihn ausgesucht, weil es die zweite Zeile des ersten Songs "Breaker Of Worlds" ist und da dachten wir, es wäre eine gute Idee, etwas von den Songs des Albums aufzugreifen. Ich habe den Satz in einer TV-Show gehört und es passiert öfter, dass ich hier und da Sätze aufschnappe. Diese Worte habe ich im Gedächtnis behalten. Eigentlich ist es ein Zitat aus der Bibel, so in etwa wie "alles Gute ist in den Blumen" und "alles Gute und Einzigartige ist sehr rar" - so interpretiere ich das jedenfalls (lacht). Da ist also eine Menge Arroganz in diesem Titel. Eigentlich sind wir keine arroganten Leute, aber manchmal ist es einfach toll, arrogant zu sein, und das auch noch auf seinen eigenen Platten sein zu können ist klasse (lacht). Es ist so wie: Hier sind wir und der Rest ist egal. Der Titel ist aber eigentlich frei interpretierbar.

Freya:
Du bist also fürs Songwriting verantwortlich?

Agnete:
Ja, nur ich. Ich bevorzuge das. Nur der Song "4 Chambers" wurde von einem meiner Freunde geschrieben, aber die anderen Texte sind meine. Ich mag das am liebsten, weil ich diejenige bin, die alles ausspricht - ich bin diejenige, die da stehen und es singen muss und ich will mir sicher sein, dass ich das, was ich singe, auch meine. Da ist es einfacher, ehrlich zu klingen und aus sich herauszukommen.

Freya:
Du sagtest, ihr verwendet Bibelzitate in euren Songs. Seid ihr Christen?

Agnete:
Nein. Absolut nicht. Aber die Bibel ist eine gute Quelle für schöne Sätze. Ich lese sie wie jedes andere Buch auch. Ich bin nicht religiös, aber ich denke, es ist wichtig zu wissen, welche Religionen es gibt, da sie unsere Kultur sehr beeinflusst haben. Du kannst die Bibel wie eine gute Geschichte lesen oder sie ernst nehmen - ganz wie du willst.

Freya:
Es ist nicht typisch für Metalbands, dass nur eine weibliche Stimme vorhanden ist.

Agnete:
Naja, die Jungs schreien ja am Rande mit (lacht), aber eigentlich war es so, wie es jetzt ist, nicht geplant. Mein Bruder und ich haben 1993 angefangen. Er ist auch das einzige Gründungsmitglied, das noch dabei ist und das war, bevor diese Gothic-Metal und Girlie-Sängerinnen-Sachen aufkamen. Wir haben gar nicht lange drüber nachgedacht. Da waren nur mein Bruder und ich und da war es klar, dass ich singe und er Gitarre spielt. Ich bin nämlich eine lausige Gitarrenspielerin (lacht). Aber es ist schon ein Unterschied, weil es hauptsächlich männliche Sänger gibt und die weiblichen Stimmen sind mehr in der Gothic-Richtung zu finden - wir tendieren aber sowieso mehr in die Metal-Richtung. Da sind Sängerinnen auch nicht so an der Tagesordnung, ich mag es, etwas besonderes zu sein (lacht).

Freya:
Ihr seid mit einigen anderen Bands auf Tour. Gibt es da nach jedem Auftritt eine große Party oder seid ihr froh, wenn ihr euch nicht länger als nötig sehen müsst?

Agnete:
Nein, also bis jetzt waren alle ganz toll. Nur die Crew und der Tourmanager machen sich schon über uns lustig, weil sie finden, dass wir zu wenig Party machen. Sie sagen, dass es eine nette leise Tour ist. Aber wir kommen alle gut miteinander klar und es herrscht eine sehr gute Stimmung. Es sind alles sehr nette Menschen und es macht mir viel Spaß. Drei der Bands kommen ja auch aus Skandinavien und das macht die Kommunikation natürlich einfach. Für ROTTING CHRIST ist es sicher ein Nachteil, dass sie kein Schwedisch sprechen, aber das ist schon okay.

Freya:
Wie fandet ihr den Auftritt heute Abend? Wurden eure Erwartungen erfüllt?

Agnete:
Ja, wir sind zufrieden. Alles lief gut, keine Saiten sind gerissen. Mein Bruder wird immer richtig böse, wenn eine seiner Saiten reißt und das passiert andauernd (lacht). So ist das, wenn man Heavy Metal an zehn Abenden hintereinander spielt, da verliert man die eine oder andere Saite. Aber ich mochte den Gig heute. Wenn man Supportband ist, dann erwartet man nicht, dass die Menschen deine Songs mitsingen und schreien und so, aber das Publikum war konzentriert und hat zugehört. Sie kamen auf das Konzert, um Musik zu hören und nicht nur um Party zu machen. Sie wollten auch der Musik folgen und das war schon sehr cool. Dann bin ich glücklich.

Freya:
Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Neues Album, vielleicht ein paar Festivals?

Agnete:
Zuerst machen wir zwei sehr sehr kleine Auftritte, wenn wir zurück sind. Im Mai werden wir wahrscheinlich wieder ein neues Album aufnehmen. Wir haben noch keinen Titel dafür, aber vier Songs sind fertig und wir haben sie heute Abend schon mal gespielt. Wir hätten auch gerne mehr gespielt, aber es wäre unklug, einem Publikum, das gerade erst die letzte CD gehört hat, schon die neuen Songs vorzusetzen. Ich hoffe, dass wir im nächsten Sommer auf ein paar Festivals spielen können - es sieht immer so cool aus, wenn du da oben auf so einer großen Bühne stehst (lacht). Dieses Jahr haben wir die Saison leider verpasst, weil wir eine sehr junge Band sind und bisher nicht getourt haben und deshalb wollten wir noch abwarten und erstmal eine normale Tour machen. Aber drück uns die Daumen, dass es nächstes Jahr klappt.

Freya:
So, das war auch schon fast alles. Nur noch die berühmte Frage: Hast du ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Agnete:
Ich hoffe, dass denen, die heute hier waren, die Show gefallen hat. Und besucht doch unsere Website http://www.maddermortem.com und schreibt was ins Gästebuch. Ganz besonders diejenigen, die uns auf der Tour gesehen haben, weil es immer toll ist, die Grüße von Leuten zu lesen, die dich gerade gesehen haben. And Rrrrrrrrock on!!


Gothicparadise.de - Freya

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