LOST DREAMS: Interview mit Andreas Maierhofer

01.01.1970 | 01:00

Bei den Österreichern LOST DREAMS haben wir es mit einer sehr hoffnungsvollen und talentierten Death-Metal-Combo zu tun, die mit "Where Gods Creation Ends" eine wütende, brachiale und dennoch sehr eingängige Wuchtbrumme vorgelegt hat. Eigenständigkeit ist Trumpf und so zollt man keinem seiner Vorbilder zu starken Respekt und verlässt sich siegessicher auf seine eigenen Stärken. Zur Zeit schmiedet der Todesmörteltross ein neues Langeisen, das "Where Gods Creation Ends" das Sahnehäubchen aufsetzen soll. Grund genug, den Blick in Richtung Alpen zu lenken und einige Facts aus Andi Maierhofer, dem Sprachrohr der Band, herauszukitzeln.

Alex Straka:
Hi Andi, alles klar in Österreich?

Andreas Maierhofer:
Ja, wenn sich der Nebel verzogen hat, ist alles wieder klarer.

Alex Straka:
Kannst du mir etwas zu der Geschichte von LOST DREAMS erzählen?

Andreas Maierhofer:
......Es war einmal......
Die Geschichte von LOST DREAMS ist eigentlich ausgeschmückt von Proberaumsuchen bis Line-up-Wechsel ohne Ende, wobei der Kern der Band (Herbert, Tom und Andi) erhalten geblieben ist. Das erklärt auch teilweise, warum wir in all den Jahren erst 2003 unsere zweite CD rausbrachten. Wir spielten zwar immer wieder Konzerte, da wir aber dazwischen immer wieder Leute neu anlernen mussten und nie richtig Zeit hatten für eine Studiosession, erklärt sich das von selbst. Auf gut Deutsch, leicht hatten wir es nie, eigentlich haben wir es jetzt immer noch nicht einfach, hehehe.

Alex Straka:
Eure neue Scheibe wurde in Eigenregie produziert. Ihr habt dabei einen ziemlich fetten und differenzierten Sound hinbekommen. Wie verlief der Aufnahmeprozess?

Andreas Maierhofer:
Das Ganze hat eigentlich eine weniger freudige Geschichte. Vorerst wurden die Aufnahmen im Mirror-Studio in Innsbruck begonnen. Das Ganze wurde dann von uns abgebrochen, da wir vor dem Mastern schon einen so schlechten Sound auf der Produktion hatten, dass man die CD danach sicherlich nur neben einen Sumpfgebiet hätte hören können, so trocken und unprofessionell war das Ganze geworden. So beschlossen Herbert und ich, uns ein eigenes Studio zu leisten, und wir nahmen die CD in Eigenregie auf; was sich gelohnt hat, wie man von allen Seiten hört. Der Aufnahmeprozess im SMT-Studio war relativ unproblematisch.

Alex Straka:
LOST DREAMS machen es dem Hörer nicht gerade leicht, da ihr viele Einflüsse in eurer Musik verbindet. Ich kann stumpfen Death Metal genauso heraushören, wie Black Metal und einige Metalcore-Anleihen. Eine interessante Mischung.

Andreas Maierhofer:
Die Mischung von LOST DREAMS ist sicherlich abhängig vom weitläufigen Geschmack innerhalb der Band, der sich von Prog bis Grindcore hinzieht.

Alex Straka:
Ihr habt bereits für einige sehr bekannten Acts eröffnet. Kannst du mir mehr darüber erzählen?

Andreas Maierhofer:
Es war uns eine Ehre, mit solchen Leuten auf der Bühne zu stehen. Vor allem hat es uns in Österreich einen gewissen Bekanntheitsgrad verliehen, da bei solchen Events doch um einiges mehr an Leuten kommen als bei einem reinen Undergroundact. Die Leute von den anderen Bands waren eigentlich alle sehr nett, vor allem die Mannen von SEPULTURA waren wirklich cool drauf.

Alex Straka:
Erzähl mir etwas über euren Songwritingprozess. Arbeitet ihr auf ein bestimmtes Ziel hin oder entsteht die Melange aus dem Bauch heraus?

Andreas Maierhofer:
Die Basis der Songs entsteht komplett bei Jamsessions, die wir in jeder Probe durchziehen. Ist ein gutes Riff dabei, wird es im eigenen Studio aufgenommen. Dann wird weitergebastelt, bis was Vernünftiges draus wird.

Alex Straka:
Was willst du mit LOST DREAMS ausdrücken?

Andreas Maierhofer:
Ein Furunkel am Arsch, hehehehe... Wenn wir es genau nehmen, wollen wir eigentlich gar nichts ausdrücken. Wir wollen Musik machen, die hauptsächlich uns gefällt und wir wollen live eine gute Show bringen. Wenn sich einer mit unserer Musik identifizieren kann, freut uns das. Wenn uns einer scheiße findet, geht uns das am Arsch vorbei.
Viele Bands pressen ihr Zeug runter und man merkt genau, was sie versuchen darzustellen, ist alles nur Theater. Wir sind einfach wir selber und das lassen wir uns auch von keinem nehmen.

Alex Straka:
"Where Gods Creation Ends" scheint geprägt von dunkler Poesie. Kannst du mir was über die Lyrics erzählen?

Andreas Maierhofer:
Die Texte und die Gesangslinien kamen einzig und allein von Markus Wenzel. Aber wenn du von dunkler Poesie redest, liegst du nicht wirklich falsch. Hauptsächlich beschäftigen sich die Texte mit Blasphemie, Suiziden, Krieg und Alpträumen.

Alex Straka:
Wie sieht es dieses Jahr mit eurer Tourplanung aus?

Andreas Maierhofer:
Ja, da wäre das vorhin angesprochene ewige Line-up-Problem. Wir mussten heuer schon einiges an Konzerten absagen. Inklusive einer kleinen Tour mit MYSTIC CIRCLE, da es während den Aufnahmen zu unserer neuen CD schon wieder einen Wechsel gab. Marco Eller, unser langjähriger Drummer, verließ die Band mitten in den Aufnahmen der Drumtakes. Einen Monat später trennten wir uns von unseren Sänger und Frontmann Markus Wenzel, da mit ihm keine Zusammenarbeit mehr möglich war. Nach mehreren Fehlgriffen haben wir jetzt endlich wieder einen Drummer gefunden, der die Linie unseres ex-Schlagzeugers weiter führen will und kann. An der Front und am Mikro steht jetzt Erwin (Wibs) Wibmer, der ein gesanglicher Zwillingsbruder von Markus Wenzel sein könnte.
Jetzt ist für uns das Wichtigste, dass wir die Aufnahmen zu unserer neuen CD abschließen können. Dann werden wir auch wieder live zu sehen sein. Geplant sind ca. zwölf Konzerte im Herbst/Winter 2004, quer durch Österreich und Deutschland. Näheres auf unserer Homepage.

Alex Straka:
Euer Sänger Markus Wenzel ist ein wahrer Formwandler, was seine Stimme angeht. Er scheint von hasserfüllten Grunts über abgrundtiefen Growls bis hin zu bitterbösem Gekeife alles in seinem Repertoir zu haben.

Andreas Maierhofer:
Dass unser ex-Sänger diese Art des Gesangs gewählt hat, liegt sicherlich auch an seinem damaligen Musikgeschmack und seinen Vorbildern. Er trainierte sich diese Stimmen an und setzte sie auf der CD und live wirklich gut um.

Alex Straka:
Größtenteils musiziert ihr ja in gemäßigten Geschwindigkeitsbereichen. Teilweise geht mit euch aber echt der Gaul durch und ihr brettert wie ein wildgewordener ICE durch die Botanik. Habt ihr euch diese Hyperblast-Schiene bei euren Landsmännern BELPHEGOR abgeschaut?

Andreas Maierhofer:
Nein, BELPHEGOR haben keinen Einfluss auf den Sound von LOST DREAMS. Es ist schwer zu beschreiben. Es kommt einfach wie es kommt. Wenn wir Lust auf etwas haben, was flotter abgeht, dann machen wir so was. Wir achten aber auch immer darauf, dass die Melodien nicht flöten gehen.

Alex Straka:
Was sind deine persönlichen Faves, wenn es um Metalbands geht?


Andreas Maierhofer:
Andy: Von DREAM THEATER bis EMPEROR!
Berti: Von MAMBO KURT bis GOREROTTED!
Tom: Von IRON MAIDEN bis ANAL CUNT!
Wibs: Von PANTERA bis DIMMU BORGIR!
Michael: Von JAZZ bis NILE!

Alex Straka:
Beschreib in eigenen Worten euren Sound und was der Hörer auf euren Konzerten erwarten kann.

Andreas Maierhofer:
Hehe, wie du schon in unserem Review geschrieben hast, ist es eher schwer zu beschreiben. Wir versuchen eine Kollaboration aus Wucht, Melodie und Rhythmik zu schaffen. Live versuchen wir, den Sound genau so rüberzubringen wie er auf der CD zu hören ist. Das gerät heutzutage fast ein wenig in Vergessenheit.
Das Wichtigste ist, dass wir den Zuschauern eine gute Show liefern. Die Leute kommen zu einem Konzert, um eine gute Show zu sehen. Man will einfach unterhalten werden. Und das versuchen wir so gut wie möglich umzusetzen. Wir versuchen live immer unser Bestes zu geben.

Alex Straka:
Irgendwelche abschließenden Worte?

Andreas Maierhofer:
Klar, gleich ein wenig Werbung. Wie bereits angesprochen, arbeiten wir gerade an einer neuen CD, die wieder in unserem hauseigenen Studio aufgenommen wird. Der Output wird in zwei verschiedenen Versionen rauskommen. Unserer Meinung nach hebt sich das Teil schon in der Vorproduktion von seinem Vorgänger ab. Wir haben versucht, die Songs noch eingängiger zu gestalten und ich denke, dass es uns gelungen ist.
FAZIT: Wem “Where Gods Creation Ends” gefallen hat, der wird die nächste CD umso mehr verschlingen. Aber wenn es soweit ist, bekommst du sicherlich Post von uns ;-)

Alex Straka:
Vielen Dank für das Interview. Man sieht sich hoffentlich demnächst live.

Andreas Maierhofer:
Danke auch!








Redakteur:
Alex Straka

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