LAMB OF GOD: Interview mit Randy Blythe

24.02.2009 | 20:55

Zen praktizieren auf der Bühne? Von einer Metalband erwartet man so etwas auf den ersten Blick sicherlich nicht. Doch auch hier ist der erste Blick - wie so oft - trügerisch.

Das erste Interview mit einem "Native Speaker" der englischen Sprache könnte - so mag der skeptizistische Sachverstand es annehmen - heikel, kompliziert, konfusiert, von zahlreichen Missverständnissen geprägt und holprigen Verhaspeleien durchzogen und zu guter Letzt enervierend und nervositätserregend werden. Glücklicherweise schickt's sich manchmal mehr fatalistisch, denn bürokratisch. Und so wurde auch das erste Interview meiner Wenigkeit mit dem Herrn Randy Blythe von Amerikas wohl angesagtester Metalcombo LAMB OF GOD zu einem "Culture-Clash-Erlebnis" der besonderen Art. Es wurde über die spirituellen Annäherungsversuche, dem Phänomen Heavy Metal auf die Schliche zu kommen, philosophiert, über generelle Unterschiede verschiedener global verstreuter Metal-Szenen nachgedacht, über Cheating beim Recording geschimpft und eine mehr oder weniger mittelbare Verbindungslinie zwischen dem Jahr 1895 und 2009 gezogen ... und zu guter Letzt waren auch noch sowohl Interviewer als auch Interviewter gleichermaßen zufrieden und von dem Erlebnis tendenziell gefühlsmäßig beschwippst - aller aufgebrochenen Chronologie zum Trotze. Und das alles noch einen Tag vor der Amtsübernahme von Barack Obama...

Markus:
Oh! Da habe ich doch glatt was vergessen: Es ist mir eine Ehre und eine Freude mit dir ein Interview zu machen. Nun für alle da draußen: Hallo Randy! Ich hoffe, dass ich ein paar unkonventionelle und interessante Fragen für dich auf Lager habe. Legen wir los: LAMB OF GOD sind bekannt als einer der Pioniere der "New Wave Of American Heavy Metal". Ihr selbst bezeichnet eure Musik als "Pure American Metal". Kannst du uns einen tieferen Einblick hinter diese Klassifikation bzw. Kategorisierung geben? Was ist so spezifisch und symptomatisch amerikanisch innerhalb eurer Musik?

Randy:
Nun, die so genannte "New Wave Of American Heavy Metal" ist eigentlich bloß so eine Geschichte, die Journalisten erfunden haben. Weißt du, was ich meine? Denn zu der Zeit, als wir anfingen, waren wir nahezu zeitgleich auf der Bildfläche mit Bands wie SHADOWS FALL, KILLSWITCH ENGAGE, UNEARTH, GOD FORBID oder CHIMAIRA - all diese anderen Bands sind genauso wie wir zur gleichen Zeit aufgetaucht. Also dachten sie es sich ungefähr so: "Huch! Wir packen besser einen Namen drauf!" Weißt du, selbst ich weiß nicht, wer eigentlich damit anfing die ganze Geschichte so zu benennen...

Markus:
Also ich persönlich denke, dass das der übliche Weg im Rock-Journalismus ist: Du findest ein paar neue Künstler und packst...

Randy:
...ein Etikett drauf!

Markus:
Ja, genau so was in der Art!

Randy:
Weißt du, keiner von uns aus den genannten Bands würde sagen: "Hey! Ich gehöre zur New Wave Of American Heavy Metal"...

Markus:
Oder ich spiele in einer "Metalcore-Band".

Randy:
Ja, genau das! Keiner von uns würde das jemals sagen. Demnach, wenn wir sagen, wir spielen "Pure American Metal", dann meinen wir damit lediglich, dass wir a) Amerikaner sind und b) Metal spielen. Das ist ungefähr unsere Art gegen diese ganze Masche so nach dem Motto "Oh, wir sind Speed Metal, wir sind Thrash Metal, wir sind New Wave Of American Metal" anzukämpfen. Wir spielen einfach PURE FUCKING METAL!

Markus:
Es ist also bloß so eine Art intellektueller Bullshit?

Randy:
Ja, wir sind bloß eine Metal-Band und kommen nun mal aus Amerika. Das ist alles.

Markus:
Danke dafür. Kommen wir nun zu eurem demnächst erscheinenden Album "Wrath", welches am 20. Februar hier in Europa rauskommen wird. Aus meiner Sicht klingt das Album sehr viel "gebildeter", eine Kante progressiver, harmonischer und ja, gar musikalischer. Ich denke, dass es eine metallische Schöpfung der Reife darstellt - ganz so wie guter, gereifter Wein eben. Es ist signifikant anders im Vergleich zu euren restlichen Veröffentlichungen. Für mich ist es absolut das so genannte "Meisterwerk" von LAMB OF GOD. Du musst mir nicht in jedem Punkt zustimmen, aber in einem musst du: "Wrath" ist anders. Meine Frage ist nun: Wie kommt's?

Randy:
Nun, ich nehme an, als Band möchtest du stets eine andere Platte schreiben. Letzten Endes ist es doch so: Wenn du ständig die gleiche Platte produzierst, immer und immer wieder - was andere Bands ja tatsächlich tun - worauf soll das hinauslaufen? Was soll das Ganze? Eine Platte zu schreiben und die gleiche noch mal zu entwerfen und dann einfach einen anderen Namen draufzusetzen, das ist doch Unsinn. Du kannst dir im Grunde genommen die ganze Arbeit und das ganze Geld sparen. Es ist Schwachsinn ins Studio zu gehen und einfach das gleiche Album zu produzieren. Was uns betrifft, so nehme ich folgendes an: Mit "Sacrament", unserem letzten Album, haben wir ein paar ziemlich anständige kommerzielle Erfolge verbuchen können (besonders in Amerika) und die Leute hatten wahrscheinlich die Erwartungshaltung, wir würden noch kommerzieller werden, aber wir wollten bloß eine verdammte Metal-Band sein.

Markus:
Also zieht ihr gewissermaßen euer eigenes Ding durch?

Randy:
Genau so ist es. Wir möchten lediglich so etwas wie eine aggressive Metal-Combo sein. Und ich denke, so ist das Ganze eben raus gekommen.

Markus:
Ich weiß nicht, ob ich mich täusche, aber irgendwie habe ich den Eindruck bekommen, dass das Album vom Blues inspiriert ist.

Randy:
Ahhh! Jaaa! Willie und Mark, unsere beiden Gitarristen... Willie ist wirklich wie eine Maschine (macht Maschinengewehrgeräusche nach) und Mark ist gänzlich dem Blues verfallen. Er hört ziemlich viel Zeug aus der Richtung und das ist auch die Art und Weise, wie er Gitarre spielen gelernt hat, so in der Art wie ... weeeaaauuu! (imitiert ein Bluesbanding). Demnach ist da schon viel drin, würde ich sagen. Er wird sich wirklich freuen, denke ich, dass du das erwähnt hast.

Markus:
Hahaha! Okay...

Randy:
Er ist schon so eine Art "Bluesman".

Markus:
...der "Bluesman" des Pure American Metal...

Randy:
Es geht halt einfach mit dem ganzen Southern-Ding einher, schätze ich. Du kannst eine Menge Blues-Einflüsse in seiner Spielweise heraushören. Und im Rock'n'Roll generell - Rock'n'Roll stammt ja bekanntermaßen vom Blues ab.

Markus:
Das ist richtig. Robert Johnson, guter alter Robert Johnson... (Robert Johnson ist allgemein bekannt als der eigentliche Begründer des Blues. Er soll um 1895 einen Pakt mit dem Teufel in Mississippi, der Geburtsstätte des Blues, geschlossen haben. Den ganzen Mythos sieht man übrigens auch im Streifen "Crossroads" besonders phantasievoll verfilmt, durch welchen der damals noch weitestgehend unbekannte Steve Vai zu Berühmtheit gelangte. - Anm. d. Verf.)

Randy (schmunzelt und nippt an seinem Bier).

Markus:
Nun denn, kommen wir zur nächsten Frage: Denkst du, dass Heavy Metal ein gehöriges Maß an Leidenschaft, Überzeugung und Glaubwürdigkeit benötigt, um erfolgreich zu sein?

Randy:
Das kommt ganz auf deine Definition von Erfolg an. Meinst du kommerziellen Erfolg?

Markus:
Mmmhhh... mehr von den Fans akzeptiert und unterstützt zu werden!

Randy:
Nun, Metalheads gehören nicht zu dem durchschnittlichen Schlag Mensch, der sich zu BRITNEY SPEARS hingezogen fühlt oder Pop-Musik hört, was auch immer. Metalheads sind ziemlich wählerisch, weißt du? Ich denke, wenn du einfach nur dasitzt und irgendwas veröffentlichst, was nicht mit Herzblut erschaffen wurde, so nach der Devise "Och, ich bring jetzt einfach mal diese scheiß Heavy-Metal-Platte raus und versuch ein paar davon zu verkaufen", riechen die Kids das förmlich. Die Reaktionen wären einfach nur ablehnend: "Ach, was für eine verdammte Scheiße!" Also MUSST du einfach leidenschaftlich dabei sein, ganz besonders im Bereich Metal, Hardcore, Punk... Underground-Musik...

Markus:
Anderenfalls würde es Heavy Metal gar nicht geben?

Randy:
Ja, genau. Die Leute würden einfach sagen: "Die Typen können sich verpissen. Sie bedeuten nicht das Geringste." Und du bedeutest nur etwas, wenn du's ernst meinst.

Markus:
Und was denkst du (eigentlich eine völlig rhetorische Frage - Anm. d. Verf.), wie passioniert und authentisch ist die Musik deiner Band LAMB OF GOD?

Randy:
100.000 und 25 Millionen Prozent leidenschaftlich! Es ist unser Leben! Ich kenne persönlich auch keinen anderen Weg, außerdem bin ich schon viel zu alt, um irgendetwas anderes zu machen.

Markus:
Hahahaha! Okay, hättet ihr eigentlich erwartet, dass ihr jemals diesen überwältigenden kommerziellen Erfolg erreichen würdet?

Randy:
Nein. Ich meine, wir sind keine Millionäre oder dergleichen und fliegen nicht in Gold-Helikoptern durch die Gegend. Ich bin in der Lage mir ein anständiges Leben zu machen durch das, was ich tue und ich werde dafür bezahlt durch die Welt zu reisen und Musik zu machen. Das ist für mich persönlicher Erfolg. Wir sind bloß fünf Typen, die Bier trinken und fuckin' Rock'n'Roll spielen wollen. Und es die gleiche Angelegenheit wie früher, nur das wir heutigentags dafür bezahlt werden.

Markus:
Lyrisch gesprochen, was ist deine Inspirationsquelle?

Randy:
Alles Schlechte auf dieser Welt...

Markus:
Alles Schlechte? Besonders in deinem Land?

Randy:
Natürlich in meinem Land, denn jenes ist ja schließlich das, wozu ich den nächsten Bezug habe. Für mich ist das so: Die Welt befindet sich aktuell in einem ziemlich abgefuckten und maroden Zustand: Eine Vielzahl überflüssiger militärischer Konflikte geht beispielsweise gerade um auf der Weltkarte. Das passiert schon seit Tausenden von Jahren, aber unsere Regierung entsendet Truppen in ferne Regionen unter dem Banner und der Entschuldigung der Demokratie. Bedauerlicherweise ist das eine Farce. Es geht nicht um Demokratie, sondern um Öl, Geld und Macht. Ich persönlich bin nicht interessiert daran in die Wüste entsendet zu werden und dort einfach, mir nichts, dir nichts fremde Menschen abzuknallen. Die Mehrzahl aller militärischen Konflikte ist in meinen Augen unnötig. Morgen bekommen wir einen neuen Präsidenten und wir sind verdammt glücklich darüber. Ich gehe nicht davon aus, dass er alles einfach so wie von Zauberhand gerade biegt, aber hoffentlich kann er einiges von dem Schaden, den dieser Idiot George Bush zu verantworten hat, reparieren. Ja, und natürlich inspirieren mich auch andere Dinge - das menschliche Dasein und der Mensch an sich sind schon ziemlich beschissen.

Markus:
Also bist du so eine Art Misanthrop?

Randy:
(laut) Das kannst du aber laut sagen! Ich bin ein ziemlicher Vertreter von Misanthropie, bin verdammt misanthropisch im Kern...

Markus:
Mmmmhhhmmmhhh...
Weiter geht's im Text: Auf eurer DVD "Walk With Me In Hell" ist da dieser Typ, der sich selbst "El Fucko" nennt. Wer ist der Mann und was ist das Konzept hinter seiner Figur? Ist er bloß Teil eines Scherzes? Wurde er bloß erschaffen, um das Publikum zu provozieren? Oder ist er Teil der bandinternen Selbstironie?

Randy:
Nun, El Fucko ist ein Kerl, der für viele verschiedene Bands arbeitet und manchmal ist er eben auf Tour mit uns. Er ist einfach ein Arschloch (lacht dabei ganz derb und laut)! Ich meine, wir können ihn nicht wirklich aufhalten, er ist unkontrollierbar. Manchmal ist es sogar so, dass er gar nicht für uns arbeitet, sondern einfach für irgendeine Combo, die gerade mit uns auf Tour ist. Er kommt dann einfach nach draußen und beleidigt das komplette Publikum. Das kann echt derb und verrückt zugehen: Manchmal schmeißen die Leute Scheiße nach ihm. So was ist echt ziemlich "fucked-up".

Markus:
Also wird die Menge richtig heiß?

Randy:
Yeah. Genau das. Ich weiß nicht genau, aber soweit ich mich erinnere, schmeißen sie hin und wieder auch mal Bierflaschen nach ihm. Das ist echt krank. Ich hab keine Ahnung, aber er macht, was er macht und dann erscheint er einfach auf der Bildfläche ... und zieht sein Ding durch.

Markus:
Okay, Randy. Ich hab hier was echt Verrücktes in der Hinterhand für dich. Dies ist ein Buch von Scott von Heldt und es trägt den Titel "Mind Over Metal". Hast du jemals davon gehört?

Randy:
Nein.

Markus:
Es ist ein philosophischer und spiritueller Annäherungsversuch dem Heavy Metal auf die Schliche zu kommen, für den aufstrebenden Musiker etc.

(Ich reiche ihm das Buch und er scheint sofort darauf anzuspringen. - d. Verf.)

Randy:
Fett. Verdammt cool!

Markus:
Ganz spontan, was denkst du darüber? Ist Metal Spiritualität genug oder braucht man etwas darüber hinaus - keine Ahnung, andere philosophische, religiöse...

Randy:
Musik. Musik ist sehr spirituell für mich...

Markus:
Also kann Musik so etwas wie ein Tor zur Transzendenz sein? In irgendeiner Form?

Randy:
Ja! Absolut! Ich meine...

Markus:
...die Energie, die auf der Bühne entsteht...

Randy:
Ja, ja! Wenn du auf der Bühne bist, ist das ungefähr so als würdest du Zen praktizieren. Wenn du einen perfekten Moment erlebst und einfach alles funktioniert - das entspricht so ungefähr dem Zen-Konzept des Nicht-Geistes, weißt du? Alles IST einfach. Und es ist perfekt. Du denkst einfach nicht darüber nach, es passiert lediglich. Musik ist also für mich persönlich eine sehr spirituelle Erfahrung.

Markus:
Auf "Wrath" kann ich eine unglaublich aufkommende Energie spüren, obwohl die Produktion das Werk von Perfektionisten zu sein scheint. Du bist ja ein Perfektionist und deine Band als Ganzes ebenso. Wie arrangiert ihr euch mit der modernen Art aufzunehmen?

Randy:
Äääähhheeem...

Markus:
Ich meine, es ist sehr schwierig...

Randy:
...die Live-Energie einzufangen?

Markus:
Ja, ja! Genau!

Randy:
Also wir haben sehr viel gelernt ein Studio zu nutzen, auf jeden Fall in Bezug auf die beiden letzten zwei Alben vor "Wrath". Wir gingen zu dieser Produktionsmaschine, nahmen die Werkzeuge und Erfahrungen danach mit und gingen wieder zurück ins Studio. Und dieses Mal zeigte er (gemeint ist wohl Josh Wilbur, der Produzent des aktuellen Langeisens - Anm. d. Verf.) uns, wie es sich anhört, wenn man mehr wie eine Live-Band klingt. Es ist sehr schwierig im Studio wie eine Live-Band zu klingen. Ich persönlich hasse es verdammt noch mal im Studio zu sein. Ich steh viel mehr drauf live zu spielen. "Recording sucks", weißt du? Zu modernen Aufnahmetechniken wie z.B. Pro Tools denke ich, dass es gut ist, dass sie existieren, aber auf der anderen Seite kann man so derb schummeln mit dieser Scheiße. Es gibt Millionen Bands da draußen, die sich einfach eine Gitarre schnappen, einmal kurz ein Riff anspielen, es in Pro Tools packen, das Ganze loopen, einen Drumcomputer drauf packen, der wie jeder andere klingt - du musst noch nicht mal wirklich singen können: Sing einfach schief und der Computer macht die Töne! Um diese ganzen Technologien wird ein viel zu riesiger Wirbel gemacht. Als wir beispielsweise das erste Mal aufnahmen, haben wir's analog gemacht - 2-Inch-Tape, real to real. Du musstest die Musik wirklich performen, da gab's keinen Computer. Letzten Endes denke ich, dass junge Bands gut daran täten, die Songs wirklich spielen zu lernen - korrekt von Anfang bis Ende - und sie dann erst aufzunehmen.

Markus:
So wie eine Live-Performance also?

Randy:
So wie eine Live-Performance! Vergiss einfach die ganze Studiomagie. Für manche Leute vermittelt diese nämlich einfach ein völlig falsches Gespür für das, was es heißt Musizieren zu lernen.

Markus:
Hahaha!

Randy:
Übt einfach an eurer verdammten Gitarre, Kids! Hahaha!

Markus:
Kannst du irgendwelche instinktiv festgestellten Unterschiede zwischen der europäischen und der amerikanischen Metalszene anführen?

Randy:
Ja. Lass mich ein paar herausfiltern. Metal hier in Europa ist so etwas wie eine kontinuierliche Angelegenheit. In Amerika sieht's mehr so aus, dass du groß raus kommst und dann einfach wieder in den Underground verschwindest. Im Gegenzug dazu scheint's in Europa so zu sein als würdest du da bleiben - konstant. Ihr habt zum Beispiel im Sommer diese riesigen Festivals mit all den verschiedenen Bands und in Amerika passiert so was einfach nicht. Wir haben zwar das Ozzfest, aber die Metalszene hier in Europa scheint im Grunde genommen sehr viel besser zu sein als bei uns, wahrscheinlich. Die Szene hier ist wirklich stark.

Markus:
Würdest du sagen, dass sie loyaler ist?

Randy:
Ja, schon. Genau das würde ich sagen.

Markus:
Traditioneller? Mehr interessiert an der Musik an sich, als in Trends oder ähnliches?

Randy:
Exakt. Europa hat einfach eine verdammt gute Metalszene, in der die Leute am Ball bleiben. In Amerika genießt Metal zwar zurzeit einiges an Aufmerksamt; Metal ist populär und viele Leute nehmen daran teil, aber vielleicht verschwinden die und wir tauchen wieder in den Underground ab. In den 80ern und 90ern war's zum Beispiel so, dass viele Bands hier in den Staaten Erfolg hatten, aber urplötzlich war alles vorbei für sie, sie konnten erstaunlicherweise dennoch weiter bestehen und touren, weil sie nach Europa gingen. Niemand wird sie jemals wieder in Amerika sehen, aber dadurch, dass sie hier rüber kamen, waren sie imstande ein Leben zu führen und konnten weiter ihre Musik machen, denn hier in Europa verschwindet der Metal nicht, er bleibt bestehen. Das ist ohne Frage eine tolle Sache!

Markus:
Okay. Und wenn du in irgendeiner Form "Propaganda" an die Massen richten könntest, was würdest ihnen sagen wollen?

Randy:
Uch!

Markus:
Es muss gar kein politisches Statement sein oder Manipulationskram, bloß eine simple Botschaft oder etwas in der Art.

Randy:
Denke selbstständig und unabhängig, glaube nicht alles, was im Fernsehen läuft. Benutze einfach deinen eigenen Verstand, denn viel zu wenige Leute tun das tatsächlich. Ich meine viele Leute...

Markus:
...sind einfach "brainwashed"?

Randy:
Genau das. In so ziemlich jeder Hinsicht. Ebenso würde ich den Leuten da draußen sagen wollen: Reist und versucht - wenn ihr könnt - den Rest der Welt zu sehen und herauszufinden wie andere Menschen leben. Das würde euch sehr viel mehr Respekt für die Perspektive und Lebensart anderer Leute geben.

Markus:
Mmmhhhmmm... Okay, das war's. Vielen Dank.

Randy:
Ich danke dir!

Markus:
Danke nochmals Randy. Es war mir wirklich, WIRKLICH ein Vergnügen.

Randy:
Na, das war auf jeden Fall ein großartiges Interview! Soll ich mir das durchlesen? (Der werte Herr meint natürlich das Buch, was ich ihm während des Interviews in die Hand gedrückt habe. Ich konnte nicht anders, als es ihm zu schenken. Wer weiß, vielleicht trifft man ihn ja noch mal in einem Zen-Kloster wieder...)

Redakteur:
Markus Sievers

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