KATAKLYSM: Interview mit Maurizio Iacono

10.03.2006 | 12:34

Nicht nur ich, ein Großteil der Metaljournalie ist sich in einem Punkt einig: Mit "In The Arms Of Devastation" haben KATAKLYSM in jeglicher Hinsicht ihr bestes Album aufgenommen. Frei nach der Devise "back to the roots" wechseln sich geniale Riffs mit Gitarrensoli (!) ab, und sogar balladeske Passagen (!!) kommen auf dem Album zum Tragen. Ein Grund hierfür liegt an Max Duhamel, der wieder den Posten auf dem Drumhocker eingenommen hat.
Ich hatte die Möglichkeit mich mit Maurizio Iacono zu, für Chicagoer Verhältnisse, schon fast unchristlicher Zeit (4.30 Uhr morgens würde ich nicht unbedingt als "normale" Uhrzeit ansehen) zu unterhalten. Neben Drummerwechsel stand natürlich das neue Album im Vordergrund, aber am besten ist, ihr lest einfach mal selbst, was der gute Mann zu vermelden hat.

Tolga:
Meiner Meinung nach ist "In The Arms Of Devastation" das beste Album von KATAKLYSM. Wie sind bisher die Reaktionen darauf ausgefallen?

Maurizio:
Ich bin sehr froh, dass du so darüber denkst. Vielen Dank erstmal für die Blumen. "Überrascht" würde ich es nicht nennen, weil wir wussten, dass wir ein starkes Album aufgenommen haben. Es ist schön zu sehen, dass in den Interviews, die wir machen bzw. Reviews, die reinkommen, die Reaktionen phänomenal ausgefallen sind. Es ist immerhin unser achtes Album und nicht unbedingt alltäglich. Von daher ist es wunderbar und wir sind sehr glücklich darüber.

Tolga:
Lass uns am besten gleich über die CD sprechen. Wie kam es dazu, dass ihr einen Coverwettbewerb für das Album gestartet habt?

Maurizio:
Dieses Jahr im September ist das fünfzehnte Bandjubiläum von KATAKLYSM. Mittlerweile sind wir eine sehr alte Band (lacht), zumindest was den Death-Metal-Sektor angeht. Wir haben uns entschlossen für die Fans etwas Spezielles zu veranstalten. Dazu muss man sagen, dass unsere Fans uns sehr am Herzen liegen, denn immerhin unterstützen sie uns von Anfang an und wir wollten ihnen etwas zurückgeben. Aus dem Grund haben wir sie am Albumartwork mitwirken lassen, weshalb wir weltweit einen Wettbewerb gestartet haben. Dabei haben wir uns insgesamt um die vierhundert Cover angeschaut und Nuclear Blast darum gebeten, sich die sechs auszusuchen, die ihrer Meinung nach die Band am meisten repräsentieren und unserer Idee am nächsten kommen. Danach haben wir die Leute abstimmen lassen und die haben für das gestimmt, was bei dir gerade auf dem Tisch liegt. Wir sind darüber sehr glücklich, denn es ist wirklich ein verdammt gutes Artwork!

Tolga:
Ich hab mal nach dem Filmzitat zu Beginn des Albums ("Revenge is a meal best served cold" - d. Verf.) gegoogelt. Ist es von "Kill Bill" oder "Man On Fire"?

Maurizio:
Welchen Film hast du zuerst genannt?

Tolga:
"Kill Bill".

Maurizio:
Nein!

Tolga:
"Man On Fire"?

Maurizio:
Vielleicht (lacht). Was wir tun - mittlerweile hat es sich schon fast zu einem Kult entwickelt - ist, dass wir uns ein Zitat herauspicken, uns die Rechte besorgen, danach ins Studio gehen und es einer jeweiligen Person zuordnen, um es dann auf die CD drauf zu packen. Jeder fragt sich welches Intro wir als nächstes draufpacken.

Tolga:
Speziell die Texte auf dem Album kombiniert mit der Musik wirken sehr machtvoll. Wovon handeln die Texte?

Maurizio:
Die Idee dahinter ist die, dass wir die dunkle, soziale Grundhaltung bei der Evolution der Menschen thematisieren. Dabei geht es darum seine inneren Dämone zu unterdrücken, sich gefangen zu fühlen oder sich in einer Situation zu befinden, in der dir nichts anderes übrig bleibt als zu dir selbst zu stehen und Widerstand zu leisten. Es gibt verschiedene Ansatzpunkte auf der CD. Es ist nicht so, dass wir hingegangen sind und uns nur ein spezielles Thema rausgepickt haben. Ich persönlich glaube nicht daran, dass du, wenn du auf der einen Wange geschlagen wirst, im biblischen Sinne auch die andere Wange hinhalten sollst. Ich tendiere eher in Richtung "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Das ist ein Album, das lyrisch gesehen nicht in einem einheitlichen Stil gehalten ist. Da gibt es einige interessante Themen, die wir verarbeitet haben wie z.B. bei 'Crippled & Broken', wo es darum geht, wie sich kriegerische Handlungen auf das menschliche Gehirn auswirken. Im speziellen geht's dabei um die Vietnamveteranen aus den Sechzigern, die aus dem Krieg zurück gekommen sind und deren Hirn durch den Krieg zerfickt wurde und die auf Grund dieser Tatsache nur noch seelische Krüppel sind. Das Traurige daran ist, dass die US-Regierung keinen Finger krumm macht um diesen Leuten zu helfen. Die haben immerhin ihr Leben für ihr Land geopfert. Das ist etwas, was mich sehr interessiert hat und worum es letzten Endes in diesem Song geht.

Tolga:
Hört sich sehr interessant an. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass das Ende vom Albumopener 'Like Angels Weeping (The Dark)' mich sehr stark an das Ende von MACHINE HEADs 'Davidian' aus ihrem Debütalbum "Burn My Eyes" erinnert. War das als Tribute an die Jungs gedacht?

Maurizio:
Da habe ich keine Ahnung. Wir haben das Album gerade erst aufgenommen und es ist mittlerweile sehr hart, mit so vielen Alben, die auf dem Markt sind und so vielen Dingen, die in die Vergangenheit zurückreichen. Wenn wir ein Album aufnehmen, kommt es manchmal vor, dass wir ein Riff aufnehmen, was einem bereits veröffentlichtem Song ähnlich ist. Wir würden niemals versuchen MACHINE HEAD zu kopieren. Es ist etwas, das zufällig passiert ist. Ein paar andere Leute haben uns auch schon drauf angesprochen und unsere Reaktion darauf war: "Mist, das war nicht das, was wir im ursprünglichen Sinne vorhatten!". Nun ja, so was passiert und es war von unserer Seite her keine Absicht.

Tolga:
Genau das selbe ist mir auch bei 'Crippled & Broken' aufgefallen. Da ist es aber wiederrum so, dass das Riff nach dem ersten Chorus mich an SEPULTURA erinnert. Im speziellen handelt es sich dabei um das Riff am Ende von 'Roots' vom gleichnamigen Album.

Maurizio:
Das höre ich wiederrum zum ersten Mal! Wie ich es schon angedeutet habe, mit über dreihundert CDs, die jeden Monat veröffentlicht werden, bleibt es nicht aus, das man hier und da Ähnlichkeiten heraus hört. Wie viele Bands haben z.B. Riffs im Repertoire, die sich ähnlich anhören, wie die von SLAYER. Das war wie gesagt nicht geplant, sondern ist aus dem Zufall heraus entstanden. Wenn wir der Meinung sind, dass ein Song, so wie er sich anhört, gut ist, dann belassen wir es dabei. Was das angeht hatten wir absolut keine Ahnung.

Tolga:
Der balladeske Anfang von 'To Reign Again' ist für KATAKLYSM-Verhältnisse eher untypisch. Wird es auf den kommenden Alben ähnliche Experimente geben?

Maurizio:
Ich denke schon, dass wir solche ungewöhnliche Experimente auch in der Zukunft machen werden. An und für sich ist es für KATAKLYSM nichts Ungewöhnliches, da wir akustische Parts ganz früher schon auf CDs wie "Sorcery & The Mystical Gate" verwendet haben. Wir hatten schon immer Instrumentalstücke und viele Akustikparts. Wir haben damit in der Vergangenheit auch schon gespielt. Wir haben das wieder aufgegriffen und ich denke schon, dass wir heute bessere Musiker sind und wissen, wie wir diese Parts zusammenfügen. Ich denke nicht, dass die Leute so was erwartet haben, weil es sich sehr stark vom üblichen Kram unterscheidet. Aber dann springt es dich förmlich an, und das ist die Idee dahinter. Es gleicht dabei einem Einschlag! Ich denke, es ist ein verdammt cooler Track und es scheint eines der Highlights auf dem Album zu sein.

Tolga:
Der Drumsound auf dem neuen Album ist um Längen besser als der bei "Serenity In Fire". Warum habt ihr erneut den Drummer gewechselt? Waren es die berühmt-berüchtigten "musikalischen Differenzen"?

Maurizio:
Ich denke schon, dass da eher persönliche Probleme eine Rolle gespielt haben. Wenn du in einer Band spielst, dann muss es auf Tour eine Familie darstellen. Live war es wunderbar, aber auf der persönlichen Ebene hat es nicht funktioniert. Das Problem bestand darin, dass Martin über viel Spielerfahrung verfügt hat, als es an's Touren ging. Aber in einer Band zu spielen, ist schon eine andere Sache. Er hat zuvor nie richtig in einer Band gespielt. Klar hat er bei ein paar lokalen Bands gezockt. Auf der persönlichen Ebene würde ich schon behaupten, dass wir befreundet sind, aber das Problem bestand einfach darin, dass die Beziehung zwischen ihm und der Band nicht richtig funktioniert hat. Wir hätten nie im Leben mit Martin (Maurais, der "Serenity In Fire" eingeprügelt hat - d. Verf.) so ein Album veröffentlichen können. Das Endprodukt würde sich komplett anders anhören. Letzten Endes war es ein Schritt, den wir gehen mussten und die musikalische Ausrichtung war eine komplett andere. Die Ideen, die ihm vorschwebten, tendierten eher in Richtung Oldschool-Death-Metal, wohingegen wir uns mit einem neuen Sound auseinandersetzen wollten. Es war eine sehr schwierige Entscheidung, die wir treffen mussten, aber wir mussten uns nun mal entscheiden. Max (Duhamel - d. Verf.) hat mit uns vier Alben aufgenommen. Er musste eine Auszeit nehmen und hatte ein paar persönliche Probleme. Gerade die Zeit um "Prophecy (The Poetry Of War)" und "Shadows & Dust" war besonders hart für ihn, weshalb er eine Pause bitter nötig hatte. Er nahm sich somit seine Auszeit und ist wieder gut drauf. Meiner Meinung nach hat er eine phänomenale Performance auf dem aktuellen Album hingelegt. Wir haben mit Max deutlich bessere Songs geschrieben, was wahrscheinlich auch daran liegt, das wir ihn schon so viele Jahre kennen. Für uns war das eher ein natürlicher Prozess. Nun ist er wieder zurück und hat wirklich jeden in der Band nochmal zusätzlich motiviert. Ich bin sehr froh, dass das Line-Up so stark ist und wieder an unser ursprüngliches Line-Up anschließt.

Tolga:
Um ehrlich zu sein: Ich kenne euch erst seit dem "Epic (...)"-Album. Ist es das erste Mal, dass ihr Gitarrensoli in eure Songs integriert habt? Gerade wenn ich an die Soli in 'Open Scars' und 'The Road To Devastation' denke, sind diese verdammt cool ausgefallen. Warum habt ihr diese vorher nicht in eure Songs integriert bzw. gedenkt ihr das in der Zukunft zu tun?

Maurizio:
Ich denke schon, dass wir das in Zukunft forcieren werden, weil wir meiner Meinung nach vielseitiger agieren als früher. Wir haben das aber auch schon auf unseren ersten Alben wie "Sorcery & The Mystical Gate" oder "Temple Of Knowledge" schon gemacht, die beide über Gitarrensoli verfügen. Der Unterschied zwischen damals und heute ist der, das wir uns von Soli distanziert haben. Damals hat unser Lead-Sänger über die Soli gesungen. Er hatte diesen verrückten Anspruch an seine Musik, wo es letzten Endes darum ging, die ganze Zeit zu singen. Das hat uns in Bezug auf die Soli eher abgeschreckt, aber mittlerweile sind wir eher als Band strukturiert, weshalb wir auf den nächsten Alben darauf wieder zurückgreifen werden.

Tolga:
Am Ende des Albums, wenn man diesen pathetischen Sound hört und das Ticken der Uhr, gleicht es schon einem typischen Ende von einem Konzeptalbum. Was hat das Ticken der Uhr zu bedeuten? Ist es so, dass für irgendetwas die Zeit abläuft bzw. beginnt?

Maurizio:
Es sind zwei Dinge: Die eine Sache für uns ist die, dass, was immer im Leben passiert oder wie es passiert, sei es nun gut oder schlecht - die Zeit wird immer weitergehen. Nach deinem Tod werden andere Leute da sein mit anderen Problemen und anderen Dingen. Train keeps goin'! Das Leben ist schwierig und du musst dich immer wieder behaupten um besser zu sein, bei dem was du tust. Meiner Meinung nach kommt alles irgendwann zu einem Ende. Was letzten Endes passiert ist, dass deine Zeit als Spezies hier aufhört und was bleibt, ist die Zeit. Die Zeit geht weiter voran, aber alles übrige stoppt wie ein Herzschlag. Und dann ist die CD zu Ende. Jeder von uns hat einen gewissen Zeitabschnitt, den er hier verbringt, was dich zum Nachdenken bringt, dass nichts unendlich ist.

Tolga:
Lass uns über eure letzten Veröffentlichungen reden. Ich sag dir einen Albumnamen und du kannst mir eine paar Stichworte dazu sagen.

Maurizio:
Okay.

Tolga:
"Epic".

Maurizio:
"Epic" war das Album, wo wir am meisten mit Melodien experimentiert haben. Es war eine sehr wichtige Platte, weil es die zweite CD war, die wir auf Nuclear Blast veröffentlicht haben. Wir haben vorher schon einiges ausprobiert, aber auf "Epic" haben wir schon mehr mit Melodien experimentiert.

Tolga:
"Shadows & Dust".

Maurizio:
Ich denke, das war unser Break-through-Album! Es war das Album, das uns am meisten Aufmerksamkeit weltweit verschafft hat und der Song 'Shadows & Dust' wurde der bekannteste Songs in unserer Karriere. Es ist immer noch das Großartigste, was wir je geschrieben haben. Ferner ist das Album auch gut eingeschlagen und auch hier haben wir mit Melodien gearbeitet. Ganz davon abgesehen haben wir hier sehr coole Elemente verarbeitet und sind meiner Meinung nach zu besseren Songwritern gereift.

Tolga:
Das stimmt. "Serenity In Fire".

Maurizio:
Nach "Shadows & Dust" haben viele Leute erwartet, dass wir danach etwas Ähnliches abliefern. Wir sind aber nun mal keine Band, die sich wiederholt und die selbe Platte zweimal aufnimmt. Für mich muss da ein gewisser Abstand zu den vorangegangenen Alben herrschen. Ein Song wie 'Shadows & Dust' z.B.: Wenn du so einen Song auf einem neuen Album ähnlich reproduzieren willst, was uns mit dem ersten Song auf dem Album ('The Ambassador Of Pain' - d. Verf.), ganz gut gelungen ist. "Serenity In Fire" ist ein sehr geradliniges Album. Ein Album, wo wir uns gesagt haben: "Wisst ihr was, wir nehmen eine sehr extreme Platte auf und tun genau das Gegenteil von dem, was die Fans von uns erwarten." Martin kam mit der Idee, extrem viele Blastbeats zu verwenden, wie sie vorher sonst niemand verwendet hat. Wir haben uns dann daran orientiert. Es ist eine Platte, wo du von Vornherein nicht weißt, wohin sie dich führen wird. Nichtsdestotrotz ist es unser bisher meistverkauftes Album!

Tolga:
Und zum Schluss: "In The Arms Of Devastation".

Maurizio:
Ich denke, das ist das natürlichste Album, das wir bisher aufgenommen haben. Meiner Meinung nach ist es eine verdammt große Scheibe. Es ist gut möglich, dass die Scheibe gut einschlägt. In der Death-Metal-Szene hab ich bisher eine Menge gute und innovative Sachen gehört, aber das Album ist die Innovation an sich. Es unterscheidet sich schon stark, da viele Bands auf Nummer sicher spielen, wohingegen wir ein bisschen gezockt und verschiedene Dinge ausprobiert haben. Auf der Platte sind auch Thrash-Einflüsse vorhanden. Wir haben ein bisschen stärker an diesem Aspekt gearbeitet, haben aber auf der anderen Seite die Brutalität beibehalten, für die KATAKLYSM bekannt ist. Natürlich haben wir auch stärker an den Melodien gefeilt und alles ein bisschen komplexer gehalten, wie es noch bei "Serenity In Fire" der Fall war.

Tolga:
Würdest du sagen, dass dieses Album eure bisher beste Veröffentlichung darstellt?

Maurizio:
Das ist schwer für mich zu beurteilen. Ich mag wirklich jedes Album von mir. Auf jedem Album ist etwas Spezielles drauf, woran wir hart gearbeitet haben. Ob das unsere beste Veröffentlichung ist? Nun ja, das liegt an den Fans dies zu beurteilen. Die meisten Bands behaupten ja immer, dass ihr letztes Album auch ihr bestes darstellt. Für mich hingegen ist es ein weiteres Stück in der Evolution von KATAKLYSM. Was die Medien angeht, so stimmen sie der von dir dargestellten Meinung zu. Viele Fans, die vorab schon Songs aus dem Album gehört haben, waren der Meinung, dass dies ein Monsteralbum für uns darstellt. Das wäre schon eine tolle Sache!

Tolga:
Meiner Meinung nach ist es das Album, dass ihr besser nach "Shadows & Dust" hättet rausbringen sollen.

Maurizio:
Da stimme ich dir voll zu! Und es liegt auch sehr stark an Max, der wieder zur Band zurückgekehrt ist. Es ist das selbe Line-Up wie auf "Shadows & Dust". Wenn du jemand Neuen in die Band holst, dann verändert sich das Songwriting automatisch. Wir wussten, dass wir mit Max imstande sind bessere Songs zu schreiben. Das Gefühl, das er versprüht, wenn er spielt; es ist nicht nur Aggression, er spielt mit einer Menge Gefühl und hat seinen ureigenen Stil. Das hat sich wiederrum auf die Band übertragen.

Tolga:
Ein weiterer Grund ist der bessere Sound. Denn wenn man sich mal "Serenity In Fire" vor Ohren führt, dann fällt da schon auf, dass im Speziellen die Drums sehr getriggert sind. Ein Name, der da natürlich fallen muss, ist der von Tue Madsen. Wie war es mit ihm zu arbeiten, denn er hat ja immerhin das Album gemixt?

Maurizio:
JF (Spitzname des Gitarristen und Produzenten Jean-Francois Dagenais - d. Verf.) hat die letzten fünf Alben von KATAKLYSM produziert und es war meiner Meinung nach immer eine gute Produktion. Außerdem ist es sehr einfach mit dem Gitarristen zusammen zu arbeiten, der genau weiß, was du willst. Das ist ebenfalls ein grundlegender Unterschied: Martin hat mehr so ein "mechnanisches" Gefühl, wenn er spielt und ist ein eher einfacher Drummer. Er macht nicht so viele Spielchen, klar spielt er live ein Drumsolo, aber im Studio ist er sehr simpel und verifiziert die Songs nicht mit unterschiedlichen Elementen. Max ist eher ein rockorientierter Drummer und erinnert vom Stil her eher an Dave Lombardo (SLAYER, GRIP INC. - d. Verf.), von dem er sehr stark beeinflusst wurde. Was hingegen den Drumsound auf der CD angeht, so wollten wir eher einen natürlichen und organischen Sound, weil es genau das ist, was wir persönlich bevorzugen. Der Drumsound auf "Serenity In Fire" ging mit der Musik einher und war Teil eines gewissen Elements, was wir kreieren wollten. Aber auf diesem Album wollten wir mehr organisch an die Sache herangehen, weshalb Tue Madsen und JF eine Produktion bevorzugten, die die verschiedenen Elemente kombinieren sollte. Wir wollten Tue Madsen als Produzenten, zu dem wir aufschauen konnten. Die Kombination von beiden war sehr gelungen und ich bin mit dem Endresultat sehr zufrieden.

Tolga:
Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass ihr demnächst für 'Crippled & Broken' einen Videoclip drehen werdet. Das Ganze soll in Holland über die Bühne gehen. Gibt es sonst noch relevante Informationen dazu?

Maurizio:
Das Shooting für das Video findet Ende März statt, bevor wir auf die "No Mercy"-Tour mit CANNIBAL CORPSE gehen. Es wird von Mars Rickle gedreht, der schon mit GOREFEST, ABORTED und EXODUS Videos gemacht hat. Wir freuen uns schon sehr darauf. Es wird ein konzeptionelles Video, das sich um einen Vietnamveteranen dreht und das, was was sich in seinem Kopf abspielt. Es wird ein verdammt cooles Video!

Tolga:
Wird es denn auch im Fernsehen ausgestrahlt?

Maurizio:
Ja, und das ist auch einer der Gründe, warum der Song als Single ausgewählt wurde. Es ist ein Song, der verschiedene Elemente beinhaltet und die Idee hinter KATAKLYSM sehr gut transportiert. Es hat eine geniale Hookline, der Chorus ist verdammt stark und es ist ein Song, der bei den Metalshows bestimmt eine Menge Airplay bekommen wird. Und zuguterletzt ist es wichtig, dass der Song den Leuten im Gedächtnis bleibt.

Tolga:
Der Grund, warum ich danach frage, ist der, dass, wenn man sich MTV anschaut, die ja den deutschen Musiksender VIVA gekauft haben, glaube ich nicht, dass in Zukunft da mehr Metalclips ausgestrahlt werden.

Maurizio:
Wir haben da einen Deal mit unserer Plattenfirma zu "Shadows & Dust"-Zeiten gemacht: Als wir "S&D" aufgenommen haben, meinten wir zu Nuclear Blast, dass wir dazu auch ein Video drehen wollen. Dazu muss man wissen, dass zu der Zeit nicht soviel Airplay für Metalbands geherrscht hat. Sie haben die Idee verworfen und ich hab ein Teil meines eigenen Geldes in den Dreh des 'S&D'-Clips investiert. Danach wurden wir für "Headbanger's Ball" entdeckt und waren somit die erste Death-Metal-Band überhaupt, die im nationalen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Danach wurden CANNIBAL CORPSE und all die anderen Bands ebenfalls gesendet, frei nach dem Motto: "Hey Jungs, wir werden im Fernsehen gespielt. Was zur Hölle geht denn hier ab?!" Heutzutage machen Death-Metal-Bands Videos und kriegen auch Airplay. So gesehen haben wir da etwas gestartet mit diesem Videoclips-Zeux und haben den Bann des US-Fernsehens gebrochen. Letztes Jahr wurden das 'As I Slither'-Video (vom "Serenity In Fire"-Album - d. Verf.) von MTV als bester Metalclip nominiert. Du weißt nie, was in der Richtung passiert. Für mich dienen die Videoclips – ähnlich wie unsere Konzerte auch – dazu, dass wir auf breiter Ebene wahr genommen werden. Und in dem Stadium, wo sich die Band aktuell befindet, ist es auf jeden Fall eine sehr coole Sache!

Tolga:
Was die "No Mercy"-Tour angeht, werdet ihr da eher aktuelles Material spielen?

Maurizio:
Wir werden es eher kombinieren. Ehrlich gesagt ist es verdammt schwer eine Setlist zu machen, wenn wir auf Tour gehen. Wir haben mittlerweile acht Alben veröffentlicht und es ist verdammt schwer die Fans zufrieden zu stellen, aber auf der anderen Seite wollen wir auch das neue Album promoten. Wir werden wohl ein paar neue Songs spielen. Wir wissen zwar nicht wie viele, aber es werden schon ein paar werden. Ferner werden wir im September eine Headlinertour durch Europa machen. Bei den "No Mercy"-Festivals haben wir einen Slot für eine Stunde und werden somit ein paar Songs vom neuen Album spielen. Aber es sollte schon möglich sein so viele Songs wie möglich zu spielen, da wir ja unmittelbar vor CANNIBAL CORPSE auf die Bühne gehen.

Tolga:
Wie ist deine Beziehung zu INTO ETERNITY und wirst du auf einer der kommenden Veröffentlichungen oder live bei denen singen?

Maurizio:
Wir kennen uns mittlerweile seit drei, vier Jahren. Die Jungs sind wirklich cool drauf. Es ist die Sorte von Bands, wo wir viel lachen und Witzchen reißen. Sehr gutmütige Jungs. Als wir z.B. auf unserer Kanada-Tour ein Problem mit unserem Vehikel hatten, das bei ihnen in der Nähe zusammengebrochen ist. Naja, und da haben sie uns für fünf Tage bei sich untergebracht, so Sachen halt. Auf der anderen Seite haben wir ihnen dann auch geholfen, was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Auf dem aktuellen Album haben sie beim letzten Song ('The Road To Devastation' - d. Verf.) den Chorus mit mir aufgenommen.

Tolga:
Gibt es noch etwas, das ich vergessen habe zu fragen oder du unbedingt loswerden möchtest?

Maurizio:
Nicht wirklich. Wir sind verdammt heiß drauf die neuen Stücke live zu spielen. Wir freuen uns drauf zurück nach Deutschland zu kommen. Es ist einer unser Hauptmärkte, wo wir live spielen. Die Leute sind immer sehr gut drauf und es ist für uns immer eine Ehre euch unsere Musik zu präsentieren.

Tolga:
Ich denke auch, dass die neuen Songs sehr gut zu den Klassikern passen werden.

Maurizio:
Wir schreiben die Songs schon so, dass sie live killermäßig rüberkommen.

Na dann macht euch mal auf eine hammergeile "No Mercy"-Tour gefasst. Und wer die Zeit bis dahin sinnvoll überbrücken will, kann dies mit "In The Arms Of Devastation" gerne tun. Eines kann ich jetzt schon versprechen: In beiden Fällen werdet ihr definitiv nicht enttäuscht werden!

Redakteur:
Tolga Karabagli

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