HYPNOTIC FACE: Interview mit Radek BoB Bednar

01.01.1970 | 01:00

HYPNOTIC FACE sind eine Thrash-Metal-Band aus Tschechien und haben mit "The End Of Sanity" justament ihr Debütalbum veröffentlicht. Gitarrist Radek erzählte mir alles Wissenswerte rund um die Band.


Stephan:
Wie würdest du HYPNOTIC FACE jemandem beschreiben, der die Band noch nicht kennt?

Radek:
Ich würde sie als wirklich sehr gute Band beschreiben. :-)
Aber, wenn du eine ernsthafte Antwort haben willst, ich würde sagen, dass wir eine echte Power-Thrash-Metal-Band sind, die Spaß am Musikmachen hat und wir versuchen das so gut zu machen, wie wir können.

Stephan:
Welche Bands würdest du als Einflüsse des Sounds von HYPNOTIC FACE nennen und haben die verschiedenen Bandmitglieder die selben Vorlieben?

Radek:
Ich möchte nicht irgendwen als Einfluss nennen, denn wir versuchen unser eigenes Ding zu machen und wir kopieren niemanden. Ich weiß, vielleicht hörst du gerne MEGADETH, denn viele Leute vergleichen uns mit ihnen, aber das entspricht nicht der Wahrheit. Aber wenn du wissen willst, welche unsere Lieblingsbands sind, dann gibt es schon ein paar, die alle von uns mögen. Zum Beispiel alte METALLICA, ältere PANTERA, SACRED REICH, TESTAMENT. Aber jeder hat auch seine eigenen Vorlieben, bei mir sind das Bands wie IRON MAIDEN, ANTHRAX, OVERKILL... ich könnte noch viel mehr nennen. Aber wie gesagt, wir kopieren sie nicht, wir mögen sie nur. Wenn du das Einfluss nennen willst, warum nicht? Es ist nichts verkehrt mit diesen Bands.

Stephan:
Wie viele der Songs auf "The End Of Sanity" sind bereits älter ('Nameless' und 'Sea' befanden sich schon auf eurem 95er Demo "The Animalman") und wie viele wurden erst kurz vor den Aufnahmen des Debutalbums geschrieben?

Radek:
Richtig, es gibt vier ältere Songs. Drei davon waren auf dem Demo "The Animalman" ('Nameless', 'Sea' und 'M.L.A.H.L.') und einen habe ich wieder ausgegraben, als ich mir alte Live-Tapes anhörte. Der Songs gefiel mir wegen seiner starken Atmosphäre. Wir konnten uns aber nicht mehr an die Lyrics erinnern, sondern nur noch an den Titel, also musste ich neue Lyrics schreiben und fertig war er.
Dann gibt es Songs, die aus der Phase zwischen "Written By Life" (EP, 1999 - d. Verf.) und "The End Of Sanity" stammen ('The Pimp', 'The Devil Within', 'The End Of Sanity') und der Rest ist brandneues Material, das wir direkt vor den Aufnahmen geschrieben haben.

Stephan:
Warum habt ihr innerhalb von neun Jahren nur ein Demo, eine EP und jetzt euer Debütalbum hinbekommen? Waren HYPNOTIC FACE die ganze Zeit über aktiv?

Radek:
Oh, das ist eine knifflige Frage. Warum sind wir so faul? :-)
Nein, wir hatten zwei Pausen in unserer Laufbahn, aber beide Male nur ein paar Monate, als wir Line-up-Wechsel drin hatten. Beim ersten Mal kam der Wechsel zu einem absolut ungünstigen Zeitpunkt, wir waren auf einem guten Weg und sehr erfolgreich in der Szene. Danach mussten wir uns wieder aufrappeln und neu anfangen.
Ein zweiter Grund ist, dass wir in einem armen Land leben, überall fehlt es an Geld. Und keiner von uns kann so viel Geld in die Band stecken, wie für Aufnahmen von Demoscheiben nötig wäre. Und der dritte Grund ist, dass wir tatsächlich ein bisschen faul sind. :-)

Stephan:
Bist du mit eurem neuen Label zufrieden und wie lange wird es dauern, bis ihr eure zweite Scheibe am Start habt? Kannst du mir zum jetzigen Zeitpunkt schon etwas über das nächste Album erzählen?

Radek:
Es ist noch zu zeitig um etwas über das neue Label sagen zu können, denn wir arbeiten gerade mal ein paar Monate mit ihnen zusammen. Frag mich nächstes Jahr noch einmal. :-)
Wegen dem zweiten Album, leider gilt der Vertrag nur für ein Album mit zwei Optionen. Das bedeutet, dass Shark Records kein zweites HYPNOTIC FACE-Album auf den Markt bringen müssen, aber sie können es tun. Das hängt von den Verkaufszahlen von "The End Of Sanity" ab. Wenn alles klappt, dann können wir innerhalb von einem Jahr das nächste Album aufnehmen. Wir arbeiten bereits an einigen Songs, aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf Liveshows und Promotion. Aber wenn wir das zweite Album hinbekommen könnten, wären wir sehr glücklich.

Stephan:
Wenn du ein negatives Review bekommst, ab welchem Punkt ärgerst du dich darüber oder ziehst du immer Anregungen für Verbesserungen heraus?

Radek:
Das hängt von dem Review ab. Normalerweise scheißen wir auf die schlechten Reviews und interessieren uns nur für die guten. Ich kann mich aber auch nur an zwei schlechte Reviews erinnern. Die gingen dann etwa so: Aus Tschechien, dem Mekka von Grindcore und Death Metal kommt auch eine normale Metalband. Warum?? Furchtbar, Metal! (3/10 Punkte). Das ist echt lustig, nicht? Man wird danach beurteilt, woher man kommt. Ich finde, das ist eine faschistische Einstellung. Aber eigentlich interessieren uns solche Arschlöcher, die so dämliche Reviews schreiben, nicht die Bohne.
Auf der anderen Seite, wenn ein Review die Musik gut beschreibt und der Schreiber hat ein paar persönliche Anmerkungen, dann denken wir auch darüber nach. Wir hatten zum Beispiel viele großartige Reviews zur "Written By Life"-EP, aber einige Schreiber waren der Ansicht, dass die Vocals ein bisschen zu dünn für solch harte Musik sind. Deshalb haben wir bei "The End Of Sanity" mehr Zeit für die Vocals verwendet. Aber man kann natürlich nicht erwarten, dass wir unseren Stil ändern, wenn jemand schreibt, dass diese Musik schon zehn Jahre alt ist. Ich glaube, das bedeutet nicht, dass es schlechte Musik ist.

Stephan:
Wie findest du es, wenn jemand HYPNOTIC FACE eine Old-School-Band nennt? Hörst du privat mehr old school oder mehr "moderne" Bands?

Radek:
Ich mag es nicht, aber es ist uns egal. Nur weil wir kein Keyboard verwenden und keinen Black oder Nu Metal machen, müssen wir gleich nach Old Metal klingen. Das ist nicht meine Meinung, aber manche sagen so etwas. Ich denke, wir haben einen viel besseren Sound als ältere Bands. Bei den Sachen, die ich höre, ist es so 50/50, je nachdem was du mit "modern" meinst. Ich höre keinen Nu Metal, aber die neuen Alben von meinen alten Lieblingsbands.

Stephan:
Was kannst du mir über die Metalszene in Tschechien erzählen, auch im Vergleich zu anderen Ländern in Europa?

Radek:
Ich glaube, die tschechische Szene ist mit anderen in Europa vergleichbar. Viele Black-, Death-, Grind-, Speed und Nu Metal-Bands (ich verstehe gar nicht, warum man das so nennt, wo es doch nicht einmal Metal ist), allerdings fehlen die Thrash-Bands doch ein wenig. Wir stehen da ziemlich allein auf weiter Flur. Aber ich bin auch keine Experte, allgemein kann ich allerdings sagen, dass es sehr viele Bands gibt, vielleicht sogar mehr als Hörer. :-(

Stephan:
Hattet ihr schon Gigs im Ausland und wenn ja, kannst du mir ein bisschen mehr darüber erzählen?

Radek:
Nein, bis jetzt noch nicht. Aber ich hoffe, dass sich das bald ändert. Vor zwei Wochen sollten wir auf dem größten slowakischen Festival mit DESTRUCTION als Headliner spielen, wir hatten auch gute Konditionen, aber wir mussten leider wegen beruflichen Verpflichtungen absagen. Unglücklicherweise haben wir keinen Promoter oder Manager, deswegen bleibt alles an mir hängen und lerne dieses Zeug gerade erst.

Stephan:
Was war euer bestes Liveerlebnis bisher und warum?

Radek:
Schwer zu sagen. Jeder Gig, der gut läuft, ist ein tolles Erlebnis für mich. Das hängt natürlich auch davon ab, ob die Halle voll ist oder nicht. Als wir Support für OVERKILL waren, das war schon fantastisch. Ein schönes Erlebnis war auch die Liveperformance für unser nationales Fernsehen.

Stephan:
Ist es wichtiger für euch, schnell ein gutes zweites Album nachzulegen oder wollt ihr jetzt erstmal so viele Liveshows wie möglich spielen? Wie sehen eure konkreten Zukunftspläne aus?

Radek:
Im Moment versuchen wir so viele Shows zu spielen, wie wir können. Das ist im Augenblick unsere oberste Priorität. Auf die Sache mit dem zweiten Album bin ich ja bereits eingegangen.

Stephan:
Wer sollte euer Album kaufen und warum?

Radek:
Jeder Metalfan natürlich. :-)
Und warum? Nun, ich denke es ist ein richtig gutes Album. Es ist nicht besonders teuer (wenn man es direkt über unsere Homepage http://www.hypnoticface.com oder unser Label bestellt) und man kann uns damit helfen, dass wir unser zweites Album aufnehmen können.

Stephan:
Letzte Worte?

Radek:
Vielen Dank für die Unterstützung und danke an alle, die diese Musik hören und unterstützen. Bleibt Metal und genießt euer Leben.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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