HAUNTED, THE: Interview mit Anders Björler

01.11.2006 | 13:45

THE HAUNTED haben soeben mit "The Dead Eye" ein ganz heißes Eisen im Kampf um den Titel "Album des Jahres" vorgelegt. Die Schweden haben sich gefunden und sind anno 2006 stärker als je zuvor. Klar, dass ich mir die Gelegenheit zu einem Interview nicht nehmen ließ.

Peter:
Zu allererst Gratulation zu einem fantastischen und sehr überraschenden Album. Wie sind denn die Reaktion bisher?

Anders:
Oh, vielen Dank. Bisher sind sie die Reaktionen sehr gut.

Peter:
Auch wenn "The Dead Eye" nicht weniger heavy ist als die Vorgänger, ist das Album doch sehr viel melodischer und vordergründig weniger aggressiv. Wo sind denn die Aggressionen hin?

Anders:
Ich denke schon, dass "The Dead Eye" immer noch aggressiv ist, es ist nur nicht mehr die ganze Zeit aggressiv. Das macht das Album meiner Meinung nach sehr viel interessanter. Es ist langweilig, mehr als 15 Minuten am Stück aggressive Musik zu hören. Deshalb haben wir einige dynamische, sanfte Parts eingebaut, um die Songs interessanter zu gestaltet. Du musst in Songs auf einen Höhepunkt hinarbeiten und nicht auf dem Gipfel starten. Wohin kannst du von da aus schon noch kommen?

Peter:
Bis "rEVOLVEr" wurdet ihr immer als die einzig wahren Nachfolger von SLAYER und AT THE GATES genannt. Denkst du auch, dass ihr mit "The Dead Eye" endgültig eure Identität geschaffen habt?

Anders:
Natürlich gibt es immer ganz verschiedene Ansichten zu diesem Thema. Es liegt immer auch am Musikgeschmack des Hörers, wenn er versucht unsere Musik zu kategorisieren. Ich finde, wir hatten schon immer irgendwie unseren eigenen Sound, nicht erst auf "The Dead Eye". Wir versuchen immer uns selbst als Musiker und Songwriter zu entdecken, damit wir nie dasselbe Album zweimal aufnehmen. Das mag manchen schizophren vorkommen – nicht bei einem bestimmten Stil zu bleiben. Wir verändern uns immer irgendwie. Und da stehen wir drauf. Die eigene Identität wird es immer geben. Ganz gleich, was wir machen. Es wird immer das THE HAUNTED-Feeling haben.

Peter:
Ich liebe wirklich eure ersten vier Alben. Doch denke ich, dass "The Dead Eye" euer bislang stärkstes Album ist. Wie würdest du die Änderungen im Sound von THE HAUNTED beschreiben?

Anders:
Die größte Veränderung auf "The Dead Eye" ist, dass wir noch mehr Melodien und Dynamik für uns entdeckt haben. Und dann lassen wir Peter noch seine klare Stimme verwenden. Es wäre dumm von uns nicht die Vorteile zu nutzen, die seine Talente bieten. Sowohl sein Gesangsstil als auch seine Fähigkeiten als Songwriter.

Peter:
Bist du zuversichtlich, dass ihr mit dem geänderten Sound neue Fans finden werdet? Oder befürchtest du eher, dass ihr ein paar Fans dadurch verliert?

Anders:
In erster Linie schreiben wir die Musik für uns. Wir versuchen nicht die Fans mit unseren Songs zu befriedigen und haben sie auch nicht im Hinterkopf, wenn wir neue Songs schreiben. Wir machen, was wir wollen und hoffen, dass die Leute es mögen. Wenn wir uns darüber zu viele Gedanken machen würden, würde es wohl kein weiteres THE HAUNTED-Album geben.
Ich denke, unsere echten Fans werden dem Album zumindest eine faire Chance geben und hören es einige Male bevor sie urteilen. Und andere haben sich schon entschieden es nicht zu mögen, ohne es je gehört zu haben. Who knows?

Peter:
Die Texte sind sehr viel persönlicher als sonst und weit entfernt von den alten Gewalt- und Serienmörder-Texten. Ist das das Ergebnis aus Peters radikalen Änderungen in seinem Leben?

Anders:
Die Serienkiller-Texte haben in erster Linie Jonas und ich geschrieben. In erster Linie, weil wir sonst nichts hatten, worüber wir schreiben konnten. So haben wir versucht die gewalttätige Situation in den USA zu betrachten – Serienmörder, Drive-By-Shootings etc.
Jetzt, wo Peter wieder in der Band ist, können wir uns etwas zurück lehnen und auf die Musik konzentrieren. Peter schreibt alle Texte. Und das ist eine gute Sache, da ich nicht gerade ein großer Fan unserer alten Texte bin.

Peter:
Was kannst du mir über die Texte im Allgemeinen sagen?

Anders:
Wenn Peter die Texte verfasst, wird es sehr persönlich. Du kannst das Album als 13 verschiedene Episoden aus dem Leben von Peter Dolving betrachten.

Peter:
War es für THE HAUNTED die beste Entscheidung Peter wieder zurück in die Band zu holen?

Anders:
Ja, absolut. Und sie war völlig natürlich für uns.

Peter:
Ihr hättet "The Dead Eye" auch einfach "The" nennen können. Wer hatte die Idee vom "The"-Konzept? Es wird ja kaum zufällig passiert sein.

Anders:
Die Idee hatten Peter und ich. Wir wollten, dass jeder Song eine bestimmte Stimmung oder Emotion ausdrückt und so dem Hörer 13 verschiedene Geschichten erzählt. So wie 13 Kapitel in einem Buch. Zudem wirkt es dadurch wie ein Konzeptalbum. Ohne, dass es eines ist.

Peter:
"The Dead Eye" wird als Special Edition mit zwei Bonustracks und einer DVD veröffentlicht. Was können wir von der DVD erwarten? Und sind die Bonustracks nicht auf dem regulären Album, weil sie nicht in das "The"-Konzept passen?

Anders:
Die DVD beinhaltet ein "making of", das ich im Studio gefilmt habe. Dazu gibt es noch zwei Livetracks und zwei Videos. Die Bonustracks passen schon zum "The"-Konzept, aber ich wollte sie auf der Limited Edition haben, um zwei verschiedene Versionen zu haben. Ich persönlich würde mir die limitierte Version holen. Sie kostet etwas mehr, aber man bekommt deutlich mehr für sein Geld.

Peter:
Auf einigen Bildern auf eurer Homepage von den Recordings zu "The Dead Eye" sieht man ein Banjo. Habt ihr das etwas für "The Dead Eye" benutzt?

Anders:
Haha, nein. Das ist nur ein Scherz. Schon einige Leute haben uns das gefragt, aber es war nur da, um Fragen zu provozieren.

Peter:
Was erwartest du von der Tour von MERCENARY?

Anders:
Das wird sicher eine Menge Spaß geben. Wir haben schon ein paar Mal mit ihnen gespielt.

Peter:
Ist noch eine weitere Tour durch Europa – und natürlich vor allem durch Deutschland – geplant?

Anders:
Ja, wir werden für einige Shows nächstes Jahr zurückkehren. Wahrscheinlich im Februar/März. Updates gibt es auf unserer Website.

Peter:
Ihr habt über 500 Gigs gespielt. Was war der peinlichste Moment, den ihr bislang erlebt habt?

Anders:
Wirklich peinlich war eigentlich nichts, aber es gab natürlich schon einige verrückte Episoden. So zum Beispiel als in Italien der Gasalarm losging und wir die Bühne verlassen mussten und alle Leute gezwungen waren das Gebäude zu verlassen.

Peter:
Wer war der beeindruckendste Musiker, dem du in all den Jahren begegnet bist?

Anders:
Eilert Pilarm. (Ein sehr skuriler, schwedischer Sänger, der Oldies von Elvis, Little Richard etc. covert – PK). Seine Stimme beruhigt.

Peter:
Mit wem würdest du eine Split-CD aufnehmen?

Anders:
AUTOPSY.

Peter:
In diesem Jahr haben einige alte Heroen wie SLAYER, IRON MAIDEN, QUEENSRYCHE und VENOM neue Alben veröffentlicht. Was hältst du von ihnen?

Anders:
Die habe ich allesamt noch nicht gehört. Ich habe lediglich einen Song von SLAYER gehört und der klang wie SLAYER. Und einen von IRON MAIDEN und der war langweilig.

Peter:
Welche Bands würdest du zu deinem eigenen Festival einladen?

Anders:
AUTOPSY (reunion), REPULSION (reunion), MACABRE, SLAYER, DEVASTATION (reunion), LANDBERK, MORTE MACABRE, JEFF BUCKLEY, TOOL, SIGUR ROS und 1000 Demobands aus Singapur.

Peter:
Was sind deine fünf Lieblingsalben?

Anders:
JEFF BUCKLEY - Grace
LANDBERK - One Man Tells Another
KING CRIMSON - Red
TROUBLE - Trouble
BLACK SABBATH - Black Sabbath

Peter:
Okay, das war's. Wenn du noch eine Nachricht für die Fans hinterlassen willst... here you go!

Anders:
Vielen Dank für das Interview.
Hört euch das Album an und wir sehen uns hoffentlich auf Tour.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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