Gruppentherapie: POWERWOLF - Bible Of The Beast
30.04.2009 | 11:03Die Traditionalisten-Formation POWERWOLF veröffentlicht mit "Bible Of The Beast" dieser Tage ihren dritten Streich. Werden die Theatraliker die sechs Rezensenten von POWERMETAL.de überzeugen? Trotz der relativ breiten Streuung der Meinungen ist eine Tendenz erkennbar. Neugierig? Dann lest die nachstehenden Zeilen.

[Rüdiger Stehle]
Ausdrucksweise von Sänger Attila Dorn, dem Zuhörer schnell den Spaß an diesem Album zu verleiden. Die Melodien sind dabei zeitweise weit jenseits der Roland-Kaiser-Marke wie in 'Catholic In The Morning, Satanist At Night' oder 'Panic In The Pentagram' – "Panic in the Gehörgang" trifft es eher. Ganz schlimm wird es dann in 'Werewolves Of Armenia', wo die tatsächlich "Hu – Ha" intonieren, exakt so wie anno dazumal DSCHINGIS KHAN, oder beim gepflegten "Uh" in 'St. Satan’s Day'. Da fällt mir der Kitt aus der Brille! Auch die fast schon zu gute Produktion und die wirklich ansprechenden Gitarren können diese Bibel nicht retten, und von dem Biest hätte ich auch was Böseres erwartet. Zwar kann man Positives entdecken, wenn man sich Mühe gibt, aber am Ende bleibt dies hier trotzdem ein Album, das man am Stück unter vier Bier oder entsprechenden Mengen anderer betäubender Substanzen nicht ertragen kann.[Frank Jaeger]
Den multinational aufgestellten POWERWOLF eilte im Zuge der Veröffentlichung ihres zweiten Albums "Lupus Dei" ein recht positiver Ruf voraus. Dessen ungeachtet zählt das, was des Rezensenten Ohr erfreut oder auch nicht. Vorwegnehmen kann ich, dass "Bible Of The Beast" eine zwiespältige Angelegenheit geworden ist. Zwiespältig deshalb, weil POWERWOLF mit ihrem neuen Album spieltechnisch keine Angriffsfläche bieten, denn alle Instrumentierungen sind stimmig und sehr sauber auf Tonträger gebannt worden. Hervorzuheben sind hierbei die oftmals wertigen Gitarrensoli und der gelungene Einsatz der Orgel. Demgegenüber steht und fällt diese Scheibe mit den überambitionierten Chören und teilweise sehr penetrant wirkenden Refrains, die leider des Öfteren eher nerven als Spaß machen. Bei einem Stück wie 'Moscow After Dark' kann ich mich bildlich des Gedankens nicht erwehren, dass Tanz-Mariechen im Kölner Karneval zu diesem Stück ihre schlanken Beine schwingen. Noch gruseliger wird es bei 'Werewolves Of Armenia', wo der Hörer mit unfreiwillig (?) komischen "Hu, hah!"-Rufen "beglückt" wird. Immerhin kann "Bible Of The Beast" mit dem gelungenen Opener 'Raise Your Fist, Evangelist', dem eingängig instrumentierten 'Panic In The Pentagram' sowie 'Catholic In The Morning, Satanist At Night' (mit schönem Uptempo-Part garniert) gutklassige Stücke verbuchen. Darüber hinaus gibt es aber nur wenig, was vom Hocker hauen könnte. In Gesamtschau ist "Bible Of The Beast" ein über weite Strecken ordentliches, melodisches Heavy-Album mit (zu) vielen Chören geworden, das primär an penetranten Refrains krankt. Liebe Powerwölfe: Verbannt die grässlichen "Huh,..hahs!" und schraubt den Bombast- und Schmonz-Anteil eurer Stücke etwas zurück, dann könnt ihr auch neue Fanschichten erreichen. Ob dies mit "Bible Of The Beast" möglich ist, wage ich zu bezweifeln.
[Martin Loga]

[Alex Straka]

[Martin Schneider]

Könnte man beim kraftvollen, zwingend eingängigen 'Opening: Prelude To Purgatory'/'Raise Your Fist, Evangelist' noch vermuten, dass POWERWOLF auf "Bible Of The Beast" zwischen Anleihen bei HAMMERFALL, RAGE und Barockmusik noch den ein oder anderen THERION-Moment säen würde, so erweist sich bei fortschreitender Spielzeit, dass stattdessen nur der herkömmliche Power-Metal-Quark breitgetreten wird. Schon bei 'Moscow After Dark' wird es schwülstig, hier fühlt man sich an das Schlagerklischee von DSCHINGIS KHANs 'Moskau' erinnert. Selbst das mit mehreren Parts abwechslungsreicher aufgebaute 'Panic In The Pentagram' setzt in diesen dann wieder ganz auf einfache Melodien. HAMMERFALL und RUNNING WILD schwingen bei "Bible Of The Beast" immer wieder im dritten Ohr mit, sei es beim thrashigen "Black Hand Inn"-Drumming im mit reichlich "Ohooo" ausstaffierten 'We Take The Church By Storm' oder gar in der Rolf-Kasparek-Gedächtniskomposition 'St. Satan's Day' (nicht Bay?). HAMMERFALL scheint vor allem im speedigeren 'Midnight Messiah' und in 'Resurrection By Erection' durch, wo uns markige Sentenzen wie "Raise A Boner To The Sky, And You're Never Gonna Die" ins Stammbuch geschrieben werden. 'Seven Deadly Saints' mutiert mit lauter "oh"s & "ah"s zur Vokalorgie, und auch im tighteren 'Werewolves Of Armenia' wird inbrünstig ge"huh-hah"t. Alles Klischee, also? So ziemlich, allerdings hat POWERWOLF die Musik in ihren besseren Momenten äußerst dicht gefügt, sodass doch einige recht schmissige, und sowieso eingängige, Stücke zum Mitgehen dabei herauskamen. Deren Glanzlicht ist für mich das, allerdings mit "cathólic" eigenwillig intonierte, 'Catholic In The Morning ...Satanist At Night', wo der ohnehin kraftvolle Heavy Metal eine zusätzlich energetisierende Barockmusik- und Speedmetal-Spritze erhält. Für Power-Metal-Fanatiker genau das Richtige! Allerdings sollte man auf Texte wie "For Metal We Will Die, Metal In The Morning, Metal In The Night" klarkommen, sonst wird man an POWERWOLF keinen Gefallen finden. Endgültig übers Ziel hinaus schießt dann 'Wolves Against The World' mit epischem Bombast-Heavy-Metal, der an MANOWAR'sche Selbst-Persiflagen wie 'Herz aus Stahl' erinnert.
[Eike Schmitz]
Eine weitere Meinung zu "Bible Of The Beast" in Form einer ausführlicheren Rezension findet ihr hier.
- Redakteur:
- Martin Loga







