Gruppentherapie: LANFEAR - "This Harmonic Consonance"

29.02.2012 | 07:51

Das deutsche Quintett LANFEAR begeistert mit "This Harmonic Consonance" die Redaktion und räumt souverän den Platz an der Sonne im Februar-Soundcheck ab. Hier erfahrt ihr, warum.


"German Underrated Metal" nennen die Jungs von LANFEAR ihre Musik mit dem nötigen Augenzwinkern gern. Wobei darin schon verdammt viel Wahrheit steckt, denn was auf "This Harmonic Consonance" geboten wird, genügt wieder einmal ganz locker internationalen Ansprüchen. Wie schon so oft in den beinahe 20(!) Jahren seit Bandgründung. Sänger Nuno hat eine ebenso markante wie kräftige Stimme, die perfekt zum progressiv gefärbten Power Metal des Quintetts passt. Und wenn man dann noch große Hits wie 'The Reverend', 'I, Robo Sapiens' oder 'Camera Silens' im Köcher hat, kann überhaupt nichts mehr schief gehen. Warum es da nur 8.5 Punkte gibt? Damit hier keiner von Sympathiebonus sprechen kann. Ein tolles Album und völlig verdient unser Sieger im Februar-Soundcheck.

Note: 8,5/10

[Peter Kubaschk]

Ich denke, das "Problem", das LANFEAR haben - wenn sie eines haben - ist nicht, dass sie unterbewertet sind. Jedenfalls habe ich nie schlechte Bewertungen zu ihren Alben gelesen. Der Grund, weshalb sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, ist vielleicht etwas komplexer. Es fehlt - zumindest beim weniger vertieften Hören - ein prägnantes Alleinstellungsmerkmal, mit dem die Band es schafft, dem Neuhörer mehr als den Eindruck zu vermitteln: "Hey, das ist ja cooler Prog Metal". Was man als Band möchte, ist, dass die Leute sagen: "Hey, das ist die coole neue LANFEAR!" Schauen wir mal auf die Konkurrenz: REDEMPTION haben Ray Alder, der Fans anzieht, SYMPHONY X haben Michael Romeo mit seinen tollen Soli, SUBSIGNAL brillieren mit Arno Menses an den Vocals. Und LANFEAR? Sie haben, nun, wen eigentlich? Ich müsste jetzt googeln und würde dennoch die Namen nicht kennen, obwohl die Jungs schon seit Mitte der Neunziger im Geschäft sind.
Also was haben LANFEAR? Sie machen Musik nach dem Motto "das Team ist der Star", die auf jeden Fall viele Spins braucht, damit man die Spezialität der Band verstehen kann. Dabei ist die Musik gar nicht so unzugänglich, denn es wird jede Menge Wert auf ausgefeilte Gesangsmelodien gelegt und auch im instrumentalen Bereich wird - auf eine unauffälligere Art als bei den o. g. Bands - super Arbeit geleistet. Diese Klasse wird für mich aber erst in der zweiten Hälfte des Albums überdeutlich. Ab Song 5 ('Ideopathic Discreation') fängt "This Harmonic Consonance" an, sich mit jedem folgenden Song zu übertreffen, gipfelnd auf der Götterballade 'Words Not Spoken' von der ich frech behaupte, dass sie locker QUEENSRYCHE-Niveau hat. Und damit ist die Konkurrenz geschlagen!

Note: 8,0/10
[Thomas Becker]


Okay, ich habe die rosarote LANFEAR-Brille auf, und das schon seit "Another Golden Rage". Aber selbst wenn ich versuche, einen Schritt zurückzutreten, um mich nicht zu voreingenommen an das Album einer meiner Lieblings-Progbands zu machen, bleibt nur das Herunterklappen der Kinnlade. Zugegebenerweise allerdings erst so richtig nach ein paar Durchläufen. Denn das Material ist komplex und zündet nicht sofort. Hatte ich aber schon gesagt, sie sind halt Prog. Wenn man der ganzen Sache aber etwas Zeit gegeben hat, so entpuppt sich "This Harmonic Consonance" als zäher Dauergast im Player und als frühes, außerordentliches Highlight des Weltuntergangsjahres. Dass Nuno am Mikrophon dazu einen großen Beitrag leistet, ist unbestritten, aber besonders Gitarrist Markus Ullrich schafft es als Hauptkomponist, beinahe nahtlos an das 2008er 10-Punkte-Werk "X To The Power Of Ten" anzuschließen. Das bedeutet Großes und sollte als Kaufempfehlung ausreichen. Zumal das Album in der Tat mit zunehmender Spieldauer immer besser zu werden scheint. Ein Crescendo-Album mit sofortigem Nochmalhör-Effekt.

Note: 9,0/10
[Frank Jaeger]


Eine progressive Ausrichtung auf der Pole-Position unseres Soundchecks? Na das kommt mir doch ein wenig bekannt vor. Doch stets kann man dem Geschmack unserer Redaktion blindlings vertrauen, so handelt es sich um "This Harmonic Consonance" doch um ein durch und durch bärenstarkes Album, welches meinen persönlichen, nicht gerade progressiv gefärbten Geschmack zwar nicht gänzlich trifft, mir das Power-Metal-Grundgerüst aber definitiv zusagt. So hat es doch geschlagene vier Jahre gedauert, bis die süddeutschen Sympathisanten das Nachfolgeparadestück zu "X To The Power Of Ten" eintüteten, doch was lange währt, wird bekanntermaßen endlich gut. So sind LANFEAR in den Augen meiner geschätzten Kollegen stärker denn je, auch wenn "This Harmonic Consonance" für mich kein bahnbrechendes oder gar meilensteinartiges Album darstellt. Sicherlich sind Stücke wie das eröffnende 'Colours Of Chaos' zum Träumen und Bangen zugleich arrangiert, 'The Reverend' besticht durch eine außergewöhnliche Spielfreude und 'Camera Silens' tritt endlich einmal stärker auf das Gaspedal, aber, Nörgeln hin oder her, kann ich mich nur schwer mit der eingangs erwähnten Ausrichtung anfreunden. Und dass, obwohl das Gänsehaut bereitende 'Words Not Spoken' ein wahres Highlight auf dem Balladen-Markt darstellt. Dennoch verneige ich mich vor derart viel Abwechslung, Facetten – und Ideenreichtum. LANFEAR haben sich diese Platzierung an der Sonne sicherlich verdient.

Note: 7,5/10
[Marcel Rapp]

Ja, Gänsehaut-Momente, die haben LANFEAR - und das nicht zu knapp. Da hat Uns-Marcel sehr Recht. Auch in der Bewertung, dass den deutschen Progressiv-Geschossen kein Meilenstein gelungen ist, gehe ich mit. Doch in der jeder Faser ihrer instrumental gestählten Brust schlägt das Herz der Leidenschaft für komplexe Melodien, die einen nötigen Wiedererkennungswert nicht vermissen lassen. Zuletzt konnte mich das tolle A COSMIC TRAIL-Instrumentalalbum des Gitarristen Ullrich und des Keyboarders Seibel begeistern. Wenn es so etwas wie deutschen Progressive Metal gbit, dann sind diese Kameraden die Kapitäne der Flaggschiffe. Mit Gesang erinnert LANFEAR stellenweise mehr an die komplexeren BRAINSTORM, was für mich genau in die richtige Kerbe schlägt. Sänger Nuno schafft es oft, zu begeistern, doch kann für mich die Qualität der Instrumentalfraktion nicht über Albumlänge toppen - und damit wäre auch der einzig wirkliche Kritikpunkt angesprochen, der mich beim Hören vor einer höheren Wertung zurückzucken lässt. Da greife ich dann doch lieber zu den nicht weniger kraftvollen, aber durch Zak Stevens gekrönten CIRCLE II CIRCLE - wobei den Amerikanern auch etwas die Puste ausgegangen zu sein scheint. Und hey, dann bieten LANFEAR ja doch eine aktuelle Alternative!

Note: 8,0/10
[Julian Rohrer]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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