Gruppentherapie: IRON MAIDEN - "Run For Your Lives World Tour"

06.08.2025 | 21:30

So war es zu IRON MAIDENs Fünfzigstem.

Wenn die Größten der Großen auf Tour sind, werden auch bei POWERMETAL.de die Massen mobilisiert. Wer will nicht IRON MAIDEN sehen, wenn ein Streifzug durch die goldene Ära der 80er ansteht? Ähnlich wie bei METALLICA letztes Jahr waren folgerichtig mehrere Redakteure in unterschiedlichen Städten zu Besuch und schildern nun ihre Eindrücke vom runden Geburtstag der Metal-Pioniere. Viel Spaß!

05.07.2025, Madrid, Riyadh Air Metropolitano

Was für ein toller Konzertbericht von unserem Tobi aus Gelsenkirchen! Alles, was man bei dieser IRON MAIDEN-Show toll finden kann, aber auch das, was Anlass zur Kritik gibt, wird hier sorgfältig beleuchtet und bei seinem Fazit wird es mir als IRON MAIDEN-Fan warm ums Herz.

Nun, wir, das sind meiner einer, meine bessere Hälfte und zwei liebe Forumuser sind schon ein paar Tage vor unserem Tobi am Start. Und warum im Land bleiben, wenn man die Möglichkeit hat, eine IRON MAIDEN-Show auch mit einem Besuch bei Freunden in Madrid zu kombinieren? So kommt es zu meiner ersten Show überhaupt im Estadio Metropolitano, wo auch Atletico Fußball spielt.

Das Wetter hat Erbarmen in der sonst so heißen iberischen Metropole, ein paar Wolken und Wind ziehen auf, eine Wonne während der Wartezeit auf AVATAR. Wir haben einen guten Platz nicht allzu weit von der Bühne entfernt, was einem kleinen Hüpfer wie mir trotzdem nix bringt; ich bin bei solchen Konzerten immer auf Leinwände angewiesen.

Doch nun zur Frage: Wie war es? Fangen wir kurz mit AVATAR an. Diese Band hat uns bei einer Clubshow in München aus dem Stand (ich kannte zuvor keine Musik) fasziniert und so gab es eine gewisse Hoffnung, das die Vorband diesmal nicht so untergeht wie sonst bei IRON MAIDEN-Konzerten. Leider ist der Sound hier nicht sehr gut, sehr drumlastig und von den vielen Facetten von Sänger und Jung-ALICE COOPER Johannes Eckerström bekommt man zunächst kaum etwas mit. Das ist etwas schade, denn die AVATAR-Jungs sind Entertainer, Hingucker auch auf großen Bühnen und musikalisch breit genug aufgestellt um die Harten in den Garten zu bringen und dennoch dem Mainstream zu gefallen. So richtig können die Schweden aber heute ihre Karte nicht ausspielen, was dann auch zu gemischten Reaktionen innerhalb unserer Vierercrew führt. Ich erkenne allerdings alle Songs und habe meinen Spaß.

Wir alle haben uns im Vorfeld der IRON MAIDEN-Show ganz bewusst fern von sozialen Medien gehalten, wir wollen wie in guten alten Zeiten von der Setliste überrascht werden, raten welcher Song der Erste ist, abstecken was wir auf jeden Fall hören wollen und was verzichtbar wäre und uns hinterher entsprechend freuen oder aber aufregen. Für viele beginnt das ersten Ausrasten bei einer MAIDEN-Show dann schon beim obligatorischen Intro mit 'Doctor Doctor' und yeah, 'Murders In The Rue Morgue' und 'Wrathchild' lassen den Euphoriepegel weiter hochschnellen; diese beiden Di'Anno-Klassiker habe ich auch noch nie live von IRON MAIDEN gehört.

A propos Di'Anno. Hier hätte ich mir doch - sei es nur eine klitzekleine Geste - einen wertschätzenden Kommentar zu Paules Tod gewünscht, meine Begleiter sagen aber, es sei Wertschätzung genug, dass so viele Songs aus seiner Zeit gespielt werden: die beiden besten, 'Killers' und 'Phantom Of The Opera', folgen nämlich noch. Doch leider leider spielt auch hier der Sound nicht so mit wie wir es gerne hätten, gerade bei 'Phantom Of The Opera' verliere ich sogar ein bisschen den Faden; die Gitarren sind sehr leise, die Drums zu laut und Bruce könnte auch etwas mehr Anteil im Gesamtsound bekommen.

Allerdings müsste bei dieser Songauswahl schon viel schiefgehen, dass es uns den Spaß verdirbt. Und der Mix wird besser. So wird 'The Clairvoyant' nicht nur für mich zum Highlight der Show. Tja, die "Seventh Son" hat bei mir immer noch die Nase in allen Belangen vorne und auch der Titeltrack wird mit viel Hingabe vorgetragen.

Da ich ja eh nix von der Bühne sehe, ist für mich persönlich eine spektakuläre Leinwandshow eine tolle Entschädigung. Was hier alles passiert, hat Tobi ja schon wunderbar beschrieben, und was ich hier sehe, ist ein ums andere Mal phänomenal. Vor allem die Show bei 'Hallowed Be Thy Name', wenn Bruce aus seinem Käfig entkommt und sich in einen animierten Geist verwandelt, der den virtuellen Pfad in Richtung Himmel emporrennt, bleibt mir nachhaltig im Gedächtnis. Also: LED-Show - superplusgut!

Ob man mit den Songauswahl zufrieden ist, hängt dann wohl vom Standpunkt ab. Wer IRON MAIDEN so wie ich nicht allzu oft gesehen hat, freut sich natürlich über all die Klassiker aus den 80ern. Und wann wurde wohl das letzte Mal 'Rime Of The Ancient Mariner' performt? Klar, einer aus unserer Vierercrew hätte stattdessen lieber drei andere Songs gehört, meine Hoffnungen, dass heuer auch das ein oder andere Longtrack-Epos der alten Tage zum Zuge kommt, hat sich aber mehr als erfüllt.

So kommen wir zum letzten Diskussionspunkt Drumming. Ja, klar, dass hier nicht Nicko McBrain hinter der Bude sitzt, ist zu hören. Dieser typisch beswingte MAIDEN-Groove fehlt schon. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist aber zumindest hier schwer auszumachen, weil die Drums eh die ganze Zeit etwas zu laut und zu bassig sind. Das ist eigentlich der größte Minuspunkt hier im Estadio Metropolitano. Warum bekommt man hier keinen klaren, transparenten Sound hin? Der ist drei Wochen später bei GUNS 'N' ROSES im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine ganz andere Hausnummer und das bei Dauerregen anstatt wohliger Sommernacht.

So, was denken nun meine Kollegen über die Konzerte in Deutschland? Freut ihr euch auch auf die Longtracks? Wird der Sound besser? Was haltet ihr von den LEDs? Und wie gefällt euch AVATAR?

[Thomas Becker]

 

15.07.2025, Bremen, Bürgerweide

Obwohl Hamburger, erlebte ich mein erstes IRON MAIDEN-Konzert überhaupt in Bremen. 1990 war das, in der Stadthalle. Die Band war auf der "No Prayer For The Road"-Tour und im Vorprogramm spielte ANTHRAX. Obwohl ich damals schon konzerterfahren war, wusste ich erst nach diesem Konzert, was groß ist. IRON MAIDEN haute mich damals einfach um. Noch tagelang klingelten mir die Ohren und immer wieder zogen die Bilder des Abends an meinem geistigen Auge vorbei.

Seitdem habe ich die Band wirklich oft gesehen, ohne jemals enttäuscht worden zu sein. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass mich die Konzerte in den letzten zehn Jahren nicht mehr so berührten wie früher. Dies hat, so denke ich, weniger mit den immer noch großartigen Live-Qualitäten der Band zu tun, als mehr damit, dass sie mich einfach nicht mehr überraschen kann, sondern sich eine gewisse Routine eingeschlichen hat.

Und so überlege ich lange, ob ich mir ein Ticket für dieses Konzert hole. Den Ausschlag dafür gibt schließlich mein Sohn. Auch er ist dem Heavy Metal verfallen und hat die Band noch nicht live gesehen. Er möchte die alten Dinosaurier noch erleben, bevor sie irgendwann abtreten. Wer kann dazu schon nein sagen?

Und so stehen wir pünktlich mit ein paar Begleitern und 35.000 anderen MAIDEN-Heads am Einlass der Bürgerweide, in unmittelbarer Nähe zur Stadthalle, wo für mich alles begann.

Das Wetter spielt mit, zwar gibt es einen heftigen Schauer vor Konzertbeginn, dann aber bleibt es den ganzen Abend lang trocken. Mein Sohn verschwindet mit seinem Kumpel nach vorne und auch ich suche mir ein Plätzchen, das mir einen Blick auf die Bühne gewährt, so dass ich nicht gänzlich auf die Leinwände angewiesen bin. Die Vorgruppe AVATAR kenne ich nicht, aber sie liefert ein überzeugendes Set und wird außer mir an diesem Abend noch viele weitere neue Freunde gewonnen haben, da bin ich mir sicher.

Als dann nach einer kurzen Umbaupause eine Animation über die Leinwände flimmert, die die Cover der ersten IRON MAIDEN-Alben zum Leben erweckt und die Zuschauer durch die Gassen Londons führt, weiß man, dass die Stunde geschlagen hat. MAIDEN steigt mit 'Murders In The Rue Morgue' und 'Killers' in das Set ein. Anders als wohl in Madrid ist der Sound von Beginn an super und lässt keine Wünsche offen. 'Phantom Of The Opera' folgt und ich werde ein bisschen wehmütig, als ich an den verstorbenen Paul Di'Anno denken muss.

Bruce Dickinson wirkt jedoch agil und fit wie eh und je und mit 'Number Of The Beast' kommt MAIDEN in seiner Ära an. 'Powerslave', 'Rime Of The Ancient Mariner', 'The Trooper', die Band liefert einen Hit nach dem anderen und wirkt dabei spielfreudig und sehr gut in Form. Dies gilt für Steve Harris, die Gitarristen und für Dickinson erst recht.

Und die Drums? Ist das noch IRON MAIDEN, ohne Nicko McBrain? Jawohl. Entspannt Euch. Man merkt, dass jemand anderes hinter dem Kit sitzt, aber Simon Dawson macht wirklich einen guten Job. Das Bühnenbild, oft untermalt mit animierten Filmen, die zu den Songtiteln passen, ist wirklich großartig und die Wirkung wird mit einsetzender Dunkelheit noch imposanter. Keine Ahnung, warum manche Fans sich die ollen Backdrops aus dem vergangenen Jahrhundert zurückwünschen. Ich finde Show und Licht wirklich super. Die Stimmung bleibt jedoch trotz der gigantischen Setliste während der gesamten Show eher nordisch verhalten. Vielleicht geht es ja vielen der Anwesenden so wie mir? Denn als MAIDEN sich schließlich mit den Zugaben 'Aces High', 'Fear Of The Dark' und 'Wasted Years' verabschiedet, denke ich allen Highlights zum Trotz: Kann man machen, muss man aber nicht (mehr).

Und mein Sohn? Sein Fazit ist interessant. Er fand es wirklich gut, denkt aber nicht, dass das Konzert eine nachhaltige Wirkung auf ihn hat.

[Florian Abbe]

 

Auch ich darf dem Konzert in Bremen beiwohnen. Als ich an der Bürgerweide ankomme, sehe ich eine riesige Schlange quer über den Parkplatz. Und typisch deutsch denke ich mir: "Eine Schlange, da stelle ich mich an." Zum Glück führt die Schlange auch zum Eingang beziehungsweise endet zwanzig Meter vor diesem. Und sie entstand in erster Linie durch einen Typen, der Lose beziehungsweise QR-Codes für ein MAIDEN-Gewinnspiel verteilt hat. Am Eingang selber ist keine Schlange mehr, ich kann zunächst noch ein Bier für sieben Euro kaufen und ein Tourshirt für schlanke 50 Euro erwerben, ohne mich großartig anstellen und warten zu müssen.

Dafür geht das Warten jetzt los, denn ich bin schon um 17:15 Uhr auf dem Gelände, AVATAR beginnt aber erst um 19:30 Uhr. Während der Wartezeit freue ich mich am meisten darüber, dass die Playliste, die über die PA läuft, auch eine meiner Lieblingsbands SHINEDOWN beinhaltet. Nach dem Warten beginnt dann AVATAR endlich, wobei ich mir zuvor nichts Besonderes vorgestellt habe. Aber was hier kommt, ist der Hammer. Der Sound ist so klar und brutal, dass es mich direkt fesselt. Und ich habe lange nicht mehr so viele Propeller aus Haaren auf einer Bühne gesehen. AVATAR liefert richtig ab. Leider kann das Publikum nicht ganz mithalten, was aber eher daran liegt, dass AVATAR stilistisch nicht ganz zum typischen IRON MAIDEN-Publikum passt. Aber egal, mich überzeugt AVATAR komplett und ehrlich gesagt höre ich seit diesem Auftritt nur noch AVATAR.

Dennoch überzeugt mich IRON MAIDEN natürlich auch komplett heute Abend. Bruce ist stimmlich vollkommen auf der Höhe. Wahnsinn. Und die Setliste hat mein lieber Kollege ja schon zum Großteil erwähnt. Ich muss aber feststellen, dass auch für mich 'Rime Of The Ancient Mariner' bei aller Klasse des Songs live nicht so richtig funktioniert. Wie Thomas' Kollege bevorzuge ich bei Konzerten eh die kürzeren Songs als die Fünfzehnminüter. Aber das ist wohl eher mein persönliches Problem, die 35.000 Besucher feiern jeden Hit des Abends ab. Natürlich sorgen Nummern wie 'Number Of The Beast', 'Run To The Hills' oder 'Fear Of The Dark' für noch mehr Reaktionen als beispielsweise Thomas' Highlight 'The Clairvoyant', aber das ist denke ich ganz normal.

An diesem Abend stimmt also, abgesehen vom Regen während AVATAR, einfach alles und 35.000 Menschen verlassen glücklich die Bürgerweide. Ob ich mir IRON MAIDEN nach heute Abend jedoch nochmal live ansehen werde, werde ich mir nochmal überlegen. Denn besser als heute Abend wird die Band weder in Sachen Performance, noch bezüglich der Setliste wohl nicht mehr sein können.

[Mario Dahl]

 

25.07.2025, Frankfurt, Deutsche Bank Park

Ein Konzert ist für mich deutlich mehr als eine Vorband und dann neunzig Minuten Show eines Headliners. Für mich fängt ein Konzert schon viel früher, mit der Anreise an. Wann immer es beruflich möglich ist, mache ich mich recht früh auf dem Weg zur entsprechenden Location. Ich möchte die Stimmung aufsaugen, die zu früher Stunde dort herrscht, mich mit Fans austauschen, die genau so verrückt sind wie ich. Diese Möglichkeit habe ich zum Glück am heutigen Freitag. Ich bin etwas zu früh am Parkplatz der heutigen Spielstätte und reihe mich brav in die bereits lange Schlange ein. Doch als sich die Schranke dann öffnet, geht es relativ zügig in die Parkbucht. Ich schnappe mir mein Ticket und reihe mich in die nächste Schlange ein. Der Parkplatz ist nicht gratis, der Automat verlangt neben meinem Kennzeichen mal eben schlappe 20 Euro! Ich habe ja schon viel erlebt, aber das schlägt dem Fass den Boden aus. Meine Stimmung ist getrübt, das kann ja noch heiter werden.

Auf den Schreck benötige ich erstmal ein Kaltgetränk. Dank Kollege Tommy Schmelz weiß ich, dass es stadtnah "Eddies Dive Bar" gibt. Diese Popup-Kneipe wurde offensichtlich für die MAIDEN-Fans erschaffen, damit diese sich auf das heutige Konzert einstimmen können. Als weiteren Grund könnte man vermuten, dass damit ordentlich Geld verdient werden soll. Für stolze acht Euro gibt es hier das Trooper-Bier vom Fass. Okay, ich möchte nicht, dass die Beteiligten der durchaus aufwendigen Produktion am Hungertuch nagen und bestelle mir ein kühles Blondes. Natürlich gibt es hier schon Merch zu kaufen, das Tourshirt wechselt für 50 Euro die zahlreichen Besitzer. Wer dann immer noch etwas Geld zur Verfügung hat, kann sich ein briefmarkengroßes Tattoo mit dem Konterfei von Eddie für 77 Euro stechen lassen.

Ich verzichte aber auf teure Wurst und mache mich auf den Weg zum Stadion. Hier erwartet mich und tausende andere erst einmal ein heftiger Wolkenbruch. Ich nutze eine kleine Wolkenlücke, um durch den Einlass zu kommen. Nach ca. 20 Minuten Fußmarsch erreiche ich dann auch meinen Block. Als ich mein Ticket bestellt habe, gab es leider keine Stehplätze mehr. Nun gut, Block 30B auf der Grabowski-Tribüne ist heute mein Zuhause. Sehr ungewohnt, da ich sonst entweder im Graben stehe und Fotos mache oder eben im Stehbereich meine Konzerte genießen kann.

Nun also Block 30B, Reihe 10, Platz 17 (siehe Foto rechts). Was bitte ist das denn? Sicht auf die Bühne gleich NULL! Ein Großteil dieses Blockes ist fast parallel zur Bühne aufgebaut. Selbst auf die beiden Leinwände hat man nur eine eingeschränkte Sicht. Meine Nachbarn sind wie ich ordentlich angepisst. 118 Euro hat die Karte gekostet. Auf dem "Saalplan" war nicht wirklich ersichtlich, dass man von hier nahezu nichts sieht. Natürlich gab es keinerlei Hinweis bei der Bestellung auf eine "eingeschränkte Sicht". Ich bin bedient.

Vielleicht hellt ein weiteres hopfenhaltiges Kaltgetränk meine Stimmung auf. Ich mache es kurz: nein. Sieben Euro kostet die Frankfurter Plörre. Eigentlich möchte ich Frankfurt direkt wieder verlassen und dieses IRON MAIDEN-Konzert als das schlechteste abhaken, was ich jemals erleiden musste. Doch dank einer glücklichen Fügung habe ich doch noch die Möglichkeit, in den Innenraum zu kommen! Ein großes Dankeschön geht an meinen Kollegen und Fotografen Michael!

Hier treffe ich dann auf Kollegin Erika mit ihrer Begleitung und wir erleben gemeinsam ein großartiges Konzert. Auf ein weiteres Bier verzichte ich angesichts der langen Schlangen und dem unterirdischen Preis-/Leistungsverhältnis gerne. Wir drei sind der Meinung, dass AVATAR nicht wirklich zündet, der heutige Headliner IRON MAIDEN jedoch eine fulminante Show liefert. Die LED-Wand finde ich einfach nur genial. Zum Konzert selbst gibt es ja hier in der Gruppentherapie und im Bericht aus Gelsenkirchen genug zu lesen, daher erspare ich euch weitere - durchaus positive - Details.

[Andre Schnittker]

 

Frankfurt ist mein insgesamt 26. IRON MAIDEN-Konzert, seit ich die Band 1983 zum ersten Mal live gesehen habe. Und tatsächlich habe ich noch nie ein wirklich schlechtes erlebt und auch diesmal bin ich zufrieden mit dem, was meine Lieblingsband da wieder abgeliefert hat. Mag sein, dass ich hier und da alles etwas durch die rosarote Fanbrille sehe und ich da nicht ganz so kritisch sein kann. Sagen wir es mal so, IRON MAIDEN kann es sowieso nie allen recht machen.

So wurde seit Beginn der Tour bereits auch sehr viel über die Setliste gemeckert. Klar wäre es schön den einen oder anderen Deep Cut oder seine noch nie gehörte Lieblingsnummer live zu hören, aber ich finde das gespielte Programm tatsächlich perfekt - perfekt meiner Meinung nach für jeden, der IRON MAIDEN auf dieser Tour vielleicht zum ersten Mal sieht. Und dann beklagen sich Leute auch noch, dass es keine Backdrops mehr gibt und keinen großen aufblasbaren Eddie mehr; mit der neuen LED-Technik, die diesmal verwendet wurde, bekommt die Show aber einen neuen modernen Touch, der IRON MAIDEN sehr gut zu Gesicht steht und die Show auf ein neues Level hebt. Ich vermisse die Backdrops zu keinen Sekunde.

Bruce liefert in Frankfurt seine beste Gesangsperformance seit langem, selbst bei der ersten Zugabe 'Aces High' liefert er noch voll ab, was nicht immer das Fall war. Simon Dawson als neuer Schlagzeuger hat sich inzwischen, nach hier und da zu Beginn der Tour leichten Problemen, auch sehr gut eingefügt, und liefert ab, wie auch der Rest der Band. Davon, was die sechs Herren da live abziehen, sollten sich so manche Jungspunde eine Scheibe abschneiden.

Mal davon abgesehen davon, dass der Sound zu Anfang vielleicht etwas zu basslastig ist und die Gitarren etwas zu leise, was sich aber zum Glück im Laufe des Sets bessert, habe ich auch hier nichts zu meckern. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Deutsche Bank Park, besonders wie an diesem Tag bei geschlossenem Dach, nicht gerade für ein optimales Klangerlebnis bekannt ist. Das Konzert in Frankfurt zählt für mich mit zu den besten, die ich je von IRON MAIDEN gesehen habe. Und selbst die Schweden AVATAR können mich nach anfänglicher Skepsis live überzeugen. Die Truppe weiß, wie man eine Menge auf seine Seite zieht und kommt beim eigentlich als unerbittlich geltenden IRON MAIDEN-Publikum, was Supportbands angeht, größtenteils auch richtig gut an. Meine gute Stimmung und Begeisterung für diesen genialen Konzertabend können hier nicht einmal die inzwischen schon unverschämten Preise für Getränke und auch das Merchandise verhageln. Danke IRON MAIDEN!

[Tommy Schmelz]

 

26.07.2025, Stuttgart, Cannstatter Wasen

Aufgrund des miesen Wetters in Stuttgart habe ich mich dazu entschlossen, lieber später zu kommen und weiter hinten zu stehen als dauernass zu werden. Das Wasen ist einfach ein riesiges Gelände und ich bin immer wieder irritiert, wie groß IRON MAIDEN eigentlich ist.

Die Briten agieren nach wie vor auf höchstem Level. Natürlich fehlt Nicko allein schon aufgrund seiner Persönlichkeit und seines Kultstatus, aber Simon Dawson macht seine Sache ebenfalls sehr gut. Außerdem ist er ein Drummer, den man mal bei der Arbeit sehen kann und der nicht hinter dem Drumkit verschwindet. Das ist bei IRON MAIDEN doch sehr erfreulich ungewohnt.

Passend zum 50-jährigen Jubiläum beinhaltet die Setlist einige Schmankerl wie 'Killers', 'Phantom Of The Opera' oder 'The Clairvoyant', doch an die ganz großen Deep Cuts scheint sich die Band nicht mehr heranzutrauen. Außerdem verwundert mich die Umsetzung des Konzeptes, nur Songs der ersten neun Alben zu spielen. Denn Album acht "No Prayer For The Dying" wird komplett ausgelassen und von Album neun "Fear Of The Dark" gibt es nur den obligatorischen Titeltrack. Da wäre mehr möglich gewesen, wenn man nur an Lieder wie 'Afraid To Shoot Strangers' denkt.

Apropos mehr möglich: Sicherlich ist diese Old-School-Setlist für viele ein Fest. Für ein 50-jähriges Bandjubiläum finde ich das Konzept jedoch schade. Es werden einfach mal 33 Jahre Bandgeschichte außen vor gelassen. Aber ich gehöre auch zu denen, die die progressiveren Ansätze seit 2000 sehr mögen. Außerdem meinte Bruce doch mal, dass Bands, die keine neuen Lieder mehr spielen würden, für ihn keine Relevanz mehr besäßen. Trotzdem kann ich nicht bestreiten, dass mich die Band mit ihrem Auftritt absolut abholt. Dafür liebe ich die Songs einfach zu sehr und die Darbietung ist wunderbar. Vor allem sind die neuen LED-Wände stark. Es ist eine Modernisierung, die aber nicht zu sehr im Fokus steht. Denn wo andere Bands einen mit Videos und Effekten zumüllen, bringt IRON MAIDEN seine klassischen Backdrops in ein digitales Gewand. Das ist moderne Klassik!

Leider stehe ich durch das späte Kommen im hinteren Bereich. Naturgemäß ist hier die Stimmung nur bei den Klassikern gut. Das trübt ein bisschen die Laune, aber das habe ich mir wetterbedingt selbst so ausgesucht. Es ändert aber nichts an dem Eindruck, dass IRON MAIDEN nach wie vor eine Macht ist. So habe ich Bock mir die Band immer wieder anzusehen. Nur hoffentlich das nächste Mal wieder in der Halle mit kleiner Location und ohne strömenden Regen im Vorfeld.

[Dominik Feldmann]

Fotocredits: Michael Vogt

Hier geht es zu allen Bildern von AVATAR und IRON MAIDEN.

Redakteur:
Thomas Becker

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