Gruppentherapie: BUCKCHERRY - "Roar Like Thunder"

01.07.2025 | 20:39

Burger, Bier und Rock 'n' Roll in L.A. oder stickige U-Bahn in Hamburg?

BUCKCHERRY polarisiert im aktuellen Soundcheck. Tobi ist von "Roar Like Thunder" ziemlich begeistert und findet keine Erklärung, warum die Jungs aus L.A. hierzulande nicht ebenso erfolgreich sind wie in den Staaten. Anderen hingegen fehlen hier Charme und Faust. Deshalb muss ich das Album nun einer Therapie unterziehen. Die Meinung der fünf Ohrendoktoren ist aber ziemlich einhellig.



Seit mittlerweile 30 Jahren (inklusive einer kurzen Pause zwischen 2002 und 2005) ist diese Truppe nun schon unterwegs und kredenzt auch auf ihrem elften Studioalbum puristisch angelegten, hemdsärmeligen Hard Rock in traditioneller US-Machart. Da seit knapp zehn Jahren zudem eine gewisse Stabilität ins Line-Up eingekehrt ist, kann sich Frontmann und Aushängeschild Josh Todd auf das Wesentliche konzentrieren, und das ist nun einmal der ausdrucksstarke, mehr oder weniger "gelebte" Gesang.

Sein mitunter an Bon Scott erinnerndes Timbre hat nach all den Jahren nichts an Strahlkraft eingebüßt und kommt immer noch überzeugend, und vor allem authentisch aus den Boxen. Zu komplexen Kompositionen würde es aber auch gar nicht passen. Sehr wohl aber fügt sich sein mitunter melancholischer Vortrag gut ins Gesamtbild ein. Zwar ist Josh mitnichten als Alleinunterhalter samt Begleitband unter dem Banner BUCKCHERRY unterwegs, es ist mit Sicherheit aber einmal mehr seine unnachahmliche, hingebungsvolle Art und Weise, Tracks wie 'Come On' (könnte tatsächlich auch von einem frühen AC/DC-Dreher stammen), 'When The Sun Goes Down' oder 'Let It Burn' zu intonieren, die den Unterschied ausmachen und BUCKCHERRY als Unikat dastehen lässt.

Ob man die nur knapp mehr als 30 Minuten Spielzeit als ausreichend betrachtet, weil mit den zehn Tracks ohnehin alles gesagt wurde, was es mitzuteilen gibt, bleibt Ansichtssache. Zwar zählte BUCKCHERRY ohnehin noch nie zu jenen Formationen, die nach wenigen Monaten mit etwaigen "Special Editions" des Albums auf den Markt kommen, ein klein wenig länger hätte der Dreher meinem Dafürhalten nach aber durchaus ausfallen dürfen. Doch unabhängig davon, hat die Band einmal mehr vieles richtig gemacht und scheint zudem die gute Form der letzten Alben beibehalten haben zu können.

Note: 7,5/10
[Walter Scheurer]

 

BUCKCHERRY rockt vom ersten Takt an: Der Titeltrack des Albums, 'Roar Like Thunder', tönt gerade, als wir an der Gasoline bezahlen. Schnell die wilde Dame an der Kasse geschnappt und Rock'n'Roll auf das Linoleum gelegt, mit Überschlag versteht sich. Danach kommt der Luftgitarrist, die Soli schreien nach Epigonentum: Der Luftdruckmesser ist die Gitarre. Staub, Tanke, Road, Blues, etwas AC/DC und LYNYRD SKYNYRD sind das Rezept.

'Come On' kommt mit 'Don't Payment Blues'-Gedenkvibe: Das stimmt uns so fein, dass wir das Bezahlen vergessen und draußen erstmal den erstbesten Truck entern, um damit weiterzubrettern. Die Band könnte mit MOLLY HATCHET, D:A:D, LYNARD SKYNYRD und BLACKFOOT ein kleines Festival mitten in El Paso ausrichten. Etwas erinnert das Ganze auch an frühere DEF LEPPARD, das fällt einem dann schon auf ('Set It Free' und wie!). Das hält sich auch bis zum Ende des Albums, ebenso die AC/DC-Querverweise.

Es wird amerikanischer, stadiontauglicher, der Truck hat ausgedient, da steht ja ein Cadillac: Der Schlüssel steckt, ab ins Autokino mit unserer neuen Freundin. Nicht gerade originell das alles, aber partytauglich und das soll ja manchmal reichen. 'Blackout' ist einer der geilsten Tracks. 'I Go Boom' kickt auch start. Simpel aber effektiv. Was fehlt, sind ein paar Ideen, die man von oben genannten Bands noch nicht gehört hat. Der Mix ist lässig, und wir sind inzwischen auf einen Camaro umgestiegen (sein Eigner, Teddy Ted, der Mann aus Arizona, liegt noch im Staub und wundert sich), der Film war ohnehin gerade aus  so sind sieben von zehn drin.

Note: 7,0/10
[Matthias Ehlert]

Vom ersten Ton an geht "Roar Like Thunder" in die Beine. Mit zehn Kompositionen in gerade einmal einer halben Stunde hat die Band einfach alles Fett weggeschnitten und bietet nur noch das hardrockende Filet an. Dabei wechseln sich straffe Rocker und coole Midtempo-Stampfer gekonnt ab, ab und zu kommt australischer Wüstenrock hinzu, und immer wieder ist es erstaunlich, wie BUCKCHERRY in einem Stil, in dem eigentlich alles gesagt ist, frisch klingt. Selbst Bläser klingen hier nach Wasserloch und gleißender Sonne, sodass die Scheibe schneller vorbei ist, als man es erwartet. Simpel, direkt und mit Spaß in den Backen, natürlich auch mit typischer Klischee-Hardrock-Lyrik, ist "Roar Like Thunder" ein Sommer-Kracher. Nichts Neues, aber etwas sehr gutes Altes. Ist doch auch etwas.

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]

 

Na, macht das Spaß? Ob nun mit Vollgas über die Autobahn oder bei einem gemütlichen Grillabend mit Freunden und einer Menge Bier macht "Roar Like Thunder" einfach Spaß. BUCKCHERRY hätte sich also keinen besseren Veröffentlichungszeitpunkt aussuchen können, um das neue Album einmal kräftig röhren zu lassen. Nein, neu erfinden sich die Jungs definitiv nicht, und tatsächlich wirken in der Gesamtbetrachtung "Warpaint" und vor allem "Hellbound" noch etwas runder. Doch dafür kommt der "Vol. 10"-Nachfolger zur genau richtigen Zeit und zaubert mir zumindest kurz ein schwungvolles, leichtfüßiges Lächeln auf die Lippen, ehe nach 'Let It Burn' wieder der Ernst des Lebens losgeht. Davor gibt es mit 'When The Sun Goes Down', 'Blackout' oder 'Set It Free' schnörkellosen, coolen L.A.-Rock, der Spaß macht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Note: 7,5/10
[Marcel Rapp]

Ich kann mich meinen Vorrednern (Vorschreibern?) hier nur anschließen. "Roar Like Thunder" liefert genau das, was man sich von einer BUCKCHERRY-Platte erwartet: grundsolide Rockmusik, welche man in genau zwei Situationen hören kann. Entweder während man in einem alten Mustang die Route 66 runterfährt, oder während man im Garten sitzt, die Burger auf dem Holzkohlegrill gewendet hat und sich ein frisches, eiskaltes Bier aus dem Eiseimer nimmt. Oder halt während man in der stickigen und schwülen Hamburger U-Bahn im Berufsverkehr sitzt und gedanklich an einen der beiden genannten Orte entkommen will. Genau in solchen Momenten hat BUCKCHERRY schon immer am besten funktioniert und tut es auch auf "Roar Like Thunder". Überraschungen, sowohl positive wie negative, bleiben dabei weitestgehend aus, so dass kein Song besonders heraussticht. Dies lässt dann in der Summe nicht mehr als sieben Punkte zu.

Note: 7,0/10
[Chris Schantzen]

Redakteur:
Thomas Becker

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