GURD: Interview mit V.O.

19.06.2005 | 23:16

Auf "10 Years Of Addiction" komprimieren die Schweizer Thrasher ihre besten Stücke auf einer Live-CD/DVD. Anlässlich dieser Veröffentlichung hatte ich das Vergnügen mich mit V.O. Pulver, seines Zeichens Kopf und Sänger der Truppe, über Gott und die Welt zu unterhalten. Doch bevor es dazu kommen sollte, rief er mich an, um mich zu fragen, ob wir das Interview um eine halbe Stunde verschieben könnten. Anlass hierzu war das entscheidende Spiel des FC Basel, die, ähnlich wie FC Bayern München, wenige Spieltage vor Saisonende die Möglichkeit hatten Meister zu werden. Nach einer halben Stunde war's dann endlich soweit, und ein glücklicher V.O., der mir gleich mitteilte, dass die "Operation Meisterschaft" gelungen war, konnte nun Rede und Antwort stehen. Neben dem letzten Output sprachen wir des weiteren über Höhen und Tiefen von GURD und was uns beim zwanzigjährigen Jubiläum erwartet.

Tolga:
Hast du das Review von meinem Kollegen Alex Straka gelesen?

V.O.:
Hab ich gelesen. Sensationell!

Tolga:
Ich kann ihm da auch nur zustimmen. Wie zufrieden bist du denn mit dem Livealbum?

V.O.:
Sehr zufrieden. Es war nicht klar, ob's vom Spielerischen her gut genug sein wird, weil normalerweise nimmt man ja eigentlich mehrere Shows auf und schneidet dann die besten Sachen zusammen. Da hatten wir weder die Möglichkeit, noch das Geld dazu und wir mussten halt alles auf eine Karte setzen. Und im Nachhinein bin ich sehr froh, dass alles so einigermaßen geklappt hat! Es gab ein paar technische Probleme, weil der Festplattenrekorder, den wir extra angeschafft hatten, der hatte irgendwie 'ne Macke und die Aufnahmen waren nix. Aber zum Glück hatte das Z7 ein fest installiertes Pro-Tool-System da, und so konnten wir dann diese Aufnahmen benutzen.

Tolga:
Alles optimal im Nachhinein?

V.O.:
Auch der Schnitt und so, da bin ich echt geplättet gewesen.

Tolga:
Das haut schon wirklich rein und lässt keine Wünsche offen. Du hattest scheinbar viel Spaß auf dem Konzert. Wie zufrieden warst du mit deiner Performance und den Publikumsreaktionen?

V.O.:
Eigentlich sehr zufrieden. Also normalerweise geht's immer gut ab bei uns. Nur das Z7 ist halt auch nicht ganz klein und du wusstest im Vorfeld nicht, ob du genug Leute hast. Es wäre dann schon ziemlich bitter, wenn nur 100-200 Leute da wären. Aber die Fans ließen uns zum Glück nicht im Stich und die Meisten wussten auch, dass es aufgezeichnet wird. Gab halt auch was zum Feiern. Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit der Show, abgesehen davon, dass ich den Text ab und zu Mal ein bisserl vermasselt habe. Das fällt nur mir auf! (Lacht)

Tolga:
Wie war's denn mit den ehemaligen Bandmitgliedern auf der Bühne zu stehen? Hat es dich sehr bewegt oder wehmütig gemacht?

V.O.:
Wehmütig nicht, aber es war schon ein komisches Feeling. Auf der Bühne ist man eh irgendwie in einem anderen Film, und wenn du nach rechts oder links guckst und die alten Weggefährten siehst; das war schon ein spezielles Feeling. Allerdings hatten wir im Vorfeld zwei, drei Mal zusammen geprobt, und von daher war's schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Es war auf jeden Fall richtig cool und zum Glück haben wir ein gutes Verhältnis zu allen, von daher war's auch keine große Aktion, das durchzuziehen.

Tolga:
Ich denke, Proben ist das eine, aber dann ein Konzert...

V.O.:
Ich denke, denen hat's trotzdem Spaß gemacht wieder mal härtere Musik zu zocken (lacht). Durch die Bank her machen die schon ruhigere Musik! UNDERGOD, DISGROOVE und so.

Tolga:
Was machen die?

V.O.:
UNDERGOD machen Industrial mit ein bisserl Metal gemischt, NINE INCH NAILS- und MARILYN MANSON-mäßig. Und DISGROOVE machen eigentlich mehr so Alternative-Rock. Softe Version von NICKELBACK, ALICE IN CHAINS.

Tolga:
Nach dem Konzert habt ihr bestimmt einen drauf gemacht!

V.O.:
Und wie!

Tolga:
Wie lang habt ihr an dem Abend denn noch gefeiert und wieviel Alkohol ist eure Kehlen runtergeflossen?

V.O.:
Weiß ich echt nicht mehr! Nicht wahnsinnig viel, denn ich musste nachts noch nach Hause fahren. Ich war sicher über der zulässigen Promille-Grenze. (lacht)

Tolga:
Das glaub ich auch! Und wann war bei dir dann Sense?

V.O.:
Sechs oder sieben Uhr morgens war ich dann zu Hause.

Tolga:
Und die haben noch munter weiter gefeiert?

V.O.:
Na klar! Zu Hause ging's dann wieder von vorne los.

Tolga:
Ihr habt ja zehn Jahre "gewartet", bis ihr ein Livealbum aufgenommen habt. Was hältst du von Combos die nach nur einem Album eine Livescheibe hinterher schieben, wie z.B. EVANESCENCE?

V.O.:
Ist mir gar nicht bewusst, dass die das machen. (lacht)

Tolga:
Mir ist das auch nur aufgefallen, weil EVANESCENCE mit ihrem Album recht großen Erfolg hatten und da kam dann schon eine Live-Scheibe. Findest du, man sollte, wie bei einem guten Wein, ein paar Jahre warten bis man die Quintessenz rauszieht?

V.O.:
Eigentlich schon, weil ich denk mir, wenn du eine Platte draußen hast und du machst dann eine Liveplatte, dann sind die gleichen Songs auf der Liveplatte wie auf dem Studioalbum. Das kann's ja irgendwie auch nicht sein, oder?

Tolga:
Das ist bei EVANESCENCE so gewesen.

V.O.:
Der Witz ist ja an einer Liveplatte, dass man wie ein Best-Of macht. Die Songs, die sich live bewährt haben, die gut ankommen, die auch den Test der Zeit überstanden haben, dass die dann gebündelt auf die Platte kommen. Und bei uns war's eigentlich so: Wir dachten immer mal wieder drüber nach eine Liveplatte zu machen, aber es sollte auch irgendwie alles stimmen. Und es hat bisher nie gestimmt! Auf Tour waren wir immer nur Support-Act, und es ist dann schwierig eine gute Show zusammen zu schneiden. Wir wollten auch was Spezielles machen, deswegen auch die ganzen Pyro-Effekte, die geile Light-Show und so weiter. Hat auch irgendwie alles gepasst. Wegen dem Jubiläum war auch ab und zu der Gedanke, ob's nicht langsam Zeit ist aufzuhören, aber irgendwie kann ich ja eh nicht davon lassen. Wenn ich jetzt eine neue Band gründen würde, bei der ich singe, dann klingt's ja eh wieder wie GURD. Es gibt halt immer noch viele Leute, die uns die Treue halten. Ich fänds einfach schade, wenn wir die Flinte ins Korn werfen, nur weil's zur Zeit nicht soo läuft wie es mal gelaufen ist. Aber wir machen das ja nicht unbedingt um Unmengen an Kohle zu verdienen oder den totalen Rockstar-Traum zu leben. Wir leben das ja auch irgendwie!

Tolga:
Das hört man auch. Daran schliesst auch meine nächste Frage an: Zehn Jahre GURD! Welches Resümee kannst du ziehen? Bist du mit dem Erreichten zufrieden und was hätte deiner Meinung nach besser laufen können?

V.O.:
Besser? Die Verkäufe! (lacht)

Tolga:
Das ist klar, aber gibt's irgendwelche Sachen, wie den Toursupport oder das Festival hätten wir mitnehmen sollen, die Plattenfirma hätten wir so lassen sollen.

V.O.:
(Lacht) Wir hätten früher schon mal darüber nachdenken sollen, ob wir wieder zu Century (Media - d. Verf.) gehen. Wir waren ja mit POLTERGEIST bei Century Media. Als das Angebot hinzuwechseln wieder kam, war das eigentlich ganz gut, weil Major (die alte Plattenfirma - d. Verf.) ziemlich am Ende war. Wir waren die einzige Band, die ein bisschen was verkauft hatte. Und schlussendlich war am Anfang alles okay, als wir gewechselt hatten, dummerweise haben dann gewisse Leute, die früher bei Major gearbeitet haben, dann plötzlich bei Century gearbeitet. Wir hatten dann die gleichen Chefs wieder vor der Nase. Das war dann ein bisschen ein Rückschlag. Ansonsten bin ich nicht der Typ, der zückschaut und findet, das hätte ich besser machen können. Ich denke, so ist das Leben und gewisse Sachen sind nicht so gelaufen, wie sie hätten laufen sollen oder können. Ich bin auch mit gewissen Platten nicht ganz zufrieden. Produktionstechnisch: "D-Fect" z.B. war unsere bestverkaufte Platte und die gefällt mir am wenigsten. Auch vom Sound her, und das war das teuerste Studio. Wir hatten da auch ordentlich Zeit, aber irgendwie war es auch eine komische Zeit damals, weil grad ein frischer Gitarrist reinkam und wir ein bisschen orientierungslos waren. Auch von der ganzen Tourerei damals müde waren.

Tolga:
Das ist ganz interessant, dass du das ansprichst, denn DAVID BOWIE z.B. kann mit seinen kommerziell erfolgreichsten Songs auch am wenigsten anfangen.

V.O.:
Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man immer und immer wieder die selben Songs spielt. Und irgendwann hat man sie wahrscheinlich auch satt! Obwohl, bei uns ist das jetzt 'Get Up', und den kann ich eigentlich immer noch spielen. Da hab ich noch nicht solche Ermüdungserscheinungen! Auch da kann ich's natürlich schon nachvollziehen, wenn die Leute einen immer reduzieren auf die "größten Hits". Als Künstler will man sich ja auch immer weiterentwickeln und Neues ausprobieren.

Tolga:
Auf der einen Seite ist es schon besser, wenn man auf die größten Hits reduziert wird, als wenn man ein One-Hit-Wonder ist!

V.O.:
Denk ich auch! Und außerdem sollte man dankbar sein, wenn man ein paar große Hits hat, die einem die Miete bezahlen und so weiter.

Tolga:
Hast du das letzte MACHINE HEAD-Album "Through The Ashes Of Empire" gehört? Ich frag nur deshalb, weil mein Kollege Alex Straka euch auf eine Stufe mit denen gestellt hat.

V.O.:
Das ehrt mich natürlich, weil ich bin eigentlich schon immer ein großer MACHINE HEAD-Fan. Paar Platten dazwischen waren nicht so der Hammer, aber selbst eine Platte wie "Supercharger" find ich immer noch geil. Auch wenn sie da ein bisschen Trendanbiederung gemacht haben. Aber der Rob Flynn hat 'ne geile Stimme und ein gutes Händchen für geile Riffs und gute Songs.

Tolga:
"Through The Ashes Of Empire" findest du ganz gut?

V.O.:
Die find ich sehr gut, weil sie mehr back to the roots geht und ein Haufen alter Metal-Einflüsse darauf enthalten sind. Zweistimmige MAIDEN-Läufe und so weiter. Das hab ich schon ein bisschen vermisst.

Tolga:
Was war das Beste und was das Schlimmste, das du während der Zeit bei GURD erlebt hast?

V.O.:
Das Beste, das ist wahrscheinlich langsam langweilig, aber ich glaub schon das DYNAMO OPEN AIR. Da ist auch ein kurzer Ausschnitt auf der DVD drauf. Das war schon ein unglaubliches Feeling, weil ich früher zum Dynamo als Zuschauer gegangen bin und mir gedacht hab: "Wenn ich hier mal spielen darf, das wär ein Traum!" Und als es dann wirklich Realität wurde, war schon ein unglaubliches Feeling. Auch wenn's nachmittags um drei im Zelt war. Scheißegal! Die Leute sind ja auch extrem gut mitgegangen. Ansonsten, die ganzen Touren, da gab's schon ein paar ganz geile Touren. Es war schon immer mein Traum auf einer Tour richtig mit dabei zu sein, im Nightliner schlafen und so weiter. Oder überhaupt die erste Platte herauzubringen; es gibt da schon viele Highlights! Wenn man halt anfängt als Teenager, träumt man zwar davon, aber man kann sich das nicht richtig vorstellen, dass das Ganze mal eintrifft. Negativ natürlich die ganzen Splitsachen, wenn die Leute ausgestiegen sind, weil sie entweder Geldprobleme hatten oder Probleme mit mir. Weil sie das Gefühl hatten, ich sei zu fest ein Diktator oder wenn ich halt so unhaltbare Vorwürfe gekriegt hab, ich würde die Leute nicht machen lassen, obwohl sie die Hälfte der Songs auf der Platte geschrieben haben. Aber irgendwie so komische Diskussionen, wenn sie nicht dazu stehen können, dass sie einfach keinen Bock mehr darauf haben keine Kohle zu haben und immer unterwegs zu sein. Das tut dann schon weh, weil eine Zeit lang war die Band für mich wie meine Familie, weil ich ja eigentlich permanent mit der Band unterwegs war, aber da braucht man schon eine enge Beziehung. Wenn die Leute dir in den Rücken fahren, das ist schon ziemlich heftig! Oder natürlich die Business-Sachen, die haben mich auch angekotzt! Gerade die letzten fünf, sechs Jahre ist es ziemlich schlimmer geworden. Dass eine Band eigentlich nur noch als Produkt angesehen wird und die ganze Aufbauarbeit nicht mehr gemacht wird, während in den Achtzigern und Anfang der Neunziger die Labels ja noch bereit waren, eine Band aufzubauen. Wenn's halt mal nicht so gut lief, dann trotzdem nochmal einen drauflegen. Diese Einstellung ist eigentlich total weg! Das find ich extrem schade.

Tolga:
Die Show in Pratteln war echt fett! Was erwartet uns denn beim 20-jährigen Bandjubiläum?

V.O.:
(Süffisant) Ein paar alte Leute im Rollstuhl! Ich hoffe schon, dass wir bis zum Zwanzigsten durchhalten, obwohl da bin ich schon über vierzig! Na gut, heisst auch nix. Ich denke, ein paar Mini-Atombomben, die's bis dahin gibt auf der Bühne (lacht). Ich hoffe, dass die Gesundheit da mitmacht und ich immer noch rumbrüllen und rumhüpfen kann. Ich hab ja jetzt schon den direkten Vergleich zu den ganz alten Homevideos. Und da hab ich mich schon ein bisschen mehr bewegt. Ich denke schon, dass ich nicht jünger werde (lacht).

Tolga:
Die Zeit geht an keinem spurlos vorbei...

V.O.:
Und meine zwei Kinder helfen auch nicht dabei, dass ich da fitter bin. (lacht)

Tolga:
Die letzte Scheibe liegt ja auch schon wieder zwei Jahre zurück. Wann können wir denn mit der nächsten Studio-CD rechnen?

V.O.:
Wir sind momentan kräftig dran Songs zu machen. Ein paar sind schon einigermaßen fertig und wir hatten eigentlich vor, die Sachen im Sommer aufzunehmen. Und, wenn alles gut läuft, sie im Herbst oder Ende des Jahres rauszuknallen, auch wieder über N-Gage.

Tolga:
Das hab ich mir irgendwo schon gedacht, weil die Show auch schon ein Jahr alt ist.

V.O.:
Eben genau, bis es raus kam und bis wir jetzt wieder ein neues Label gefunden hatten. Dann mussten wir auch noch den Gitarristen auswechseln, weil der auch keine Böcke mehr hatte. Er ist Vater geworden und sieht das nicht so locker wie ich. Er will dann wirklich mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und wenn er dann schon Musik macht, dann lieber etwas, wo er total alleine die Kontrolle hat. Wo er dann auch die Konzerte steuern kann, weil er wollte nicht soviel live spielen.

Tolga:
Als ob ich's geahnt hätte, meine nächste Frage: Sind für dieses Jahr noch Konzerte oder Festivalauftritte geplant, oder seit ihr zu sehr in die Aufnahmen involviert?

V.O.:
Wir hätten gerne ein paar Festivals gespielt, aber leider wurden keine gebucht. Unsere Booking-Agentur, All Access, hat's versucht, aber es war schon überall dicht. Und wahrscheinlich weil wir keine große Company im Rücken haben, sieht es da nicht so einfach aus auf die Festivals zu kommen. Wir hoffen natürlich noch darauf, dass nächstes Jahr was anliegt, aber Zaubern kann ich auch nicht. Und das eigentliche Problem ist, dass in Deutschland die Gagen extrem tief sind. Wenn ich dann für 300,- Euro nach Kiel fahren muss von Basel aus, dann rechnet sich das einfach nicht. Dann leg ich extrem drauf.

Tolga:
Da hast du mehr Spritkosten als sonst was...

V.O.:
Genau! PRO-PAIN sind ja unsere Buddies von früher. Vielleicht liegt da mal wieder was drin, dass wir mit denen auf Tour können. So dass wir nicht groß was draufzahlen müssen, aber auch nix verdienen. Das ist schwierig, weil wir eben halt auch keine 20 mehr sind und Verpflichtungen haben. Ich hab Familie. Die anderen haben alle einen Job und haben maximal vier Wochen Urlaub pro Jahr. Das muss dann wirklich minutiös geplant sein. Es muss für alle machbar sein.

Tolga:
Gibt es noch etwas, was du unbedingt loswerden möchtest, das in dem Interview noch nicht angesprochen wurde?

V.O.:
Ja, dass die Leute die auf ehrlich gemachten, groovigen Thrash stehen, sich die Scheibe wenigstens mal anhören oder die DVD reinschmeißen sollen. Wenn sie es mögen, können sie uns unterstützen. Das wär echt cool!

Tolga:
An uns wird's nicht liegen. Ich mach ja das Interview, Alex hat euch ja in den siebten Himmel gelobt und auf eine Ebene mit MACHINE HEAD gestellt.

V.O.:
Wenn zehn Prozent der Leute uns kaufen, bin ich schon zufrieden. (lacht)

Tolga:
Ich weiß nicht, wie es in anderen Magazinen ist und kenn nur unsere Rezi...

V.O.:
Ich muss sagen, ich bin extrem überrascht! Bis jetzt hab ich nur ähnliche Rezensionen oder nicht ganz so gute, aber halt auch nur gute Rezensionen gelesen. Aber bisher halt nur die Onlinemags und auf die Printmedien bin ich nochmal gespannt. Auf der anderen Seite denke ich, dass die Online-Mags langsam die Nase vorne haben. Ich seh's ja an mir persönlich, weil da sind die Informationen einfach schneller da und frischer. Du musst da nicht einen Monat warten, bis du es in den Händen hast. Die Printmedien haben halt den Vorteil, die kannst du überall auf's Klo mitnehmen oder in der Sonne liegen und da lesen. Ich finde des passt beides!
Und das Andere mit den guten Kritiken ist sicher supertoll und schmeichelt mir und ich find's megageil, aber es verkauft trotzdem keine Platten. (lacht)

Tolga:
Es ist aber besser, als wenn ihr als niedergemacht werdet!

V.O.:
Stimmt.

Tolga:
Ihr habt ja in der Thankslist der aktuellen CD auch Powermetal.de, Vampster und so drin. Wie kommen wir zu der Ehre?

V.O.:
Weil ihr schon zu der "Encounter" eine super Kritik geschrieben habt und es war ein lustiges Interview. Wie gesagt, die Leute, die uns unterstützen oder uns irgendwie geholfen haben, die haben alle ihren Platz auf der Liste verdient.

Tolga:
Du hast ja schon das Potenzial der Online-Mags erkannt, aber scheinbar noch nicht soo viele Plattenfirmen, weil wir werden von den meisten Plattenfirmen eher stiefmütterlich behandelt.

V.O.:
Echt? Das ist das allgemeine Problem der Plattenfirmen. Die sind extrem schwerfällig, die kriegen die Trends nicht mit, die haben die ganzen Sachen mit den Downloads völlig verpennt. Jetzt kommen die fünf Jahre zu spät hinten vor und immer mit den Fingern auf die bösen Downloader. Schon damals in den Achtzigern, diese ganzen "Copy kills music"-Geschichten, und die bösen Tapetrader zerstören die Musikbranche. Aber dann für 200 Millionen irgendwie einen Umzug von Köln nach Berlin finanzieren und die letzten Loser anstellen als Labelmanager. Also ich find, da kann ich nur lachen! Wenn das in der Geschäftswelt so gehandhabt wird, dann sind die aber schnell pleite.

Tolga:
Ich hatte vorhin ein Interview mit Liv Kristine von LEAVES' EYES. Kennst du sie und möchtest du ihr irgendwas mit auf den Weg geben?

V.O.:
Gesundheit für ihre Familie. Sie ist ja auch Mutter geworden.

Tolga:
Der Leon, ihr Sohn, müsste jetzt schon...

V.O.:
Ein Jahr oder so denk ich. Meiner wird jetzt bald fünf, und die Kleine wird drei. Jetzt geht's langsam ab (lacht)! Die werden schon bemerkt haben, dass nix mehr ist mit ausschlafen (lacht).

Tolga:
Werden die schon auf gute Metalmusik getrimmt?

V.O.:
Ja klar! Meine Kleinen sind schon die größten Fans. Kürzlich war DESTRUCTION bei uns im Studio, um die neue Platte zu machen. Und dann sitzt der Gary, der Kleine, auf meinem Sessel, so richtig wichtig, und sagt dann: "Papi, wenn du mal tot bist, dann produziere ich!" (Lachend) Schmier ist dann fast vom Stuhl gefallen vor Lachen!

Tolga:
Das glaub ich! Das ist ja echt putzig!

V.O.:
Und demnach mit der Band hat er schon gesagt: "Wenn du da mal weg bist, dann sing ich bei GURD!"

Tolga:
Was mich noch interessieren würde: Dein Name, V.O., für was steht es denn?

V.O.:
Also eigentlich heiße ich Otto. Ich war fast mein ganzes Leben auf Kriegsfuß mit dem Namen (lacht). Irgendwie in der Schule kam mal so eine Spitznamenphobie auf und da hatte dann plötzlich jeder seinen Spitznamen weg. Hat sich dann zusammengesetzt aus V und dem ersten Buchstaben des Namen. Das war irgendwie 'ne blöde Geschichte mit Geheimsprache und so weiter.

Tolga:
So ein Code?

V.O.:
Genau. Ich hab's dann später der Einfachheit halber in "Vorname Otto" umgetauft (lacht). Total bescheuerter Name, aber als Metalmusiker Otto zu heißen, ist eigentlich nicht so wahnsinnig wild.

Tolga:
Als Comedian kann man ja...

V.O.:
Eben, das kam ja noch dazu. Damals in den Siebzigern, als ich ein Kind war, war halt der Otto Waalkes noch angesagt. Und wenn du jeden Tag zum hundertsten Mal das Ottililied hörst, dann bist du froh, wenn du 'nen anderen Namen hast.

Danach haben wir das Gespräch in Ruhe ausklingen lassen und noch über TANKARD, die Metal-Disco-Szene in der Schweiz im Vergleich zu Frankfurt, und noch viele weitere Themen gequatscht. Zu lange wollte ich ihn dann doch nicht aufhalten, da ja noch eine spontane Meisterfeier auf dem Programm stand, die ja i.d.R. die Beste sind. Ein sehr sympathischer Zeitgenosse und wer die Jungs unterstützen möchte, sollte sich zumindest "10 Years Of Addiction" mal reinpfeifen. Ihr werdet positiv überrascht sein!

Redakteur:
Tolga Karabagli

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