GRAILKNIGHTS - Interview mit Sänger Optimus Prime

11.10.2025 | 19:06

Die erste Gimmick-Band nach KISS hat viel zu erzählen - neues Album, neues Label, neuer Produzent. Sänger Optimus Prime stellt sich unseren Fragen.

Hallo Optimus Prime! Vorab: Ich habe mal bei uns auf der Seite geschaut und mit Erschrecken festgestellt, dass wir recht wenige GRAILKNIGHTS-Berichte oder GRAILKNIGHTS-Albumreviews haben.

Dann ist das heute eine gute Gelegenheit, das zu ändern! 

LogoGenau. Deshalb würde ich gerne, bevor wir über das neue Werk "Forever" sprechen, ein bisschen weiter vorne anfangen. Magst du mir einen kurzen Abriss über die Geschichte der GRAILKNIGHTS geben? 

Die Band GRAILKNIGHTS ist im Herbst 2002 entstanden, schon eine ganz schön lange Zeit her. Wir waren noch sehr jung, beste Freunde aus dem Dorf, gerade mit der Schule fertig oder junge Studenten. Und: Wir haben uns als Death-Metal-Band gegründet! Dann kam es ca. zwei Monate nach Bandgründung zu einer Halloween-Party. Das war damals noch ganz untypisch, Halloween zu feiern. Unser Gitarrist hatte zu der Party ein Captain America-Kostüm an, das fanden wir lustig und waren wahrscheinlich auch betrunken genug, dass wir gesagt haben: Pass auf, so gehen wir ab jetzt alle auf die Bühne. Und dementsprechend sind wir bei unserer allerersten Show alle in Schlafanzügen und Leggings und kleinen Capes auf die Bühne gegangen und fanden das wahnsinnig witzig. Uns hat das dann tatsächlich gut gefallen, auch wenn das Publikum dann nur kopfschüttelnd und zehn Meter von der Bühne entfernt da stand. Aber sie sind dann doch noch aufgetaut.

So haben wir das dann bis heute fortgeführt und immer viel Spaß daran gehabt. Das klang jetzt alles sehr amateurhaft - und das war es sicher auch - aber wir haben über die Jahre dann versucht, einen gewissen Grad von Professionalität reinzubringen.

Band querAuch wenn wir immer noch hin und wieder als Temu-Power-Rangers bezeichnet werden (lacht) - ist nicht schlimm, da können wir mit leben. 
Uns hat es einfach so viel Spaß gemacht, dass wir das einfach weitergemacht haben, auch wenn unsere Musik sich im Laufe der Jahre stilistisch deutlich verändert hat. Es gab nie ein Album, behaupte ich mal, das klang wie das davor. Früher hatten wir diesen Death-Metal-Einfluss, den gibt es auf dem aktuellen Album nicht, da sind auch keine Death-Metal-Anleihen drin. Was aber nicht heißt, dass das nicht beim nächsten Album wieder so sein kann. Wir machen tatsächlich immer das, worauf wir Bock haben, wo wir uns gerade heimisch fühlen. Und nur davon sind wir quasi gesteuert. 

Wo liegen denn eure musikalischen Einflüsse, sowohl am Anfang als auch heute? Wie hat sich der Stil der Band gewandelt?

Am Anfang war es tatsächlich so, dass wir Bands wie IN FLAMES damals nacheifern wollten, deren Songs haben wir anfangs auch gecovert. Anfang der 2000er und späten 90er, schwedische Melodic-Death-Metal-Bands, das fanden wir ganz faszinierend. Natürlich haben auch alle Begegnungen in unserer Bandgeschichte einen Einfluss auf uns gehabt - und ich behaupte auch einen hörbaren Einfluss. Als wir zum Beispiel 2008 mit SABATON getourt haben, hat das natürlich auch Eindruck hinterlassen. Zum einen einmal, dass das ja absolute Profis auch damals schon waren, aber natürlich auch musikalisch nimmt man immer was auf.

Vom Death Metal ging es dann über diverse Power-Metal-Ausflüge. Ich muss sagen, dass wir alle musikalisch schon immer sehr weit aufgestellt sind und mochten im Grunde fast jede Spielart des Metal. Das klingt jetzt ein bisschen abgedroschen, aber es ist einfach so. Ich könnte dir jetzt aufzählen, was die Gitarristen, der Bassist und so weiter im Moment hören, aber vielleicht beantwortet das deine Frage schon? 

Ja, klar. Dann habe ich mir als Frage aufgeschrieben: Woher kommt euer Image? Das hast du mir gerade auch schon beantwortet, dass es eben nicht so war, dass man sich zusammengesetzt hat und gesagt hat, was können wir denn mal Cooles tun? Sondern, dass es tatsächlich aus einer Laune heraus entstanden ist und nicht aus Kalkül.

Absolut, es war eine absolute Laune. Damals wurden wir auch tatsächlich, wenn ich jetzt 20 Jahre zurückdenke, doch schon oft stark belächelt. Egal ob in der "Alten Post" in Oelde oder in einem Jugendclub, immer kam die Frage: Warum machen wir so einen Nonsens? Und warum zieht ihr euch so an? Warum die Verkleidung und die Kostüme?

Heutzutage hat sich das gewandelt, es ist überhaupt keine Besonderheit mehr, wenn man eine Power-Metal-Band ist und irgendwie ein lustiges Cape trägt, heute ist das ja gang und gäbe. Aber damals war es das überhaupt nicht, das hatten die wenigsten Bands. Wobei man ja sagen muss, dass das jede Black-Metal-Band ja schon in den späten 80ern oder frühen 90ern gemacht hat. Das ist auch schon eine Art von Verkleidung. (schmunzelt)

Und die Großen, wir kennen sie natürlich alle, KISS etc., haben das natürlich auch schon jahrelang davor gemacht. 

Lustig, ich habe mir als Überschrift für den Artikel den folgenden Satz aufgeschrieben: Die erste Gimmick-Metal-Band nach KISS. Aber ich weiß nicht, ob ich das so bringen kann…

Ich will mir das nicht anmaßen, aber wir waren tatsächlich relativ früh dabei, eine Metal-Band zu sein, die dann auch ein Image auf die Bühne bringt und das versucht zu etablieren und durchzuziehen. Du siehst mich zwar jetzt nicht in Kostümierung vor dir sitzen, das haben wir relativ früh abgelegt, weil Interviewpartner irgendwann nicht mehr interessiert waren, den Klatsch und Tratsch aus Grailham City und den Quatsch von Dr. Skull immer wieder zu hören. Deine Kollegen wollten irgendwann auch richtige Antworten haben, und das verstehe ich auch. Besser als Fragen zu beantworten, ob ich Superman mehr mag als Batman.

Ich habe das Gefühl, wenn heute eine neue Band gegründet wird, muss erstmal ein cooles Image her und dann müssen die Songs darum gestrickt werden. Es gibt viele Bands, die genau das genauso tun und auch damit durchaus erfolgreich sind. Da es so unendlich viele Bands da draußen gibt, sucht man als Band halt ein Alleinstellungsmerkmal, deswegen kann ich verstehen, wenn man das macht. Aber wir haben uns das nicht bewusst ausgesucht, wir hatten nur irgendwie Lust, uns zum Deppen zu machen und haben dann Spaß dran gefunden. Mit Pferd auf der Bühne und mit all dem Quatsch halt, mit Dr. Skull und der ganzen Lore, die sich da über mehrere Alben zieht. 

Ich muss gestehen, der Name GRAILKNIGHTS geistert schon seit ein paar Jahren durch mein musikalisches Universum. Aber ich habe wahrscheinlich früher die falschen Lieder gehört, mir hat das nicht so wirklich gefallen und ich habe mich nicht groß mit euch beschäftigt. Bis ich euch im letzten Jahr in der "Zeche" in Bochum im Vorprogramm von BROTHERS OF METAL gesehen habe. Mein Kumpel, mit dem ich da war, kannte euch auch nicht, wir haben uns nach eurem Auftritt nur angeguckt und uns gefragt, was wir da gerade erlebt haben? Das war geil.

So habe ich die Stimmung da auch erlebt. Das war eine coole Show, da habe ich gleich wieder die ganzen Bilder vor Augen. Auch mit dem versetzt stehenden Publikum hinten links.

Die Tour war eine tolle Erfahrung für uns, BROTHERS OF METAL haben die Läden wahnsinnig gut gefüllt, und wir haben hier und da auch unseren kleinen Beitrag dazu geleistet. Das hat mir richtig viel Spaß gemacht, die Show, die ganze Tour. 

Jetzt seid ihr auf einem neuen Label, und auch das erste Mal auf einem – und jetzt bitte verbale Anführungszeichen – einem richtigen, größeren Plattenlabel, nämlich bei Reigning Phoenix Music.

Genau, unser Label davor war ein kleines Indie-Label in Hannover. Ich behaupte, und das soll jetzt nicht diskreditierend sein, aber das war eher Liebhaberei der Label-Chefs. Das waren zwei gute Bekannte, und wir waren im Endeffekt am Ende die einzige Band bei denen, die noch aktiv war und auch überhaupt Spotify-Zahlen vorzuweisen hatte. Und deswegen war es für uns an der Zeit, dass wir nach der Erfüllung des Vertrags dann auch gesagt haben, jetzt wollen wir uns mal umorientieren und ein bisschen aus der Blase rauskommen.

Ich denke mal, das macht sich auch an Sachen Promotion, in Sachen Interview-Anfragen und so weiter bemerkbar bei euch?

Ja, da passiert jetzt schon einiges mehr. Ich will jetzt aber nicht unser altes Indie-Label schlecht machen, aber die haben natürlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gearbeitet und auch alles gegeben, aber: im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Deswegen haben wir jetzt gedacht, jetzt gucken wir mal, was man eigentlich noch so machen kann nach 20 Jahren in diesem Business. 

Reigning Phoenix Music bringt eure CD neben dem Digi-Pack als Jewel-Case zu einem wirklich günstigen Entdeckerpreis für 8,99€ auf den Markt. Ist das auf eurem Mist gewachsen oder deren Idee?

CoverAlso, in Sachen Marketing und kluge Ideen neben der Bühne sind wir vielleicht nicht immer die besten Ansprechpartner. Da verlassen wir uns dann ganz auf unseren professionellen Partner. Es bleibt dir überlassen, ob du das druckst oder nicht. (lacht)

Das ist also nicht auf unserem Mist gewachsen, das kommt vom Label. Ich glaube, das Label behandelt uns auch ein Stück weit so, und das auch durchaus zu Recht, wie eine Band, die einfach noch nicht so bekannt ist, von der zwar viele schon was gehört haben, die aber einfach noch nicht so präsent ist. Wenn man böse sein möchte, dann könnte man sagen, wir werden vom Label wie ein Newcomer behandelt, aber es gibt natürlich auch durchaus Gründe das so anzugehen. Weil es einfach noch ganz viele Menschen gibt, die uns nicht kennen und die es zu erreichen gilt.

Und da war die Idee: Wir machen ein Jewel-Case mit zwei Songs weniger, also einer leicht reduzierten Songanzahl zum Spezialpreis. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt, dass Bands sowas machen, aber das klang so organisch und natürlich, dass man das macht, und so haben wir gesagt, da lassen wir uns einfach mal drauf ein. Wobei natürlich viele neue Band auch generell online, über Streaming, entdeckt werden, das muss man auch sagen.

Aber da könnte ich auch wieder ausholen, weil natürlich ist so ein Album auch ein Gesamtkunstwerk, aber dafür gibt es dann noch das komplette Digi-Pack. Aber ich will nicht dagegen diskutieren, ich lasse mich jetzt mal überraschen. Das sind bestimmt alles Wege, die gegangen werden, um uns zum absoluten Weltruhm zu bringen. (grinst)

Einer der Songs, die nur auf dem Digi-Pack sind, ist 'Super Trooper', ein Cover von ABBA, wobei mir der Song leider nicht vorliegt. Warum die Band, warum dieses Stück?

Was? Das hast du nicht? 

Nein, das Lied fehlt in der Promo-Version.

Okay, schade… Nun ja, wir haben uns tatsächlich lange Gedanken gemacht und uns wahnsinnig schwergetan, was Passendes zu finden. GRAILKNIGHTS ist keine Band, der das Covern leichtfällt, im Gegenteil. Wir haben so viele Sachen in Erwägung gezogen und sind am Ende dabei gelandet, denn 'Super Trooper' klingt irgendwie nach Superheroes, obwohl es selbstverständlich überhaupt nichts damit zu tun hat. Und wir haben einen Song gefunden, den wir in einem anderen Gewand bringen können. Wenn du was coverst, willst du zu dem Lied ja auch einen Beitrag leisten. Bei 'Super Trooper', der verdammt schmissig ist, eine coole Melodie und coole Hooks hat, ist uns das, glaube ich, gelungen und wir haben zumindest das Gefühl, wir bieten fürs Ohr etwas an, was neu ist. Sowas bierernst zu covern, das kam für uns nicht in Frage. Es musste was sein, was man mit so einem Lächeln, mit einem Schmunzeln macht, aber bestimmt kriegen wir auch von einigen dafür einen auf den Deckel.

Aber wir wollten gerne was machen mit so einem gewissen Augenzwinkern. Und ich glaube, das ist uns dabei ganz gut gelungen, dieses (singt) "Superbar, Trooperbar..." Jetzt hast du es nicht gehört, aber ich finde es immer noch total witzig.

Welche Gäste habt ihr auf dem Album?

Wir haben Chiara Tricarico als Gastsängerin auf dem Album. Das ist die Leadsängerin von MOONLIGHT HAZE, eine Italienerin, die auch bei unseren beiden neuen Videos mitspielt. Wir haben eine so eine richtig schöne, epische, cheesy Metal-Ballade aufgenommen, aber, wie ich finde, durchaus auch mit einer gewissen Melancholie, die ich in Balladen liebe, und einem ernsten Thema, das nehmen wir uns auch immer wieder raus. Wenn wir auch viel mit Augenzwinkern machen, wollen wir doch, dass die Musik einen gewissen ernsten Faktor hat, dass man sich die Musik auch einfach anhören kann, ohne immer an unsere bunten Kostüme zu denken. 

Du sprichst von 'In The Eyes Of The Enemy', oder? Ein fantastischer Song!

Ja, ganz genau, da drauf ist Chiara zu hören. Danke, das freut mich zu hören, dass dir das Stück gefällt. Ich bin total glücklich damit. Dieses bombastische Sound-Gewand hat natürlich auch was damit zu tun, dass wir diesmal mit einem Produzenten zusammengearbeitet haben, der uns dann hier und da auch noch Tipps gegeben hat. Es war das erste Mal in der Bandgeschichte, dass wir mit einem Produzenten gearbeitet haben.

Chiara ist aber die einzige Gastsängerin. Wir haben in dem Song noch einen Gastmusiker dabei gehabt, der etwas Mandoline gespielt und so auch seinen Beitrag geleistet hat. Und eine Orchestrierung, das haben wir bis jetzt auch immer alles allein gemacht, nur hier haben wir jetzt mal gesagt: Wenn jetzt eine schöne Orchestrierung von einem Vollprofi kommt, der das in seinem Leben schon ganz oft gemacht hat, dann nehmen wir das gerne mit und haben das bei zwei, drei Songs in Anspruch genommen. Drei müssten es sein.

Bei 'Powerlift' hatte ich erst gedacht, dass ich da im Hintergrund H.P. Baxxter von SCOOTER höre, der 'Weiter, Weiter' brüllt - aber das ist er nicht, oder?

Nein, das ist unser Bassist und wir haben natürlich versucht, H.P. Baxxter so gut es geht zu imitieren. Er ist es aber nicht.

Wie war die Zusammenarbeit mit Sascha Paeth als Produzent? Du sagtest schon, das ist das erste Mal mit einem richtigen Produzenten. Vorher habt ihr alles allein gemacht?

Ja, vorher haben wir alles allein gemacht. Natürlich hat man Menschen im Umfeld,Band hochkant die eine Rückmeldung geben zu Songs. Aber natürlich muss ich sagen, das ist nochmal was ganz anderes, eine ganz neue Erfahrung, mit jemandem zu arbeiten, der so ein pointiertes, gezieltes musikalisches Feedback gibt. Das hat mich, uns alle, in dem Fall fasziniert. Sascha hört sich was an und sagt dann ganz klar, pass mal auf, zack, zack, zack, zack, zack. Und dann ändert man das und dann merkt man: Oh ja, tatsächlich, durch die Änderung kommt jetzt eine ganz andere Qualität rein. Das war am Anfang nicht immer so einfach für uns.

Wir sind mit jedem Song zu ihm gefahren und haben uns für jeden Track quasi einen ganzen Tag Zeit genommen, um den dann anzupassen bzw. zu verändern. Dann kann aber auch mal so ein Satz kommen: Pass mal auf, die Bridge, da höre ich was drin. Die hat Potenzial, das muss der neue Refrain werden, dann fällt plötzlich der Refrain weg, den man ursprünglich hatte. Das war zum Beispiel bei 'Forever' so, bei unserer aktuellen Auskopplung. Das Lied hatte einen anderen Refrain auf dem Demo - und den gibt es jetzt gar nicht mehr. Sowas ist da zum Beispiel passiert. Sascha hat die Vocals, also meine Gesangsaufnahmen, begleitet. Und das war spannend, da jemanden zu haben, der einem dann beispielsweise sagt: Das musst du viel erzählender machen - und dann singt der das einem vor! Das hatte ich auch zum Beispiel noch nie.

Das letzte Album davor habe ich zu Hause im Wohnzimmer aufgenommen, zu Corona-Zeiten. Diesmal war es ein völlig anderes Arbeiten, aber auch ein Arbeiten, das auch total entlastend sein kann, weil man nicht jede Entscheidung in der Band treffen muss, mit fünf Personen, die alle eine andere Meinung haben. Sondern man kann sagen, jetzt lassen wir uns auf den Produzenten ein, vertrauen ihm auch ein Stück weit, dann kann man sich da einfach so ein bisschen auch reinlegen in dessen Expertise. Das haben wir diesmal versucht und auch gemacht. Ich glaube, dass deswegen auch die Längen der Songs so geworden sind, wie sie sind. Wenn man sich unsere eigenen Songs anguckt, dann sind die meistens 4:30 oder 5:30 Minuten lang. Jetzt haben wir Songs in der Länge von circa drei Minuten. 

Du hast gerade gesagt, ihr seid zu Sascha hingefahren. Ihr wart aber nicht, wie das früher so war, klassisch bei ihm im Studio und habt da aufgenommen, sondern ihr habt zu Hause in Homestudios aufgenommen und seid dann mit den Aufnahmen zu ihm gegangen?

Also, Gitarre, Bass, das haben wir zu Hause gemacht. Und das wurde dann gereampt bei Sascha. Den Gesang habe ich komplett bei ihm im Studio aufgenommen. Und ja, Schlagzeug wurde auch im Studio aufgenommen, das kannst du ja nicht zu Hause machen. Das ist im Grunde der Aufnahmeprozess gewesen.

Wobei auch das Album davor, für das du den Gesang im Wohnzimmer aufgenommen hast, super klingt. Man merkt aber, dass das neue Album eine andere Qualität hat. Das soll jetzt nicht so rüberkommen, dass der Rest der Discografie wie ein billiges Demo klingt, im Gegenteil.

Nein, auf keinen Fall. Damals, als ich das im Wohnzimmer gemacht habe, da war unser FOH (Front of House), der uns immer begleitet, der war dann bei mir mit zu Hause im Wohnzimmer und hat mir das alles eingerichtet und mich beraten, wie ich den Schall am besten mache. Das hatte schon eine Qualität. Aber es ist trotzdem noch mal was anderes, wenn dich jemand bei den Aufnahmen begleitet und unmittelbare Rückmeldung gibt und sagt, nein, das muss mit mehr Ausdruck und das muss anders betont werden, da kommt man doch mal auf ein neues Level. 

"Forever" ist kein Konzeptalbum, es gibt ernste und auch etwas alberne Songs. Gibt es auch Lieder, die in den Lyrics die Geschichten über Dr. Skull etc., die ihr bisher erzählt habt, irgendwo weiterspinnen, oder habt ihr euch da diesmal ganz gelöst?

Eigentlich versuche ich immer, mich an diese 50er, 60er American Pulp Comics mit kurzen, knackigen Geschichten anzulehnen, ob es jetzt der Fluch der Monsterspinnen oder sowas ist, so kann man sich das Album vorstellen. Wir versuchen eigentlich immer, mit einem Song ein gewisses Bild zu erzeugen, sei es da zum Beispiel in 'Grailforce One', der unseren Kampf gegen Dr. Skull schildert. Dieses ein bisschen trashige, cartooneske auf engstem Raum, das haben wir auch diesmal definitiv drin, aber es ist kein Konzeptalbum, vollkommen richtig. Wobei das etwas ist, was für die Zukunft definitiv ansteht, worauf ich total Lust habe. Aber in diesem Fall ist "Forever" eine Sammlung von vielen kleinen Storys aus Grailham, die Songs sind sehr kompakt, sehr bündig und textlich erzählt jeder eine kleine abgeschlossene Geschichte. 

Bei der Tracklist ist mir aufgefallen, dass 'Forever' als Single am Ende des Albums steht, was sehr ungewöhnlich ist. Eigentlich sind die Singles meistens am Anfang platziert.

'Forever' hat am Ende Platz gefunden, weil das Stück das epische Finale des Albums darstellt. Deswegen ist die Single am Ende gelandet. Wir haben tatsächlich ganz viel rumgeschoben und ausprobiert, wo die Songs am besten passen.



Die Single-Auskopplungen standen fest, bevor die Tracklist für das Album stand, wir hatten uns schon vorher auf die Single-Auskopplungen geeinigt. Die Entscheidung über die Tracklist ist erst relativ spät getroffen worden, weil wir sehen wollten, in welcher Reihenfolge die Lieder sich gut anhören. Daher haben wir das erst festgelegt, nachdem der Aufnahmeprozess abgeschlossen war, um auch die Übergänge etc. zu hören. Das erklärt es ganz gut.

'Forever' ist in diesem Fall ja schon unsere dritte Single-Auskopplung des Albums. Wir haben gestartet mit 'Grail Gym', dann haben wir noch 'Necronomicon' veröffentlicht und jetzt kam 'Forever'. Dazu kommt noch die mehrfach erwähnte Ballade 'In The Eyes Of The Enemy', die am 18.09.25 mit dem Video veröffentlicht wurde. 

Gibt es einen Song auf "Forever", zu dem du eine spezielle Geschichte hast, oder wo du sagst, den würde ich gerne noch mal ein bisschen in den Fokus rücken?

Obwohl wir schon darüber gesprochen haben, fällt mir sofort die Ballade 'In The Eyes Of The Enemy' ein, ich sage gerne doch nochmal einen Satz dazu. Ich will jetzt nicht ins Pathetische abdriften, dann musst du mich bitte ausbremsen. Bei dieser Ballade musste ich tatsächlich sehr viel, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen doof, aber ich musste viel irgendwie an die ganzen Dinge denken, die so um uns herum gerade passieren.

Das hat mich auch immer begleitet, während ich den Song geschrieben habe. Und dann auch später, als ich das Stück mit den Jungs und Sascha Paeth gemeinsam überarbeitet und bearbeitet habe. Ich musste tatsächlich viel an den Ukraine-Krieg denken und alles, was um uns herum passiert, auch von den Lyrics her. Das Video, was wir dazu gedreht haben, beinhaltet das gar nicht, aber eigentlich war das so mein Hintergedanke bei diesem Lied.

Vor allen Dingen auch, weil unser letztes Album "Muscle Bound For Glory" an dem Freitag erschienen ist, an dem dieser Krieg begonnen hat. Da freut man sich auf diesen Tag und dann passiert sowas Entsetzliches. Und man ist zwei Wochen fast nur wie betäubt davon, dass sowas neben einem passiert, das hat das irgendwie überschattet und hat einen natürlich im Schaffen und im Musikmachen beeinflusst. Und deswegen ist das auch für mich so ein Song, der irgendwie schon einen gewissen Tiefgang hat. Auch wenn das vielleicht auf Anhieb nicht so zu erkennen ist.

Wie wichtig ist Spielzeug für euch, 80er Jahre Spielzeug? Sammelt irgendjemand von euch noch Sachen wie Transformers, Masters Of The Universe oder sind das einfach Kindheitserinnerungen?

Jetzt fragst du genau den richtigen. Ich bin umgeben von diesem ganzen Kram. Ich sammle tatsächlich Masters Of The Universe in OVP. Meine Frau beobachtet das mit argwöhnischen Augen, aber das bleibt unter uns. [Klar! - ME]

Ich bin ein total großer Comic- und 80er-Jahre-Spielzeug-Fan. Ich mag auch unheimlich gerne Warhammer und ich sammle tatsächlich alles in OVP, was alle in meiner Familie immer nur mit Kopfschütteln begleiten, weil sie es ja nicht auspacken und damit spielen dürfen. Aber du möchtest jetzt nicht, dass ich dir hier meine Sammlung vorführe? 

Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben, aber nein, das reicht mir schon an Informationen. Ich bin ein paar Jahre älter als du und ich weiß noch genau, wie ich bei uns im Kaufhaus die Rolltreppe hochgefahren bin, wo man dann genau auf die Spielzeugabteilung geschaut hat und das erste Mal in meinem Leben die erste Welle der Masters of the Universe-Figuren gesehen habe. Da musste ich meiner Mutter natürlich gleich das Skeletor-He-Man-Doppelpack mit der beiliegenden Hörspiel-Kassette & Comic aus den Rippen leiern. Wenn ich das Set noch OVP hätte, aber ich musste ja damit spielen...

Das ist ein besonderes Sammlerstück. Da muss ich leider passen, das habe ich nicht. Bei mir ist es eher ein Kindheitstrauma, das ich bewältige. Ich habe die Ausläufer der Masters mitgenommen, so um 1982. Da war ich in der Grundschule - und ich durfte damit nicht spielen. Ich liebe meine Eltern sehr, aber ich durfte damit nicht spielen. Also habe ich das alles nachgeholt, nachdem ich angefangen habe, Geld zu verdienen. 

Habe ich das falsch im Kopf, oder hast du oder einer von den GRAILKNIGHTS bei einer Autotauschsendung, ich glaube es war "Mein neuer Alter", mitgemacht?

Das war unser ehemaliger Dr. Skull, der uns 15 Jahre begleitet hat. Der hat sich da angemeldet und bei seinem Hobby geschrieben, er sei ein Skelett in einer Metal-Band. Das fanden die vom Sender witzig und das musste natürlich der Aufhänger für die Folge sein. Und er hat da seinen Mazda Silver Lady gegen eine Familienkarre getauscht. Das war es im Grunde schon. Aber GRAILKNIGHTS hat es auch schon ins Fernsehen geschafft. Das können nicht viele sagen. 

Die alten Alben gibt es im Moment physisch zum Großteil nicht mehr. Denkt ihr darüber nach, die Alben irgendwas mal wiederzuveröffentlichen?

GrailGymJa. Das ist definitiv im Gespräch. Da würde natürlich dazugehören, dass man den Katalog von dem bereits erwähnten Indie-Label abkauft, sonst könnte man das nicht wiederveröffentlichen. Aber ich gehe mal fest davon aus, dass jetzt seitens Reigning Phoenix Music erstmal geschaut wird, wie sich diese anstehende Veröffentlichung verkauft, wie gut das Album läuft. Das ist selbstverständlich für jegliche Zukunftspläne extrem wichtig.

Und ich denke, wenn das gut läuft, was ich mir natürlich sehr wünsche, dass man dann auch über sowas wie Re-Releases spricht. Aber gerade ist der Fokus voll auf die VÖ des neuen Albums gerichtet, dann sehen wir in ein paar Monaten, wie es da weitergeht. Interesse ist aber da und es wurde sogar auch gleich beim ersten Treffen mit dem Label über das Thema gesprochen.

Sehr gut. Dann geht es für euch auf Tour. Was steht da an?

Wir spielen eine Co-Headliner-Tour mit ALL FOR METAL und Support ist TUNGSTEN. Das geht am 16. Oktober los und endet am 7. November. Also gut drei Wochen. Mit Deutschland und umliegenden Ländern. In der letzten Woche der Tour geht es noch mal ein bisschen im Süden weiter, Frankreich und Spanien ist dann dabei. Spanien ist ein Land, das wir noch nie bespielt haben, es ist also durchaus spannend, was da auf uns zukommt. 

Wird es auf der Tour in Sachen Show neue Elemente geben?

Ja, da arbeiten wir dran. Selbstverständlich wird es neues Songmaterial geben und wir arbeiten auch daran, noch neue Show-Elemente reinzubringen. Es ist tatsächlich immer nicht leicht, wenn man auf so eine Tour geht und auch nur bedingt Platz hat für viele neue Dinge, die Show dann komplett neu auszulegen. Bei dieser Tour werden vertraute Grundelemente bewahrt werden, und wir werden sicherlich auch wieder viele Menschen erreichen, die uns noch nie gesehen haben, für die das alles neu ist.

Aber natürlich lassen wir uns kleine Neuheiten einfallen. Das definitiv, aber soo den großen Sprung zu neuen Kostümen, an denen wir zum Beispiel arbeiten, das wird jetzt noch nicht passieren. Das haben wir als Ziel gesetzt, aber das ist so eine Sache, die dann mal in der hoffentlich nicht zu fernen Zukunft passiert.

Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitgeben möchtest?

Dir einen herzlichen Dank für das Interview. Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Ich fand deine Fragen total unterhaltsam und kurzweilig.

Den Lesern würde ich sagen: Kommt zu unserer Tour. Das wird ein toller Abend. Das wird sehr muskulös, im wahrsten Sinne des Wortes. Checkt das neue Album aus. Ich finde, das Album macht Spaß. Es ist sehr melodiös, sehr energetisch. Es sind viele Ohrwürmer dabei und wir freuen uns, wenn viele uns eine Chance geben. 

Ich hoffe, dass das auch passiert. Ich denke, "Forever" ist ein Riesenschritt nach vorne und drücke euch die Daumen für die Tour und das Album. Viel Erfolg.

Danke dir!

 

Fotocredits: Robert Gruss / Mis

Redakteur:
Maik Englich

Login

Neu registrieren