"Es gibt Millionen ähnliche Riffs auf der Welt, aber nur einen Manne Ikonen." Janne Markus von THE MAN-EATING TREE über "Night Verses"
10.05.2025 | 23:00THE MAN-EATING TREE ist nach langer Zeit wieder von den Toten auferstanden und hat mit "Night Verses" ein mehr als nur amtliches Comeback auf die Bretter gelegt. Wir haben dem Grippe-geplagten Gitarristen Janne Markus ein paar Fragen über die Ostsee geschossen und weitere Hintergründe offenlegen können.
Hi Janne! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen zu THE MAN-EATING TREE und dem neuen Album zu beantworten! Wie geht's dir und was machst du gerade so?
Hi. Hier ist alles in Ordnung. Der Winter liegt hinter uns und der finnische Sommer steht vor der Tür. Im Moment warte ich auf die Gigs, damit wir die "Night Verses"-Songs neuen Leuten vorspielen können.
Es sind zehn Jahre vergangen, seit ihr "In The Absence Of Light" veröffentlicht habt. Danach ist die Band fast ein Jahrzehnt lang mehr oder weniger verschwunden. Was ist in all den Jahren passiert und was lief hinter den Kulissen – sofern du das mit uns teilen möchtest?
Zuerst muss ich sagen, dass wir als Band wirklich zufrieden mit dem Album waren. Antti (Kumpulainen) als neuer Sänger hat einen unglaublich guten Job gemacht und die Zusammenarbeit mit Aksu (Hanttu, Schlagzeug) ging auch weiter. Aksu hat zum Beispiel "A Dead Heavy Day" von POISONBLACK gemixt. Aber nach der Veröffentlichung ging vieles schief. Touren wurden abgesagt und ich glaube, das Album wurde in Europa nie richtig veröffentlicht. All diese Rückschläge haben die Motivation der Band gekillt, und einige von uns sind in eine andere Stadt gezogen. Ein weiterer großer Rückschlag war, dass Vesa Ranta beschlossen hat, mit dem Schlagzeugspielen aufzuhören. Zum Glück war das nur vorübergehend – inzwischen spielt Vesa ja bei THE ABBEY und CEMETERY SKYLINE. Ich habe versucht, die Band mit anderen Mitgliedern weiterzuführen, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass sich das alles zu schwer anfühlt. Das einzugestehen war echt hart.
Letztes Jahr habt ihr die Rückkehr von THE MAN-EATING TREE angekündigt, aber diesmal mit vielen neuen und auch ein paar bekannten Gesichtern. Du hast gesagt, es ist nicht einfach ein Treffen alter Freunde. Wie hast du dieses Line-up zusammengestellt?
Ich kenne Aksu schon lange, und wir hatten schon vor Jahren beschlossen, dass wir gemeinsam Musik machen wollen. Aksu war gerade in keiner anderen aktiven Band, also war der Zeitpunkt gut. Aksu hat das Album auch aufgenommen und gemischt – und ich muss sagen, er hat einen großartigen Job gemacht, nachdem wir den richtigen Sound und das Gleichgewicht gefunden hatten. Mika (Junttila, Bass) hat beim letzten THE MAN-EATING TREE-Gig vor der Pause Bass gespielt und hatte den Wunsch geäußert, in Zukunft weiter dabei zu sein. An den Kompositionen war er zwar nicht so stark beteiligt, aber seine ruhige und positive Art spiegelt sich in allem wider, was wir tun. Das habe ich vor allem jetzt bei den ersten Gigs gemerkt. Sakke (Paavola, Gitarre) habe ich über unseren früheren Livemischer kennengelernt und wir haben uns sofort gut verstanden. Sein Beitrag zu den Songs ist riesig. Auch wenn die Songs größtenteils von mir stammen, war Sakke eine echte Hilfe. Sakke kannte Manne (Ikonen, Gesang) noch aus seiner Zeit in Jyväskylä und wir haben überlegt, ob er mitmachen würde. Zum Glück hat er zugesagt – und plötzlich entstanden die Song-Demos in einem richtig guten Tempo. Mannes Gespür für Melodien passte genau zu dem, was ich im Kopf hatte, und er hat die Melodien, die ich geschrieben habe, großartig an seinen Stil angepasst. Die Texte auf dem Album stammen ebenfalls von Manne, was ich richtig gut finde.
Was kam zuerst – der Entschluss, ein neues Album zu machen, oder die neue Besetzung von THE MAN-EATING TREE?
Ein neues THE MAN-EATING TREE-Album. Ich habe sehr lange an dem Album geschrieben, aber ich konnte es nicht vollenden, bis dieses Line-up zusammengekommen ist. Zwischendurch haben wir sogar überlegt, ob THE MAN-EATING TREE tot ist und wir das Album unter einem neuen Bandnamen rausbringen – zum Glück haben wir diese Idee verworfen.
Ganz ehrlich: Als ich gelesen habe, dass Manne Ikonen euer neuer Sänger ist, konnte ich es kaum glauben. Ich bin ein riesiger GHOST BRIGADE-Fan und seine Stimme wieder zu hören, fühlte sich an wie ein Kreis, der sich schließt. Wie hat er dein Songwriting beeinflusst?
Wie gesagt: Seine Melodien und Texte waren extrem nah an meinen – das war also ein superflüssiges Projekt. Nur die ganz ruhigen und nackten Parts der Songs waren eine Herausforderung. So etwas hatte Manne vorher nicht oft gemacht.
Lass uns über "Night Verses" sprechen: Ich liebe das Album. Es klingt nach THE MAN-EATING TREE – aber dunkler, aggressiver und trotzdem frisch und neu, mit vielen GHOST BRIGADE-Vibes. Was war das Hauptziel für dieses Album? Wolltet ihr ein Statement setzen, so was wie "Wir sind zurück!"? Erzähl gern ein bisschen über den Aufnahmeprozess.
Wow, danke. Ja, mein Ziel war es, ein aggressives und superdunkles Album zu machen. Es hat seine endgültige Form angenommen, als Manne zur Band gestoßen ist. Und was den GHOST BRIGADE-Einfluss betrifft: 'Seer' zum Beispiel hat erst dann wie GHOST BRIGADE geklungen, als Manne es gesungen hat, haha. Es gibt Millionen ähnliche Riffs auf der Welt, aber nur einen Manne Ikonen. Ein Statement wollten wir nicht setzen. Wir wollten einfach gute, ehrliche Musik machen. Ein Album, das nach THE MAN-EATING TREE klingt. Kein Plastik, nicht überproduziert.
Auf dem neuen Album singst du selbst ziemlich viel. Wenn ich richtig recherchiert habe, ist das das erste Mal, dass man dich so präsent als Sänger bei THE MAN-EATING TREE hört. Willst du jetzt selbst Rockstar werden oder wie kam es dazu, dass du dich auch als Sänger entwickelst?
Hahaha. Ich bin doch schon ein interstellarer Rockstar! Nein, im Ernst – auf den Demos waren eben meine Vocals drauf und als Manne die gehört hat, meinte er: "Die solltest du auch auf dem Album lassen." Das war eigentlich eine gute Idee – und live können wir so Songs auch überlappend spielen, ganz ohne Backing Tracks.
Einer meiner Lieblingssongs auf dem neuen Album ist 'To the Sinking'. Erzähl uns was über diesen Track und was er dir persönlich bedeutet.
Den Kern des Songs habe ich wahrscheinlich in 15 Minuten geschrieben. Klar, der Song hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Der Arbeitstitel war '3rd', weil es um den drittschwersten Moment meines Lebens geht. Momente, in denen man nicht weiß, ob man wach oder am Träumen ist. Diese Idee hört man zum Beispiel im letzten Teil des Songs, da sind drei Schläge zu hören. Das ist auch einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.
Im Moment sind ein paar Live-Shows angekündigt, aber bisher nur in Finnland. Gibt es eine Chance, dass wir euch in den kommenden Jahren auch anderswo in Europa sehen?
Ja, wir arbeiten auch an Shows im Ausland, aber dieses Jahr konzentrieren wir uns erstmal auf Finnland.
Möchtest du den Lesern von POWERMETAL.de noch etwas sagen? Berühmte letzte Worte?
Danke dir! Und danke für das tolle Review. Denkt dran, Bands zu unterstützen und zu den Shows zu gehen. THE MAN-EATING TREE ist wirklich wieder aufgewacht – und wir müssen diesmal keine zehn Jahre mehr auf ein neues Album warten. Es gibt schon ein paar neue Ideen.
Vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für meine Fragen genommen hast – und ich hoffe, es geht dir bald besser! 'Night Verses' kam für mich komplett überraschend und euch mit dieser Stimme zurückzuhaben, hat mich wirklich gefreut.
Danke dir. Bis bald!
Fotocredit: Jani Mahkonen
To The Sinking (Official Animated Lyric Video)
https://youtu.be/r6zAYveJxfM?si=gqOn5Yz65V7rj00w
- Redakteur:
- Kevin Hunger