PRESS CLUB - To All The Ones I Love
Mehr über Press Club
- Genre:
- High Energy
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cargo Records
- Release:
- 02.05.2025
- I Am Everything
- Wilt
- Champagne & Nikes
- Wasted Days
- No Pressure
- Vacate
- To All The Ones That I Love
- Tightrope
- Staring At The Ceiling
- Desolation
Krachend und mitreißend durch den Sommer punken? Dies ist der Soundtrack dazu!
Die australische Punk-Rock-Formation PRESS CLUB hat auf unseren Seiten bislang nur einmal kurz stattgefunden, als deren Album "Endless Motion" in meinen Perlen 2022 auf dem letzten Rang eine kurze Nennung fand. Ich hatte die Band tatsächlich erst in dem Jahr entdeckt und dies auch erst kurz vor Abgabe meiner damaligen Liste, sodass es nicht zu einer erweiterten Auseinandersetzung auf unseren Seiten kam. Dabei war "Endless Motion" bereits das vierte Album der Band um Front-Frau Natalie Foster. Das Album hat mich nachhaltig begeistern können und so bin ich rattenscharf auf den Nachfolger "To All The Ones That I Love".
Viele Umdrehungen später, in denen ich unterm Kopfhörer schwitzend mitgerissen und mit heiserer Stimme vom unwillkürlichen Mitsingen, versuche ich meine Gedanken zu dem Album in die Tasten zu drücken. Gar nicht so einfach, wenn eine Band etwas außerhalb der eigenen Kernkompetenz musiziert und einen trotzdem vollends am emotionalen Haken hat. Es wäre einfach, die herausragende Qualität allein am Energielevel von Natalie Foster aufzuhängen, aber das würde weder den anderen Mitgliedern von PRESS CLUB gerecht werden, noch den Songqualitäten aller Songs auf diesem wundervollen Album.
Der kristallklare und gleichzeitig messerscharfe Klang der Band, der es schafft, dass die eher rockigen Saitenanschläge mit jeder Note voll ins Herz gehen und dem es gelingt die permanent nach vorne pumpenden Bassläufe so transparent knarzig in Szene zu setzen, dass man eine dauerhafte Ohrmassage erhält. Die dazu gespielten Drumbeats untermauern dann die permanente Spannung, die von dieser Musik erzeugt wird. Es ist wie ein immerwährendes Flimmern, ein Treiben nach vorne, was ich so nur selten erlebe und was so wunderbar ansteckend und positiv aufwühlend wirkt.
Engstirnige Menschen werden beim Genre Punk-Rock sicherlich noch an extrem simple Songstrukturen und beinahe schlampig dahin gerotzte Instrumentierung denken. Falscher gedacht geht hier kaum, denn, ähnlich wie bei meinen alten Helden SPERMBIRDS, ist im Hause PRESS CLUB nichts von diesen Attributen zutreffend. Vielmehr geht es dem Quartett offenbar ausschließlich darum, ihre Emotionen in mitreißend-kraftvollen Songs zu transponieren und sie vergessen dabei auch nicht, dass Abwechslung kein Manko ist.
Sicherlich werden nun Freunde der früheren Scheiben, mahnend den Zeige- oder Stinkefinger erheben und eben jenes Punkfeeling vermissen. Das kann ich durchaus nachvollziehen, ändert aber nichts an meiner Begeisterung für diese Platte. Noch immer pumpt der Bass unaufhörlich aus den Boxen und treibt so den Adrenalinspiegel des Hörers nach oben, noch immer faucht, schreit und brüllt sich Natalie in Ekstase, noch immer krachen die Drums peitschend nach vorne und noch immer hacken die Akkorde wütend ins Gehör. Lediglich die Verpackung ist etwas gebügelter ausgefallen. Mainstream? Möglich, aber man sollte jeder Band zugestehen, dass sie wachsen möchte und so lange man sich dabei nicht zu sehr verbiegt, ist das für mich auch meist in Ordnung. Genau so hört sich das für mich im Falle von PRESS CLUB an. Noch immer ist man angepisst bis in die Haarspitzen und noch immer ist die Musik zu kratzbürstig für die Massen. Und das ist gut so.
Der Opener 'I Am Everything' zeigt diese Entwicklung sehr gut, denn so behutsam ist man wohl selten in ein Album eingeführt worden. Aber es bleibt natürlich nicht bei solchen Tönen. Spätestens mit 'Champagne And Nikes' pumpen treibende Basslinien durch den Äther. Da bleibt kein Popo unwippend. Doch? Nun, dann schnell zu 'No Pressure' vorpreschen und vom ungebürsteten Brüllgesang aus dem Sofakissen schreien lassen. Diese Nummer hat mich bereist beim ersten Durchlauf komplett am Haken gehabt und will mich bis jetzt auch nicht mehr loslassen. Garantiert auf dem Jahrestreppchen. Heute, etliche Wochen später finde ich 'Vacate' aber beinahe noch besser. Dieser peitschende Rhythmus ist so hypnotisch und erinnert mich an grandiose BLONDIE-Tage. Hammer!
Mir ist klar, dass Fans früherer Alben hier etwas den Spirit alter Tage vermissen können und von daher sind meine Aussagen weiter oben natürlich auch mehr ein wortspielerischer Weckruf, als das tatsächliche Infragestellen irgendwelcher Mainstream-Attitüde-Unterstellungen. Die Band ist glatter geworden, ohne für mich dabei an Originalität und Ausstrahlung zu verlieren. Aber als Neu-Einsteiger ins PRESS-CLUB-Universum steht mir hierzu vielleicht auch keine Meinung zu.
Kurz: Feiste Scheibe einer ganz tollen Band!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae