DIAMOND DOGS: Neuauflage der ersten zehn Bandjahre

23.11.2020 | 23:15

Gehaltvolle und gelungene Retrospektive auf die erste Dekade DIAMOND DOGS

Als die Schweden 1994 mit "Honked!" debütierten, konnten sie die Herzen der Presse ebenso im Sturm erobern wie jene aller Fans, denen der Sinn nach hemdsärmeligem, urwüchsigem Rock’n’Roll stand. Mit dem ganz großen Durchbruch hat es zwar leider nie geklappt, in einschlägigen Kreisen wird die Band aber immer noch geschätzt. Den Test der Zeit bestehen die seinerzeit vorwiegend von Größen wie THE ROLLING STONES (wie durch eine gelungene Version von 'You Can't Always Get What You Want' untermauert wird, mit der man Jagger, Richards und Co. entsprechend Tribut zollt) oder THE FACES inspirierten Tracks natürlich locker, weshalb auch die Neuauflage problemlos Abnehmer finden wird. Nicht zuletzt, weil das von Raukehlchen Sören Karlsson hingebungsvoll und glaubwürdig eingesungene, um drei Tracks erweiterte Songmaterial erstmals auch auf Vinyl veröffentlicht wird.

Doch nicht nur das jetzt unmissverständlich "Honked All Over Again" betitelte Debüt erscheint als üppig aufgemachter Re-Release. Das Label hat es sich zum Ziel gemacht, das gesamte Material der ersten zehn Bandjahre erneut in Umlauf zu bringen. Eine nette Idee, die zu einer noch besseren Umsetzung führte. Schließlich wurde auch "As Your Green Turns Brown", das zweite Album der schwedischen Rocker, um diverse Bonus-Tracks erweitert. Dafür hat man zwar keine Raritäten aus dem Archiv zu Tage gefördert, zumindest aber bekommt der Fan auch sämtliche Single- und EP-Tracks jener Phase mitgeliefert. Da die Band zwischen dem Debüt und "As Your Green Turns Brown" ganze sieben Jahre vergehen hat lassen und in jener Zeit offenbar spieltechnisch gehörig an Reife zulegen konnte, ist die vergleichsweise dezentere, aber auch glamourösere Vortragsweise schnell erklärt.

Auf die Vorliebe der Schweden für typisch britische Rock-Sounds der späten 60er und der frühen 70er Jahre hatte das aber keinerlei Einfluss. Auch die letzten beiden Dekaden konnten dem Material nichts anhaben. Im Gegenteil, die zeitlose Klasse von Tracks wie 'Singin' With The Alleycats' kommt auf der aktuellen Vinyl-Edition sogar noch besser zur Wirkung.

Das trifft auch auch "Weekend Monster" zu. Dafür hat man zwei zu Beginn des Millenniums aufgenommene EPs zusammengefasst und nun erstmals als Vinyl-Edition aufgelegt. Das Cover macht deutlich, dass es bei den immer noch aktiven Schweden, die im Vorjahr mit "Recall Rock 'n' Roll And The Magic Soul" ein hörenswertes Teil in die Umlaufbahn katapultiert haben, seit jeher um nichts anderes als pures Entertainment ging. Die Songs der EPs "Among The Non Believers" und "Shortplayer" standen hinsichtlich der Attitüde der Truppe dem Rest nämlich in nichts nach. Der Spaß, den die Burschen beim Einspielen der Tracks mit ihrem damaligen Stammproduzenten Tomas Skogsberg gehabt haben, lässt sich auch 20 Jahre später noch förmlich spüren. Und noch viel länger, denn Gute-Laune-Nummern wie der nunmehrige Titelsong oder das groovige 'Slim Busty Blonde' sind einfach zeitlos!

Mit "Too Much Is Always Better Than Not Enough" und "The Atlantic Juice" wird der Reigen an Neuauflagen abgeschlossen. Das 2002 veröffentlichte dritte Album "Too Much Is Always Better Than Not Enough" brachte zwar auch nicht den erhofften Durchbruch auf internationaler Ebene, stellt sich retrospektiv aber als das vom Songwriting her durchdachteste Werk der Truppe heraus. Schade, dass man diesen Dreher lediglich mit einem neuen Cover ausgestattet hat. Für "The Atlantic Juice" dagegen wurden die feinsten Nummern der 2003er Compilation "That’s The Juice I’m On" und der mit Jeff Dahl eingespielten Split-CD "Atlantic Crossover" zusammengefasst. Zu hören gibt es darauf unter anderem ein fetziges Cover von Dahls 'I'm In Love With The GTO's' sowie das grandiose 'Get The Monkey Off'.

Ein dermaßen umfangreiches und breitgefächertes Oeuvre kann nach den ersten zehn Jahren Existenz wahrlich nicht jede Band vorweisen!

Redakteur:
Walter Scheurer

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