DARK FUNERAL: Interview mit Lord

01.01.1970 | 01:00

Wie Kollege Rainer schon in seinem Review so treffend feststellte, haben DARK FUNERAL mit „Diabolis Interium“ ein wahres Highlight am düsteren Firmament der Schwarzwurzel-Szene aus dem Ärmel gezaubert. Auch ich, der im Normalfall eher weniger mit diesem Sound anfangen kann, war (und bin es noch immer) ziemlich angetan vom dritten Langeisen der Schweden. Was lag also näher als an Micke Svanberg’s (alias Lord Ahriman) Ärmel zu zupfen, um dem Obersatanisten die eine oder andere Antwort zu entlocken.

Oliver: Bis jetzt hab ich nur Positives über euer neues Album “Diabolis Interium” gelesen bzw. gehört. Ist das eine Art Selbstbestätigung für euch oder wie geht ihr mit diesen einzigartigen Kritiken um?

Lord Ahriman: Nun ja, wir sind ehrlichgesagt selbst ziemlich überwältigt von den großartigen Reaktionen auf unsere neue Scheibe, aber wir lassen uns das alles garantiert nicht zu Kopf steigen. Sicher haben wir gewußt, als wir die Scheibe aufnahmen, daß es ein sehr gutes Album wird, aber letzten Endes haben wir nicht damit gerechnet, daß es so fantastisch von der Presse aufgenommen wird.

Oliver: Ich persönlich bin ja nicht unbedingt ein allzu großer Black Metal Freak, aber gerade eure neue Scheibe bietet gerade in musikalischer Hinsicht doch ein Stück mehr als die typisch stumpfen BM Trademarks. Wie wichtig ist es euch auch Fans neben Black und Death Metal anzusprechen?

Lord Ahriman: Obwohl „Diabolis Interium“ unsere extremste Veröffentlichung bis dato ist, denke ich und hoffe natürlich auch, daß jeder der auf Metal steht von dem Album musikalisch angesprochen wird.

Oliver: DARK FUNERAL sind ja bekannt für ihr Schlagzeuger Problem in der Vergangenheit. Inzwischen habt ihr ja mit Matte Modin (DEFLESHED, INFERNAL) aber einen neuen, würdigen Schlagwerker gefunden. Ist er mittlerweile ein festes Bandmitglied und wie sieht es mit seinen anderen Verpflichtungen aus?

Lord Ahriman: Eigentlich hat Matte kurz bevor wir ihn fragten, ob er bei DARK FUNERAL mitmischen möchte, INFERNAL verlassen. Derzeit ist er also nur bei uns und DEFLESHED aktiv und mit den Zeitplänen von DARK FUNERAL und DEFLESHED hat es bisher absolut keine Überschneidungen gegeben. Somit besteht diesbezüglich kein Problem. Und ja, Matte wird mittlerweile als festes Bandmitglied angesehen.

Oliver: Du hast vor kurzem gesagt, daß du sehr genau überlegst, wie du deine Riffs am besten einsetzt. Wie lange dauerte es denn in der Regel, bis du ein Riff endlich einem Song zuordnest und besteht bei dem langen hin und her nicht die Gefahr, daß die ursprüngliche Spontanität eines Riffs verloren geht?

Lord Ahriman: Auch wenn ich ein Perfektionist bin, glaube ich nicht, daß meine Riffs jemals etwas von ihrer spontanen Engerie verlieren. Das Fundament bleibt immer das gleiche, es wird nur ständig verbessert bzw. versucht, das beste rauszuholen. Ich lasse meinen Hang zum Perfektionismus jedenfalls nicht soweit kommen, daß es in Idiotie ausartet und sollte ich doch irgendwann mal kurz vor knapp, sind da immer noch meine Jungs, die mich bremsen … haha!

Oliver: Vor 3 Jahren hatte ich die Gelegenheit euch für einige Tage auf Tour näher kennenzulernen. Dabei war ich ziemlich überrascht, welch angenehme Zeitgenossen ihr doch seit … wenn man so will, das komplette Gegenteil von dem, was ihr „on stage“ so verkörpert. Gibt es in euren Köpfen einen imaginären Schalter, den ihr umlegt wenn ihr auf der Bühne steht, um dem Klischee des typischen Black Metalers zu entsprechen oder wie muß ich mir das vorstellen?

Lord Ahriman: Freut mich hören. Aber im Prinzip ist das ganz einfach, wenn uns jemand Respekt entgegen bringt, behandeln wir diese Person mit dem selben Respekt. Wir sind im grunde auch wirklich recht nette Jungs, nur wenn man uns dumm kommt, glaub mir, all hell will break loose!
Von der Einstellung her sind wir auf, wie abseits der Bühne die gleichen Personen. Auf der Bühne ist es aber eher so, daß wir dort all unsere negativen Emotionen voll ausleben bzw. sie einfach mit der Musik fließen lassen können.

Oliver: Warum hat es so lange gedauert, bis Caligula endlich seinen Bass bei zukünftigen Live-Shows im Koffer lassen wird? Ich erinnere mich noch, daß er ’98 schon wenig Freude am Langholz gezeigt hat.

Lord Ahriman: Eigentlich hat er den Bass schon immer gehaßt, aber da wir noch nie die Absicht hatten einen fünften Mann in die Band zu holen, blieb ihm mehr oder minder gar nichts anderes übrig, als sich das Teil umzuhängen. Als wir jedoch im Studio waren um das neue Album einzuspielen, kamen Diskussionen über einen Session-Bassisten für Live-Gigs auf. Naja und nach etlichem hin und her, waren wir dann doch der Überzeugung, daß es für die Band das beste wäre, live auf eine solche Lösung zurückzugreifen. Derzeit übernimmt Mikael Hedlund von HYPOCRISY diesen Job für uns.

Oliver: Entspricht es eigentlich der Wahrheit, daß schwedische Mucker von Geburt an snusabhängig (Snus ist ein besonderer schwedischer Tabak, den man sich unter die Lippe packt … eckelig das Zeug – Anm. d. Red.) sind oder ist dies nur ein Gerücht? Ich erinnere mich noch, daß ihr Tonnen von dem Zeug mit auf Tour dabei hattet.

Lord Ahriman: Naja, vielleicht nicht unbedingt von Geburt an, aber Snus ist in der Tat eine weit verbreitete Angelegenheit unter Schweden. Ich habe mit 11 Jahren damit begonnen und heute kann ich nicht mehr ohne leben. Und da das Zeug in nicht allzu vielen Ländern erhältlich ist, bringe ich jedesmal eine Unmenge von daheim mit auf Tour.

Oliver: Ihr seit ja bekannt für mehr als ausgedehnte Touren. Ist es da manchmal nicht nervig sich jeden Abend zu schminken, vor allem dann, wenn keine Duschen nach der Show am Start sind?

Lord Ahriman: Heutzutage ist das kein Problem mehr, da ist es nämlich vertraglich geregelt, daß nach dem Gig Duschen zur Verfügung stehen. Das war anno ’96, wo wir anfingen zu touren, noch nicht so. Da kam es durchaus vor, daß wir noch mit der Schminke im Gesicht und blutüberströmt nachts in die Kiste stiegen. Aber gut, wir würden’s nicht machen, wenn wir uns darin nicht wohlfühlen würden.

Oliver: Kommen wir zu einer eher makaberen Frage: angenommen du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest du geschrieben?

Lord Ahriman: Keep on supporting Metal. Hail Satan!

Auch wenn’s vielleicht schon einige nervt … mich interessieren die Antworten aber leider noch immer … kommen wir mal wieder zu meinem geliebten Stadartfragen-Katalog:

Oliver: Das Interview, das du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für dich persönlich Online-Mags verglichen zu „herkömmlichen“ gedruckten Magazinen ein?

Lord Ahriman: Wenn ich eine Information sehr schnell brauche, können Online-Mags sehr hilfreich sein. Trotzdem bevorzuge ich es an ein Kiosk zu marschieren, um mir die gedruckte Ausgabe zu besorgen. Aber es ist schon eine feine Sache, daß beides zur Verfügung steht.

Oliver: Welche 3 Dinge würdest du nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?

Lord Ahriman: Die Bibel, ein Porträt von Jesus und einen Dildo.

Oliver: Hättest du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest du gerne schlüpfen und warum?

Lord Ahriman: Ich fühle mich in meiner Haut eigentlich ziemlich wohl, deshalb sehe ich auch keinen Grund in die Welt irgendwelcher Illusionen einzutauchen und mir Gedanken zu machen, wie es wäre jemand anderst zu sein, nicht mal für einen Tag.

Oliver: Wir waren ja schon vorher bei dem Thema "Online". Wie stehst du zu den vielen MP3-Trading-Foren und dem Internet im allgemeinen?

Lord Ahriman: Mir ist das ziemlich egal, ob Leute untereinander MP3‘s tauschen oder nicht. Ich glaube jedenfalls nicht, daß ein Künstler bzw. eine Band deshalb finanzielle Einbusen hat (was allerdings die größte Sorge von vielen Labels und Musikern zu sein scheint). Wenn du so willst, ist der Tausch von MP3‘s im Prinzip nichts anderes als eine update des früheren Tape-Tradings. Das Negative daran ist einfach, daß wenn ein Album vor seiner eigentlichen Veröffentlichung schon im Internet zu haben ist, die eigentliche „Magie“ des ganzen verloren geht. Und aufgrund der zumeist schlechten Qualität der MP3 Files wird doch eigentlich jeder beschissen, der sich auf das MP3-Trading einläßt. Dennoch bin ich mir sicher, daß sich die richtigen Metalheads die entsprechenden Alben „in its real flesh“ zulegen. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil des Metal-Spirits … das komplette Album zu besitzen und nicht nur ein paar Computer-Dateien. Ich persönlich habe mir noch nie Songs aus dem Internet heruntergezogen. Ich kaufe mir die Alben, denn ich will das komplette Drum-Herum, das Album in seiner unverwechselbaren Gesamtheit besitzen.

Oliver: Wie gehst du mit Kritik um? Wann ist für dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Lord Ahriman: Ich respektiere ehrliche und begründete Kritik. Allerdings wenn diese, wie in den meisten Fällen, eher dumm und kindisch ist, ignoriere ich diese einfach. Viele Medienleute sind doch einfach nur in die Presseecke gerutscht, weil sie als Musiker zu erfolglos waren bzw. sind. Tja, und das Kritisieren anderer, erfolgreicherer Musiker ist im Prinzip der einzige Weg ihr eigenes jämmerliches Versagen zu kompensieren. Es ist schlicht und ergreifend Neid. Warum sollte man sich also deshalb darüber aufregen?

Oliver: Wo siehst du DARK FUNERAL in 10 Jahren?

Lord Ahriman: Ich hoffe mal, daß wir zu dem Zeitpunkt gerade unser achtes Studioalbum aufnehmen, eine neue Tour in Planung haben … usw.!

Oliver: Danke fürs Interview. Dir gehören die letzten Worte …

Lord Ahriman: Danke für die Unterstützung und vergeßt nicht unser neues Album „Diabolis Interium“ abzuchecken. Hoffe man sieht sich auf Tour!

Hail Metal. Hail Satan.
Lord Ahriman

Redakteur:
Oliver Kast

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