CROWN LANDS: Kevin Comeau und der Ambient-Ausflug

26.08.2025 | 17:12

Naturbelassen und ursprünglich – besser als Kollege Björn hätte man die beiden "Ritual"-Teile aus dem Hause CROWN LANDS nicht zusammenfassen können. Die kanadischen Folk-Progger haben als Überbrückung zum neuen Album zwei EPs erschaffen, die a) definitiv anders klingen als alles zuvor Gehörte, b) in sich so herrlich geschlossen als auch experimentell sind und dabei c) den Hörer in eine herrliche Trance versetzen. Warum, wieso und vor allem weshalb das so ist, und wann wir mit gewöhnlicheren neuen CROWN LANDS-Tönen rechnen können, erfahren wir von Gitarrist Kevin Comeau.

Kevin, wie geht es dir?

Danke für die Einladung! Es läuft super. Wir arbeiten an viel neuer Musik.

2023 habt ihr "Fearless" veröffentlicht, ein sehr atmosphärisches und spannendes Album. Habt ihr mit dem Erfolg eures zweiten Albums gerechnet? Habt ihr auch damit gerechnet, dass es in Europa so gut ankommen würde?

Wir wussten, dass "Fearless" die letzte Platte sein würde, die wir mit unserem alten Label veröffentlichen, also wollten wir mit einem Paukenschlag abschließen. Wir wussten, dass 'Starlifter' die erste Seite der Platte eröffnen würde, aber wir wussten nicht, wie viele Türen sich damit öffnen würden. Cody und ich haben alles, was wir an Musik lieben, in diese Platte und insbesondere in diesen Song gesteckt. Es ist toll zu sehen, dass sie auch Jahre später noch relevant ist. Ich bin ein bisschen traurig, dass wir nicht durch Europa getourt sind, um diese Platte zu promoten. Deshalb arbeiten wir gerade an einer neuen.

Ihr habt auch bei InsideOutMusic unterschrieben – welche Möglichkeiten eröffnet euch dieser Wechsel, welche Türen stehen euch nun offen?

Wir freuen uns riesig, Teil der InsideOutMusic-Welt zu sein! Es fühlt sich gut an, Teil eines Teams zu sein, das Progressive Rock versteht und liebt. Es liegt eine lange Reise vor uns, und wir haben gerade erst begonnen. Ich denke, wir werden endlich nach Europa kommen und das tun können, was wir am besten können: live spielen.

Um die Zeit bis zu eurem dritten Album zu überbrücken, habt ihr zwei brandneue EPs veröffentlicht, "Ritual I" und "Ritual II". Warum wurde "Ritual" nicht als ein großes Album, sondern als zwei EPs veröffentlicht?

Sowohl "Ritual I" als auch "Ritual II" erzählen unterschiedliche, in sich abgeschlossene Geschichten. "Ritual I" erzählt die Geschichte eines uralten Brauchs auf einem fernen Planeten, bei dem eine vielfältig gefiederte Schlange angerufen wird. "Ritual II "wirkt eher wie eine Naturdokumentation: eine Reise durch die vielen Biome des Planeten. "Ritual I" zeigt die eher meditative und musikalisch am Ambient orientierte Seite, während "Ritual II" den eher perkussiven Einfluss der Weltmusik zeigt. Sie sind zwei Hälften eines Ganzen und werden für die körperliche Entladung als solche zusammengeführt.

Ich war überrascht, als ich die beiden Werke hörte. Während ich eure dramatische Seite eher kenne, zeigt "Ritual" eure kontemplative und meditative Seite. Wie kam es dazu? Und was hat das mit eurer Verbundenheit zur Natur zu tun?

Wir haben uns beide schon immer für Ambient, Electronic, New Age, Experimental- und Weltmusik interessiert. Diese Seite der Band wollten wir schon immer zeigen. Diese Platten als Entdeckungen von einem fernen Planeten zu betrachten, gab uns die Freiheit, ein Werk ohne kommerzielle Überlegungen zu erschaffen: Kunst um der Kunst willen. Wir haben alle Naturgeräusche in den Wäldern rund um unser Chalet Studio in Uxbridge, Ontario, aufgenommen. Vor der Aufnahme dieser Stücke haben wir viel Zeit damit verbracht, in den Hügeln zu meditieren.

Welche Wirkung soll "Ritual" auf den Hörer haben, was soll beim Hören passieren?

Ich denke, diese Platten werden manchen Hörern ein Gefühl des Friedens vermitteln, andere verwirren und herausfordern. Mir gefällt, dass diese Platten ein wenig polarisieren. Progressive Rock sollte progressiv und herausfordernd sein. Ich hoffe, sie inspirieren die Hörer, sich auch mit anderer experimenteller, New-Age-, Ambient- oder elektronischer Musik zu beschäftigen. Ich hoffe, diese Platten öffnen Menschen, die normalerweise nur Rock hören, Türen zu neuen musikalischen Horizonten.

Inwieweit hat die Pandemie – die auch mehr Ruhe und Stille mit sich brachte – "Ritual" beeinflusst, oder wie hat die damalige Situation die beiden EPs beeinflusst?

Wir haben zwischen "White Buffalo" und "Fearless" mit der Arbeit an "Ritual I" begonnen. Wir hatten nicht viel zu tun, außer im Studio zu arbeiten und zu meditieren. Das gab uns Zeit und Raum, dem Lärm der Stadt und dem Tourleben zu entfliehen.

Hinter der Entstehung von 'Shadows Under Moonlight' steckt eine sehr interessante Geschichte, die mit KING GIZZARD zu tun hat, nicht wahr? Kannst du das etwas näher erläutern?

Wir respektieren KING GIZZARD aus so vielen Gründen – was sie für progressive Musik und Musik im Allgemeinen leisten, ist unglaublich. Ich denke, dieser Einfluss ist auf dieser Platte mit ihren Polyrhythmen und mikrotonalen Momenten stärker zu spüren als zuvor.

Ich habe gelesen, dass "Rituals" eher als Album dient, das die Welt für die Haupthandlung eures nächsten Albums erschafft. Könnt ihr schon etwas darüber verraten?

Die beiden Teile von "Ritual" repräsentieren die Musik des Heimatplaneten, von dem das Album "Fearless" handelt. Die Idee ist, dass diese Musik als uraltes Relikt entdeckt wurde und wir sie restauriert haben, um sie der Welt zu präsentieren.

Wird die meditative Seite von CROWN LANDS  musikalisch auch auf dem nächsten Album präsent sein oder wird es eher den ersten beiden Alben entsprechen?

Auf jeden Fall. Wir haben uns schon immer für Ambient-Musik interessiert – das Intro zu 'Reflections' und der JOURNEY-Teil von 'Starlifter' unterstreichen unsere Liebe zu Synthesizer-Pads und Holzflöten. Auf der neuen Platte integrieren wir neben unserer üblichen Rock-Instrumentierung mehr Percussion-Elemente und interessante Holzblasinstrumente.

Wie viel vom neuen Album ist schon fertig, und könnt ihr schon absehen, wann es erscheint? Worum wird es gehen?

Wir arbeiten gerade am Nachfolger von "Fearless". Es ist ein Konzeptalbum und dient als Prequel zu den Ereignissen von 'Starlifter' in der "Fearless"-Chronologie. Es ist das Beste, was wir je geschrieben haben. Das neue Album handelt vom Heimatplaneten des Syndikats – den Antagonisten der Geschichte. Es zeigt, wie schlimm die Bedingungen ihrer Gesellschaft sein mussten, damit ein so großes galaktisches Übel aufsteigen konnte. Es ist eine kaum verhüllte Metapher für das, was gerade in der Welt passiert.

Wird "Ritual" auch zukünftige Live-Shows beeinflussen, sodass Songs wie 'The Storm' oder 'Respite' ihren Weg in eure Setlists finden?

Wir bereiten gerade einen Live-Dreh von "Rituals" mit zwei zusätzlichen Schlagzeugern vor. Wir freuen uns schon sehr darauf, das Video zu drehen und zu veröffentlichen. Wir sind uns noch nicht sicher, wie wir die verschiedenen Ebenen live ohne zusätzliche Musiker rüberbringen sollen, aber wir sind der Herausforderung gewachsen.

Kevin, das ist alles, was ich fürs Erste habe. Möchtest du unseren Lesern und Fans noch etwas sagen?

Danke, dass ihr diese Reise mit uns gemacht habt! Wir haben bald jede Menge neuen Heavy Progressive Rock im Angebot!

 

Fotocredit: Luke Paron

Redakteur:
Marcel Rapp

Login

Neu registrieren