CROSSBOW: Interview mit Stefan & Dave

03.03.2005 | 11:42

Im deutschen Untergrund wimmelt es geradezu von unterbewerteten, hoffnungsvollen Acts, die regelrecht darauf lauern, die Chance zu nutzen, wenn sie sich denn bieten sollte. Eine dieser Bands ist sicherlich auch CROSSBOW, die mit ihrem Debüt "Break The Ice" mehr als nur einmal aufhorchen lassen. Souverän meistern die Jungs den Spagat zwischen Energie und Epik, ohne dabei in Kitsch und Pathos zu versinken. Natürlich hat ein selbstfinanziertes Debüt auch kleine Mängel, die in diesem Interview auch angesprochen sind. Doch hat man ein so entwaffnendes Gegenüber, wie in diesem Fall Sänger Dave und Drummer Stefan, verkommen diese zu Nebensächlichkeiten.

Alex:
Hi zusammen! Zunächst mal möchte ich von euch ein wenig über die Geschichte von CROSSBOW erfahren. Könnt ihr mir etwas über die musikalischen und nicht-musikalischen Wurzeln der Band und ihrer Mitglieder erzählen?

Stefan:
Alle Mitstreiter kommen aus völlig unterschiedlichen Stilrichtungen. Von Power Metal über Thrash bis Jazz/Fusion ist alles vorhanden. CROSSBOW gründete sich aus den Restbeständen von SAVANNAH, genauer gesagt Alfred und ich.

Dave:
Ich bin praktisch das neueste Mitglied der Band. Gitarrist Markus und ich kommen sogar aus dem Death-Metal-Bereich. Wir alle haben schon ziemlich alle Stile durch und daraus lediglich eine Symbiose im Sound CROSSBOWs geformt!

Alex:
In meinen Worten ist eure Scheibe Metal-Entertainment mit einem ganzen Haufen verschiedener Einflüsse. Wie definierst du diese Symbiose CROSSBOWs?

Stefan:
Interessant! Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, dennoch scheint unsere Musik gut anzukommen. Das spiegelt sich vor allem live wider.

Dave:
Wie bereits vorher angesprochen, entstand dies auch durch die divergierenden Lebensläufe der Bandmitglieder. Es war für uns natürlich auch von Anfang an interessant, wie sich die verschiedenen musikalischen Ansichten vereinheitlichen lassen würden.

Alex:
Daraus entstand durchaus eine interessante Mixtur aus elegischen und energiegeladenen Elementen. In meiner Rezension zu "Break The Ice" habe ich aber nicht nur positive Dinge angesprochen, sondern auch jede Menge gemault. Was meinst ihr dazu, auch mit etwas Abstand zu "Break The Ice"?

Dave:
Sicherlich beachten wir auch, was Fans oder Kritiker uns entgegenhalten. Jedoch wissen meistens auch nur Musiker, welche Arbeit wirklich in einer Produktion steckt. Und gerade dabei steht man oft vor Problemen und versucht diese zu lösen, wenn es evtl. schon zu spät dafür ist.

Stefan:
Mit konstruktiver Kritik können wir gut umgehen. Teilweise lernt man auch davon. Mit etwas Abstand betrachtet, weiß man, was nächstes Mal anders laufen wird. Der Sound wurde bewusst so gemischt, auch wenn er dem einen oder anderen nicht gerade für diese Stilrichtung zusagt. Die Drums als auch der Bass sind vom Sound recht jazzig gehalten. Ich weiß, was die meisten erwarten: Eine druckvoll produzierte Power-Metal-Scheibe! Tut mir leid, diese Menschen zu enttäuschen. Nur gibt es heute zu viele gleichklingende Platten, Einheits-Bass-Drum vom Kollegen Roland Drum Computer, Einheits-Gitarre aus dem V-Amp etc. Hier ist alles echt und einen echt eingespielten Sound haben viele schon lange nicht mehr in der Neuzeit gehört.

Alex:
Wie lange hat sich der Aufnahmeprozess hingezogen?

Stefan:
Der Aufnahmeprozess belief sich insgesamt auf zehn Wochen bis zum fertigen Master.

Dave:
Da wir mit der eigenen Produktion fast experimentell verfahren mussten, haben wir dabei in mehreren Etappen gearbeitet. Es war sehr interessant, aber auch sehr lehrreich.

Alex:
Wo und von wem ist "Break The Ice" produziert worden?

Stefan:
Die Platte wurde von mir in meiner Arbeitsstätte, den Audio Art Studios, produziert und deshalb, so wie sie jetzt nun klingt, in Szene gesetzt. Schade, dass das breite Publikum doch lieber den typischen Power-Metal-Sound erwartet. Solche Produktionen laufen hier ebenfalls, die wir in naher Zukunft veröffentlichen. Ich kann aber leider noch keine Namen nennen. Jeder bekommt den Sound, den er wünscht. Wie gesagt, die nächste Scheibe wird wohl anders klingen.

Dave:
Wir haben uns einfach mal etwas getraut auf diesem Album. Mit Effekten kann jeder protzen und live sieht man dann leider bei den meisten, wie armselig es in die Hose geht oder wie viel tatsächlich vom Band kommen muss. Wir sind aber zufrieden, dass unsere Fans dem Album äußerst positiv gegenüber stehen.

Alex:
Könnt ihr mir etwas über die Lyrics auf "Break The Ice" erzählen?

Stefan:
Ich denke, es sind viele verschiedene Liebeslieder vorhanden (lacht). Es bleibt der Interpretation des Zuhörers überlassen.

Dave:
Natürlich sprechen wir mit "Break The Ice" eine Art Teilkonzept an, und zwar das Eis im Sinne von Gefühlskälte zu brechen. Diesmal drehen sich die Songs also tatsächlich um zwischenmenschliche Beziehungen mit all den Fehlern, die man dabei machen kann. Der erste und letzte Song handeln jedoch von Vampirismus, wobei dieses Phänomen ja auch viel mit Liebe zu tun hat.

Alex:
Zwischen den wenigen Uptempokrachern auf "Break The Ice" geht ihr überwiegend in gemäßigtem Tempo zur Sache. Ich denke, ihr klingt in diesen Geschwindigkeitsregionen intensiver und weitaus düsterer. Was meint ihr dazu?

Stefan:
Die Songs entstehen im Proberaum und werden von allen zusammen geschrieben. Es gibt genauso schnellere Sachen – vielleicht ist die nächste Platte um einiges flotter, einfach überraschen lassen.

Alex:
Das Coverartwork von "Break The Ice" ist sehr geschmackvoll ausgefallen. Könnt ihr mir etwas über den Zeichner berichten?

Stefan:
Der Mann am Pinsel heißt Mark Warma und ist ein Dortmunder Underground-Künstler. Er erstellte zwei ca. Din A3 große Originalgemälde auf einer Staffelei, die mittlerweile gerahmt an der Wand im Proberaum hängen. Hier war es uns wichtig, dass noch die Leinwand nach den Abzügen in Covergröße zu erkennen ist.

Dave:
Mark ist ein alter Freund von mir. Nachdem uns sämtliche vorangegangenen Covervorschläge und Entwürfe nicht wirklich gut gefielen, habe ich ihn kurzerhand angesprochen und er erklärte sich glücklicherweise auch bereit.

Alex:
Könnt ihr mir eure Lebenseinstellung näher bringen?

Dave:
Man muss für jeden Funken Glück, den man im Leben erhält, dankbar sein. Die Welt ist kein schöner Spielplatz. Deswegen werden wir wohl nie die Happy-World-Melodien von Leuten wie DJ Bobo teilen können.

Stefan:
Einfach versuchen, gute Musik zu machen – der Zuhörer wird darüber urteilen.

Alex:
Wie sieht es mit Touraktivitäten im Jahr 2005 aus?

Stefan:
Es sind einige Sachen in Planung, jedoch nichts konkretes. Dies wird aber rechtzeitig auf unserer Homepage bekannt gegeben, sofern sie in naher Zukunft wieder fehlerfrei läuft.

Dave:
Wir wollten gerne etwas mehr in diesem Jahr machen, mussten aber schon die erste längere Geschichte wieder über Bord werfen. Natürlich finden wir es scheiße, dass man selbst in der ach so autonomen Heavy-Metal-Szene bei größeren Acts noch immer als kleine Band tief in die Tasche greifen muss, wenn man auf eine Tour aufspringen will. Selbst wenn ich mit dieser Aussage einen Tabubruch begehe.

Alex:
Irgendwelche letzte Worte?

Dave:
Danke für euer Interview! Besucht unsere Homepage unter http://www.crossbow-world.com.

Redakteur:
Alex Straka

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