AGALLOCH: Interview mit John Haughm

10.01.2011 | 19:18

Auf "Marrow The Spirt" haben die Fans von AGALLOCH sehnsüchtig gewartet. John Haughm lotet dabei die Extreme seiner Musik noch mehr aus. Wir sprachen mit ihm über das neue Album, analoges Aufnehmen und Kunst.

Wie schon angedeutet, haben es sich AGALLOCH mit "Marrow The Spirit" nicht leicht gemacht und ein Album aufgenommen, das durchaus unterschiedliche Reaktionen hervorruft. John hat genau das auch gewollt: "Was ich bisher mitbekommen habe, ist, dass die Leute "Marrow The Spirit" entweder wirklich sehr lieben oder extrem hassen. Es gibt auch einige Leute, die sagen, dass man das Album ein paar Mal hören muss, bevor man es zu schätzen lernt. Das ist wirklich toll und sind exakt die Reaktionen, die wir uns gewünscht haben. Wir wollten ein schwieriges Album machen, das die Menschen spaltet und die Reaktionen darauf zeigen, dass es uns gelungen ist."

Einen Anteil daran hat auch der neue Drummer Aesop Dekker, der John die bisherige Arbeit an den Kesseln abnimmt. "Aesop hat einen sehr viel aggressiveren und lockeren Stil als ich. Das allein gibt "Marrow The Spirit" schon eine neue Dimension. Außerdem hat er eine andere Auffassung von Dynamik als ich und auch das sorgt dafür, dass wir jetzt etwas anders klingen. Ich denke, mein Spiel war etwas formeller und strukturierter als das von Aesop. Seine Technik ist viel aufregender und unvorhersehbarer. Das macht schon eine Menge aus."

AGALLOCH haben das Album komplett analog aufgenommen, was zu einem sehr warmen, dynamischen und organischen Sound geführt hat. Und schon dieser Aufnahmeprozess dürfte völlig anders sein als mittlerweile üblich. "Ja, du hast Recht der ursprüngliche, analoge Sound ist eine komplett andere Welt als der digitale Kram. Die Bänder haben einfach etwas an sich, dass sie alle Teile richtig zusammenkleben zu einer zusammenhängenden Einheit und nicht klingen wie die Summe der einzelnen Parts wie es heute oft der Fall ist. Es klingt einfach realer und wie du sagst, organischer." Besonders effizient ist dieser Herangehensweise aber nicht. "Oh, ja, das stimmt. Es ist ein sehr zeitintensives Verfahren, das zudem sehr frustrierend ist. Davon abgesehen braucht man schon ein "altes", sehr geschultes Ohr, um das dann auch gut zu machen. Selbst so etwas einfaches wie ein Punch-in (spezielle Aufnahmetechnik - PK) erfordert schon eine ganz andere Präzision des Engineers, wenn er mit Bändern arbeitet. Daraus resultiert natürlich auch, dass dieses Verfahren deutlich teurer ist. Man braucht mehr Zeit, um den richtigen Ton aufs Band zu bekommen, da man den ja auch nicht einfach noch digital nachbearbeiten kann. Von den Bändern ganz zu schweigen, die mittlerweile auch sehr teuer sind.", erzählt John.


Dass die Menschen immer mehr und mehr den Bezug zur Kunstform "Musik" verlieren, sieht John auch so: "Ja, Musik ist eine Kunstform, die gerade zu einer billigen Unterhaltungsware zum Zeitvertreib der Gesellschaft wird. Viele Leute haben sich doch mittlerweile angewöhnt nur noch ein oder zwei Songs eines Albums auf ihrem iPod zu hören, statt sich hinzusetzen und ein ganzes Album zu hören. So ganz klassisch mit Booklet in der Hand, einer guten Anlage, das Cover betrachtend, die Texte lesend und analysierend. Das ist auch ein Grund, warum ich keine Fragen zu Lyrics mehr beantworte. Die Leute sollen sich ihre eigenen Gedanken darüber machen, worüber ich singe und was das bedeutet. Ich benutze so viele Metaphern und versteckte Phrasen, die stellenweise sehr persönlich sind. Ich werde nicht anfangen, diese Geheimnisse für ein paar Typen zu lüften, die einfach zu faul sind oder denen die Phantasie fehlt, um ihre eigenen Interpretationen zu finden. AGALLOCH sind nun mal eine Albumband. Entweder man widmet uns die gesamte Aufmerksamkeit oder man kann sich verpissen.", wird John sehr deutlich.

Weniger deutlich kann John bei den Tourplänen werden, denn derzeit gibt es noch keine. "Wir werden aber sicher früher oder später auch wieder nach Deutschland kommen.", fügt John abschließend an. Don't miss it.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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