Storm Warning
- Regie:
- Jamie Blanks
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Horror
- Land:
- Australien
- Originaltitel:
- The United States of Leland
1 Review(s)
04.04.2008 | 11:09Nadia Farès gegen den Rest der Welt
Was als romantischer Bootsausflug beginnt, endet als Horrortrip: Das Yuppie-Pärchen Pia und Rob gerät in einen Sturm und kann sich gerade noch an Land flüchten. In einem alten, verlotterten Farmhaus finden Sie zunächst Unterschlupf. Doch dann kehren die Bewohner des Hauses zurück - und für das Pärchen beginnt ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel. Pia und Rob wünschen sich bald, sie hätten ihr sinkendes Boot nie verlassen ... (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: The United States of Leland (AUS 2007)
Dt. Vertrieb: Koch Media
Veröffentlichungsdatum: 8. Februar 2008
FSK: ab 18
Länge: ca. 77 Minuten (JK-Fassung: 82 Minuten)
Regisseur: Jamie Blanks ("Düstere Legenden")
Musik: Jamie Blanks
Darsteller: Nadia Farès, Robert Taylor, John Brumpton, David Lyons, Maikey Williamson u. a.
Handlung
Der australische Anwalt Rob Brewer (Taylor) fährt mit seiner Frau Pia (Farès) zur Küste, um mit einem Boot einen Angelausflug zu unternehmen. Sie ist eine Französin, was auch ihren Akzent erklärt. Schon als sie im Bootshafen eintreffen, hätten sie die aufziehenden Sturmwolken und die Warnglocke bemerken sollen. Trotzdem fährt Rob mit einer Nussschale aufs Meer hinaus. Pia ist angeekelt, als er einen gefangenen Fisch erschlägt. Statt zum Hafen zurückzufahren, tuckert Rob mit seinem Boot in die Mangroven. Doch der Kanal endet irgendwann in einem Abzugskanal, der kaum Wasser führt. Wenn sie noch Schutz vor dem Sturm finden wollen, müssen sie an Land gehen: French Island. Inzwischen ist die selbstbewusste Pia so wütend auf diesen Schlappschwanz von Ehemann, dass sie am liebsten die Dinge in die eigene Hand nehmen würde.
Es schüttet und dunkelt bereits, als Rob ein Gehöft erspäht. Sie wollen jedoch vorsichtig sein, denn alles, was sie am Leib tragen, sind ihre Neoprenanzüge. So können sie es vermeiden, von dem Fahrer eines Kleinlasters gesehen zu werden, und gelangen unbehelligt zu dem Gehöft. Das ist jedoch völlig verlassen, und sie können es nicht lassen, sich drinnen umzusehen. Alles ist verdreckt, und im Schuppen entdeckt Rob eine Marihuana-Plantage. So also schlagen sich die Bewohner durch.
Drei Männer erscheinen in dem Kleinlaster, doch nur zwei konfrontieren die Fremden, der dritte wird sofort nach oben gebracht. Er wird Paps genannt, und offensichtlich haben seine beiden Söhne mächtige Angst vor ihm, obwohl sie bewaffnet sind. Was sie draußen gemacht haben, wird erst viel später klar.
Der Wortführer der zwei Söhne ist Jimmy (David Lyons), und Brett (Williamson) spielt den zurückgebliebenen Idioten. Das scheint aber nur so, denn genau wie sein Bruder hat er unnatürliche Gelüste, die er durchaus auszudrücken versteht. Jimmy bietet den Neuankömmlingen an, sich umzuziehen und eine Dusche hinterm Haus zu nehmen. Während diese das Angebot erleichtert annehmen, klaut er ihre Kleider. Lauschend erfährt er von ihnen auch, was sie im Schuppen gefunden haben. Er zwingt Pia, für sie zu kochen. Als sie die Spiegeleier verbrutzeln lässt, gibt es nur eines als Proviant: ein Känguruhbaby ...
Rob und Pia erhalten ein Nachtquartier in der Scheune. Jimmy jagt ihnen ordentlich Angst vor dem Hund ein. Der Rottweiler sei auf frisches Blut abgerichtet. Doch wo ist der Hund abgeblieben? Rob findet es schnell heraus, als er versucht, mit Pia abzuhauen. Sie werden schnell wieder eingefangen und in die Scheune gesperrt. Doch wie soll die Strafe für diese Missetat aussehen? Jimmy akzeptiert kein Geld von einem Rechtsverdreher, sondern verlangt die Frau, die in Naturalien zahlen soll. Dass sie angeblich im zweiten Monat schwanger sein soll, schreckt ihn nicht. Brett schlägt Rob bewusstlos, als der aggressiv wird.
Doch dabei löst sich ein Schub, der Paps aufweckt. Au weia, jetzt wird's ernst für die wehrlose Pia ...
Mein Eindruck
Jamie Blanks, der Regisseur von "Düstere Legenden", liefert mit "Storm Warning" einen Aussie-Horrorschocker der härteren Gangart, der seinem Vorgänger "Wolf Creek" in nichts nachsteht. Der Katalog zum Fantasy Filmfest 2007 schrieb zu "Storm Warning": "... einer der Filme, die man meint zu kennen, weil Plot und Figurenkonstellation gängig klingen, und die einen dann ganz böse von hinten erwischen. Durch den richtigen Hauch Schonungslosigkeit, ohne plump zu geraten, und das rechte Maß Blutrausch, ohne dabei die Spannung aus den Augen zu verlieren."
~ Klischees ~
Allmählich kann man sie aber bald nicht mehr sehen, die ahnungslosen Verirrten, die im Hinterland irgendwelchen inzüchtigen Kannibalen in die Hände fallen, so etwa in "Cabin Fever", "The Hills Have Eyes" und zuletzt in "House of Wax", eigentlich auch in "Blair Witch Project". Schon im aktuellen Horrormysterystreifen "Solstice" wird genau dieses Klischee auf den Arm genommen und völlig abgelehnt. Stets stehen die Gegner für das Animalische im Menschen, das aber nicht als der edle Wilde des 18. Jahrhunderts, sondern als fleischgewordene Verderbtheit ohne jede Skrupel auftritt. Wie immer im Horrorgenre sind es jedoch diese armen Irren, die letzten Endes ins Gras beißen müssen, verursacht durch ihre eigene Blödheit. Das war in "Beim Sterben ist jeder der Erste" noch ganz anders - aber das ist auch schon fast 40 Jahre her.
~ Zensiert ~
Seltsamerweise werden uns die verderbtesten Augenblicke vorenthalten, und auf einmal wirkt dieser Streifen so, als könnte man ihn ohne weiteres auch 16-Jährigen vorsetzen. Kein Wunder, dass er mit 77 Minuten ziemlich kurz geraten ist - offenbar fehlen hier ungefähr zehn Minuten. Er enthält ein Quentchen Sinnlichkeit und eine superkurze Sexszene, bei der es aber nicht zum Sex kommt, weil Pia für ihren Vergewaltiger eine böse Überraschung vorbereitet hat.
~ Nadia Supergirl ~
Überhaupt ist es erstaunlich, zu was für einer starken Figur sich die Frau in diesem Schauerspiel entwickelt. Sie hat angeblich von ihrem Vater die richtige Lebensphilosophie mit auf den Weg bekommen: "Wenn du ein gefährliches Tier jagen will, muss du ebenso denken wie es, aber noch gefährlicher." Wie schon in ihrer fabelhaften Doppelrolle in "Die purpurnen Flüsse" findet hier Nadia Farès zu einer beeindruckenden Dominanz, die ihrer Figur Pia am Schluss den Sieg bringt.
Die Szene mit dem Känguruhbaby wurde geschnitten, ebenso viele weitere, so dass unverständlich wird, warum der Film keine Jugendfreigabe erhalten hat. Die Frage beantwortet sich erst am Schluss, als Jimmy regelrecht zerhäckselt wird. Zwischendurch muss sich der Zuschauer selbst zusammenreimen, was ein Pferdewiehern und ein Frauenstöhnen in einem - nur offscreen laufenden - Pornostreifen zu suchen haben ...
Die DVD
Technische Infos:
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS und DD 5.1, Englisch in DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Extras:
- Originaltrailer
- Making-of-Dokumentation
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Der DTS-Sound ist einfach phantastisch gut. Sowohl die Musik, die der Regisseur beigetragen hat, als auch die ziemlich ausgetüftelte Geräuschkulisse mit den Soundeffekten sollte man sich nur auf Kopfhörer anhören - oder auf einer exzellenten Anlage. Jedes kleinste Krachen von Donner, jedes Windseufzen usw. ist genau zu hören. Hier hat sich offenbar jemand sehr viel Mühe gegeben. Das war auch nötig, denn dieser Sound ist schon die halbe Miete für einen Film, dessen Storyline nicht allzu viel hergibt, von Neuem ganz zu schweigen. Das Bild ist ebenfalls ausgezeichnet. Offensichtlich habe die Australier in Sachen Technik bedeutend aufgeholt.
Das Hauptstück der Extras entfällt auf die so genannte "Making-of-Dokumentation". Bislang dachte ich, ich wüsste, wie ein Making-of auszusehen hat, aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet: Hier hat jemand "Werkstattbericht" besonders wörtlich genommen. Es handelt sich um die B-Roll als Dokumentation der Dreharbeiten - ohne Untertitel, ohne Kommentar, ohne Musik, just the bare facts. Immerhin sieht man eine geschnittene Szene, einige Tests, SFX, Puppen, das horrormäßige Make-up für "Brett" und eine Bluescreen-Szene.
Danach kommen drei Einzelinterviews - ebenfalls Untertitel oder Kommentar. Das ist wohl etwas für Puristen und für Leute, die sehr gut englisch sprechen. Die Jungs, die die verderbte Rumpffamilie auf French Island spielen, sind froh, wenn der Film furchterregend ist. John Brumpton ("Paps") macht eine kluge Bemerkung: Dieser Streifen, in dem nur Erwachsene mitspielten, sei offensichtlich nicht für jenes Teenie-Publikum gedreht, an den sich alle Horrorstreifen seit "Scream" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" wenden, sondern das Publikum müsse erwachsen sein. Außerdem wurde er mir durch sein Lob für Nadia Farès sehr sympathisch. Er nennt sie "humorvoll, intelligent und eine gute Zuhörerin". In der B-Roll kann man Nadia mit ihrem Kind durch die Studiogänge laufen sehen.
Der Informationsgehalt hält sich stark Grenzen, zumal der Regisseur, außer in der B-Roll, nie in Erscheinung tritt, um irgendetwas zu erklären. Aber das ist auf der "Solstice"-DVD auch nicht anders. Die Zutaten hätte man also ebenso gut weglassen können.
~ Trailershow ~
An Trailern gibt es zu sehen:
1) Trapped Ashes (Horror)
2) Animal 2 (Knastthriller)
3) Solstice (Mysteryhorror)
4) Blood, Bullets and a fistful of Cash (tumbe Haudrauforgie)
5) Memory (Psychohorror)
6) Ein Song zum Verlieben (erotische Musikkomödie mit Stanley Tucci - was hat die hier verloren?!)
7) Diamond Dogs (mehr Haudrauf-Action)
8) The Secret (Horrorversion von "Das Sakrileg" trifft "Hostel")
Unterm Strich
Dieser Horrorstreifen wendet sich zur Abwechslung mal an Erwachsene. Doch von den erhofften Splattereffekten, die das rote Siegel auf der DVD erwarten ließ, ist durch die Zensur nichts außer einer winzigen Szene und vielen Andeutungen übrig geblieben. Von dem eingangs erwähnten Überraschungseffekt hinsichtlich des Plots ist leider ebenfalls nichts zu sehen. Das Städterpaar tut zwar seine Genre-übliche Pflicht, indem es die degenerierte Landbevölkerung auslöscht, doch statt des Mannes, des Rechtsanwalt-Schlappschwanzes, ist es die französische Frau, die da ihren Mann steht und den Rest der Welt vor French Islands (!) Schrecken rettet. Insofern ist der Streifen schon wieder ironisch. Kann man gut auch ab 16 Jahren sehen.
- Redakteur:
- Michael Matzer