Art Of Revenge
- Regie:
- Choi Yang-il
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Soo
1 Review(s)
25.02.2008 | 06:35Rachefeldzug mit blutigem Ende
Nach 19 Jahren trifft der Killer Taen-Soo endlich auf seinen vermissten Zwillingsbruder, den Polizisten Tae-Jin. Doch die Freude währt nicht lange, denn Tae-Jin wird vor seinen Augen erschossen. Getrieben von Schmerz zieht Soo los, um die Mörder seines Bruders zur Strecke zu bringen. Und er geht kompromisslos zur Sache. Er nimmt die Identität seines Bruders an und gibt sich als Cop Tae-Jin aus, um die Männer zu jagen, die seinen Bruder auf dem Gewissen haben. Doch die Frau seines toten Bruders erkennt ihn und droht ihn zu verraten ... (abgewandelte Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Art of Revenge / Soo (Südkorea 2007)
Dt. Vertrieb: Splendid Entertainment/WVG
DVD-Erscheinungstermin: 25. Januar 2008
FSK: ab 18
Länge: ca. 118 min
Regisseur: Choi Yang-il
Drehbuch: Choi Yang-il, Lee Seung.Hwan, Lee Jun-Il
Musik: Lee Byeong-Woo
Darsteller: Ji Jin-hee (Taen-Soo), Kang Seong-yeon (Mina), Moon Seong-geun u. a.
Handlung
Südkorea feiert Neujahr, doch der Sucher ist rastlos unterwegs, wie seit 19 Jahren. Heute Nacht überrascht er ein paar Gangster in einer Tiefgarage dabei, wie sie einem korrupten Polizisten sein Geld geben. Der Sucher geht dazwischen und entführt den Gangsterboss Kim. Er zwingt ihn, ein Dokument zu unterschreiben. Es geht um einen gewissen Soo.
Der Sucher kehrt nach Hause zurück und hört seinen AB ab. Der Privatdetektiv Sang-ma hat den Auftrag, seinen Zwillingsbruder Tae-Jin zu suchen. Ein Unbekannter ruft an und bietet ihm an, ihn zu Tae-Jin zu führen. Der Treffpunkt ist in der Innenstadt. Endlich, nach 19 Jahren, sieht der Sucher seinen Bruder tatsächlich wieder. Tae-Jin ist ein Cop geworden, doch er selbst ist ein Auftragskiller, der aussteigen will. Als Tae-Jin aussteigt und auf den Sucher zugeht, wird er von einem Heckenschützen in den Kopf geschossen und bricht vor den Augen seines Bruders zusammen.
Während der Chef des Schützen seinem eigenen Boss Goo im Fischmarkt Vollzug meldet, birgt der Sucher - sein Name ist Taen-Soo - die Leiche und steckt sie ins Eisbad. Erst am nächsten Morgen vergräbt er sie in der Nähe eines Flusses. In Tae-Jins Wohnung findet er die Ernennungsurkunde seines Bruders zum Inspektor der Mordkommission ab Juni 2006. Das bringt ihn auf eine Idee. Da es keine Mordzeugen gibt, kann Taen-Soo die Identität seines Bruders annehmen, zur Mordkommission gehen und dort deren Informationen nutzen, um Hinweise auf die Killer zu finden.
Aber auch hier findet die Gegenseite seine Spur, und Taen-Soo entgeht einem Anschlag nur knapp. Am nächsten Tag schwimmt die Leiche des Schützen im Fluss. Womit Taen-Soo allerdings nicht gerechnet hat, ist die Hartnäckigkeit, mit der sich Mina, die Frau seines Bruders, die ebenfalls in der Mordkommission arbeitet, an ihn hängt. Sie will unbedingt herausfinden, was mit ihrem Mann passiert ist. Sie droht, seine Tarnung auffliegen zu lassen, aber das schreckt ihn nicht. Dafür wird der Chef der Mordkommission misstrauisch.
Aber auch in Tae-Jins Wohnung, in die Taen-Soo nun gezogen ist, findet die Gegenseite ihn. Er und Mina sehen sich eines Morgens einem Frontalangriff gegenüber. Doch Taen-Soo wäre kein Profikiller, wenn er nicht ein Gegenmittel wüsste. Aber der Angriff ist ein Hinweis darauf, dass der Feind nervös wird ...
Mein Eindruck
Der Regisseur macht es dem - zumal dem westlichen - Zuschauer nicht einfach, der Handlung auf die Spur zu kommen. Schon die Identität des Suchers und Rächers wird lange Zeit gar nicht offenbar. Plötzlich springt die Handlung in die Vergangenheit, kenntlich an einer bräunlichen Einfärbung. Die zwei Jungen Tae-Jin und Taen-Soo geraten vor 19 Jahren mit einem Drogenboss - schon damals ist es Goo - aneinander und müssen für ihn arbeiten. Aus dieser Verbindung können sie nie entkommen, selbst dann nicht, als Tae-Jin in die Polizeitruppe eintritt. Melancholische Musik begleitet diese Rückblenden in den meisten Fällen und verbrämt die Erinnerung.
~ Die Väter ~
Dieser Goo ist ein interessanter Typ, besonders als Gangster im modernen Korea: ein Bauprojekte stemmender Selfmademan, der seinen blinden Vater unter Drogen setzt und dann Akkordeon spielen lässt. Erst im Finale, also 19 Jahre später, ist es diesem Vater gestattet, eine Überdosis zu nehmen und abzutreten. Auch Taen-Soo und Tae-Jin haben einen Vater im Drogengeschäft, doch der ist auch ein Maler und versucht, sich aus den Bandenkriegen herauszuhalten. Kein Wunder, dass er eines der Opfer im Krieg zwischen Goo und Taen-Soo wird. Sein Tod kann nicht anders als "heldenhaft" bezeichnet werden, zumal in den Augen eines Koreaners. So wie die Väter sind nun auch ihre Söhne am Ende angelangt. Tae-Jin wird exekutiert, Taen-Soo will aussteigen.
~ Die Figuren ~
Diese zwei Beispiele - Goo und Tae-Jins Vater - stehen für die Reihe von vielschichtig gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren, die erst das Rache-Drama interessant machen. Diese Komplexität findet man vor allem in Johnnie Tos dokumentarischen Gangster-Epen "Election" und "Election 2". Allerdings operiert To nicht mit falschen Identitäten, sondern geht ziemlich geradlinig vor. Dass sich Taen-Soo in die Polizeitruppe einschmuggelt, ist ziemlich ungewöhnlich. Und es spricht nicht besonders für die Sicherheitsvorschriften dieser Truppe. Taen-Soo ist kein liebenswerter Kerl. Die Art, wie er Mina behandelt, stempelt ihn zum Kotzbrocken. Nur seinen Bruder scheint er sehr geliebt zu haben.
~ Mina ~
Mina kommt Taen-Soo auf die Schliche: Seine Narbe am Kinn, die gleiche wie bei Tae-Jin, ist noch nicht verheilt. Und Taen-Soo hat sie nicht wiedererkannt, was eine Frau nie verzeiht. Sie nimmt aber nicht so sehr Anstoß an seiner Tarnung als vielmehr daran, dass er ihr nicht sagt, was aus ihrem Mann Tae-Jin geworden ist. Ihre Loyalität ist schwankend, denn sie fühlt sich zu Taen-Soo hingezogen. Allerdings traut er sich nicht, ihre Annäherungsversuche zu erwidern. Aber er verteidigt sie. Nur diese lose Bindung veranlasst Mina, Taen-Soos Spur in die Katakomben des Fischmarkts zu folgen und ihm dort gegen Goos Schergen beizustehen. (Woher sie seinen Aufenthaltsort erfährt, wird in der Endfassung des Films nicht gesagt, aber in den Deleted Scenes gibt es einen Hinweis.)
~ Die Action ~
Kein asiatisches Rache-Epos ohne furiose Actionszenen. Und angesichts eines derart langsam inszenierten Epos wie "Art of Revenge" sind die Actionszenen notwendiger denn je. Das geht schon los mit einer Verfolgungsjagd in der Tiefgarage, dann mit der Verfolgung des Heckenschützen. Der Frontalangriff auf Tae-Jins Wohnung sowie die Auseinandersetzung im Fischmarkt steigern die Dimensionen, bis es schließlich zu einem sehr langen Finale kommt, das in Goos Wohnung stattfindet.
Der Rächer hat sein Ziel gefunden, und die Auseinandersetzung mit Goos Männern und schließlich dem Boss selbst sind an dramatischer Stilisierung kaum zu überbieten. Hier schrammt der Gangsterfilm hat an den Konventionen der Peking-Oper entlang: dramatische Schreie übertünchen die Stümperhaftigkeit der Kampfszenen seitens der Leibwächter Goos. Auch Goo selbst ist offenbar kein ausgebildeter Schwertkämpfer, obwohl er so ein Katana bei sich führt. Jeder Schwertkämpfer in Eric Van Lustbaders Romanen - von "Der Ninja" angefangen - würde sich angesichts dieser Scheinkämpfe totlachen.
Die Werbung des Verleihs stellt den Film in eine Reihe mit "Oldboy" und "Bittersweet Life", aber solche PR-gestützten Vergleiche sind stets mit Vorsicht zu genießen. Der Regisseur sagt selbst, dass er gezwungen war, mit kleinem Budget zu arbeiten. Ich habe den Eindruck gehabt, dass er mit minimalen Mitteln maximale Wirkung - und Filmlänge - zu schinden versuchte. Wäre der Filme nicht zwei Stunden, sondern nur 90 Minuten lang, wäre die Handlung wesentlich komprimierter und das Finale wahrscheinlich nur halb so lang worden. Je nachdem, was der Zuschauer bevorzugt, ist das ein Gewinn oder ein Verlust.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 16:9, 2,35:1
Tonformate: D in DD 5.1, Koreanisch in DD 5.1
Sprachen: D, Koreanisch
Untertitel: D
Extras:
- 2 Trailer
- Making-of
- Deleted Scenes
- Trailershow: 1) Seed, 2) Battle of Kingdoms; 3) Running Wild; 4) Bittersweet life; 5) City of Violence; 6) The Huntress; 7) President of Evil; 8) Princess Aurora.
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität von Bild und Ton entspricht dem modernen Standard DD 5.1 und daran gibt es nur insofern etwas auszusetzen, als der Standard DTS hier nicht geboten wird.
~ Making-of (31:00) ~
Im Werkstattbericht erzählt der Regisseur, was er sich bei seinem Film gedacht hat. Es sei ein Drama mit Action kombiniert. Für ihn bedeute das Schriftzeichen, das am Anfang des Films gezeigt wird, sowohl Wasser als auch Leben: Su bzw. Soo. Die Figuren seien vielschichtig und einfühlsam gezeichnet, nicht nur Taen-Soo und Mina, sondern auch der Gangsterboss Goo. Das Finale biete Dramatik durch die Erfüllung der Rache und durch eine Art Erlösung. Er, der Regisseur, habe zwar nur ein kleines Budget gehabt, aber Mitarbeiter, die sich stark engagiert haben. Er hoffe, dass sich der Zuschauer Gedanken über die Handlung machen werde.
Diese Statements sind über die ganze halbe Stunde verteilt, die das Making-of dauert. Weitere Statements kommen vom Hauptdarsteller. Dazwischen sind zahlreiche der actionreichen Schlüsselszenen des Films eingestreut. Darin werden die Spezialeffekte gezeigt, z. B. Prothesen, Maskenbildnerei usw. Obwohl diese Szenen ziemlich langatmig sein können, bekommt der interessierte Zuschauer doch eine genaue Vorstellung davon, wie es bei diesem Dreh zuging. Ich fand das Making-of trotzdem eine Viertelstunde zu lang.
~ Deleted Scenes (17:31) ~
Nachdem der Regisseur angegeben hatte, dass er die Vater-Sohn-Szenen mit Taen-Soo gekürzt hat, erwartete ich, sie unter den Deleted Scenes wiederzufinden. Keine einzige davon ist hier zu finden. Stattdessen spielt Taen-Soo Baseball mit einem Nachbarsjungen, was Mina hilft, ihn wiederzufinden. Wir erfahren nun wesentlich mehr über Mina, z. B. im Streit mit Taen-Soo an Tae-Jins illegalem Grab. Am Schluss hat Tae-Jin seine letzte Ruhe auf dem Friedhof gefunden.
Alle Szenen sind sehr ruhig und tragen vor allem zur Charakterisierung der Hauptfiguren bei. Man hat ohne weiteres alle weglassen können, denn sie bieten weder Action noch einen Informationsbeitrag zum roten Faden.
~ Trailer und Trailershow ~
Die Silberscheibe bietet gleich zwei Trailer an. Sie sind völlig unterschiedlich geschnitten. Betont der erste das Drama und gibt sich kunstvoll, setzt der zweite mehr auf den Wahnsinn des Rachefeldzugs. Beide setzen gleichermaßen auf die Action im Film.
Unterm Strich
Die Actionszenen sind nett und übersichtlich gedreht, das Finale ist eine wahre Blutorgie. Wer also keinen stabilen Magen hat, sollte die Finger von diesem Film lassen. Das Rächerdrama ist absichtlich verrätselt, hat man es aber erst einmal begriffen, dann plätschert es nur so vor sich hin. In die Charaktere konnte ich mich nicht einfühlen.
Stattdessen fragte ich mich lange Zeit, wer denn dieser Serienkiller namens Soo sein soll, den die Kripo jagt, und dachte, es handle sich um Goo. Falsch gedacht. Die Kripo hält Taen-Soo zu Recht für den Serienkiller, dem sie das Handwerk legen will. Und dieser hat die Frechheit, sich als sein Zwillingsbruder in ihre Reihen zu schmuggeln. Diesen Sachverhalt bzw. die besondere Ironie hätte der Film viel verständlicher und nervenaufreibender darstellen können.
Das Bonusmaterial tut wenig, um diesem Missstand abzuhelfen, denn der Regisseur kann nur wenige Statements loswerden, bevor das nächste B-Roll-Schnipsel über die Dreharbeiten kommt. Die Deleted Scenes wollen in der Mehrzahl nicht so recht in die Handlung passen und daher juckt es keinen, wenn sie weggefallen sind. Insgesamt liegt die DVD nur im Mittelmaß. Immerhin bietet die Trailershow eine Reihe von Alternativen, so etwa "Bittersweet Life", ebenfalls ein koreanischer Gangsterthriller.
- Redakteur:
- Michael Matzer