Bittersweet Life (2-Disc Director's Cut)
- Regie:
- Kim Jee-woon
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Action
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Dalkomhan insaeng
1 Review(s)
04.12.2006 | 18:36Hintergrund
Kim Jee-woon machte sich 2003 mit "A Tale Of Two Sisters" einen Namen. Er verknüpfte eine durchdachte und komplexe Mystery-Geschichte mit einer außergewöhnlichen Cinematographie und schuf auf diesem Wege ein (weiteres) Meisterwerk aus Korea. Sein feinfühliger Regiestil und die bis ins kleinste Detail perfekte Optik ließen ihn von einem Tag auf den anderen zu Koreas beliebtesten und renommiertesten Regisseuren aufsteigen. Mit "Bittersweet Life" liefert er keinen weiteren Mystery-Film ab, sondern versucht sich an einem asiatischen Film Noir.
Handlung
Sun-woo (Lee Byung-hun) ist ein professioneller und eiskalter Killer. Durch seine Beständigkeit und Treue hat er das Vertrauen des Gangsterbosses Mr. Kang (Kim Yeong-cheol) erlangt, der ihn zu seiner rechten Hand erkoren hat. Als Mr. Kang für einige Tage verreist, erhält Sun-woo von ihm den Auftrag, seine Geliebte Hee-soo (Shin Min-a) zu beschatten - Kang vermutet, dass sie ihn mit einem Jüngeren betrügt. Sollte sich sein Verdacht erhärten, ist es Sun-woos Aufgabe, die junge Geliebte und ihren Lover umgehend zu töten. Es dauert nicht lange, bis Sun-woo die beiden in flagranti erwischt. Doch aus irgendeinem Grund kann er Hee-soo nicht töten. Er beschließt sie und ihren Lover, unter der Vorraussetzung sich nie wieder zu sehen, laufen zu lassen. Eine fatale Entscheidung ...
Kritik
Wenn man die Schlagworte „Rachefilm“ und „Korea“ in einem Satz hört, denkt man unweigerlich an die Rachetrilogie von Park Chan-wook ("Oldboy", "Sympathy For Mr. Vengeance", "Sympathy For Lady Vengeance"). Klug inszenierte und konzipierte Filme, die sehr differenziert und nachvollziehbar den Rachefeldzug ihres Protagonisten/-in beleuchten und dem Zuschauer einen tiefen Schlag in die Magengrube versetzten. Hört man dann auch noch, dass der Regisseur von "A Tale Of Two Sisters" einen Rachefilm dreht, blüht die Fantasie des asia-philen Filmliebhabers erst richtig auf, die Vorfreude steigt.
Doch nichts ist wie es anfangs scheint! Kim Jee-woon hat keinen „klassischen“ Korea-Rachefilm gedreht. Vielmehr stellt "Bittersweet Life" den ersten Versuch eines koreanischen Film Noirs dar. Keine komplexe, vielschichtige Handlung, keine versteckten Motive, sondern viel mehr ein Antiheld, der durch die unerreichbare Liebe zu einer Frau alles verliert und durch die Hölle geht.
Die Handlung ist sehr geradlinig geraten und steht voll im Zeichen ihres Protagonisten. Von Beginn an wird Sun-woo als cooler, eiskalter und perfekter Ganove dargestellt, der sich durch seine harte Arbeit vom Untergrund bis in die hohen Sphären der Seouler Upper-Class gekämpft hat. Als rechte Hand des Gangsterbosses Mr. Kang hat er alles: einen top Managerposten im Luxusrestaurant „Sky Lounge“, ein schönes Appartement und ein großes Auto. Sein Stellenwert in der Unterwelt scheint fast unantastbar, garantiert durch das tiefe Vertrauen seines Bosses. Doch eine einzige falsche Entscheidung reicht aus, um ihn von der „Sky Lounge“ in die Hölle zu schicken. Dabei wird Sun-woos Charakterentwicklung sehr schön dargestellt, sein Handeln bleibt immer rational und für den Zuschauer greifbar. Nach seinem tiefen Fall zeigt sich Sun-woo als gebrochener Mann, der das an ihm begangene Unrecht kaum fassen kann. Der folgende Rachefeldzug gibt sich dabei relativ realitätsnah und versucht ohne zu deutliche Übertreibung, ein natürliches Bild des (Anti-)Helden abzugeben.
Was dabei an Action geboten wird, ist nur schwer in Worte zu fassen. Sowohl kurze, heftige Auseinandersetzungen, als auch lange und aufwendig choreographierte Massenschlägereien und Foltereinlagen sind in "Bittersweet Life" zu sehen. Der finale Showdown markiert dann auch das krönende Ende eines außergewöhnlichen Rachefeldzugs und dürfte durch seine grandiose Inszenierung lange im Gedächtnis der Zuschauer bleiben.
Inszenierung ist auch das richtige Stichwort, um die herausragende Stärke von "Bittersweet Life" zu umschreiben. Von der ersten Szene an wird der Zuschauer mit einer traumhaften Bilderflut überwältigt, deren Cinematographie wohl zum Besten gehört, was das Kino zu bieten hat! Angefangen beim superben Setdesign, über das vortreffliche Kostümdesign, hin zum fantastischen Farbkonzept (die Farben Grün und Schwarz dominieren, Rot wird zur Akzentuierung eingesetzt), stimmt hier einfach alles. Der überschwängliche Einsatz von Superlativen sollte jedem Leser deutlich machen, dass Kim Jee-woon erneut eine Optik-Perle auf Zelluloid gebannt hat.
Doch all die Mühen wären umsonst, wenn ein unfähiger Kameramann am Werk wäre. Glücklicherweise glänzt der Film auch in dieser Disziplin mit einem überragenden Ergebnis. Die Kameraarbeit von Kim Jee-yong zeichnet sich sowohl während der ruhigen Momente aus, als auch (und gerade) während der vielen Actionsequenzen. Innovative Kameraperspektiven, schöne Kamerafahrten und allgemein wunderschöne Einstellungen fangen das Geschehen, samt des grandiosen Konzepts treffend und in voller Schönheit ein.
Zu guter Letzt sollte man auch die Darsteller lobenden Wortes erwähnen. Lee Byung-hun ("JSA") scheint wie für diese Rolle geboren! Er spielt in der Rolle des Sun-woo ganz groß auf, überzeugt in allen Facetten seines Charakters und weckt beim Zuschauer von der ersten Einstellung an Sympathien für seinen Antihelden. Aber auch die Nebenrollen zeichnen sich durch ihr ausgezeichnetes Spiel aus. Kim Yeong-cheol, der Darsteller des Gangsterbosses Mr. Kang, und Shin Min-a, die seine Geliebte Hee-soo spielt, sind hier besonders hervorzuheben. Bis in die kleinste Rolle sind die Charaktere stimmig und treffend besetzt, so dass man dem Film auch in diesem Punkt zugestehen muss, nah an der Perfektion zu sein.
Die DVD
Splendid hat den Film in einer Steelbook-ähnlichen Metallbox herausgebracht. Das Cover ist sehr schön bedruckt und bietet einige Reflexe, der Titeldruck ist gestanzt. Die DVDs sind im Inneren auf beide Seiten verteilt, wobei die Filmdisc auf einem Filz-ähnlichen Tray liegt, während die Bonus DVD von einem in die Metallbox gestanzten Ring gehalten wird.
Technisch bietet die DVD ähnlich viel wie die Optik der Verpackung. Das anamorphe Bild (2.35:1) bietet einen tollen Kontrast und eine sehr gute Schärfe, welche die Konturen klar und deutlich voneinander trennt. Der Schwarzwert überzeugt ebenfalls und hat nie ernsthafte Probleme, die Details in den vornehmlich dunklen Szenen darzustellen. Durch den massiven Farbfiltereinsatz reicht die Farbpalette von kräftig und leuchtend bis matt, überzeugt aber über die gesamte Spieldauer. Hintergrundrauschen ist nur sehr selten und bei genauer Betrachtung auszumachen, Defekte oder Verschmutzungen gibt es glücklicherweise keine. Lediglich die Hintergrundschärfe gibt ab und an Anlass zur Kritik.
Der Ton (Deutsch und Koreanisch DD5.1) überzeugt ebenfalls. Beide Tonspuren liefern in etwa das gleiche Klangbild, auch wenn die Dialoge im Original ein wenig besser in die Handlung eingebettet sind. Die Dialogverständlichkeit ist bei beiden Tonspuren sehr gut. Da der Film eher dialoglastig ist, darf man kein Klangfeuerwerk erwarten. Während der Actionszenen wird zwar einiges geboten (direktionale Effekte, ordentlicher Subwoofereinsatz, Split-Effekte, etc.), beim Großteil des Films beschränkt sich das Tonbild jedoch auf die Front. Ab und an verirrt sich mal ein Hintergrundgeräusch auf die Rears. In diesen Sequenzen nutzt vornehmlich der klassische Score die fünf Lautsprecher der Heimkinoanlage. Dennoch ist das Ergebnis als gelungen zu bezeichnen.
Bei den Extras trumpft die DVD dick auf. Auf der Filmdisc sind zwei Audiokommentare vorhanden (wie auch der Hauptfilm deutsch untertitelt), alle weiteren Extras befinden sich auf der zweiten DVD. Dort wird dem DVD-Käufer dann alles an Hintergrundinformationen und Features geboten, was sich dieser wünscht: Making Of, Deleted and alternate Scenes, sehr interessante Self-Interviews (die Darsteller reden frei und vom Film losgelöst über verschiedene Dinge) und 7 klasse Featurettes decken wirklich jeden Aspekt der Produktion ab. Ein vortreffliches Paket, was man sich bei wesentlich mehr Veröffentlichungen wünschen würde.
Fazit
"Bittersweet Life" ist kein kryptischer, mit versteckten Motiven überladener Film geworden. Vielmehr liefert Kim Jee-woon einen geradlinigen, visuell betörenden Film Noir aus Korea, den man unbedingt gesehen haben sollte. Die Story ist sicherlich nicht revolutionär und bietet wenige bis keine Überraschungen, fesselt den Zuschauer aber dennoch 115 Minuten lang an den Schirm. Die simple Botschaft der Vergänglichkeit des Lebens bedarf auch keiner unnötig komplexen Geschichte. Zudem überzeugen die Darsteller von der Haupt- bis in die kleinste Nebenrolle. Das herausragende Element des Films ist aber seine visuelle Pracht. Nah an cinematographischer Perfektion zeigt "Bittersweet Life", wie schön ein asiatischer Film Noir doch sein kann.
- Redakteur:
- Martin Przegendza