Unholy Women
- Regie:
- Keita Amemiya / Takuji Suzuki / Keisuke Toyoshima
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Kowai onna
1 Review(s)
07.09.2007 | 05:35Hintergrund
Zwischen 1960 und 1970 überschwemmte eine ganz besondere Art von Film das europäische Kino: der Omnibusfilm. Um steigende Produktionskosten abzufangen und dennoch schillernde Namen auf dem Regiestuhl präsentieren zu können, inszenierten die italienischen und französischen Produzenten Episodenfilme. So konnten gleich drei oder vier namenhafte Regisseure in ein und derselben Produktion mitwirken.
Über die Jahre verloren jedoch sowohl Publikum als auch Produzenten das Interesse an dieser Filmform. Es wurde still um das Genre ...
... nicht jedoch in Japan. Das Land der aufgehenden Sonne nimmt auch in diesem Metier eine Sonderstellung ein. Wohl in den komplizierten Produktionsstrukturen der 50er und 60er begründet, werden in Nippon auch heutzutage noch massig Omnibusfilme gedreht. Das bekannteste Beispiel dürfte "Three ... Extremes" von Takashi Miike und Park Chan-wook (!) sein.
"Unholy Women" steht in der Tradition des japanischen Omnibus-J-Horrors.
Handlung
~ Kata Kata - Das Klappern ~
Eine junge Frau streift nachts durch die Straßen Tokios. Plötzlich ertönt ein eigenartiges Geräusch, woraufhin sie das Bewusstsein verliert. Als sie wieder zu sich kommt, ist die Stadt wie leergefegt. Zu allem Überfluss jagt sie auch noch eine entstellte Frau, die ihr nach dem Leben trachtet.
~ Hagane - Stahl ~
Sekiguchis Leben verläuft ohne Höhepunkte. Er hat einen gut bezahlten Job, mehr braucht er nicht. Das alles soll ich ändern, als sein Boss ihm ein Date mit dessen Schwester organisiert. Vom Foto her erwartet Sekiguchi eine bildhübsche junge Frau. Doch weit gefehlt! Sein Rendezvous erweist sich als langbeiniges Wesen, dessen Oberkörper von einem Kartoffelsack verhüllt wird. Wie sich zeigen wird, hat das auch seinen Sinn ...
~ Uketsugumono - Das Erbe ~
Das Leben auf dem Land unterscheidet sich drastisch von der Hektik Tokios. Das erfährt auch der kleine Michio mit seiner Mutter. Durch die Scheidung seiner Eltern verschlägt es ihn auf den Landsitz seiner geisteskranken Großmutter. Vor Jahren verschwand dort ihr Sohn. Das Geheimnis seines Verschwindens bringt bald auch Michio in Lebensgefahr.
Kritik
Der gemeine Episodenfilm steht seit jeher für ein breites Spektrum an Qualität. Während eine Episode vollends überzeugt, kann die nachfolgende zur Qual werden. Selten zieht sich eine hohe Qualität durch alle enthaltenen Episoden. Das ändert sich auch mit "Unholy Women" nicht.
Grundlegend bietet sich die Form des Omnibusfilms für das japanische Kino an. Im (immer noch) starren Filmbusiness Japans haben es junge Regisseure schwer, Fuß zu fassen. Die so genannten Pinku Eigas (experimentelle Sexfilmchen, siehe "The Glamorous Life of Sachiko Hanai") bieten neben den Omnibusfilmen meist die einzige Möglichkeit, ins Filmgeschäft zu kommen.
So versuchen auch mit "Unholy Women" zwei aufstrebende japanische Filmemacher, den Fuß in die Tür der Studiobosse zu bekommen. Ihnen zur Seite steht der mehr oder weniger bekannte Keita Amemiya, der auch gleich die erste Episode beisteuert. Über deren Qualität darf durchaus gestritten werden.
Ob 'Kata Kata' jetzt ein ernst gemeinter Beitrag zum J-Horror oder eine Parodie dazu sein soll, bleibt zu hinterfragen. In beiden Fällen kann sie nicht wirklich überzeugen. Für ernsten J-Horror ist die 'Monsterfrau' zu lächerlich, für eine Parodie fehlt (abgesehen von der Monsterfrau) der Witz. Was bleibt, ist der Grundriss von "Ringu" und "Ju-On", mit einem Minimalbudget, ohne gute Ansätze und mit einem völlig missratenen Ende.
'Hagane - Stahl' macht es da nicht besser. Eine Frau im Kartoffelsack ist auch alles andere als ein furchterregender Anblick. Zugegeben, die Idee hat einen gewissen Trashfaktor, mehr aber auch nicht. Der Rest ist an den Haaren herbeigezogen, vorhersehbar und unfreiwillig komisch. Der Gipfel wird aber an anderer Stelle erreicht: Warum der Protagonist mit dem Kartoffelsack in die Kiste springt, bleibt eines der großen Mysterien des japanischen Kinos. Sehen will das eigentlich keiner ...
Kommen wir zur finalen Episode, namentlich 'Uketsugumono - Das Erbe' - die langsamste und konventionellste ist auch gleichzeitig die beste (wenn auch nicht wirklich gut). Die Mischung aus "Amityville Horror" und "The Shining" mit traditionellem, japanischem Einschlag weiß im direkten Vergleich mit den anderen Beiträgen förmlich zu begeistern. Die Story stimmt, die Darsteller agieren überzeugend und eine unheimliche Grundstimmung ist auch gegeben. Natürlich hat man das alles schon mal in der Form gesehen, im Kontext bereitet es aber dennoch Freude.
Die DVD
Das Bild (1,85:1) zeigt sich sehr schwankend. Das Spektrum reicht in allen Disziplinen von gut bis mangelhaft, was besonders für die Schärfe gilt. Im Groben kann man jede dunkle Einstellung mit einem sehr dürftigen Bild gleichsetzen. Das mitunter heftige Hintergrundrauschen und der mäßige Schwarzwert schlucken in diesen Szenen jegliche Details. Der Kontrast bleibt aber immerhin durchgehend auf einem ordentlichen Niveau.
Der Ton (Deutsch DD 5.1, Japanisch DD 2.0) überzeugt hier mehr. Die deutsche Raumklangspur ist wirklich gut und atmosphärisch ausgefallen, was in erster Linie an dem konsequenten Einsatz der hinteren Kanäle und dem guten Bassdruck liegt. Wenn es auf dem Bildschirm ruhiger wird, werden die Rears mit Musik angesteuert. Die Originaltonspur kann da bei weitem nicht mithalten. Sie klingt generell dumpfer und bei weitem nicht so gut aufgelöst. Somit sollte die Wahl der Tonspur klar sein.
Extras sind leider Mangelware. Außer dem Kinotrailer und der hauseigenen Trailershow steht nichts zur Auswahl. Haustypisch wird die DVD im Digi-Pack und Schuber samt Poster geliefert.
Fazit
"Unholy Women“ bleibt eine Sammlung, die eigentlich kein Mensch braucht. Ein wenig unfreiwilliger Trash, wenig Grusel und viel Langeweile ziehen sich durch drei Episoden von je 35 Minuten Länge. Während der ersten Episode in erster Linie die Professionalität und ein gutes Ende fehlen, verträgt sich Teil zwei nur mit sehr experimentierfreudigen Filmfreunden. Der Horror eines Kartoffelsacks erfordert ein ganz besonderes Klientel. Die dritte und letzte Episode kommt wiederum recht unscheinbar daher, weshalb diese am ehesten weiterempfohlen werden könnte. Alles in allem sollte man aber Abstand von diesem Omnibusfilm nehmen!
- Redakteur:
- Martin Przegendza