Glamorous Life Of Sachiko Hanai, The
- Regie:
- Mitsuru Meike
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Erotik
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Hanai Sachiko No Karei Na Shougai
2 Review(s)
15.07.2006 | 13:21Hintergrund
Seit den 1960-er Jahren gibt es in Japan die so genannten Pinku Eiga („Pink Movies“), ca. 60-minütige Softcore Sexfilme. Junge, aufstrebende Regisseure nutzen seitdem die Gelegenheit, solche Filme als Einstieg ins Filmbusiness zu nutzen, da ihnen nur sehr wenige Vorgaben seitens der Studios gemacht werden: Neben einer bestimmten Anzahl an Sexszenen müssen lediglich gewisse Sexpraktiken gezeigt werden - alle weiteren Aspekte darf der Regisseur frei bestimmen. Großaufnahmen primärer Geschlechtsorgane sind nicht zu sehen, dafür aber des öfteren bedenkliche Vergewaltigungsszenen. "The Glamorous Life of Sachiko Hanai" ist solch ein Pinku Eiga.
Handlung
Sachiko Hanai (Emi Kuroda) ist ein Callgirl, das auf Rollenspiele spezialisiert ist. Nach eben solch einem Rollenspiel streift Sachiko in eine nahe gelegene Bar und gerät prompt in eine Schießerei zwischen zwei Agenten. Eine Kugel trifft sie am Kopf, was Sachiko jedoch wie durch ein Wunder überlebt. Ein Kellner reicht ihr noch eine ominöse Blechdose, bevor sie sich auf den Heimweg macht. Dort angekommen, versucht Sachiko die Kugel aus ihrer Stirn zu ziehen, was aber darin resultiert, dass die Kugel noch weiter in ihren Kopf wandert. Durch diesen Zwischenfall wird aus der dummen Sachiko eine wissbegierige und regelrecht sexsüchtige Frau, die schnell Unterschlupf bei Professor Saeki findet. Alle philosophischen Diskussionen erregen Sachiko, sie zitiert den Verfasser der generativen Sprachtheorie Noam Chomsky und bekommt ihren Orgasmus erst Stunden später (hervorgerufen durch die Kugel in ihrem Kopf).
Doch auch die Drahtzieher der Schießerei in der Bar schlafen nicht und versuchen die Blechdose wieder in ihren Besitz zu bringen. Denn Sachiko ahnt nicht, dass sie den Mittelfinger des mächtigsten Mannes der Welt in ihrer Tasche hat, den Mittelfinger von George W. Bush! So jagen Killer und der Nordkoreanische Geheimdienst hinter ihr her, um mit Hilfe des Fingers einen Nuklearkrieg zu starten. Aber auch der Finger verfolgt eigene Interessen und macht sich in Sachikos Schlüpfer bemerksam…
Kritik
Glückwunsch an alle, die bis hierhin gelesen haben. "The Glamorous Life of Sachiko Hanai" ist, wie unschwer an der Handlungsangabe zu erkennen, ganz großer Schwachsinn. In diesem billigen C-Klasse-Sexfilm werden anti-amerikanische Klischees mit abstrusen Handlungszweigen kombiniert, die den Rahmen für unzählige Sexszenen bilden. So bescheuert die Handlung klingt, so aufgesetzt und unpassend fügt sie sich zwischen die Geschlechtsverkehrszenen (oder war es andersherum?). Alle fünf Minuten gibt es eine dieser Szenen zu sehen, Hauptdarstellerin Emi Kuroda kopuliert wirklich mit JEDEM, ob es Sinn macht oder nicht.
Leider versagt der Film sowohl in den Sexszenen, die weder erotisch noch prickelnd sind, als auch in den „Thrillerszenen“, die sich um die Agenten und den Mittelfinger (wtf?!?) George W. Bushs drehen. Es zieht sich einfach kein roter Faden durch den Film, was in Verbindung mit der wahnwitzigen und bescheuerten Story keine Spannung zulässt. So zeigt Regisseur Mitsuru Meike in 90 Minuten reichlich nackte Haut, verpackt in eine abstruse Geschichte, die bruchstückhaft und ohne konsistente Dramaturgie auskommen muss. Sicherlich sollte man die gewollte politische Botschaft nicht unterschlagen, wird sie dem Zuschauer doch mit der Dampfhammermethode näher gebracht. Bei einer wohlwollenden Interpretation könnte man die Sexgier der Hauptdarstellerin und die sexuelle Anspannung, die damit einhergeht, mit der amerikanischen Außenpolitik gleichsetzen. Sinnbildlich hierfür ist George W. Bushs Mittelfinger, der einerseits für Sachikos Befriedigung zuständig ist, andererseits aber auch den Schlüssel zu einer Massenvernichtungswaffe darstellt (klingelt’s?) - aber das würde dem Film mehr Anspruch zusagen, als er eigentlich hat. Wäre dieser Aspekt stärker beleuchtet und nicht lediglich in die steife Korsage japanischer Sexfilme gepackt worden, hätten wir höchstwahrscheinlich einen besseren Film vor uns (besser, nicht gut!). So bleibt alles zu wirr, zu konstruiert und zu unausgewogen.
Die DVD
Hier sollte man nicht viel erwarten. Pinku Eigas sind Low-Budget Produktionen, die kein hochwertiges Filmmaterial erlauben. So dient der DVD von REM auch ein Master ohne kräftige Farben, ohne wirkliche Schärfe und ohne knackige Kontraste. Das Bild (16:9 (1.85:1) anamorph) wirkt schmuddelig, dreckig und matt und rauscht zudem recht stark.
Der Ton (Deutsch/Japanisch DD2.0) reißt auch keine Bäume aus. Die Dialoge sind gut verständlich, großartige Umgebungsgeräusche sind aber zu keiner Zeit wahrzunehmen. Außerdem rauscht der Ton stellenweise arg, was insgesamt einen leicht unterdurchschnittlichen Eindruck hinterlässt.
Und auch das Bonusmaterial macht beim unterdurchschnittlichen Gesamteindruck keine Ausnahme. Lediglich ein Trailer hat es auf die DVD geschafft, augenscheinlich stand der Produktion kein Budget für Featurettes zur Verfügung. Dafür kommt die DVD in einem schicken Digipak samt Poster daher.
Fazit
"The Glamorous Life of Sachiko Hanai" ist ein Film den die Welt nicht braucht. Schlechte Sexszenen und eine wirre, regelrecht bekloppte und zudem schwer nachvollziehbare Handlung quälen den Zuschauer regelrecht über 90 Minuten, was mehr als enttäuschend ist. Ohne jegliche Substanz wird hier pauschal und ziemlich billig der Dampfhammer ausgepackt, das Potential bleibt schon nach 10 Minuten auf der Strecke. Somit kann der Film lediglich Liebhabern nackter asiatischer Frauen empfohlen werden, alle anderen am Thema „Sex und Satire“ Interessierten empfehle ich die Filme von Russ Meyer.
- Redakteur:
- Martin Przegendza
Eine große und beliebte Sparte des japanischen Kinos machen die sogenannten 'Pink Movies' aus - Softcore-Sexfilme, die mit wenigen Restriktionen von Seiten der Produzenten auskommen. Meist gibt es nur Vorgaben, wie viel nacktes Fleisch und welche bestimmten Sexszenen zu sehen sein müssen. Aus diesem Grund entwickelte sich dieses Genre schnell zu einem Liebling von aufstrebenden Regisseuren, die dadurch einen Film mit einem Maximum an künstlerischen Freiheit finanziert bekommen konnten. Einer dieser vielfältigen Vertreter ist der Film "The Glamorous Life of Sachiko Hanai", den der preisgekrönte 'Pink Movie'-Regisseur Mituru Meike als abgedrehten, garantiert politisch unkorrekten Anti-Bush-Film inszeniert hat.
Sachiko Hanai (Emi Kuroda) arbeitet als Prostituierte in einem Club, in dem die Kunden ihre sexuellen Vorlieben in bizarren Rollenspielen ausleben können. Als sie nach der Arbeit in einem Café Zeuge eines Mordes wird, schießt ihr der Mörder eine Kugel in den Kopf. Sie überlebt wie durch ein Wunder und bekommt durch Zufall eine kleine Metalldose, hinter der der Killer her ist, zugesteckt.
Nachdem sie ein wenig an der Kopfwunde rumgefummelt hat, schiebt sich die Kugel weiter in ihr Gehirn und sie wird auf der Stelle hochintelligent. Sie stillt ihren plötzlichen Wissensdrang in einer Bibliothek und landet schließlich mit einem Haufen offener Fragen bei dem Professor Saeki, der sie nach einem sexuellen Techtelmechtel - inklusive Diskussion über Noam Chomsky - als Tutorin für ihren Sohn einstellt. Durch ihre Arbeit bei dem Sex-Club weiß sie ja schließlich auch, wie man durch gezielte fleischliche Belohnung den faulsten Schüler zum Streber machen kann.
Unterdessen macht sich der Killer auf die Suche nach ihr, denn die kleine Metalldose beinhaltet etwas sehr Brisantes – nämlich eine identische Kopie des Zeigefingers von George W. Bush, den man nutzen kann, um einen Nuklearkrieg zu starten. Deshalb befindet sich auch bald der Nordkoreanische Geheimdienst auf Sachikos Fersen.
Wie an der Inhaltsangabe wohl unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei "The Glamorous Life of Sachiko Hanai" um einen Sexfilm, der derart abgedreht und unvorhersehbar ist, dass selbst ein Russ Meyer vor Verblüffung sprachlos wäre. In erster Linie ist er aber dennoch ein lupenreiner Sexfilm, in dem es jeder mit jedem treibt – und wenn nicht freiwillig, dann erzwungen. Die hohe Anzahl an Vergewaltigungen dürfte dann aber auch dem einen oder anderen Europäer bitter aufstoßen, der nur die frivol-lockeren Sexfilme aus der Heimat gewohnt ist und noch keine Erfahrung mit 'Pink Movies' hat. In Japan ist es allerdings durchaus keine Seltenheit, dass auch gewalttätige Sexszenen zum Lustgewinn der Zuschauer herangezogen werden. Wer damit schon einmal ein Problem hat, sollte lieber einen weiten Bogen um diesen Film und auch den Großteil anderer japanischer Sexfilm-Produktionen machen.
Alle anderen dürfen sich über den Einfallsreichtum des Regisseurs freuen, der auch die Regeln des Sexfilms auf die Schippe nimmt. So hat Sachikos Kopfverletzung auch zur Folge, dass sie Sinneseindrücke erst sehr viel später, nachdem sie erfolgt sind, wahrnimmt, was zu vielen postkoitalen Orgasmen in den unangebrachtesten Situationen führt. Auch dass in den abgelegensten Gegenden plötzlich ein Bett zu finden ist, wenn es zwischen zwei Charakteren knistert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Und wenn Sachiko dann noch während des Geschlechtsverkehrs mit dem Professor fortwährend den Namen des amerikanischen Linguisten und Amerika-Kritikers Noam Chomsky vor sich hinstöhnt, um den Professor anzutörnen, bleibt kein Auge trocken.
Dabei sind die Sexszenen immer sehr freizügig dargestellt, und zeigen eigentlich immer alles bis auf die Genitalien der Darsteller. Der japanischen Zensur wegen wurde das Zeigen von Schamhaaren nämlich geschickt vermieden. Diese gibt es nur gelegentlich in der erweiterten 90-minütigen Film-Fassung außerhalb Japans zu sehen – in Japan selbst übersteigt ein 'Pink Movie' kaum die Länge von einer Stunde.
Das, was diesen Film aber wirklich zu etwas ganz Besonderem macht, ist seine wahrlich durchgeknallte Story, die ebenso abgedreht in Szene gesetzt ist. Stellvertretend für diese Abgedrehtheit kann die Szene stehen, in der Sachiko herausfindet, was sich in dem Metallkästchen befindet. George W. Bushs Finger, der dabei zum Vorschein kommt, entwickelt nämlich plötzlich ein Eigenleben und macht sich daran, Sachiko an den Schlüpfer zu gehen. Währenddessen kommt aus dem Nichts ein Fernseher ins Bild gerollt, auf dessen Bildschirm das Konterfei des US-Präsidenten zu sehen ist, der, als der Finger im Höschen verschwunden ist, pathetisch kommentiert, dass er sich jetzt auf die Suche nach dem G-Punkt macht. Manchmal sucht halt auch der mächtigste Mann der Welt nach etwas anderem als Massenvernichtungswaffen …
So und ähnlich skurril geht es bei "The Glamorous Life of Sachiko Hanai" eigentlich ständig zu. Dabei ist das Ganze angereichert mit politisch unkorrektem Humor und vielen Seitenhieben auf die US-Außenpolitik, wobei diese aber manchmal auch arg in die Richtung Anti-Amerikanismus im Holzhammer-Stil gehen. Letzen Endes merkt man dem Film aber an, dass es dem in New York lebenden Regisseur nicht nur um Blödsinn geht, sondern dass er wirklich auch ein ernsthaftes Anliegen hat, was aber leider ziemlich untergeht. Eine wirklich ernstzunehmende politische Message im Film unterzubringen, ist ihm daher nicht gelungen.
"The Glamorous Life of Sachiko Hanai" ist ein unglaublich durchgeknallter 'Pink Movie', der mit allen möglichen abstrusen Einfällen zu überraschen weiß. Wie man an der Beschreibung erkennen kann, ist das Ganze wohl nicht 'everybody's cup of tea', aber für Leute, die nach ungewöhnlichen Filmen hungern, sicherlich ein netter Leckerbissen.
- Redakteur:
- Andreas Fecher