Ghost In The Shell - Stand Alone Complex 2nd Gig, Vol. 5
- Regie:
- Kenji Kamiyama
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
24.06.2007 | 09:19Vol. 1
Vol. 2
Vol. 3
Vol. 4
Story
Während eines gewöhnlichen Pokerspiels erzählt Saito von seinem ersten Aufeinandertreffen mit dem Major und der faszinierenden Wirkung, welche die undurchsichtige Dame einst auf ihn gehabt hat. Damals standen sich die beiden als Feinde gegenüber; der Major als Anführerin einer Schutztruppe, Saito indes als Scharfschütze, der ihre Truppen aus einem Hinterhalt dezimierte. Dennoch fanden beide nach einem unausweichlichen Duell zueinander.
Unterdessen forscht die Sektion 9 nach dem Ursprung Kuzes und ermittelt auf Geheiß der Premierministerin weiter im Falle des Flüchtlingsproblems. Dabei entlarven sie den ehemaligen Erschaffer der Tachikomas, der sich mit seinen wissenschaftlichen Geheimnissen in die Staaten absetzen will, und nehmen den Mann, der einzig und allein nach Freiheit strebte, fest. Aber auch die Ermittlungen bezüglich der Ursprünge Kuzes machen Fortschritte. Die Nachforschungen ergeben, dass er einst zur Galionsfigur der Flüchtlinge wurde und sich zur Zeit des letzten großen Krieges für die eingesetzt hat. Danach verschwand er jedoch spurlos – bis zu dem Tag, als er mit den Unabhängigen Elf das Selbstmordattentat inszenierte.
Meine Meinung
Mit Überschreiten der Halbzeit des "Stand Alone Complex, 2nd Gig" widmet sich das Team von LG Productions unter der Regie von Kenji Kamiyama einmal mehr philosophischen Aspekten. Die drei auf "Vol. 5" enthaltenen Episoden lassen die Action weitestgehend zurück und gewähren stattdessen weitere Einblicke in das Seelenleben der einzelnen Protagonisten, wobei die Handlung durch die indirekten Verknüpfungen dessen weiterhin in angemessenem Tempo vorangetrieben wird.
In "Achte auf dein linkes Auge!" erfährt man so zum Beispiel wieder einiges über die Vergangenheit des Majors und ihrer Truppe, erzählt aus der Perspektive des souveränen Spielers Saito, der das Phänomen Motoko in Form eines heroischen Lobgesangs beleuchtet. Ähnlich philosophisch, für den ernsten Inhalt jedoch überraschend witzig schreitet man in "Ein Nachmittag der Maschinen" voran. Hier stehen die Tachikoma im Mittelpunkt des Interesses und analysieren ihre Herkunft und den Ursprung ihrer künstlichen Intelligenz. Der Urheber ihrer Zunft taucht dabei urplötzlich auch aus dem Nichts heraus auf, als er versucht, eine Gasexplosion in seinem Labor als Ablenkungsmanöver für seine Flucht nach Übersee zu inszenieren. Doch die Sektion 9 hat seinen Plan durchschaut und mitsamt ihrer umfassenden Möglichkeiten schnell alles in die Wege geleitet, um ihn zu bremsen. Auch hier zeigt sich die Serie arg emotional, denn schließlich hat der Wissenschaftler ausschließlich aus menschlichen Beweggründen heraus gehandelt. Er wollte Anerkennung und Unabhängigkeit, konnte sie jedoch am bewährten Standort aufgrund der lauernden Gefahren nicht mehr realisieren und sah in der Vertuschung seiner Aktivitäten durch die Flucht den einzigen Ausweg – vergebens.
In "Dort drüben" kommt man dann zur Hauptthematik zurück, indem man die Flüchtlingsproblematik wieder aufgreift und die neuesten Entwicklungen Revue passieren lässt. Forschungen außerhalb haben nähere Informationen über Kuze ergeben und sein Handeln transparenter gemacht. Einst zur Zeit des Vierten Weltkriegs durchforstete seine Einheit inmitten von Schnee und Eis die Landschaft und stieß dabei auf ein Flüchtlingscamp, in dem unschuldige Zivilisten von anderen Teilen der Armee grundlos hingerichtet wurden. Der daraus resultierende Hass wurde durch ein Massaker kompensiert, während dessen seine Einheit die übrigen Soldaten gnadenlos abschlachtete. Dieses weitere Verbrechen an der Menschlichkeit blieb jahrelang den Medien fern, ebenso wie Kuze, der die Bürde des öffentlichen Mords nicht ertragen konnte und ins Exil auswanderte. Dies verdeutlicht seine Sympathie für die Flüchtlinge, nicht jedoch seine radikale Vorgehensweise in der jüngsten Vergangenheit. Doch als rechte Hand von Gouda scheinen ihm alle Mittel recht.
"Ghost In The Shell – Stand Alone Complex" bleibt weiterhin ein sich ständig wandelndes Chamäleon, welches sich zwischen rasanter Action, Emotionalität, übergreifender Intelligenz, brisanten Wendungen und tiefgreifender Philosophie stetig hin und her windet. Auch die fünfte DVD mit den Episoden 14-16 dokumentiert eindrucksvoll, mit welchen großen Ambitionen die Entwickler an dieses Projekt herangegangen sind und wie souverän sie diese komplexe Story umgesetzt haben. So sind selbst kleine Auszeiten vom Hauptstrang, hier aufgeworfen in Teilen der beiden ersten Folgen, absolut kein Problem und wirken nach den lebendigen Momenten der vorherigen DVD sogar sehr beruhigend. Dass solche Ableitungen jedoch generell erst möglich sind, zeigt, wie mächtig die Serie tatsächlich ist. Alles ist erlaubt, und doch bleibt die Abfolge der Dinge stimmig. Was aber noch weitaus überwältigender ist: Man glaubt nach wie vor, dass man gerade erst am Anfang eines monströsen Gesamtkonstrukts ist, weil sich die Spannung bis dato immer hat um einige erhebliche Nuancen steigern lassen. Gefesselt von den begeisternden Momenten, die auch der fünfte Silberling offenbart, sehne ich nun schon die Fortsetzung herbei und stimme ein weiteres Mal zu, dass Kamiyamas aktuelles Projekt die Krone der Anime-Schöpfung ist.
http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs_gruppe=10217
- Redakteur:
- Björn Backes