Myötätuulirock - Vantaa

24.06.2007 | 14:03

16.06.2007, Hakunila

Sonntag, 17.06.

Da wacht man auf und freut sich auf einen weiteren sonnigen Festival-Tag, doch durch das Fenster erblickt man leider keinen strahlend blauen Himmel, sondern ein paar dicke Wolken. Na ja, was soll's, man ist schließlich nicht aus Zucker, und so geht es zum zweiten, diesmal sehr poppig angehauchten Tag des Myötätuulirocks.

CARMEN GRAY

Wieder sind wir ein kleines bisschen zu spät, um die erste Band vollständig zu sehen. Dabei werden CARMEN GRAY doch gerade als The Next Big Thing aus Finnland gehandelt. Und tatsächlich, soweit man das von drei Songs beurteilen kann, haben die Jungs alles, was man braucht, um erfolgreich zu werden: eingängige Songs in Richtung HIM, NEGATIVE und Konsorten, ein sympathisches Auftreten und einen Teenie-Augen-kompatiblen Sänger, der außerdem noch über eine kraftvolle Stimme verfügt. Nicht schlecht.

PEER GÜNT

Etwas fehl am Platze sind allerdings PEER GÜNT, eine finnische Rock-Pop-Combo, die ihre besten Zeiten in den Achtzigern hatte. Auch heutzutage haben sie noch viele Fans - leider bloß nicht auf diesem Festival, das mit dem heutigen Line-up eher an jüngere Besucher appelliert. Erschreckend leer ist es daher vor der Bühne, als die alten Haudegen ihr Repertoire zum Besten geben. Better luck next time!

PRIVATE LINE

PRIVATE LINE haben bereits schon jetzt einen Platz im Myötätuulirock-Buch der Rekorde sicher, denn sie spielen zum vierten Mal hintereinander auf besagtem Festival. Man fühlt sich also heimisch, das wird auch während des Gigs deutlich, der gelassen, aber doch professionell rüberkommt. Mädchen kreischen hauptsächlich nach dem aufgebratzen Gitarristen Jack, der wohl auch einen Ehrenplatz im Poser-Buch verdient hätte. Die Setlist bildet eine gute Mischung aus den beiden Alben, und neuen Songs wie 'Sound Advice' wird ebenso gehuldigt wie älteren Liedern (zum Beispiel 'Already Dead').

AGNES

Zwar nicht als Gewinner der "Idols"-Casting-Show hervorgegangen, hat es die in Finnland lebende Polin AGNES trotzdem zu Erfolg gebracht. Leider fängt es pünktlich zu ihrem Set an zu regnen, so dass sich viele Besucher lieber einen Schutz zum Unterstellen suchen, als dem Konzert beizuwohnen. Schade, denn AGNES ist in Topform, fegt wie ein Wirbelwind im Gothic-Outfit über die Bühne und präsentiert Gothic-Rock-Lieder ihres Debütalbums "When The Night Falls". Sie symathisiert mit den nassen Zuschauern und begibt sich selbst in den Graben, um Hände zu schütteln und Kinderaugen strahlen zu lassen. Als kleines Extra präsentiert sie außerdem zwei Coverversionen: zum einen 'Mama I'm Coming Home' von Altmeister OZZY, den sie vor kurzen live sah, zum anderen eine Ballade ihrer Lieblingsband SONATA ARCTICA: 'Tallulah'.

BLEAK

Auch BLEAK haben kein Glück mit dem Wetter, denn während sie auf der Bühne stehen, wird der Regen sogar noch stärker. Trotzdem geben sie ihr Bestes, dem Publikum ihre Rock-Pop-Kompositionen nahezubringen. Ob es klappt? Keine Ahnung, denn wie so viele andere suche ich mir Schutz, etwas zu essen und Bier. BLEAK klingen aber jedenfalls vielversprechend, und wer durch die wunderschöne Ballade 'Fate' aus dem Kinofilm "Jade Soturi" nicht auftaut, der hat den Regen wirklich verdient.

VON HERTZEN BROTHERS

Die wohl experimentellste Band des Festivals ist mit den VON HERTZEN BROTHERS gefunden. Wirklich bestehend aus Brüdern und zwei weiteren Mitstreitern bekommt man hier eine Mischung aus Indie und Alternative mit einer sehr eigenwilligen Stimme zu hören. Definitiv etwas Anderes als die ganzen straighten Rock-Bands des Tages, aber sehr schön (ganz besonders der Song 'Kiss A Wish').

TIMO RAUTIAINEN

Weiterhin ohne sein TRIO NISKALAUKAUS unterwegs wandelt TIMO RAUTIAINEN auf Solo-Pfaden und hat diesmal nicht nur das zweite Album des Projekts, sondern auch ein etwas verändertes Line-up im Gepäck. Eröffnet wird mit der aktuellen Single 'Outolintu', die das Publikum auf seine Seite zieht. Auch der Regen zeigt sich gnädig und verzieht sich, so dass man das Set des großen Bären mit der warmen Stimme unbeschwert genießen kann. Auch Lieder der ersten Platte wie 'Punainen Viiva' und 'Meille Niin Rakas' dürfen natürlich nicht fehlen, und so sind Band und Publikum abschließend gleichermaßen zufrieden.

APULANTA

Der heimliche Headliner des Abends dürfte für viele wohl APULANTA sein, denn das Trio, das seine punkrockigen Lieder auf Finnisch vorträgt, hat eine Unmenge von Fans, von denen es viele dieses Wochenende auch nach Hakunila geschafft haben, um ihre Lieblinge zu unterstützen. Mit einer ansteckenden Energie wird hier von Anfang bis Ende durchgerockt. Ein Radiohit reiht sich an den nächsten, und trotzdem müssen einige ausgelassen werden, ist die Spielzeit doch einfach zu kurz. Zufrieden dürften die Fans trotzdem sein, denn obwohl es keine großen Überraschungen gibt (und leider auch keine Zombie-Bühnenshow wie ein paar Jahre zuvor), so gehört die Medaille für die besten Stimmungsmacher definitiv APULANTA.

NEGATIVE

Als krönender Abschluss dürfen die bereits seit Mittag warteten Mädels endlich ihre Stimmbänder aktivieren und hemmungslos loslegen, als NEGATIVE die Bühne betreten. Und sie werden nicht enttäuscht: Jonne, Sir Christus und der Rest der Band legen eine nette Show hin, die Songs aller Alben beinhaltet. 'Fading Yourself' und die Single 'Planet Of The Song' fügen sich nahtlos zwischen alte Hits wie 'After All' und natürlich 'The Moment Of Our Love' ein. Auch zu 'In My Heaven' und 'Frozen To Lose It All' wird mächtig abgefeiert, und als die Tampere-Jungs nach zwei Zugaben die Bühne verlassen und das Festival nun endgültig aus ist, sieht man überall nur zufriendene Gesichter.

Trotz des Wettereinbruchs sind auch wir durchaus glücklich mit den zwei Tagen, der Organisation und dem Publikum. Es zeigt sich mal wieder, dass es nicht unnötiger Krawalle bedarf, um Stimmung aufkommen zu lassen. Finnland hat wieder einmal gezeigt, dass dort ein Haufen guter Acts zu Hause ist. Und während die Aufräumarbeiten in Hakunila noch in vollem Gange sind, freut man sich bereits auf das nächste Jahr.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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