Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen

28.08.2003 | 08:17

11.07.2003,

Da man als Hamburger PARAGON alle Nase lang sehen kann und wir nach dem grandiosen Gig der Vorgänger ein kühles Nass benötigten, beschränkten wir uns darauf, die Lokalmatadoren nur auszugsweise zu begutachten. Wie zu erwarten war, ging bei den Jungs mächtig die Post ab und auch die von weit her angereisten Freaks spendeten dem sympathischen Fünfer mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Irgendwie ist PARAGON der Spagat zwischen Erfolg auf breiterer Ebene und gleichzeitiger Akzeptanz der Underground-Metal-Polizei gelungen. Daumen hoch!

Ab 20 Uhr standen nur noch hochkarätige Kapellen auf dem Programm, sodass wir uns wieder ein Plätzchen weiter vorne suchten. Nach SKANNERS und THUNDER STORM sollte uns nun mit den oberkultigen DOOMSWORD eine weitere Italo Combo das Fürchten lehren. Und noch bevor die ersten Akkorde erklangen, verzückte uns Fronter Deathmaster mit dem acappella Intro von 'Sacred Metal'. Heiliger Bimmbamm, was für eine Stimme! Klingt der gute Mann auf den Silberlingen schon recht gewaltig, so fasziniert sein mächtiges Organ in realster Realität um ein Vielfaches. Das nenne ich Pathos, Hingabe und Einfühlungsvermögen. Vergesst bitte alle Eric Adams! In Wahrheit lebt der Metal in diesem kauzigen Südländer mit Wikinger-Outfit. Von Beginn an tobte die Menge und man merkte den Akteuren an, wie viel Spaß sie an der Sache hatten. Die Soundprobleme der beiden Alben konnte ich im überragenden Livesound nicht wiederfinden und so mutierten großartige Nummern wie 'Onward Into Battle' zu Hymnen, die aus einigen hundert Kehlen wiederholt wurden. DOOMSWORD gelang es, die extrem hohen Erwartungen zu übertreffen und werden nach diesem Auftritt sicherlich noch um ein paar Grad in ihrem Status gewachsen sein. Was bei anderen True-Metal-Bands peinlich und aufgesetzt erscheint, kommt hier völlig glaubhaft `rüber. Und bei der Optik passen sogar die selbst auferlegten Synonyme – Deathmaster, The Forger, Guardian Angel II, Dark Omen und Wrathlord – wie die berühmte Faust aufs Auge. Egal, wie ich es drehe und wende: Dieser Auftritt war RIESENGROß!
SETLIST:
Sacred Metal
For those who died with sword in hand
MCXIX
Onward into battle
Return to Imrryr
Shores of Vinland
Warbringers
Odin's Hail
The DoomSword

Klar, dass es die folgendenTRESPASS schwer haben würden, das Stimmungsbarometer auf der gleichen Ebene zu halten. Allerdings muss ich sagen, dass die NWOBHM-Recken eine sehr gute Figur abgaben, auch wenn Original Drummer Paul Sutcliffe aus mir unbekannten Gründen nicht mehr mit an Bord war. Immerhin waren mit seinem Bruder Mark und Dave Crawte noch zwei Mitglieder der alten Besetzung zu hören. Der Vierer überzeugte die Audience mit einem gepflegten Querschnitt ihres Repertoires. So knallten sie uns neben knackigen Rockern wie 'Live It Up' oder 'Money' auch längere Klassiker à la 'Lightsmith' um die Ohren. Ich fand es erstaunlich, wie viele Fans dieser Band es immer noch zu geben scheint oder wie effektiv diese relativ simplen Songs, die ja größtenteils 15 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, auf neue Hörer wirken. Egal, wie man es betrachtet, TRESPASS versprühten Spielfreude und wirkten absolut nicht eingestaubt. Spätestens bei ihren heimlichen Hits 'Man And Machine' und 'One Of These Days' hatten sie dann komplett gewonnen. Ein sehr gelungener Auftritt einer ganz und gar nicht in die Jahre gekommenen Kapelle.

Redakteur:
Holger Andrae

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