Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen

28.08.2003 | 08:17

11.07.2003,

Auf den nächsten Act war wohl nicht nur ich ziemlich gespannt. KILLER, die belgische Antwort auf MOTÖRHEAD, die in den 80-ern mit gutklassigen Alben der Marke "Shock Waves" und "Ready For Hell" für Aufsehen sorgten, haben sich um den damaligen Sänger und Gitarristen Shorty reformiert und bei Mausoleum Records auch bereits eine neue Platte veröffentlicht. Diese war mir bis dahin nicht bekannt, sodass ich nicht wenig irritiert auf die Bühne glotzte, weil dort als vierter Musiker auch noch ein Keyboarder auftauchte. Und es kam, wie es kommen musste: Anstatt die anwesenden, hungrigen Freaks, von denen sicherlich nicht wenige im Besitz der Frühwerke waren, mit alten Perlen zu erfreuen, quälten sie das Publikum mit vorwiegend neuen Songs, die allesamt langweilig und uninspiriert klangen. Spätestens beim ultralangen 'In The Land Of The Pharaoh' verzogen wir uns verärgert gen Getränkestand. Im Hintergrund durften wir dann noch Zeuge eines völlig überflüssigen Gitarrensolos des kleinen Frontmannes werden, bevor die Truppe mit einem Medley der Titelsongs ihrer alten Alben dann sogar noch mal etwas Stimmung erzeugen konnten. Hmpf.

Etwas genervt haben wir uns dann ein wenig die Beine vertreten und somit einen nicht unerheblichen Teil des SKANNERS-Auftritts verpasst. Genaugenommen haben wir ihn nur optisch verpasst, denn ein weiterer Pluspunkt dieses kultigen Festivals ist die überschaubare Geländegröße, die es zulässt, dass man weithin die Bands gut hören kann. Als wir dann nach halber Auftrittszeit Richtung Bühne schlenderten, boten sich uns relativ gelichtete Reihen im Publikum. Den Italienern schien das nichts auszumachen, denn sie spielten sich förmlich den Arsch ab. Der völlig überdrehte Sänger ging mir mit seinem Posing zwar nach einiger Zeit etwas auf den Senkel, aber musikalisch verstanden SKANNERS zu überzeugen. Handwerklich gut, aber halt nichts Besonderes.

Da der Abend noch lang zu werden versprach und diverse Highlights noch ausstanden, verzichteten wir auf FINAL BREATH, die mit ihrem ziemlich derben Sound auf zwiespältige Resonanzen stießen. Das dürfte allerdings auch für die Band selbst keine allzu große Überraschung gewesen sein, da sie mit ihrem Death-Metal-Sound nicht so recht in das restliche Programm des Festivals zu passen schienen. Wie uns hinterher berichtet wurde, feierten anwesende Freunde dieser Stilistik FINAL BREATH aber mächtig ab.

Mit den im Anschluss spielenden THUNDER STORM betrat nun eine Formation die Bühne, auf die ich mich ganz besonders gefreut hatte. Ihre beiden Werke "Sad Symphony" und "Witchhunter Tales" zählen für mich zu den besten Doom-Metal-Veröffentlichungen der letzten Jahre. Außerdem hatte ich schon wahre Wunderdinge über ihren Auftritt beim diesjährigen Doom-Shall-Rise-Festival vernommen. Und mit dieser Erwartungshaltung stand ich offensichtlich nicht ganz alleine da, denn der Platz vor der Bühne füllte sich wieder.
Wie schon CANDLEMASS bereits sehr deutlich unter Beweis stellten, widerlegten auch THUNDER STORM die These, dass schwerfälliger Doom-Metal bei strahlendem Sonnenschein nicht funktionieren könne. Das Trio erzeugte mit knusprigem Sound und extrem hoher Agilität auf der Bühne bei allen Anwesenden euphorische Bangerorgien. Die melodischen und zugleich in höchstem Maße mitreißenden Songs der Italiener, die natürlich stilecht komplett in Schwarz gekleidet auftraten, versprühten einfach ein unglaubliches Flair von Romantik, Kraft und Freude. Vor allem das Stage-Acting des Drummers, der mich nicht selten an das Animal aus der Muppet Show erinnerte, war unglaublich unterhaltsam und amüsant. Die drei Schwermütigen boten ein Spektrum aus ihren beiden Alben, wobei mich in erster Linie der Überflieger 'Time' in völlige Verzückung versetzte. Hatte nur ich den Eindruck, dass der Auftritt etwas kurz war?

Redakteur:
Holger Andrae

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