letzte Exorzismus, Der (Blu-ray)
- Regie:
- Stamm, Daniel
- Jahr:
- 2010
- Genre:
- Horror
- Land:
- Frankreich / USA
- Originaltitel:
- The Last Exorcism
1 Review(s)
18.07.2011 | 14:43Die Tatsache, dass Eli Roth als ausführender Produzent an der Erstellung von Daniel Stamms Horror-beladenem Psycho-Thriller "Der letzte Exorzismus" beteiligt war, verlieh dem Film im vergangenen Jahr zumindest unter Liebhabern des Genres wachsende Aufmerksamkeit. Allerdings ist der vor allem im Independent-Kino vorgeführte Streifen alles andere als jener Blutrausch, den Roth für seinen polarisierenden Klassiker "Hostel" bevorzugte. Stattdessen zählen in "Der letzte Exorzismus" andere Werte und Qualitäten. Doch kann Stamm seinem namhaften Kollegen damit wirklich Paroli bieten?
Story:
Reverend Cotton Marcus hat sein gesamtes Leben der Kirche gewidmet. Bereits als Kind war er von den Predigten in seiner Pfarrei angezogen und beschloss eines Tages, selber der Religion zu dienen und als Priester aktiv zu werden. Unterdessen hat er sich durch die Vollstreckung von Exorzismen auch überregional einen Namen gemacht und ferner auch seinen Geldbeutel gefüllt. Allerdings möchte er diesen Teil seines Wirkens nun in die Vergangenheit verbannen. Marcus hat erfahren, dass bei vergleichbaren Praktiken Menschen ums Leben gekommen sind - und da er einen Exorzismus letzten Endes selber für eine abergläubische Spinnerei hält, ist der Ausstieg aus dem Metier der nächste geplante Schritt.
Doch Marcus verfolgt noch größere Pläne; er will der Welt beweisen, dass das Handeln von Exorzisten eine betrügerische Variante ist, den Leuten das hart verdiente Geld aus der Tasche zu ziehen. Bei einem letzten Akt will er mithilfe einer Kamera dokumentieren, dass letzten Endes alles an den Haaren herbeigezogen ist. Als ihn das Angebot des Farmers Louis Sweetzer ereilt, seine Tochter von einem Dämonen zu befreien, zögert der Reverend keine Sekunde. Schnell erfährt er, dass die junge Nell lediglich ein Opfer ihrer strengen Erziehung ist, ddie zudem durch den Tod ihrer Mutter beeinträchtigt wurde. In einer intensiven Sitzung mimt er den Befreier und entlässt das Mädchen schließlich in die Freiheit. Doch kurz darauf zeigt Nell völlig absonderliche Verhaltensweisen, die selbst den rationalen Menschen in Marcus mit Zweifeln belegen. Was genau ist mit der jungen Nell geschehen?
Persönlicher Eindruck:
Daniel Stamm verfolgt in seinem aktuellsten Streifen einen wahrhaft sonderbaren Ansatz für eine Produktion, die offenkundig dem Horror-Segment zuzuordnen ist, dort aber über weite Strecken der Darstellung eigentlich gar keinen Platz findet. In mehreren, fast schon dokumentarischen Sequenzen erläutert er das Schaffen des Reverends, begründet seine Zweifel und verwandelt das erste Viertel von "Der letzte Exorzismus" zu einer Art Interview-Marathon, der zum Spannungsaufbau der Geschichte nicht sonderlich viel beiträgt. Dies wird dadurch noch untermalt, dass die Kameraführung bewusst amateurhaft gewählt wird und somit der Grundtenor des Streifens noch überhaupt nicht in den Fokus rückt. Lediglich die Motivation des Protagonisten bzw. dessen Person wird hier näher analysiert, sodass der Zugang zu Cotton Marcus, sofern überhaupt notwendig, hier merklich erleichtert wird.
Erst zur Halbzeit nimmt die Geschichte dann halbwegs Fahrt auf; Marcus reist in das ländliche Louisiana, wo schließlich auch viele Klischees des provinzialen Südens der Staaten aufgefahren werden: Teils hinterwäldlerische Einstellungen, religiöse Ausrichtung bis hin zum katholischen Fanatismus, rückständige Lebensweisen, etc. - wer jemals von den entsprechenden Vorurteilen gehört hat, soll sie hier noch einmal bestätigt bekommen. Allerdings scheint dies auch notwendig, um die Kontrastmalerien, die "Der letzte Exorzismus" später betreibt, noch gewaltiger hervorzuheben.
Erst einmal geschieht jedoch alles schleppend und in logischem, nachvollziehbarem Tempo. Der Reverend lernt sein vermeintlich letztes Schäfchen kennen, versetzt sich in dessen Position und spricht die Wunderheilung durch die bekannten Praktiken. Derweil verraten weitere Interviewsequenzen, mit welchen Tricks er arbeitet, um den Exorzismus als realistisches Event aufleben zu lassen - und schon wieder geht die Luft raus, weil man sich nicht wirklich auf die Story einlassen kann. Dass kurz darauf mit einer deutlichen Forcierung der Erzählgeschwindigkeit gearbeitet wird, scheint in diesem Sinne auch kaum fassbar, verleiht dem Streifen aber dann auch eine besondere Note, die wiederum nach den ermüdenden ersten 50 Minuten durchaus notwendig war, um die Produktion vor dem Abrutschen in den absoluten Durchschnitt zu bewahren. Plötzlich zeigt die zunächst Geheilte Anzeichen von innerer Getriebenheit, verändert ihr Wesen vollständig un weist all die Symptome auf, die der Heilsbringer vor Stunden noch für ein Produkt der fanatischsten Phantasien gehalten hatte - und mit einem Mal verändert sich der Charakter des Films total und kaschiert Stück für Stück die Enttäuschungen, die der Zuseher bis dahin ertragen musste.
Man kann über die Herangehensweise von Daniel Stamm nun weitläufig diskutieren, Fakt ist allerdings, dass der unkonventionelle Ansatz schon sehr speziell ist und das Genre letzten Endes auch in gewisser Weise bereichert. Zwar wünscht man sich zu Beginn ab und zu etwas mehr Aufregung, da de facto fast gar nichts passiert, doch dieser Wurf ins kalte Wasser hat durchaus seinen Reiz und wird auch mit einem sehr ansprechenden, dann auch überraschend spannenden Finale belohnt. Erforderlich ist lediglich eine Menge Geduld, da man viele dröge Passagen über sich ergehen lassen muss, bevor "Der letzte Exorzismus" endlich das auffährt, was man sich von diesem stellenweise hochgelobten Streifen versprochen hat. Doch wie gesagt: So viele Schwächen die Story auch in der ersten Phase aufweist, umso lohnenswerter ist schließlich der packende, atmosphärisch auch sehr gut inszenierte Schlussteil.
Fazit:
"Der letzte Exorzismus" ist ein außergewöhnlicher Horror-Film, der viele Elemente aus dem Psycho-Thriller-Genre adaptiert und auch gezielt zum Spannungsaufbau einsetzt, bevor dann die eigentlich erwarteten Inhalte zum Zuge kommen. Allerdings braucht es eine ganze Weile, bis der Kern des Streifens sich öffnet und man auch von der Story gepackt wird. Insgesamt lohnt sich die Produktion von Neuling Daniel Stamm aber dennoch, zumal die Endsequenzen für viel Verpasstes entschädigen!
Die Blu-ray:
Über die Aufarbeitung gibt es kaum Kritisches zu berichten. Das Bild wirkt partiell ein bisschen körnig, durch die sehr gelassene Art der Kameraführung und die hierbei auch manchmal passende Erzählatmosphäre sind die geringen Schwimmer aber durchaus akzeptabel. Der Ton wiederum offenbart keine Schwächen, wird aber aufgrund der hohen Dialoglastigkeit des Films auch nur selten auf den Prüfstand gebracht.
Beim Bonusmaterial darf man sich schließlich über einige Specials freuen. Neben obligatorischen Menüs wie dem Trailer und Interviews mit der Crew gibt es ein ausführliches Making Of, verschiedene Audiokommentare, ein Beitrag zum Filmfestival in Cannes sowie eine besondere Einführung von Kultfigur Eli Roth.
Technische Daten:
Studio: Kinowelt
EAN: 4006680051383
FSK 18
Bildformat: Widescreen (1.78:1 - anamorph)
Ton: DTS HD Master Audio 5.1 (Deutsch und Englisch)
Untertitel: Deutsch
Extras:
- Making of
- Audiokommentar von Daniel Stamm und den Schauspielern Ashley Bell, Patrick Fabian und Louis Herthum
- Audiokommentar von den Produzenten Eli Roth, Eric Newman und Tom Bliss
- Einführung zum Film von Eli Roth
- Interaktiver Bereich
- Interview mit Daniel Stamm und Patrick Fabian
- Interview mit Eli Roth und Ashley Bell
- Redakteur:
- Björn Backes