ØLTEN - Ølten
Mehr über Ølten
- Genre:
- Instrumental Post Rock / Sludge / Progressive
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Hummus Records/Divison Records
- Release:
- 01.06.2013
- Péplum
- Kàpoé
- Tallülar
- Blöm
Lärm, eiskalt serviert
Lust auf unbeschwerten Party-Metal? Eine Runde gepflegtes Headbangen gefällig? Sorry, dann geht’s an dieser Stelle nicht weiter. Karge Lärmwände, grau-weiße Farbtöne, das ungeschönte Grauen, verkleidet in ein rohes, postmetallisches Soundgewand – all das bietet ØLTEN, ein Instrumentaltrio aus der Schweiz, das sich auf Pfaden von ISIS und LONG DISTANCE CALLING bewegt, dabei aber mitunter deutlich frostiger, bizarrer und unbequemer vom westlichen Juramassiv, beziehungsweise aus den Lautsprechern dröhnt. Einmal ans Ende der Welt, und zwar ohne Rückfahrschein.
Eine knappe halbe Stunde entführen uns die Eidgenossen in eine furchterregende Welt: Surrende, gedehnt verzerrte Gitarren wabern zu Beginn von 'Péplum' wie schemenhafte Lichtstrahlen in bleiernem Gebirgsnebel, beschwören eine bedrohliche Atmosphäre herauf, ehe erstmalig eine verlorene Melodie und rudimentäre Trommelschläge im Zwielicht auftauchen. Von Harmonie keine Spur; dissonante, grobe Akkorde vertreiben jegliche Hoffnung; gnadenlos malmende Bässe gemahnen an die Bedrohungen, die in der Dunkelheit lauern. Schleppender Sludge trifft auf Noise im ursprünglichsten Wortsinn; feste Strukturen sucht der Hörer ebenso vergeblich wie eingängige Melodien. "Ølten", die gleichnamige Debüt-EP der Schweizer, watet in tiefdunklen Post Rock-Schluchten, wie der Soundtrack einer dystopischen Zukunftsvision. Und irgendwie passt dieses scheinbar leblose Klanggewand zu der Herkunft der drei Musiker, die mit dem Cover von "Ølten", welches eine Bergsteigergruppe auf einem Gletscher vor einem Gebirgsmassiv zeigt, ja eindeutig die Inspirationsquelle ihres Erstlings bebildern.
Von 'Péplum' geht es weiter zu 'Kàpoé' (wer mir die Bedeutung dieser skandinavisch anmutenden Songtitel erläutern kann, erhält eine Flasche tiefgekühlten Unicum), an der musikalischen Rezeptur ändert sich allerdings nichts: Messerscharfe Riffmassive treffen auf träge Schlagzeuggrooves, getragen von wüst verzerrten Bassgitarren. 'Kàpoé' bietet sogar noch weniger Halt als der Opener; geradezu schmerzhaft dröhnt diese Ausgeburt an Unbarmherzigkeit von allen Seiten, erdrückend, atemberaubend. Mit 'Tallülar' folgt zumindest vorübergehend eine kurze Verschnaufpause: Klare, wenn auch freudlose Gitarrenklänge erleuchten den folgenden, scheinbar zugänglichen Pfad, ehe scharfe Eis- und Felskanten in Form eines schleppenden, misstönenden Sludge-Marsches auch hier jegliche Hoffnung auf eine unbeschwerte Etappe vertreiben. Bei 'Blöm' ist der erschöpfte und desillusionierte Reisende schließlich an seinem Ziel angelangt, doch anstelle der erhoffte Rettung findet er nur verlassene Gemäuer und leere Vorratskammern vor. Resignation, angesichts der ausweglosen Situation und des bitteren Schicksals macht sich breit. 'Blöm' ist die nach musikalischen Gesichtspunkten zugänglichste Nummer auf "Ølten", aber nicht minder hoffnungslos und frostig wie die anderen Tracks.
Keineswegs zu komplex, aber aufgrund der bitterkalten, schmerzhaft bedrückenden Atmosphäre ist "Ølten" alles andere als leichte Kost. Post Rock/Sludge-Anhänger dürften mit ØLTEN einen neuen Geheimtipp für sich entdeckt haben. Alle anderen können ja mal ein Ohr riskieren, auf die Gefahr hin, dass ihnen das Blut in den Adern gefriert.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause