YAKUZA - Way Of The Dead
Mehr über Yakuza
- Genre:
- Jazzcore
- Label:
- Century Media
- Release:
- 27.01.2003
- Vergasso
- Miami Device
- Yama
- Signa 2.42
- T.M.S.
- Chicago Typewriter
- Obscurity
- 01000011110011
Von “Örfz?“ über “Hnngrr!“ bis hin zu “Pffrzz...“ reichten meine Antworten auf die Frage, was für Musik die Chicagoer von YAKUZA denn fabrizieren.
Nun ist es nicht wirklich so, dass das Quartett übermäßig extrem zu Werke geht – die frickelige Überschall-Jazz-Grincore-Ecke um Bands wie den DILLINGER ESCAPE PLAN, VIRULENCE oder CEPHALIC CARNAGE wird nur leicht gestreift – oder dass “Way Of The Dead“ überirdisch anders klingt, als das, was man im Normalfall zu Ohren bekommt.
YAKUZA machen auf mich den Eindruck eines riesigen Mixers, der fröhlich sämtliche stilistischen Einflüsse der letzten Jahrzehnte zu etwas verdammt Originellem verquirlt, zu einer Mischung, die selbst gestandene Musiker ordentlich verblüffen sollte.
Die Einflüsse reichen dabei vom Alternative Rock der Marke FAITH NO MORE und TOOL bis hin zu extremen Kapellen wie NEUROSIS, NAPALM DEATH und MESHUGGAH, die Band vereint die Melodie- und Harmonieverliebtheit der erstgenannten Acts mit den Dissonanzen, der Brutalität und vereinzelten Kakophonie-Ausbrüchen, für die letztere Truppen recht bekannt sind.
Ganz nebenbei sind die vier Jungs auch noch große Jazz-Freaks, und so lassen sich sogar Einflüsse aus der innovativen (Free-)Jazz-Nische rund um Miles Davis und John Coltrane ausmachen. Damit jedoch noch nicht genug – auch atmosphärischer, wabernder Post-Rock der Marke RADIOHEAD hat es YAKUZA ganz offensichtlich angetan.
Auf “Way Of The Dead“ gibt es keine stilistischen Grenzen, keine Beschränkung für die musikalische Individualität jedes Bandmitglieds und ein offenes Ende in Sachen Experimentierfreudigkeit.
Alleine für die Tatsache, dass Songs wie “Miami Device“ (geniale Voice Box-Vocals) oder “Obscurity“ (wildert freigiebig in Free-Jazz-Gefilden; großartige Saxophon-Soli) trotz sehr großzügig betriebenem Stil-Mischmasch geradezu eingängig und mitreißend aus den Boxen tönen, gebührt YAKUZA Respekt en masse.
Für das verdammt hohe technische Niveau sogar noch mehr. Und für die Kaltschnäuzigkeit und Unbekümmertheit, mit der hier momentane Trends mit einem Augenzwinkern abgetan werden, was zu einem unverschämt hohen Grad an Eigenständigkeit und Innovationstalent führt, fühle ich mich fast versucht, der Band einen eigenen Altar zu errichten.
Wer es schafft, aus einem Grindcore-lastigen Stück “Lärm“, das beim ersten Hören auch noch verdammt unkoordiniert wirkt (die Polyrhythmik lässt grüßen), sogar eine Art Hit zu fabrizieren, der ist einfach gut. Richtig gut.
Leider gibt es auch einige Kritikpunkte, so ist der Gesamtsound der Platte für meinen Geschmack ein wenig zu matschig und undifferenziert ausgefallen, die kleinen musikalischen Kabinettstückchen an sämtlichen Instrumenten sind teilweise leider nur zu erahnen. Auch mit dem abschließenden Instrumental “01000011110011“, das es auf stolze 43 (!) Minuten bringt, ist man eindeutig ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Klingt zwar nett nach einer Mischung aus MASSIVE ATTACK und PORTISHEAD samt einiger netter Soundspielereien, ist aber einfach viel zu lang und dank der Tatsache, dass sich die einzelnen Parts ständig wiederholen auch recht langweilig auf Dauer. Allerdings kann man dem Stück eine absolute Empfehlung für den nächsten Urlaub in Holland ausstellen.
Kurzum: “Way Of The Dead“ ist eine Scheibe für alle aufgeschlossenen und Experimenten nicht abgeneigten Leute, wer alleine schon bei dem Gedanken an musikalische Vielfalt einen Ausschlag bekommt, der lässt hier tunlichst die Finger von. Mit ein wenig Glück könnten YAKUZA sogar in der Nu Metal-Szene Fuß fassen, abgedreht genug ist die Chose allemal. Kapiert dort zwar keiner, aber den Erfolg würde ich der Truppe von Herzen gönnen.
Anspieltipps: Miami Device, T.M.S., Obscurity
- Redakteur:
- Rouven Dorn